Nachtrag zum Restaurant: Ich möchte nicht, dass der Eindruck entsteht, wir wären eben mal so zu einem Restaurant gefahren – so einfach war das auch wieder nicht.
Erstmal sind wir in Richtung Stadtmitte.
Rakesh meinte schon im Vorfeld, es könne sein, dass wir ein Stück laufen müssten. Dann scheint ihn aber der Ehrgeiz gepackt zu haben. Die Gassen wurden immer schmaler und voller. Als dann gerade noch so unser Auto durch die Gasse passte kam von vorne eine Rikscha.
Nichts ging mehr.
Es passte nicht mal ein Fußgänger mehr durch. Gerade als ich nach einer geraumen Weile überlegte, ob ich evtl durchs Fenster passen könnte (ich hätte Rakesh eiskalt mit seinem Vehikel seinem Schicksal überlassen) kam Bewegung in die Sache.
Ich weiß nicht wie, aber unter lautem Gehupe, Palaver und Gewinke standen wir plötzlich in dem winzigen Hof des Restaurants/Homestays.
Ich dachte noch:
Da esse ich aber nix! Aber wie immer ist in Indien nichts wie es scheint. Das Restaurant war schön und das Essen super.
Ach ja,
Nachtrag zum „sturen“ Inder: Ich bestelle beim Frühstück ein Omelett mit Käse und Koriander.
Nein, ich möchte keine Pilze.
Auch keine Paprika.
Wirklich.
Ja, ich bin mir sicher.
Wirklich, wirklich!
Ich habe noch nie ein so buntes Omlet bekommen mit allem drin, was der Koch zu bieten hatte.
Offensichtlich ißt man hier keim Omelett nur mit Käse und Koriander….
Dienstag: Heute geht’s weiter nach Ranapkur zum berühmten Jain Tempel.
Rakesh will uns unbedingt vorher noch zur Mehrangarh Festung fahren. Es wird also ein langer Weg.
Heute ist auch noch der Tag an dem es mal Zeit wird, die Rangordnung für die Reise festzulegen.
Rakesh wurde gestern mit jeder Stunde ein bisschen vertraulicher.
Am Schluß stellte er uns im Restaurant als „mama and papa“ vor.
Das ist uns jetzt doch ein bisschen „to much“. Da wir gerne das tun und sehen würden, was wir wollen, wird es Zeit, ein "paar Zähne" zu ziehen.
Also frage ich ihn heute bei der ersten „mama“ Gelegenheit ganz freundlich lächelnd, warum er mich so nennt? Ich sehe doch sicher nicht so alt aus?
Und Harald setzt noch einen drauf indem er freundlich erwähnt, man solle sich von seinen grauen Haaren nicht täuschen lassen.
Das hat wohl gesessen. Keine mama und kein papa mehr, na also.
Zurück zur Fahrt. Wir sind so 2 Stunden auf einer Straße unterwegs, die man so nicht wirklich nennen kann.
Es ist eher ein von Löchern durchzogenes, einspuriges Band aus Asphalt und Geröll.
Wir umfahren Kühe, Hunde, bunte Menschen und saugen das indische Treiben in uns auf.
Auf diesem Weg mache ich fast 100 Fotos!! Und Rakesh hält immer geduldig an. Am Schluß hat er sogar schon einen Blick für meinen Motivgeschmack.
Er bringt den Hirten dazu, seine Kuh in Position zu stellen und bringt mir das Hindi Wort für Danke bei (ich kann‘s mir nicht merken aber er ist sehr geduldig).
Das Fort ist sehr beeindruckend.
36 Kilometer Mauern umschließen die gewaltige Wehranlage, die von 500 Jahren gebaut wurde.
Wieder sind wir nicht alleine.
Ganze Horden an Schulkinder brechen über die Festung herein. Aber wer will schon olle Mauern anstarren, wenn es weiße Touristen gibt!
Ständig heißt es: Hello Sir, wellcome to India.
Als ein ganz mutiger Harald die Hand hinstreckt und Harald sie schüttelt bricht das Chaos über uns herein.
