13. bis 16. Juni Akrata Beach & Vouraikos SchluchtDie Campingwirtin hatte uns gewarnt, dass es zum Wochenende voll werden würde, da dann in Griechenland Pfingsten ist. Zwar rechnet die griechisch-orthodoxe Kirche Ostern, Pfingsten und so weiter nach den gleichen Regeln aus, allerdings auf Grundlage eines älteren Kalenders. Deshalb unterscheiden sich die Feiertage oft von unseren. Wir haben darum eine Reservierungsanfrage an den nächsten Campingplatz gestellt, besonders da er laut Campingführer nur um die 20 Touristenstellplätze hat. Leider haben wir keine Antwort bekommen, aber versuchen wollen wir es trotzdem.
Das erste Stück fahren wir die Küstenstraße entlang nach Westen. Ist aber recht nervig, darum wechseln wir doch auf die Autobahn. Gegen Mittag sind wir dann beim
Akrata Beach Camping und tatsächlich haben sie einen Platz für uns reserviert. Die Anlage ist größer als gedacht, es gibt einige Dauercamper hier; schön angelegt mit nettem Restaurant, da sehen wir doch drüber weg, dass es nur einen Kiesstrand gibt.
Ausgesucht hatte ich den Platz, weil er so ziemlich der einzige ist, der günstig für unseren Ausflug in die Vouraikos Schlucht liegt. Mit dem Roller bewältigen wir die 14 Kilometer bis zum nächsten Städtchen Diakofto spielend und dort startet der Trainose Zug ins Gebirge nach Kalavrita.
Die Zugstrecke gibt es seit 1896. Sie gilt wegen des schwer zugänglichen Geländes und des zu bewältigenden Höhenunterschieds von 750 m auf 22 km Strecke als technische Meisterleistung. Die Gleise folgen der Schlucht des Flusses Vouraikos, es gibt etliche Tunnel und Brücken. Damit kleine und wendige Eisenbahnwaggons eingesetzt werden konnten, hat die Trasse eine schmale Spurbreite; an steilen Stellen wird ein Zahnradantrieb zur Unterstützungg eingesetzt. Lange war der Zug die einzige Verbindung zwischen dem Gebirgsort und der Küste, heute fahren hauptsächlich Touristen damit. Wir starten um 11.30 Uhr. Karten hatte ich online reserviert, was auch gut war, denn der Zug ist voll.
Kein Nostalgiezug, sondern moderne Waggons; zum Glück klimatisiert, denn es ist ganz schön knuffig draußen.
Die Felswände der Schlucht liegen mal enger an der Trasse, mal weiter weg. Ersteres ist schwierig zu fotografieren, besonders weil man die Fenster nicht öffnen soll. Ansonsten erinnert mich die Szenerie ein wenig an die Eisenbahnfahrt von Durango nach Silverton.
Hin und wieder bekommen wir auch etwas vom Flüsschen Vouraikos zu sehen.
Einen Zwischenstopp gibt es am Bahnhöfchen Kato Zachlouro. Von dort aus könnte man das Felsenkloster Mega Spilaeon besichtigen. Außerdem steigen hier einige Leute aus, die die Schlucht erwandern möchten. Es sind etwa 14 km und 666 Höhenmeter bergab zurück nach Diakofto; der Weg folgt den Bahngleisen bzw. läuft man meist auf denselben. Wanderer sollten also den Zugfahrplan im Kopf haben, um rechtzeitig ausweichen zu können. Interessiert hat mich die Wanderung auch, ich wollte aber erstmal die Lage checken. Beim nächsten Mal nehmen wir die auch unter die Füße, denn so sieht man vielleicht mehr von der Schlucht und dem Zug darin.
Nach einer guten Stunde Fahrt erreichen wir Kalavrita.
Etliche unserer Mitreisenden, eigentlich fast alle, steigen um in ihren wartenden Reisebus, der sie zum nächsten Ziel bringt. Wir haben knapp drei Stunden Zeit bis zur Rückfahrt. Kalavrita liegt in einem Hochtal zwischen den Bergmassiven Erymanthos und Aroania, jeweils mit bis zu 2200 m hohen Gipfeln. In den Wintermonaten fallen hier reichlich Niederschläge, sogar weiße
Daher treffen wir hier sogar auf ein Geschäft, das wir in Griechenland gar nicht vermutet hätten.
