Autor Thema: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019  (Gelesen 47332 mal)

Christina

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #60 am: 28. November 2019, 18:29:00 »
Wieder eine sehr schöne Wanderung,  besonders die Strecke durch den Wald gefällt mir.  Und der See glitzert so schön türkis.

Das Waldstück an der Levada entlang war wirklich traumhaft und auch die Farben des Sees, irgendwie kaum zu glauben, dass ein mit Regenwasser gefüllter eingestürzter Berggipfel zu solchen Farben führt. Ich konnte mich gar nicht sattsehen und habe alle paar Meter für ein Foto gestoppt, das hat Peters Geduld ziemlich strapaziert ;D - aber da muss er durch.



LG Christina

Christina

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #61 am: 29. November 2019, 17:59:34 »
9. Tag – Montag, 10.06.

Gegen 9 Uhr starten wir heute in Richtung Ponta Delgada. Erster kurzer Stopp ist bei der Ponta da Ferraria, um endlich das Foto vom Leuchtturm, den ich letzten Mittwoch besichtigt habe, nachzuholen. Wir stellen dabei fest, dass die Zufahrt zu den natürlichen Badepools und dem künstlich angelegten Becken wegen einer Baustelle vollständig gesperrt ist, auch ein Zugang zu Fuß ist nicht möglich, einen Badeausflug dorthin brauchen wir also nicht mehr in Erwägung zu ziehen.


Am Miradouro do Caminho Novo, bei Relva, einem Ort wenige Kilometer vor Ponta Delgada, parken wir. Der Ausblick ist nicht erwähnenswert und die Toilette hat leider geschlossen, wir starten aber von hier unsere Vormittagswanderung hinunter zur fast verlassenen Küstensiedlung Rocha da Relva.

Ungefähr zehn Minuten wandern wir auf einem ebenen Schotterweg, dabei kommen wir am Miradouro da Vigia (einem ehemaligen Walbeobachtungsposten) vorbei und können einen ersten Blick auf unser Ziel werfen.


Dann geht es auf einem Pfad in Serpentinen bergab. Die steilsten Stücke sind betoniert und mit Steinen versehen, so dass man nicht ins Rutschen kommt, teilweise ist der Weg eben und führt an einer Steilwand entlang.




Nach insgesamt 30 Minuten erreichen wir die ersten Häuser und zehn Minuten später sind wir mitten im Dorf. Alle Häuser befinden sich mehr oder weniger entlang des Hauptpfads, der sich parallel zum Meer entlang zieht. Für uns als kurzzeitige Besucher ist es wunderbar idyllisch hier unten, zum Wohnen aber sehr unpraktisch, da der Ort nur zu Fuß, mit dem Motorrad oder mit Eseln bzw. Mulis oder Pferden erreicht werden kann.








Schließlich endet der Weg und das Dorf und wir gehen nach einer kurzen Pause denselben Weg wieder zurück. Bergauf ist extrem schweißtreibend, zumal nun auch noch zeitweise die Sonne scheint. Zwischendrin werden wir zweimal von Reitern überholt. Schneller als befürchtet sind wir dann aber doch wieder oben angelangt und nach insgesamt ca. 2 Stunden zurück am Auto.



An einer der Picknickbänke hier am Aussichtspunkt machen wir Mittagspause und fahren dann über die Autobahn an die Nordküste der Insel, nach Capelas.

Wir parken an den dortigen Felsenpools, die trotz des trüben Wetters, vermutlich wegen des heutigen Pfingstmontags, recht gut besucht sind. Es gibt ein kleines Café mit Blick auf die Küste, wo wir je einen Galão trinken und eine Queijada essen (EUR 6,00).

Danach machen wir einen Spaziergang an der Küste entlang in östliche Richtung. Dieser Weg (PR 1 SMI) ist einer der offiziellen Wanderwege, die von der azoreanischen Tourismusbehörde ausgewiesen sind und auf ihrer Webseite beschrieben werden. Es ist kein Rundweg, mal sehen, wie weit wir kommen, immer den gleichlangen Rückweg im Hinterkopf. Capelas ist ein ehemaliger Walfängerhafen, von der Walfabrik ist noch der Kamin übrig und eine Winde, mit der die Wale an Land gezogen wurden.



