Autor Thema: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010  (Gelesen 114338 mal)

Horst

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Re: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
« Antwort #30 am: 11. Juni 2013, 19:01:25 »
Da gibt es auch gleich den ersten „Hauch Afrikas“ – hier gibt es keinen „Finger“ oder sonstigen Schnickschnack, man verlässt wie vor 50 Jahren per Gangway das Flugzeug und spaziert über das Rollfeld zum Flughafengebäude.
Wenn Du darauf stehst und Dich der saarländische Akzent bei den Eingeborenen nicht stört, dann kann ich Dir diesbezüglich auch den Flughafen von Saarbrücken empfehlen.   ;D
Also wenn uns die Afrikasehnsucht überkommt - auf nach Saarbrücken. :))
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Andrea

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Re: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
« Antwort #31 am: 11. Juni 2013, 19:11:34 »
Ich kenne das von Funchal, Madeira. Aber das ist ja schon fast Afrika.
Liebe Grüße, Andrea



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Horst

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Re: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
« Antwort #32 am: 11. Juni 2013, 19:12:58 »
Ich kenne das von Funchal, Madeira. Aber das ist ja schon fast Afrika.
Nix gegen Funchal, Madeira - aber dann fliege ich lieber gleich nach Windhuk um diesem Feeling zu huldigen.  ;)
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Birgit

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Re: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
« Antwort #33 am: 11. Juni 2013, 21:01:34 »
Da gibt es auch gleich den ersten „Hauch Afrikas“ – hier gibt es keinen „Finger“ oder sonstigen Schnickschnack, man verlässt wie vor 50 Jahren per Gangway das Flugzeug und spaziert über das Rollfeld zum Flughafengebäude.
Wenn Du darauf stehst und Dich der saarländische Akzent bei den Eingeborenen nicht stört, dann kann ich Dir diesbezüglich auch den Flughafen von Saarbrücken empfehlen.   ;D

Saarländischer Akzent? Ist es eigentlich immer noch so, dass man in Namibia jede Menge deutsche Dialekte hört von Deutschen, die seit Generationen dort leben und dass man Gulasch mit Knödeln bekommt in so ziemlich jedem x-beliebigen Restaurant?

Horst

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Re: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
« Antwort #34 am: 11. Juni 2013, 21:19:28 »
Saarländischer Akzent? Ist es eigentlich immer noch so, dass man in Namibia jede Menge deutsche Dialekte hört von Deutschen, die seit Generationen dort leben und dass man Gulasch mit Knödeln bekommt in so ziemlich jedem x-beliebigen Restaurant?
Nicht überall - aber Deutsch wird vor allem in Lüderitz und Swakopmund noch sehr hoch gehalten.
Tag 6 führt uns nach Lüderitz und Swakopmund kommt natürlich auch noch.
Es ist ja absolut skurril aus der Wüste zu kommen und dann Straßen, Bauwerke, Straßenschilder aus der deutschen Kaiserzeit zu lesen.
Restaurantnamen wie "Wurstbude" kommen vor und deutsches Essen gibt's natürlich auch - aber am besten ist in Namibia Wild.
Ostrich (Strauß), Oryx oder auch Springbok - oft in sehr guter Qualität - abends auf den grill - dazu ein Bier das es auch mit den deutschen aufnehmen kann  - herrlich  :)

In knapp eine Stunde geht's weiter mit Tag 5 ......  Africa at its best und großes Drama.

Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Andrea

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Re: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
« Antwort #35 am: 11. Juni 2013, 21:33:02 »
Auch deutsch: Das Bier in Namibia wird nach deutschem Reinheitsgebot gebraut, worauf man auch sehr stolz ist!
Liebe Grüße, Andrea



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Re: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
« Antwort #36 am: 11. Juni 2013, 21:56:30 »
Auch deutsch: Das Bier in Namibia wird nach deutschem Reinheitsgebot gebraut, worauf man auch sehr stolz ist!
Ja und das schmeckt auch normalerweise sehr gut - nur einmal nicht und das gibt's gleich hier zu lesen.....
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Re: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
« Antwort #37 am: 11. Juni 2013, 22:05:47 »
5.Tag, Freitag 29.10.2010


Ein denkwürdiger Tag !

Für uns ist die Nacht heute gegen 5.20 Uhr vorbei. Noch immer ist das eine mehr als ungewohnte Zeit aber immerhin findet die Zahnbürste inzwischen auf den ersten Versuch den um diese Uhrzeit etwa 6,5mm geöffneten Mundschlitz und landet nicht wieder in einem der Nasenlöcher.

Wir hatten ja gehört, dass um Mata Mata im Moment die meisten Raubtiere zu finden seien. Dementsprechend haben wir es eilig um pünktlich zur Gateöffnung aus dem Camp fahren zu können. Hastig bauen wir das Dachzelt ab und verstauen die Campingausrüstung.
Wir sind noch nicht richtig wach, es ist noch nicht hell, wir sind noch nicht perfekt organisiert, keine Zeit für einen Kaffee (das dürfte das Schlimmste sein) - wir haben es eilig und dann begehen wir einen verhängnisvollen Fehler.