Es gibt noch mehr Hinweise auf ein Skigebiet, doch es ist uns nicht gelungen, tatsächlich Lifte oder Pistenverläufe zu sehen.
Es gibt eine von Lädchen gesäumte Fußgängerzone, reichlich Restaurants und Cafes und einen netten Kirchplatz. Ich erstehe einen Kühlschrankmagneten, Gewürzmischungen und eine olivenölbasierte Hautcreme.
Kein Ort ohne Geschichte
Kalavrita ist durch zwei Ereignisse bekannt. Am 25.3.1821 segnete der Bischof von Patras im nahe gelegenen Kloster die Fahne der Freiheitskämpfer, sie siegten und seitdem ist der 25.3. ein Nationalfeiertag und das Kloster ein Nationalheiligtum.
Das zweite ereignete sich im zweiten Weltkrieg während der deutschen Besetzung Griechenlands. In der gebirgigen Gegend um Kalavrita herum waren die Partisanen recht aktiv, die Dorfbevölkerung selbst zeigte sich zu denen aber distanziert. Im Oktober 1943 nahmen die Partisanen 80 deutsche Soldaten gefangen, Verhandlungen zu einem Gefangenenaustausch scheiterten. Daraufhin wurden die deutschen Soldaten am 7. Dezember getötet. Als Vergeltungsmaßnahme wurden 25 Dörfer in der Gegend zerstört, auch das oben erwähnte Kloster. Am 13. Dezember wurden die Frauen und Kinder aus Kalavrita in der Schule gefangen genommen, alle Männer zwischen 15 und 65 Jahren oberhalb des Ortes hingerichtet und das Dorf in Schutt und Asche gelegt. Man geht von über 650 Opfern aus.
Am Ort der Hinrichtungen wurde eine Gedenkstätte eingerichtet. Das große weiße Kreuz und die Mauer mit den Namen der Opfern ist schon von weitem zu sehen.
Es gibt noch ein paar Grabsteine, weiße Steinletter mit den Inschriften OXI ΠIA ΠOΛEMOI (Nie wieder Krieg) und ΕΙΡΗΝΗ (Frieden), sowie die Skulptur einer trauernden Mutter.
Wir lassen den bedrückenden Ort hinter uns und spazieren zurück.
Aussicht auf Kalavrita und das umliegende Gebirge
eine Kirche unterwegs
Am Kirchplatz finden wir ein Cafe, das sogar Eisbecher im Angebot hat. Keine besondere Auswahl, aber immerhin.
Um 15:25 Uhr geht unser Zug zurück nach Diakofto. Erst schaut es so aus, als hätten wir mehr Platz. Dann kommen doch noch Reisegruppen
Ein paar Impressionen von der Rückfahrt.
Ich hatte sowohl hin und zurück die gleichen Plätze reserviert. Irgendwie hatte ich wie in Colorado erwartet, dass der Zug dreht. Tut er aber nicht, es ist daher sinnvoller Plätze hin auf der einen, zurück auf der anderen Zugseite zu wählen.
Zurück auf dem Campingplatz stellen wir fest, dass es schon ganz schön voll geworden ist. Entgegen unserem ursprünglichem Plan, die letzten Tage noch an einem schönen Sandstrand zu verbringen, bleiben wir. Was man hat, hat man (schönen Stellplatz in diesem Fall). Tatsächlich wird das griechische Pfingstwochenende recht lebhaft. Das junge Betreiberpärchen bemüht sich, so vielen wie möglich einen Platz zu bieten, trotzdem müssen einige Camper weiter fahren.
Wir genießen drei relaxte Tage mit Lesen, Sonnen, dem ein oder anderem Bad zwischendurch, dem ein oder anderem Frappe, dem ein oder anderen Ouzo als Aperitif
Sonntagabend gehen wir im Restaurant essen, ich weiß nicht mehr genau, was wir hatten, aber es war recht lecker. Als Zugabe gibt es Live-Musik, keine offizielle Band, eher familiär. Zwei Herren spielen Gitarre und der Rest ihrer Gruppe singt dazu; manchmal alle im Chor, manchmal einer als Solist. Ein unverhofftes Highlight und ein schöner Abschluss des Abends.