Am Ortsende führt der Pfad relativ eben parallel zur Küstenlinie, man hat schöne Ausblicke in beide Richtungen und neben dem schwarzen Lavagestein gibt es auch einige Pflanzen, auch Kakteen, anzuschauen.





Richtung Landesinnerem sind die nicht bebauten Flächen überwiegend von Mauern aus Lavasteinen eingefasst, dahinter weiden manchmal Kühe, manchmal befindet sich dort eine Hütte, einige Grundstücke stehen zum Verkauf. Nach einiger Zeit kommen wir an solch einem Grundstück vorbei, die Mauer hat eine größere Lücke, die offen ist. Erst als wir schon vorbei sind, wird uns bewusst, dass auf dem Grundstück ein Stier weidet, der mangels Zaun jederzeit durch die Lücke auf den Wanderweg gelangen kann. Dort möchten wir auf dem Rückweg nicht nochmal vorbei, wir beschließen daher, bis zum nächsten Ort zu wandern und dann an der Hauptstrasse entlang zurückzugehen.

Nur wenig später machen wir eine kurze Trinkpause und bemerken dabei, dass auf dem übernächsten Grundstück zum Wanderweg (also durch zwei Mauern getrennt), zwei der schrecklichen Wachhunde, die viele Einwohner auf den Azoren halten, bellen und mit den Vorderläufen auf der Mauer stehen. Ob sie angeleint sind, ist nicht zu erkennen. Nun wird mir aber doch mulmig, wer weiß, was uns auf dem weiteren Weg noch alles erwartet, zurück gehen geht aber auch nicht. Wegen der Hunde gehen wir dennoch erstmal weiter, stehen bleiben wäre die schlechteste Lösung.

Und dann kommt unsere Rettung: zwei einheimische Spaziergänger (davon gehen wir zumindest aus, da sie keinen Rucksack oder Tasche und keine Kamera dabeihaben) kommen uns entgegen, denen folgen wir doch einfach unauffällig, sie werden sicherlich wissen, wie man sich bei einem etwaigen Hunde- oder Stierangriff verhält. Wir gehen also relativ dicht hinter den beiden her, zurück in Richtung Parkplatz. In recht schnellem Tempo, aber unbehelligt kommen wir so an Hunden und Stier vorbei, die beiden Spaziergänger bemerken uns nicht oder lassen sich zumindest nichts anmerken. Was bin ich froh, wieder zurück am Parkplatz zu sein. Trotz des abrupten Endes waren wir doch eine gute Stunde unterwegs, ein Eis vom Verkaufsstand bei den Meerespools haben wir uns auf den Schreck hin verdient.

Wir spazieren noch zum Miradouro das Pedras Negras, der in der Nähe liegt, von dem aus man die auch Elefantenfüße genannten Felsformationen und einen Felsbogen gut sehen kann. Der Weg zum kleinen Hafen hinunter, den wir uns gerne noch angeschaut hätten, wird gerade neu gemacht und ist daher gesperrt.



Gegen halb vier Uhr machen wir uns auf den Rückweg und wählen dazu den Weg entlang der nordwestlichen Küste, den wir bisher erst einmal, in entgegengesetzter Richtung, gefahren sind. In mehreren Dörfern finden Feste statt (heute ist gleichzeitig Pfingstmontag, portugiesischer Nationalfeiertag und azoreanischer Autonomietag), einmal müssen wir einen Festumzug samt Pfingstochsen vorbei lassen.

Wir stoppen an einem Aussichtspunkt, die nordwestliche Küste fällt relativ flach ab und ist recht dicht besiedelt.



Wir kommen am Abzweig zu einem der Aussichtspunkte über die Seen von Sete Cidades vorbei, wo wir bei unserer Wanderung zu Fuß waren (Miradouro da Cumeeira). Warum nicht schnell nach oben fahren? Der Anblick ist immer lohnenswert, auch heute bei bedecktem Himmel (der Fahrweg zum Aussichtspunkt führt an einem Bauernhof vorbei und schon wieder sehen wir einen der furchteinflössenden Wachhunde frei herumlaufen, zum Glück sind wir im Auto).