Gegen 6 Uhr holen wir das Permit für den KTP aus dem Office und sind wenige Minuten später auf Startposition 4 der kleinen Kolonne die zur morgendlichen Pirschfahrt aus dem Camp fährt.



Was folgt ist der stärkste Game Drive dieser Tage im KTP.





Während wir an malerisch am Hang stehenden Giraffen noch vorbeibrausen halten wir, als wir drei Autos auf der Piste vor uns stehen sehen – die Südafrikanerin ist dabei – also muss es sich lohnen.
Etwa 300 Meter entfernt läuft ein Gepard am Hang entlang. Nach einigen hundert Metern setzt er sich ins Gras. 
Wir suchen uns für unser Auto eine gute Position und warten. 






Wir haben Glück. 30 Minuten später steht das anmutige Tier wieder auf und bewegt sich genau zu uns herab. Der Gepard läuft schließlich an unserem Auto längs.



Die Südafrikanerin deutet uns aus dem Auto an, dass er die Straße überqueren will – hatten wir uns schon gedacht und das Auto gedreht. Gar nicht so einfach mit unserem unübersichtlichen Toyota – der als Orientierung nur die Außenspiegel bietet, zwischen chaotisch geparkten Autos und dem einen halben Meter hohen Sandhügel der hier entlang der Piste verläuft das Auto 40 Meter rückwärts zu bewegen – aber Petra, die heute morgen Fahrdienst hat, schafft das mit Bravour.
Jetzt kommt auch Bewegung in die anderen Autos – wäre aus der Vogelperspektive sicher lustig zu beobachten wie da rangiert wird.
Was man aus der Vogelperspektive nicht sieht, ist, wie ich mich mit meinem Oberkörper - das Autostativ in einer Hand - nach hinten über die Kofferberge unserer  Rückbank schlängele und durch das nun geöffnete Fenster in völlig verdrehter Körperhaltung filme. Der Gepard ist ja inzwischen auf Petras Wagenseite unterwegs.
Ausgerechnet jetzt ist auch Petras Speicherkarte voll und muss gewechselt werden – ja, nicht immer alles so einfach morgens in Afrika.  ;)



Kollege Gepard hat das aber scheinbar mitbekommen und wartet gnädig bis Petras Karte getauscht ist.
So können wir ihn auch noch eine Zeitlang beobachten wie er im Flusstal entlang läuft.
Das war stark ! 





Waren die letzten morgendlichen Pirschfahrten oft weniger erfolgreich als die Stunden danach ist es heute ein absolutes Tierfestival. 





An jedem Wasserloch drängen sich Oryx, Strauße, Impalas, Gnus ...





... die Schakale trippeln im Hintergrund herum ..... es wirkt heute fast wie im Zoo. 





Bitte recht freundlich




Dazu beobachten wir zwei wirklich seltene Tiere aus nächster Nähe:
einen Karakal – Wüstenluchs ...






... direkt neben uns an der Straße ...





... und eine afrikanische Wildkatze über uns in einem Baum der am Straßenrand steht. 





Aus etwas größerer Entfernung sehen wir auch noch einmal einen Löwen der sich im Schatten unter einem Baum breit gemacht hat. Natürlich ist hier neben einigen anderen „üblichen Verdächtigen“ auch die Südafrikanerin mit dem Tele im Anschlag. 





Nach 3 Tagen kennt man fast jedes Auto das im Park unterwegs ist und hat mit einigen von "Scheibe zu Scheibe" den einen oder anderen Smalltalk betrieben und sich über Sichtungen ausgetauscht.
Wir fahren das Auto neben die Südafrikanerin.
Natürlich sind wir neugierig wegen gestern Abend – „wie ist es ausgegangen?“.
Nun, die Giraffe hat schließlich getrunken, die Löwen sind liegengeblieben und die Südafrikanerin und die beiden anderen Fahrer mussten sich gestern Abend noch im Parkoffice melden und jeweils 500 Rand (50€) Strafe zahlen.
Wir unterhalten uns noch eine Zeitlang und verabschieden uns dann. Während die gute Frau nach einer Woche in Mata Mata nun noch eine Woche in Nossob verbringt – heißt es für uns schon nach drei Tagen Abschied nehmen vom Kgalagadi Transfrontier Park – wir haben heute ja noch eine lange Fahrt nach Westen vor uns.




Ein letztes mal geht es auf den Picknickplatz für ein kleines Frühstück.





Wehmut kommt auf. Eine Region der Erde die uns unter die Haut geht - die roten Dünen, das ausgetrocknete Flußtal an dem man so oft längs fährt – die Tiere oft nah vom Auto zu beobachten und eine entspannte, fast familiäre Atmosphäre die zwischen den Besuchern herrscht. 





Zum Abschied ist sogar am letzten Wasserloch (Sitsas), das Mata Mata am nächsten liegt und an dem die Tage zuvor nie auch nur der Schatten eines Erdhörnchens gesichtet wurde jetzt zum Abschluß eine Massentierdemo.






Gegen Mittag passieren wir noch einmal das Camp Mata Mata - denn von hier geht es ja zurück nach Namibia. Wäre eine gute Gelegenheit gewesen nochmal auf dem Campingplatz vorbeizusehen ..........