Das finden sogar die andern „weißen“ Touristen fotografierenswert.
Halbherzig treiben die Lehrer die Horden von uns weg. Aber sie kommen immer wieder angeschlichen. Bis der Lehrer mit einem Megaphon zum Rückzug bläst.
Urplötzlich ist der Spuck vorbei und wir können auch mal was von dem Mauern anschauen.
Wieder unten, erwartet uns Rakesh und trödelt ein bisschen herum. Ich will weiter, der Jaintempel macht um 17 Uhr zu, und wenn ich den nicht sehe, muss ein kleiner Inder seinen Kopf lassen. Er schein zu merken, dass es mir ernst ist… auf alle Fälle sind wir um 15 Uhr im Ranapkur.
Die Temperatur ist übrigens angenehm. Tagsüber sind es um die 28 Grad. Abends wir es recht kühl. Ich friere in meinen Sandalen an die Zehen!
Der Tempel alleine macht die Reise wert. 1444 Säulen aus rosa Marmor tragen das große Gebäude.
Es sind keine Zigaretten, Flüssigkeit, Schuhe oder Lederwaren erlaubt. Harald wird für 10 Rupies für 30 Jahre gesegnet. Alleine sind wir natürlich auch hier nicht. Und das ich wieder mal ein Foto wert bin, ist ja wohl auch klar (Harald will diesmal keiner haben…)
Von hier aus ist es nicht mehr weit zu unserem Hotel.
Sehr hübsch, sauber und ruhig. Und das Abendessen ist wiedermal super.
Um 4 Uhr morgens fahre ich stöhnend aus dem Bett.
Alter Falter, was ist den das? Harald neben mir fragt nur „Du auch?“
Wer nicht an Details zu Körperfunktionen interessiert ist, sollt diesen Absatz lieber überspringen!
Shivas Rache ist um einiges heftiger, als alles was ich bisher hatte. Ich erbreche mich im 10 Minuten Takt die ganze Nacht, auch als der Magen restlos leer ist.
Ein Wunder, dass Harald und ich mit einer Toilette auskommen, glücklicherweise kommen unsere Durchfallattacken (sieht aus wie Apfelsaft) 5 Minuten zeitversetzt zueinander.
Am Morgen rühre ich keinen Finger mehr. Ich habe nicht mal mehr die Kraft zu jammern.
Harald versucht was zu essen – ich nicht.
Aber die Reise geht weiter uns so müssen wir uns wohl oder über ins Auto setzten.
Im nächsten Ort kaufen wir ein ominöses Medikament, das mir sofort auf dem Magen schlägt, ich würge Kapsel, Wasser und Tee sofort wieder hoch und verzichte auf einen weiteren Versuch.
Immerhin habe die Inder, die meine Attacke interessiert verfolgen, was zu schauen…..
Von der Fahrt bekomme ich nicht wirklich was mit.
Rakesh kauft uns Bananen und Cola.
Nach 5 Stunden sind wir in Jodhpur angekommen und ich weigere mich, eine Besichtigung des Fort zu machen. Sogar mein stures Inderlein versucht nicht mich zu überreden.
Ich bleibe im Hotel, während Harald todesmutig die Besichtigung antritt.
Als er wieder ins Hotel kommt, habe ich 3 Stunden geschlafen und es geht mir besser, aber Harald fällt mit Schüttelfrost ins Bett und schwört, er nimmt alles, wenn das nur wieder aufhört.
Ich surfe im Forum nach einem brauchbaren Medikament und stoße auf ein Antibiotikum, das in diesen Fällen in Indien bevorzugt eingesetzt wird.
Ich finde den Wirkstoff heraus, er wird in Europa bevorzugt in der Tiermedizin gegen Magenerkrankungen, vor allem für Brieftauben eingesetzt.
Na, was gut für die Taube ist…! Wir fallen gegen 20 Uhr ins Koma uns schlafen 12 Stunden durch.
Heute ist es besser. Nur der Durchfall ist unverändert. Wenn ich überlege, dass ich seit 36 Stunden nicht gegessen habe, frage ich mich doch, wo das noch herkommt.