Kurz vor dem Abzweig hinunter nach Mosteiros ist ein weiterer Aussichtspunkt, von dem aus wir einen schönen Blick auf den Ort haben.


Gegen 17 Uhr sind wir zurück im Ferienhaus, zum Sonnenuntergang machen wir wieder einen Spaziergang an der Küste entlang.



Wetter: bewölkt, kurze sonnige Abschnitte, ca. 20°C
Wanderung (Angaben laut Rother Wanderführer) Nr. 12 (Rocha da Relva): 6,5 km, 280 Höhenmeter



LG Christina

Susan

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #62 am: 29. November 2019, 21:34:59 »
So frei laufende Hunde, von denen ich nicht weiß, wie agressiv die sind, mag ich auch gar nicht.  :schreck: Vor Jahren hatten wir in Griechenland mal ein ähnliches Erlebnis: fahren ganz friedlich mit unseren Fahrrädern zum Essen, da kommt auf einmal quer übers Feld so ein wild bellender und geifernder Köter angeschossen. Was meinst du, wie fix wir da in die Pedale getreten sind!  :P Leider mussten wir auf dem Rückweg da wieder vorbei; da war das Vieh aber eingesperrt (oder zwischendrin vom Auto überfahren).

Ansonsten wieder ein schöner Tag. Diese Dorffeste hätten mich interessiert.
Liebe Grüße
Susan


serendipity

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #63 am: 01. Dezember 2019, 15:18:47 »
Was für eine herrliche Landschaft, die verschiedenen Grüntöne und die felsige Küste  :beifall:

Ihr habt ja wieder tolle Wanderungen gemacht.

Bei freilaufenden Hunden bin ich auch immer sehr vorsichtig, man weiß ja auch nie, welche Krankheiten sie im Falle eines Bisses übertragen.

Ilona

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #64 am: 02. Dezember 2019, 08:32:21 »
Herrlich, diese Wanderung entlang der Steilküste  :beifall:.

Da kommt man sich mit den Pferden ein bisschen wie auf dem Bright-Angel-Trail am Grand Canyon vor.

Vor Stieren und aggressiven Hunden habe ich auch einen heiden  :respekt:. Da ist der Rückzug das Sicherste.
Liebe Grüße

Ilona

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Christina

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #65 am: 02. Dezember 2019, 17:38:27 »
Diese Dorffeste hätten mich interessiert.

Die sind dort extrem einfach gestaltet, in Mosteiros haben wir auch ein bisschen was mitbekommen und ein paar Tage später noch an einem anderen Ort. Das eine oder andere Haus wird mit Pflanzen geschmückt, es werden einige Böllerschüsse abgefeuert (wie Silvesterknaller), das haben wir rund um dieses Pfingstwochenende immer wieder mal gehört, und dann wird zu Fuß oder in einem der Pick-ups, die die Bauern als Transportmittel nutzen, eine Runde durch den Ort gegangen/gefahren.



LG Christina

Christina

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #66 am: 02. Dezember 2019, 17:56:19 »
10. Tag – Dienstag, 11.06.

Gegen 8.30 Uhr starten wir nach Ponta Delgada, dort parken wir im Atlântico Shoppingcenter, als Ausgangspunkt für unsere Stadtbesichtigung. Das haben wir ja vor einer Woche schon mal gemacht, damals sind wir nur ein wenig herumgeschlendert, heute wollen wir uns das Zentrum der Inselhauptstadt genauer anschauen.

Erster Stopp ist der Park Jardim António Borges. In diesem nach einem der erfolgreichsten Ananaszüchter der Insel benannten botanischen Garten gibt es Pflanzen aus der ganzen Welt, Teiche, Brücken und sogar Grotten.




Nicht weit entfernt schon der nächste Park, na ja eher ein begrünter Platz, der Jardim Padre Semas Freitas, der blaue Palast war früher ein Kloster, jetzt wird er renoviert und soll u.a. eine Ausstellung zur Autonomie der Azoren zeigen.



Der größte Platz der Stadt ist der Praça 5 de Outubro. Darauf steht ein riesiger, 1870 gepflanzter Eisenholzbaum aus Australien und die Plastik Monumento ao Emigrante von 1999, die an die vielen ausgewanderten Azoreaner erinnert.