Man reist per Formular aus Südafrika aus und reist per Formular in Namibia ein - anders als in Deutschland hat hier wenigstens alles noch seine Ordnung. 
Lange ist die Fahrt (mehrere Stunden) Richtung Keetmanshoop. In Gedanken und in unseren Gesprächen sind wir bei unseren vielen Erlebnissen im KTP - den Hyänen in Nossob oder dem Morning Walk mit dem Ranger bei Twee Rivieren.




Besonders schön ist ein Streckenabschnitt auf der C17. Etwa eine Stunde führt das weiße Pistenband über schier unendliche orange Dünenkämme. Bei diesem hügeligen Auf und Ab hat man fast das Gefühl, man fährt durch die Straßen von San Francisco ....







Shoppen im kleinen Supermarkt in Koes






Etwa 40 km vor Keetmannshoop biegen wir auf das Gelände der Farm Mesosaurus ab. Die Landschaft ist toll (Köcherbäume und wie von einem Riesen verstreute Felsklötze) - aber der Campingplatz äußerst rudimentär, die Piste reichlich übel und vor allem unser leeren Akkus finden hier keinen Strom. Also weiter zum Köcherbaumwald und der Farm Gariganus (Quivertree Forest Rest Camp) auf der wir uns einen Campingplatz organisieren. 
Da es gerade 17 Uhr und das schöne Fotografenlicht im Anmarsch ist - halten wir uns nicht länger mit dem Campingplatz auf - sondern gehen in das für Besucher zugängliche Teilstück des Köcherbaumwaldes des Farmgeländes.






Die Ansammlung der vermutlich 200–400 Jahre alten und um die 5 Meter hohen Aloen,  der „Köcherbaumwald“, steht seit über 50 Jahren unter Naturschutz. 






Der Köcherbaum ist hauptsächlich in den Halbwüsten Namibias und im nordwestlichen Teil Südafrikas anzutreffen ...







... und verdankt seinen Namen dem Brauch der hier ehemals lebenden Buschmänner, ihre Äste auszuhöhlen und die harte Rinde als Köcher für die Pfeile zu verwenden. 







Für den Besucher sind diese irgendwie wie von einem anderen Stern gefallenen Bäume faszinierende Motive.







Die Auslöser unserer Kameras fürchten sicher schon  sich an Maschinengewehre verlaufen zu haben.





Wildlife gibt's auch






Wir laufen kreuz und quer durch den Köcherbaumwald und entdecken auch einige possierliche Klippschliefer die sich auf den Steinen in den letzten Sonnenstrahlen wärmen. Dass der Klippschliefer, der ja eigentlich eher wie ein Murmeltier aussieht am nahesten mit dem Elefant verwandt ist mag man für einen Witz halten – stimmt aber.







Fantastisch ist die Stimmung zum Sonnenuntergang. 










Wir haben uns vom Auto ein Sundowner-Bier geholt und genießen nun zu einem Windhuk Lager wie sich der Himmel von Gelb in Rot und schließlich in Lila färbt. Die schwarzen Silhouetten der Bäume verleihen der Szenerie eine unvergessliche Stimmung. Erst als der letzte Sonnenstrahl hinter dem Horizont versunken ist gehen wir das kurze Stück zurück zum Auto. 

Wir suchen und finden ein schönes Plätzchen für unser Lager und freuen uns auf Grillen unterm Sternenhimmel und einen entspannenden Abschluß auf einen absolut fantastischen wundervollen Tag.
Wir klappen das Dachzelt herunter ..... dann fährt uns der Schreck in die Glieder - das untere Stück der Leiter das als Steckteil lose normalerweise im Zelt liegt  fehlt.
Was für eine Sch..*#*e !!!

Wir suchen alles ab - den Kofferraum – x-mal das Zelt ..... aber das knapp einen Meter lange Teil fehlt.
Petra steht das Wasser in den Augen und ich könnte mich selbst wohin treten. Wir müssen beim hektischen Aufbruch heute Morgen in Mata Mata das Leiterteil auf dem Campingplatz liegengelassen haben. Wie blöd kann man sein ?
Das Ding ist ja nicht eben klein ...... 
 
Während Petra noch versucht eine Ohnmacht zu vermeiden, löse ich meine Zähne die sich eben in meinen Hintern verbissen haben, hole mir mein Handy und rufe Hubert Hester, unseren Vermieter von Kalahari Car Hire an. Seine Reaktion zeigt, daß er sowas wohl auch noch nicht oft erlebt hat. Gedanklich gehe ich schon die Möglichkeit durch 10 Stunden (also hin und retour) nach Windhouk durch die Nacht zu fahren um ein Leiterersatzteil zu besorgen. Zurück nach Mata Mata plus über die Grenze (die ja nur tagsüber offen hat) mit Ausreise Namibia/ Einreise Südafrika – Ausreise Südafrika/Einreise Namibia würde praktisch nicht nur einen vollen Tag kosten, sondern es wäre auch mehr als unwahrscheinlich, daß unser Leiterunterteil noch am Campingplatz liegt.
Hubert Hester kennt den Chef einer Autowerkstatt in Keetmanshoop, der nur wenige Kilometer entfernten „Metropole des Südens“ in Namibia. Dort würde seinen Kunden im Notfall geholfen wenn sie was am Auto hätten und dort könnte man morgen fragen, ob man uns eventuell ein Provisorium zusammenschweißen kann. Die Adresse könnten wir ja übers Telefonbuch hier auf der Farm ermitteln.