Vom Praça 5 de Outobro durch die Uferstrasse getrennt, liegt am Rande des Hafens die Festungsanlage Forte de São Brás aus dem 16. Jh. Für 3 EUR pro Person bekommt man Zugang zu einer kleinen Militärausstellung und zu den begehbaren Mauern der Anlage, von denen man einen schönen Blick auf den Hafen und die Stadt hat. Im zweiten Weltkrieg standen hier Flugabwehrgeschütze gegen einen möglichen Angriff der Deutschen (zu dem es nie kam), heute ist der der Öffentlichkeit nicht zugängliche Teil der Anlage das Kommandozentrum der portugiesischen Streitkräfte für die Azoren.





Nach der Besichtigung des Forte bummeln wir die Hafenpromenade entlang


bis wir die Portas da Cidade erreichen, wo wir vor einer Woche schon waren.


Vorbei an der Igreja Matriz gehen wir durch die kleine Fußgängerzone und dann durch schmale Straßen mit noch schmäleren Gehwegen zum Teatro Micaelense.





Zum Mittagessen gehen wir ins «Treze», ein modern und gemütlich eingerichtetes, kleines vegetarisches Restaurant. Wir nehmen das Mittagsmenü, eine Brokkoli Suppe, als Hauptgericht Linsenmus in Blätterteig mit Reis und Salat, dazu ein lauwarmer Fenchel-Ingwer-Tee – alles extrem lecker, vom Tee bestelle ich noch ein zweites Glas, Peter nimmt noch einen Cappuccino (alles zusammen EUR 23,60).

Etwas außerhalb des Zentrums liegt die Ermida de Nossa Senhora da Mãe Deus auf einem Hügel, von dem aus man einen netten Blick hinunter auf die Stadt hat.




Nicht weit entfernt ist unser letzter Besichtigungspunkt, die Universidade dos Açores, die am Austauschprogramm Erasmus der EU teilnimmt und daher auch viele ausländische Studenten hat. Wie zu erwarten, ist der Campus sehr klein, aber nett angelegt, es sind aber wohl schon Semesterferien, das Ganze wirkt jedenfalls etwas ausgestorben. Leider gibt es keinen Shop, ich hätte mir gerne ein Shirt oder Sweater mit dem Uni Logo gekauft.





Wir machen noch eine Kaffeepause im «Armazéns Cogumbreiro» mit leckerem Ananaskuchen, Cappuccino und Mineralwasser (EUR 10,00),


dann gehen wir zurück zum Shoppingcenter. Wir erledigen hier gleich noch unseren Lebensmitteleinkauf und fahren gegen 16.30 Uhr in Richtung Westen.

Auch nach diesem ausführlichen Besuch von Ponta Delgada bleibt der positive Eindruck, den wir beim «Kurzbesuch» vor einer Woche hatten, erhalten. Die häufigen negativen Beschreibungen können wir nicht nachvollziehen, klar, nur wegen Ponta Delgada braucht man nicht auf São Miguel zu fliegen, aber, wenn man schon mal da ist, ist die Stadt auf jeden Fall einen ausführlichen Besuch wert. Und für einen Regentag gibt es noch einige Museen, die sich lohnen und natürlich nette Geschäfte, auch in den beiden Malls Parque Atlântico (wo wir geparkt haben) und Solmar Shoppingcenter an der Hafenpromenade.

Gleich hinter Relva, dem letzten «Vorort» von Ponta Delgada in dieser Richtung, biegen wir nach Nordwesten in Richtung der Seen von Sete Cidades ab. Schon während der Fahrt sind wir mal wieder von all den Grünschattierungen begeistert, die sich im Inselinneren bieten. Und an einem Aussichtspunkt unterhalb des Pico do Carvão kommt noch das Blau des Meeres dazu, einfach wunderbar.




Dann fahren wir nochmal zum Aussichtspunkt Vista do Rei, wo wir auf unserer Wanderung rund um den Lagoa Azul und den Lagoa Verde vorbeigekommen sind. Und wieder genießen wir den traumhaften Blick in den Vulkankrater.



Hier steht auch noch die Ruine des Monte Palace Hotels, ein riesiger Betonklotz, der 1984 eröffnet wurde – und schon ein Jahr später wieder geschlossen, mangels Auslastung. Kein Wunder, selbst heutzutage ist São Miguel nicht überlaufen (außer vielleicht im Juli und August), wie einsam und unbekannt muss das in den 80iger Jahren gewesen sein, wo insgesamt so viel weniger Touristen auf der Welt unterwegs waren und wo so «spezielle» Ziele nicht so gehyped wurden wie heute. Angeblich soll die Ruine von Chinesen gekauft worden sein, die wieder ein Hotel eröffnen wollen, zu sehen ist davon allerdings noch gar nichts (auch asiatische Touristen haben wir keine gesehen). Ich wäre ja so gerne in die Hotelruine gegangen, das ist ein grandioser Lost Place, wie man sie nicht oft findet, aber inzwischen gibt es nicht nur die «do not enter» Schilder, es sind auch noch die Eingänge zugemauert worden. Das scheint aber die wenigsten vom Betreten abzuhalten, in den Fenstern und auf dem Dach sind so viele Leute zu sehen, als ob das Hotel geöffnet hätte (auf den Fotos ist komischerweise niemand zu sehen). Dennoch verzichte ich lieber auf eine Besichtigung, da bin ich dann doch zu vernünftig – leider.



Wir fahren daher weiter und zwar hinunter nach Sete Cidades. Dort parken wir wieder in Seenähe und gehen für ein kleines Abendessen in das dortige Restaurant (Green Love). Ich esse eine weitere Inselspezialität, einen Bolo Lêvedo, das ist so eine Art «english muffin», das sowohl mit süßem als auch deftigem Belag gegessen werden kann. Meines ist mit Käse belegt, wobei es eine eher trockene Angelegenheit ist, da hätte mehr Käse oder Butter o.ä. drauf gehört. Auch Peters Cheeseburger ist kein kulinarisches Erlebnis, aber wir werden satt und sitzen wieder gemütlich auf der Terrasse mit schönem Blick auf den See, das Ganze ist auch noch supergünstig (mit Mineralwasser zusammen EUR 11,00).


Gegen 18 Uhr fahren wir zurück ins Ferienhaus und genießen noch die Sonne auf unserer Terrasse, zum Sonnenuntergang gehen wir heute an den schwarzen Sandstrand von Mosteiros – das Licht ist mal wieder wunderschön.







Wetter
: teils sonnig, teils wolkig, ca. 23°C



LG Christina

Susan

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #67 am: 02. Dezember 2019, 18:58:09 »
Also mir gefällt der Ort von den Bildern her sehr  :toothy9:

Tja, so ein Shirt mit "Universidade dos Acores" wäre cool, vor allem in dem schönen Blau.  ^-^
Liebe Grüße
Susan


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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #68 am: 04. Dezember 2019, 08:03:21 »
Das Stadtzentrum wirkt wie ausgestorben. Da wird es wohl nie ein Gedränge geben.
Liebe Grüße

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #69 am: 04. Dezember 2019, 18:21:07 »
Das Stadtzentrum wirkt wie ausgestorben. Da wird es wohl nie ein Gedränge geben.

Wahrscheinlich nur, wenn gerade ein Kreuzfahrtschiff angelegt hat und die Gäste, die keinen Busausflug gebucht haben, durch die Stadt schlendern ;D.

Wobei zwar keine Menschenmassen durch die Stadt unterwegs waren, aber ausgestorben war es nicht. In den insgesamt drei Cafés bzw. Restaurants, in denen wir an den beiden Tagen waren, waren immer die Mehrzahl der Tische besetzt und auch im Forte waren neben uns noch eine Handvoll weiterer Besucher. Also für meinen Geschmack gerade angenehm. Ganz alleine möchte ich in einer Stadt auch nicht sein.



LG Christina

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #70 am: 04. Dezember 2019, 18:39:55 »
11. Tag – Mittwoch, 12.06.

Gegen 8.45 Uhr starten wir in Richtung Ponta Delgada, dort geht es auf die Autobahn in Richtung Norden bis Ribeira Grande. Von Ribeira Grande erreichen wir auf einer Landstrasse den kleinen Ort Caldeiras im Inselinneren.