Wir fahren vor zur Rezeption und fragen nach einem Zimmer - so ist unser Dachzelt ja nicht funktionstüchtig ohne Leiter und deren Abstützung. Offensichtlich haben wir es mit dem Farmbesitzer selbst zu tun – ein sehr freundlicher Mann bei dem wir problemlos und günstig "upgraden" können (unsere Gebühr für den Campingplatz wird verrechnet).

So verbringen wir völlig überraschend eine unfreiwillige Nacht in einer ungewöhnlich wie die Kuppel einer türkischen Moschee gebauten Unterkunft die aber eigentlich ein Iglu Bungalow sein soll – also irgendwas dazwischen.
Dass hier ein ausgewachsenes 100kg schweres Wildschwein als eine Art Streichelhund des Geländebesitzers fungiert nehmen wir bei Bier und Gin (Frustsaufen) kaum mehr wahr. Auf Essen haben wir heute Abend keine Lust - das wird ersatzlos gestrichen.

So ist das Leben. Im einen Moment bist Du ganz oben – und im nächsten ganz unten.
Der Frust ist so greifbar dass man ihn mit einem Messer in Scheiben schneiden könnte. 

Gedanken für mögliche Hauruckaktionen jagen durch den Kopf – aber der Glaube dass die Campingtour damit nicht beendet ist und man das morgen irgendwie wieder hinbiegen kann und wir nichts von unseren Wunschzielen streichen müssen ist noch nicht begraben – auch wenn es im Moment nicht eben gut dafür aussieht.

Als ich vom Auto noch 2 Bier hole verwechsle ich auch noch die Tür unserer Unterkunft mit dem gleich aussehenden „Iglu“ nebenan und eine fremde Frau öffnet und fragt was ich will. 
Heute kann ich darüber nicht lachen .... vielleicht morgen wieder ... hoffentlich.

Überhaupt - wir hoffen auf morgen.
Eigentlich wollen wir ja nach Lüderitz und dann weiter in die Namib.

Wird das klappen oder müssen wir Teile unseres Programms oder sogar das Campen streichen?
Kann man uns in Keetmanshoop helfen ?

 

Ein sehr intensiver spannender Tag steht uns bevor ..........
 

Übernachtung: Igloo Bungalow auf der Farm Gariganus (Quivertree Forest Rest Camp) beim Koecherbaumwald

Preis: 450 N$ (=  45 €)

Bewertung: 8 von 10

Kommentar: eigentlich sehr originell, schöne Umgebung – wir hätten trotzdem lieber den der Natur noch näheren Campingplatz vorgezogen



Bild des Tages:


Im Koecherbaumwald


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Andrea

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Re: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
« Antwort #38 am: 11. Juni 2013, 22:51:27 »
Den Köcherbaum "von unten" hast du zwei Mal!

Das war soooo ein toller Tag! Wahnsinn, wie ergiebig der Gamedrive war!

Fies dagegen das Ende. Wie weit hört man eigentlich Wutschreie in der Wüste? Und: Lassen sich Löwen damit problemlos verjagen? Oder lockt man einen Elefantenbullen an? Oh Mann, ich wäre so wütend und enttäuscht und durcheinander gewesen, dass ich mit Sicherheit auch geheult hätte. Hoffentlich wird morgen alles wieder gut!
Liebe Grüße, Andrea



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Horst

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Re: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
« Antwort #39 am: 11. Juni 2013, 23:36:43 »
Den Köcherbaum "von unten" hast du zwei Mal!
Danke - Link ausgetauscht.



Zitat
Das war soooo ein toller Tag! Wahnsinn, wie ergiebig der Gamedrive war!

Fies dagegen das Ende. Wie weit hört man eigentlich Wutschreie in der Wüste? Und: Lassen sich Löwen damit problemlos verjagen? Oder lockt man einen Elefantenbullen an? Oh Mann, ich wäre so wütend und enttäuscht und durcheinander gewesen, dass ich mit Sicherheit auch geheult hätte. Hoffentlich wird morgen alles wieder gut!
Ja so ist das gerne im Leben - mal ist man ganz oben - dann fällt man wieder.
Ich rege mich meist über kleine Dinge mehr auf als über die größeren Katastrophen.
Da versuche ich mich erst mal zu konzentrieren und das beste aus einer Lage zu machen.
Aber die Stimmung war an dem Abend bei mir natürlich auch auf dem Nullpunkt und daß nach so einem tollen Tag.
Ich bin selbst gespannt wie's weiter geht .....  ;)
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Re: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
« Antwort #40 am: 12. Juni 2013, 16:44:12 »
Hach ja! Schöne Tour, die mir bis hierhin irgendwie bekannt vorkommt!

Einen Karakal habe ich allerdings noch nie gesehen, allerdings auch keine Leitern im KTP liegen lassen (was daran liegen könnte, dass mein Camper keine hatte ;)). Bin gespannt, wie es weiter geht. Habe mir sagen lassen, Ihr habt später im Etosha seltsame Menschen getroffen.