Der Ort war mal eine Minikopie von Furnas, auch hier gibt es heiße Thermalbäder. Inzwischen sind fast alle Häuser verfallen, es gibt ein recht neues Restaurant und ein renoviertes Thermalschwimmbecken (Eintritt EUR 3, die Becken sind nicht von der Straße einsehbar). In der Ortsmitte ist ein Becken mit weiß/hellblauem, teilweise kochendem Wasser, ob man darin mal baden konnte oder was sonst die Funktion war, ist leider nicht herauszufinden. Jetzt gegen 10 Uhr ist alles noch wie ausgestorben und wir können uns einen Parkplatz aussuchen.



Wir starten von hier die Rother Wanderung Nr. 14, die zunächst auf einem breiten geschotterten Weg zwischen Wiesen und Weiden in den Wald oberhalb des Ortes führt. Immer wieder sieht man leichte Rauchwolken über dem Boden und auf Schildern wird vor CO2 Gasen gewarnt, die in diesem Gebiet aufsteigen. Grund sind wohl Versuchsbohrungen für Geothermie, bei denen versehentlich eine Gasblase angebohrt wurde. Einen längeren Aufenthalt sollte man vermeiden, wir riechen oder spüren aber nichts und solange die Kühe noch friedlich vor sich hin grasen, ist sicherlich alles in Ordnung. Am Ende der Schotterstrasse ist ein kleiner Parkplatz, auf dem sich gerade eine Gruppe von Leuten Neoprenanzüge anzieht, wahrscheinlich um eine Canyoning Tour im Fluss zu machen. Genau zu diesem führt ein kurzer Abstecher, von einer Wassersammelstation geht es auf Betonplatten, die über den Kanal gelegt sind, bis zu einem Staudamm und auf gleichem Weg wieder zurück, auch hier dampft es an vielen Stellen.





Nun stehen wir vor einem kleinen Problem, laut Wanderführer müssten wir den folgenden Rundweg im Uhrzeigersinn gehen, in dieser Richtung ist jedoch ein «Kreuz» angebracht, das anzeigen soll, dass man diesem Weg nicht wählen sollte, er nicht Teil der Route ist (die Wanderung ist eine der offiziellen Wanderungen der azoreanischen Tourismusbehörde und deshalb markiert). Hmm, na gut, dann gehen wir eben gegen den Uhrzeigersinn, am Scheitelpunkt der Wanderung werden wir dann sehen, wie es weitergeht.

Der nun folgende Wanderweg ist ziemlich kurios, zunächst geht man neben einem großen, grünen Wasserrohr her, man muss es hin und wieder unter- oder überqueren.


Dann folgt ein Stückchen «normaler» Waldweg, bis man wieder auf das Wasserrohr trifft.


Und nun führt der Weg auf diesem Rohr entlang. Eine wirklich nette Idee und mal ganz was Anderes. Es geht durch eine Art Canyon hindurch und schließlich auf einer steilen Treppe (von der ich leider kein Foto gemacht habe) nach unten.







Und dann sind wir leider schon am Ende des «Rohrwegs» und, nach ca. 1 h 15 min von Caldeiras aus, am Ziel der Wanderung, dem Salto do Cabrito. Der Wasserfall sieht wirklich idyllisch aus und nachdem ein junger Mann seine Freundin endlich in allen möglichen Posen auf dem vordersten Stein abgelichtet hat, können alle anderen diesen Anblick auch ungestört genießen. Allerdings ist die Idylle getrübt durch das in der Nähe stehende Wasserkraftwerk, das einen ziemlichen Lärm verursacht – sehr schade.


Von hier aus sehen wir nur Wegmarkierungen, die auf den Weg verweisen, den wir gerade genommen haben, den gleichen Weg zurück gehen wollen wir aber nicht und so entschließen wir uns, der Route im Wanderführer, die wir ja auf unserem «Wander-Navi» haben, zu folgen.

Zunächst geht es auf einer Schotterstrasse steil nach oben, über diese Straße kann man von Ribeira Grande den Wasserfall auch mit dem Auto erreichen, wenn man sich die steilen Passagen zutraut. Neben uns hält ein Auto, ein junger Mann, der mit seiner Mutter (?) unterwegs ist, fragt uns, ob es empfehlenswert wäre, bis zum Wasserfall zu fahren oder zu gefährlich. Na, diese Entscheidung können wir ihm nicht abnehmen, nur sagen, dass schon weitere Autos unten stehen und es definitiv nicht unmöglich ist.

Wir verlassen die Straße bald und gehen einen netten Weg vorbei an Wiesen und Wald leicht bergauf. Auch hier sehen wir von weitem Dämpfe aufsteigen.


Schließlich wird der Weg zu einem schmalen, matschigen Pfad, der durch ein Waldstück steil nach oben führt, ah ok, das ist vermutlich das Stück, weshalb der Weg in diese Richtung nicht ausgeschildert ist, zum Glück kommen wir auf dem Rückweg hier vorbei und können den Weg recht problemlos bergauf gehen. Bergab wäre es aber eine gefährliche Rutschpartie gewesen. Oben angekommen, treffen wir auf die grüne Rohrleitung und stehen kurz darauf auf dem oberen kleinen Parkplatz. Gegen 12.30 Uhr, also nach 2 h 30 min sind wir wieder in Caldeiras.

Wenn wir zur Mittagessenszeit mal direkt neben einem Restaurant sind, sollten wir das auch nutzen – wir entscheiden, unsere mitgebrachten belegten Brötchen ein anderes Mal zu essen und setzen uns auf die Restaurantterrasse. Viele Gäste sind es nicht, außer uns sitzen aber alle drin. Wir fragen deshalb vorsichtshalber, ob man auch draußen essen kann, ja klar und schon kommt die Speisekarte. Hier gibt es wie in Furnas die Spezialität «cozido» - Fleisch, Wurst und Gemüse wird mehrere Stunden lang in die heiße Erde eingegraben und darin «gekocht». Auch wenn wir vermuten, dass das Gericht nicht zu unseren Lieblingsessen werden wird, sind wir bzw. vor allem ich der Meinung, dass man vor Ort solch eine Spezialität schon mal probieren sollte. Peter macht mir zuliebe mit und so bestellen wir Cozido für zwei Personen. Und es ist wie erwartet kein Highlight, aber durchaus genießbar: das Gemüse ist für unseren Geschmack zu weich (kann ja nach so vielen Stunden in der heißen Erde nicht mehr knackig sein), das Fleisch ist dafür butterweich und zart, die Wurst schmeckt allerdings ziemlich nach Schwefel und insgesamt ist die Menge viel zu viel für uns. Wir werden auf jeden Fall satt (und lassen einen Rest zurückgehen) und zahlen zusammen mit jeweils einem Mineralwasser EUR 31,00.


Passend zum «Mini-Furnas» geht es als nächsten Punkt nach dem Essen zum «großen» Furnas, dort haben wir noch drei Rechnungen offen.

Erster Punkt ist ein Blick auf den Lagoa das Furnas von oben, vom Aussichtspunkt Pico do Ferro hat meinen einen schönen Ausblick nicht nur auf den See, sondern auch auf das gesamte Tal von Furnas, natürlich ein erloschener Vulkankrater.




Gegen 14 Uhr parken wir dann am uns vom ersten Besuch bekannten Parkplatz in Furnas und spazieren zu einer weiteren Stelle mit Fumarolen, wir haben bislang ja nur die direkt am See angeschaut. Diese liegen unmittelbar am Ortsrand und weisen mehr Farbe und sprudelndes Wasser auf, als die anderen.





Auf dem Weg zum See (dessen Umrundung der dritte offene Punkt ist), kommen wir wieder am uns bereits bekannten Café vorbei. Heute können wir im hübschen Innenhof sitzen, wo wir einen Galão trinken, dazu ein Pastel de Nata (die Puddingstörtchen, die ursprünglich aus Lissabon stammen, wo wir sie letztes Jahr zum ersten Mal probiert hatten). Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg zum See (Rother Wanderung Nr. 18), und zwar auf dem offiziell ausgeschilderten breiten geteerten Weg, nicht wie das letzte Mal auf dem Pfad durch den Wald mit steilem Auf- und vor allem Abstieg. Steil ist aber auch dieser Weg, der See liegt nun mal deutlich höher als der Ort, aber wesentlich einfacher und schonender für Peters Knie. Wir kommen an einem Aussichtspunkt (Miradouro do Pico do Milho) vorbei, von dem aus man den gesamten Ort überblicken kann.