Rainer

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Re: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
« Antwort #41 am: 12. Juni 2013, 17:37:07 »
Aber die Stimmung war an dem Abend bei mir natürlich auch auf dem Nullpunkt und daß nach so einem tollen Tag.

Kann ich verstehen - in unserem Texas Urlaub kommt auch noch ein Tag mit einem ordentlichen"Schrecken" - mehr will ich nicht verraten. Aber irgendwie hast Du ja Talent für solches Chaos - ich möchte Dich ebenfalls an Texas erinnern und sage als Schlüsselwörter nur "Strand" und "Autoschlüssel". Das war ja wohl auch ein Hammer der besonderen Art und das Glück, was Ihr da gehabt habt, das reicht bei anderen für zwei mal 6 Richtige in Folge!!

Sylvia und ich haben das irgendwo (auch in Texas) gemeinsam auf dem Bett liegend gelesen und haben Bauklötze gestaunt - so etwas geht ja eigentlich gar nicht, das ist absolut tödlich. In Texas ist es gut gegangen (aber wie unwahrscheinlich das ist, das kann man nicht in Worte ausdrücken), da bin ich mal gespannt, wie weit Euer Glück hier reicht.

Grüße
Rainer

Horst

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Re: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
« Antwort #42 am: 12. Juni 2013, 20:54:53 »
Na ja der größte Hammer war natürlich unser Erlebnis der besonderen Art in Alaska - aber ich bitte alle die das schon kennen um Geheimhaltung - das soll der nächste Bericht werden wenn wir wieder aus dem Urlaub da sind und das dürfte für reichlich Gesprächsstoff sorgen.  ;)
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Re: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
« Antwort #43 am: 12. Juni 2013, 21:42:08 »
6.Tag, Samstag 30.10.2010


Auch heute stehen wir wieder zeitig auf. Der Grund ist aber kein aufregender Game Drive sondern die nagende Ungewissheit, wie es mit unserem Camping-Trip weiter geht.




Leidenschaftslos gibt es vor unserem Iglu auf der Terrasse Cornflakes und Kaffee. 



Hubert Hester erreichen wir im Moment nicht – also versuchen wir selbst unser Glück – suchen die Adresse von RASSI’s – unserem Hoffnungsträger in Keetmanshoop aus dem Telefonbuch – checken aus und sind gegen 7:30 Uhr auf dem Weg in die Stadt. 




Keetmanshoop ist mit seinen 15.000 Einwohnern schon eine der größeren Städte Namibias.
Eigentlich wollten wir gerade um Keetmanshoop einen Bogen machen, weil es dort wie man hört nicht ganz sicher ist und man auch gerne mal beklaut und belästigt wird  – nun ist es unsere Hoffnung - so spielt das Leben.





Dank einer mitgeführten Stadtplankopie (Vorbereitung ist bei einer Reise die halbe Miete) finden wir RASSI’s in einer Seitenstraße im ersten Anlauf – aber außer ein paar kläffenden Hunden ist niemand da. Wir warten, rufen immer wieder aber niemand kommt.

Nach 10 ratlosen Minuten nähert sich ein Auto und ein Mann steigt aus den wir kennen. Der Zufall will es, dass der Farmbesitzer vom Köcherbaumwald, der uns gestern noch das Zimmer gegeben hat hier in dieser Seitenstraße unterwegs ist. Er hält an und wir erfahren, daß RASSI’s inzwischen in einen ganz anderen Stadtteil umgesiedelt ist. Nach seiner Beschreibung fahren wir los und erreichen die Werkstatt tatsächlich nach 10 Minuten quer durch die quirlige Stadt.

Inzwischen ist es kurz nach 8 Uhr.
Wir fragen nach dem Chef der Werkstatt und erklären ihm unser Problem, klappen das Dachzelt auf, zeigen wie das Teil aussehen sollte das wir brauchen und ich gehe mit ihm auf die Suche nach passendem Material das wir zu einer Leiter zusammensetzen könnten. Das halbe Gelände gleicht einem Schrottplatz mit allem möglichen was man aus Metall wegwerfen kann – vom Bürostuhl über Auspuff und Schiffsmotor.
Mit einigen Vierkantrohren finden wir uns wieder am Auto ein und überprüfen welche über unseren nun kümmerlichen Leiterrest steckbar passen könnten.




Nach einigen Versuchen werden wir fündig und besprechen wie die Leiter zusammengefügt werden soll.
Ein Mitarbeiter macht sich ans Werk – sägt das Rohr in die benötigten Sprossen und Stangenteile ab.






Danach wird die Leiter kurz mit dem Schweißgerät geheftet – drangehalten ob es passt und keinen Verzug gab und danach rundum geschweißt. 
In der Zwischenzeit überlegen wir, was später alles noch zu organisieren ist wenn wir schon mal in der Stadt sind. Eine ganze Menge wie sich herausstellt. Einkaufen, tanken, Geld abheben, neue Telefonkarte...... 






Nach insgesamt 2 Stunden ist das neue Wunderwerk fertig. Wir sind wieder im (Camping-)Geschäft und 5 Minuten später 650 N$ ärmer (65 €), die wir aber gerne zahlen. Die Summe ist schon nach dem zweiten Campingplatz im Vergleich zu einer Lodge amortisiert. Wir atmen durch und sind erleichtert und einfach froh.