Kurz darauf erreichen wir den See und umrunden ihn im Uhrzeigersinn. Hier gibt es viele (Ferien?) Häuser/Villen, teils gut sichtbar am Hang, teils versteckt im Wald, nur Zäune, Hecken und Hundegebell deuten darauf hin. Ausserdem kommt man an einer neugotischen Kapelle vorbei, die aber einsturzgefährdet ist und deshalb nicht betreten werden kann. Von hier kann man einen Abstecher durch einen Park zu einem Wasserfall machen, dies würde aber eine zusätzliche Stunde Fußweg bedeuten und dafür ist es heute schon zu spät und wir sind, da wir ja am Vormittag schon gewandert sind, zu müde. Der weitere Weg um den See ist recht idyllisch, mal durch Wiesen, mal durch Wald, der bewölkte Himmel führt aber zu einer etwas düsteren Stimmung. Wir kommen an den Fumarolen vorbei, die wir beim letzten Besuch schon angeschaut haben. Auf dem Parkplatz kaufen wir an einem Stand noch ein Eis und gehen dann wieder ins Dorf.






Gegen 17.30 Uhr fahren wir zurück in Richtung Mosteiros, wo wir gegen 19 Uhr ankommen. «Dank» der geschlossenen Wolkendecke gibt es heute Abend keinen Sonnenuntergangsspaziergang mehr.

Wetter: bewölkt, kurze sonnige Abschnitte, ca. 22°C
Wanderungen (Angaben laut Rother Wanderführer): Nr. 14 (Caldeiras - Salto do Cabrito): 7,8 km, 330 Höhenmeter; Nr. 18 (Lagoa das Furnas): 9,3 km, 180 Höhenmeter



LG Christina

Heike Heimo

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #71 am: 04. Dezember 2019, 19:02:59 »
Interessant, dass ihr in Furnas in keiner heißen Quelle baden wart. Es gibt auch welche ohne rote Färbung. Am besten hat uns jene in einem heißen Fluss gefallen.

Im Ort Caldeiras war uns wegen der Gefahrenschilder auch etwas mulmig.

"Of all the books in the world, the best stories are found between the pages of a passport."

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #72 am: 04. Dezember 2019, 19:43:25 »
Interessant, dass ihr in Furnas in keiner heißen Quelle baden wart. Es gibt auch welche ohne rote Färbung. Am besten hat uns jene in einem heißen Fluss gefallen.

Wir sind nicht so die Badefans. Gerne, wenn man vom Hotelzimmer im Bademantel direkt an den Pool kann oder bei Sonne am Strand/See, wenn man sich von der Sonne trocknen lassen kann, aber so etwas, wo man nicht weiß, wohin man seine Sachen tun soll, wo man sich umziehen, abtrocknen soll, das ist mir alles zu umständlich. Und ich habe oft Kreislaufprobleme, da ist ein (zu langes) Bad in heißem Wasser nicht unbedingt das richtige.




LG Christina

Ilona

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #73 am: 05. Dezember 2019, 10:42:55 »
Wahnsinn, wie das da dampft und brodelt.

Die Wanderung hat mir besonders gut gefallen, denn sie führte durch eine Schlucht.

Beim Anblick des Essens wäre mir eine Stulle auch lieber gewesen.
Liebe Grüße

Ilona

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #74 am: 05. Dezember 2019, 17:45:54 »

Die Wanderung hat mir besonders gut gefallen, denn sie führte durch eine Schlucht.

Beim Anblick des Essens wäre mir eine Stulle auch lieber gewesen.

Schluchten und Canyons gibt dort eher weniger, da war diese Wanderung eine schöne Ausnahme.

Das Essen hat besser geschmeckt als es aussah ;D, mit den genannten Einschränkungen.



LG Christina