 

Es ist also etwa 10 Uhr als wir erst mal unseren Wagen bis unter die Haube mit Sprit füllen lassen. In Afrika (wo es noch den klassischen Tankwart gibt) wird man ja oft gefragt, ob das Auto auch noch hin und her geschüttelt werden soll, um noch ein paar Tropfen Sprit mehr rein zu bekommen – also nicht wundern wenn einer anfängt am Auto zu rütteln – das muss noch kein Überfall sein .......
Obwohl, hier in Keetmanshoop ist schon offensichtlich auch zwielichtigeres Klientel unterwegs und während Petra zahlt habe ich meine Augen möglichst rund um das Auto überall.
Der nächste Punkt – Geld abheben am ATM wird erst mal gestrichen. An allen Geldautomaten an denen wir vorbeifahren stehen mindestens 30 Leute an – unfassbar..... 






Überhaupt ist in der Stadt die Hölle los. Liegt wahrscheinlich daran, dass es Samstag Vormittag ist. Ganz Namibia scheint heute morgen in Keetmanshoop unterwegs. 





Wir suchen und finden einen Spar und sprechen uns ab. Petra geht in den Supermarkt und ich bewache das Auto. Petra ist noch keine Minute weg – da klopft schon der Erste an das Autofenster den ich aber einfach mal ignoriere bis er sich wieder trollt. Wieder eine Minute später der nächste – das gleiche Spiel.
Jetzt habe ich genug. Ich steige aus und baue mich breitbeinig neben dem Auto auf und blicke düster und fletsche gelegentlich mit den Zähnen (nur Spaß  ;) ).
Jedenfalls ist das erfolgreich. An mir ist ja auch keine Scheibe an die man klopfen kann und so lässt man mich und unser Auto nun in Ruhe. Allerdings bleibe ich die ganze Zeit wachsam, checke die Außenspiegel und warte auf Petra die einfach nicht kommt. Inzwischen vertreibe ich mir sogar die Zeit indem ich Fotos von den Leuten mache.





Nach über 20 Minuten kommt Petra endlich zurück. Ich solle mal einen Blick in den Spar werfen – wie es da zugeht – was ich mir natürlich nicht entgehen lasse.
Wir fahren 2 Blocks weiter und entdecken einen Shop von MTC (der Telefongesellschaft von der wir unsere Simkarte haben). Auch hier bin ich wieder unser Autowächter und Petra reiht sich in die Schlange ein.
Nach 20 Minuten hat sie tatsächlich die Simkarte aufladen können – in Afrika muss man immer etwas Zeit mitbringen.
Um 11 Uhr verlassen wir Keetmanshoop – nicht nur für irgendeinen Herrn Keetman die letzte Hoffnung sondern auch für uns – die sich erfüllt hat – außer 2 Stunden Zeit und ein paar Euronen sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen – ab jetzt wird aber wirklich immer alles kontrolliert bevor wir aufbrechen. 






Auf der autobahnähnlichen B4 geht es zügig nach Westen, unser Ziel ist heute Lüderitz an der Küste.
In „Aus“ (der Ort heißt wirklich so) legen wir eine kleine Mittagspause ein. 
Verlockend wäre eine Gastwirtschaft die leckeres Essen verheißt. Ohne Werkstattbesuch hätte die Zeit dafür heute gereicht – aber so leider nicht – da muss ein Joghurt im Auto genügen. Immerhin trinken wir einen Kaffee im Visitor Center von Aus in dem es wieder einmal Afrika pur zu bewundern gibt – 3 hochmoderne Waschbecken – aber keines liefert Wasser. 
Während der reichsdeutschen Kolonialzeit hatte die deutsche Schutztruppe in Aus einen Stützpunkt. Nach der Kapitulation der deutschen Truppen im Ersten Weltkrieg unterhielt die südafrikanische Armee in Aus ein Konzentrationslager, in dem 1.550 deutsche Kriegsgefangene vorübergehend gefangen gehalten wurden. 





An der B4 halten wir an einem Buswrack.
Aus dem Auto katapultierte Bierflaschen geben einen Hinweis wie es einst zu diesem unfreiwilligen Parkplatz für die Ewigkeit gekommen sein könnte. 




Nicht weit entfernt von Aus zweigt eine Piste nach Norden zu den Wildpferden von Garub ab.
Niemand wußte bisher ganz genau, woher die Wildpferde stammen. Es wurde vermutet, dass es sich um die Nachkommen der Reittiere der deutschen Schutztruppe handelt. Eine andere These besagte, dass sie aus der einstigen Pferdezucht des Barons Hansheinrich von Wolf von der Farm Duwisib südlich von Maltahöhe stammen. Neuere Untersuchungen haben allerdings ergeben, dass die Pferde aus der südafrikanischen Kavallerie entstammen, die - im Kampf gegen die Deutsche Schutztruppe - 1915 hier mit 1700 Tieren lagerte. Durch einen deutschen Fliegerangriff wurden die in Panik flüchtenden Pferde in die Wüste vertrieben und konnten nicht wieder eingefangen werden.
Die Piste führt uns zu einem überdachten Beobachtungsstand leicht nach oben auf eine kleine Erhebung. Zunächst sehen wir 4-5 Pferde und denken noch – na ja, viel ist hier ja nicht los .....




... und während das Auto die letzten 5 Meter bis zum Stillstand ausrollt öffnet sich unvermittelt der Blick hinab in die Senke am Wasserloch.
Wow ! 






Das müssen 60 bis 70 Tiere sein !
Faszinierend die Wildpferde zu beobachten. Allerdings nicht lange. Wir sind noch keine 5 Minuten hier, da rollt ein Bus heran und spuckt eine Heerschar deutscher Touristen aus. Hummeldumm in Reinkultur. Entsetzlich wie die Leute in Stöckelschuhen und Schicki-Micki-Sandalen über die Felsen stolpern (im wahrsten Sinne des Wortes) überhaupt haben die Klamotten an die deutlich aufzeigen, daß man das Gespür dieser Truppe für dieses Land in den Kulturbeutel einer Ameise packen könnte. Ganz deutlich – solche Leute sind der blanke Horror.
Da halten wir es nicht mehr lange aus und fahren weiter. 






Die letzten 120 Kilometer bis Lüderitz prägen einsame und verlassene Bahnhäuschen die an der aufgegebenen Bahnlinie auf bessere Zeiten warten ...






und Sanddünen die sich mit jedem Kilometer mit dem wir uns der Küste nähern höher auftürmen. Diese Dünen sind Wanderdünen die vom Wind immer wieder auf die B4 geblasen werden.
Mit den Dünen nimmt auch der Wind deutlich zu. Immer wieder sehen wir Sandverwehungen auf dem Asphaltband vor uns. 





Wir passieren auch Räumfahrzeuge mit Schaufeln wie wir sie bei uns nur in schneereichen Wintern kennen.




Gegen 15 Uhr ist Lüderitz erreicht, das sehr verschlafen auf uns wirkt (man sieht wenig Menschen auf den Straßen) ...




... und der teilweise morbide Charme der Gebäude aus der deutschen Kaiserzeit gepaart mit einer afrikanischen Hafenstadt hat etwas Unnachahmliches. 





Wir spazieren durch einige Gassen und Straßen, ....





... und blicken hinab auf die Stadt von der berühmten Felsenkirche - dem Wahrzeichen der Stadt.






Ein kleiner Exkurs zu einem Stück Deutsch-Afrikanischer Geschichte:

Der Bremer Tabakhändler Adolf Lüderitz landete 1883 in Angra Pequena und nannte es Lüderitzbucht. Durch seinen Mitarbeiter und Teilhaber Heinrich Vogelsang handelte er dem Orlam-Führer Josef Frederiks ein zirka 40 Meilen langes und 20 Meilen tiefes Landstück ab, um darauf einen Handelsposten zu errichten. Frederiks erhielt 100 Goldpfund sowie 250 Gewehre für das nach seiner Ansicht zirka 70 × 35 Kilometer große Gebiet. Nach Vertragsabschluss wurde dem Verkäufer klargemacht, dass es sich nicht um englische Meilen (zirka 1,6 Kilometer), sondern selbstverständlich um preußische Meilen zu 7,5 Kilometer handelte und er damit den Großteil seines Stammesgebietes von 300 × 150 Kilometer verkauft hatte. Dieser Handel ging als „Meilenschwindel“ in die Annalen ein. 

Lüderitz erwarb das als wertlos angesehene Land, weil er sich erhoffte, hier Bodenschätze zu finden. Seine umfangreiche und sehr teure Suche danach blieb jedoch erfolglos. Lüderitz kam in wirtschaftliche Bedrängnis und musste seinen umfangreichen Landbesitz 1885 an die Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika verkaufen. Einen sehr bescheidenen Aufstieg erlebte der kleine Ort erst 1904 mit der Stationierung der hier im Kampf gegen die aufständischen Nama) benötigten Schutztruppen-Soldaten. Erst lange nach dem Tode von Lüderitz – er galt seit 1886 als im Rahmen einer Erkundungstour zum Oranje verschollen – wurden im Jahr 1908 Diamanten bei Lüderitz entdeckt, was zu einem kurzzeitigen Boom führte. Beim Bau einer Schmalspurbahn entdeckte der schwarze Arbeiter Zacharias Lewela einen Diamanten, als er gerade mit Schaufelarbeiten in einem von Dünen verwehten Abschnitt beschäftigt war. Er brachte ihn dem Bahnmeister August Stauch, der zuvor seinen Arbeitern den Auftrag gegeben hatte, auf seltsame Steine zu achten und sie zu ihm zu bringen. Zusammen mit dem Oberingenieur Sönke Nissen erwarb Stauch daraufhin die Schürfrechte in diesem Gebiet, was beide zu Millionären machte. Der eigentliche Finder bekam nichts. In der Folgezeit entwickelte sich Lüderitz zu einem florierenden Handelshafen. Der zunehmend industriell betriebene Diamantenabbau, die mit ihm ins Land strömenden Glücksritter und der Bau der Diamantensiedlung Kolmanskuppe brachten auch für Lüderitz einen steilen Aufstieg zu einer ausgesprochen wohlhabenden Stadt mit sich.

Ab 1920 verlor Lüderitz an Bedeutung, da sich der Diamantenabbau immer weiter nach Süden verlagert hatte. Es etablierten sich eine bescheidene Fischfangindustrie und in ihrem Umfeld einige Bootswerften. Daneben existierten noch einige kleinere Teppichwebereien. Ansonsten aber hatte Lüderitz bald nichts mehr zu bieten, sodass der einst wohlhabenden Stadt ein ähnliches Schicksal wie Kolmanskuppe zu drohen schien, was in den letzten Jahren durch Fischfang und Tourismus aber vermieden werden konnte.








Der Wind wird immer stärker und da es uns bei diesen Bedingungen die Würstchen vom Grill wehen würde, wir sowieso mal essen gehen wollten und auch eine Nacht  als fliegender Dachzeltteppich nicht auf unserem geplanten Programm steht – wählen wir diesmal absichtlich eine Zimmerübernachtung und werden im Obelix Guesthouse fündig. Ein Guesthouse mit sehr gutem Preis/-Leistungsverhältnis – und wir können sogar unseren Autokühlschrank für die Nacht im Hof an Strom hängen.


Anzumerken wäre noch, dass wir hier problemlos ohne anstellen Geld vom ATM bekommen und auch unseren Tank füllen. Wie sich am nächsten Tag zeigen sollte bestätigt sich hier einmal mehr der Spruch – „was Du (in Afrika) heute kannst besorgen – das verschiebe nicht auf morgen“.





Erst 17 Uhr – da muss natürlich noch was in den Tag gepackt werden. Da die Führung in der bekannten Geisterstadt Kolmanskuppe morgen Vormittag stattfindet – bietet es sich für heute an, die Küstenregion um Lüderitz zu erkunden.
Wir nehmen die gut zu befahrende Piste Richtung Diaz Point. 





Ein Stopp bei einigen Flamingos an einer Lagune lässt uns an der Sinnhaftigkeit dieser Unternehmung zweifeln - der Wind hat hier draußen inzwischen Orkanstärke und es reißt uns fast die Kameras aus den Händen.






Wir fahren trotzdem weiter und passieren auch einige Warntafeln zum Sperrgebiet. Es ist nach wie vor strengstens verboten das Diamantensperrgebiet zu betreten – da versteht man hier keinen Spaß. Auch die Gegend um den Diaz Point gehört eigentlich zum Sperrgebiet – nur hier sind Besucher traditionell geduldet.






Die Landschaft ist bizarr aber irgendwie sehr eindrucksvoll. Mondlandschaft wechselt mit Lagunen und dem Blick auf den Atlantik – „Desert meets the sea“ könnte man diese Fahrt untertiteln.






Die Gegend um den Diaz Point ist mit großen Felsen und vorgelagerten Inseln besonders sehenswert.
Genießen kann man das heute leider nicht. Der Wind ist inzwischen so stark, dass wir die Stufen hinauf zum Diaz Point nicht schaffen würden ohne unsere Kameras aus den Händen gerissen zu bekommen. Man bräuchte beide Hände und alle Kraft um sich die Treppe zum Diaz Kreuz hinauf am Geländer festzuklammern !
Unfassbar – und auch ein bisschen schade – aber trotzdem ist die Landschaft sehr schön.
Hinter dem Felsen auf dem das Diaz Kreuz thront, das einst der Seefahrer Bartolomeu Diaz 1487 als erster Europäer errichtete, ...






... können wir zumindest halbwegs geschützt noch einen Blick auf die Atlantikküste, einige Robben, große Wellenbrecher und eine vorgelagerte Insel werfen. 





Wir komplettieren die Rundfahrt mit einem Halt an der Grossen Bucht an der ein altes Schiffswrack am Strand liegt. Danach geht es zurück nach Lüderitz. 

Für den Abend gehen wir zur Abwechslung mal Essen und zwar zum Bogenfels Restaurant das wir per kurzem Spaziergang von unserem Guesthouse erreichen.
Das Essen ist sehr gut und mit Bier gezapft vom Faß lassen wir diesen einmal mehr äußerst intensiven Tag ausklingen. 

Der 6.Tag und wir haben schon so viel erlebt als wenn wir 2 Wochen hier wären ......





Übernachtung: Obelix Guesthouse, Lüderitz

Preis:  490 N$ (= 50  €) mit Frühstück

Bewertung: 9 von 10

Kommentar: Sehr sauber, riesig, sehr schönes Bad, super Frühstück
 


Bild des Tages:
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Andrea

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Re: Spuren im Sand - Namibia und der KTP in Südafrika 2010
« Antwort #44 am: 13. Juni 2013, 00:13:45 »
Zitat
daß man das Gespür dieser Truppe für dieses Land in den Kulturbeutel einer Ameise packen könnte.

 :lach:

Wenn ich das so lese, dann bleibt mir nichts anderes übrig, Heiko mit nach Namibia zu schleppen. Sonst säße ich auch in so einem Bus, aber gewiss mit meinen Meindl oder Keens an den Füßen...

Schicke Leiter - That´s Africa!  :) :) :)

Liebe Grüße, Andrea



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