Autor Thema: Back to Luxor:Oder mit Blaulicht durch die Wüste, Hagelschauer und leere Tempel  (Gelesen 23780 mal)

nelilein

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Vorwort: Ägypten gerade jetzt  zu bereisen, nachdem die Unruhen der  Januarrevolution nicht wirklich abgeebbt sind, Mursi vom Militär aus dem Amt geputscht wurde und es dadurch immer wieder zu Terroranschlägen kommt, ist sicher eine Frage ans Gewissen.
Dass jedoch kurz vor unserem Abflug, die Sinai-Halbinsel von Touristen geräumt wurde, hat uns nicht eben beruhigt…
Nun, die Reise ist gebucht, kostenlos stornieren ist nicht (TUI ist da ganz gelassen dagegen). Also nicht immer das Schlimmste annehmen und los geht’s – back to Luxor!


Nach einer Nilkreuzfahrt vor 14 Jahren war uns immer schon klar, wir kommen wieder.

Allerdings nicht aufs Schiff, sondern direkt nach Luxor in der Antike Theben oder später  „Waset die Siegreiche“ genannt.

Schon kurz nach der Buchung kommt es zu Komplikationen.
Dabei wollten wir eigentlich endlich mal „pauschal“ verreisen, uns mal um nichts kümmern, mit Deutschlands führendem Reiseveranstalter.
Der Flug geht, aufgrund von chronischem Touristenmangel, nicht direkt nach Luxor sondern nach Hurghada.
 Da sollte man schon wissen, dass der Transfer durch die Wüste 5 Stunden dauern kann….
Nun wir wussten es.
 Dass jedoch der Transfer nur Tagsüber geht, wir aber abends ankommen und früh morgens fliegen – das wussten wir nicht.
Der Hinweis kommt liebenswürdigerweise nach erfolgter Buchung durch das Reisebüro, was zu großer Freude unsererseits führt. :( Da hängt der Haussegen erst mal schief!
Stornieren ist nur mit 50% der Reisepreise möglich, deshalb sehen wir, nachdem wir erst mal drüber geschlafen haben,  davon ab. Was mit uns geschieht, wenn wir um 19 Uhr am Flughafen angekommen sind, der Transfer aber erst um 7 Uhr am nächsten Morgen geht, kann (oder will) uns weder das Reisebüro, noch die TUI sagen.  Wahrscheinlich ein Transferhotel in Hurghada, meint der Reisebüromitarbeiter. Die Flugzeiten können sich ja noch ändern, meint die TUI.
Es bleibt also spannend, bis die Unterlagen 1 Woche vor Abflug bei uns eintrudeln.
Die Flugzeiten bleiben und die TUI teilt uns mit, wir sollen, für einen nächtlichen Privattransefer, 430 Euro aufzahlen. Das sehen wir nun wirklich nicht ein.  :o
Das Reisebüro zeigt sich kulant und bietet und an, diese Kosten für uns zu übernehmen.
Tja, dann soll es uns recht sein, verstehen tun wir die Geschichte aber immer noch nicht wirklich, immerhin ist der Transfer eigentlich im Reisepreis enthalten.
02.03.2014
Am Abreisetag nehmen wir den Zug zum Flug und quälen uns, stundenlang über diverse Bahnhöfe nach Frankfurt zum Terminal 2.
Der Flug geht pünktlich und ist auch komplett ausgebucht.
Also sind wir doch nicht die einzigen, die ihre Bedenken hinsichtlich der Sicherheit über Bord geworfen haben.
Die TUIFLY ist ein richtiger Touribomber mit Urlaubern in Badeshorts und Flip-Flops, dem ehrfürchtigen „UI“ beim Start  bis hin zum Klatschen bei der Landung.
Er ist eng bestuhlt und die „Dame“ hinter mir trommelt so lange gegen meine Lehne, bis ich frage, was sie denn da tut?
Ich soll umgehend die Rücklehne wieder senkrecht stellen!  Ich klemme ihr nämlich die Beine ein. Ich frage mich im Stillen, ob man das nicht freundlich sagen kann anstatt den Vordermann mit Schlägen gegen den Rücken zu traktieren.
Als wir landen bleiben wir erst mal sitzen bis die Meute, die sich sofort nach dem Aufsetzen schon in den Gängen gedrängelt hat das Flugzeug fluchtartig verlassen hat.
Die Koffer kriegen sie trotzdem nicht schneller als wir.
Der Privattransfer erwartet uns schon. Wir sind die einzigen, die nicht am Meer bleiben.
Die Fahrt führt von Hurghada über Safaga durch die Wüste nach Qina und von dort am Nil entlang nach Luxor.
Nachts zu fahren ist für Touristen nur mit Polizeibegleitung erlaubt, teilt man uns mit.
Deshalb fahren wir in Safaga erst mal die Polizeistation an, um uns eine Begleitung zu organisieren. Das klappt, zu unserem Erstaunen, recht zügig und ein mit 4 Mann beladener Streifenwagen startet mit uns die Fahrt durch die Wüste.
Da die Straße inzwischen neu 2-Spurig ausgebaut ist, rast unser Fahren mit 120 Sachen durch die Nacht.
Der Streifenwagen umkreist uns wie ein Glühwürmchen mit Blaulicht und Sirene.
Ähem, etwas dezenter wäre es uns doch lieber gewesen. Tatütata - schaut alle her, Touristen im Anmarsch..
Unsere Begleitung soll auf halber Strecke von den Kollegen aus Qina abgelöst werden.
Hier endet nämlich ihre Zuständigkeit.
Und so stranden wir nach 3 Stunde im Nirgendwo, in der Hoffnung, dass uns jemand abholen kommt.
Nach einer Stunde platzt mir der Kragen!
Wir fahren, es hat sich sicher eh schon rumgesprochen, dass wir hier sind!
Ungerne setzt sich der Fahrer in Bewegung und fährt unserer Streife entgegen.
Wiederum auf halber Strecke treffen wir aufeinander (ich glaube die haben sich erst aufgemacht als sie per Hyandy davon hörten, dass wir losgefahren sind). Man ist erfreut, sich die Hälfte des Wegs gespart zu haben und einigt sich mit dem Fahrer darauf, dass wir einen Polizeikollegen nach Dienstschluss nach Hause fahren.
Somit kommen wir in den Genuss eines Umwegs, von einer zusätzlichen halben Stunde.
Total entnervt, Müde und ausgehungert kommen wir gegen 2 Uhr morgens im Hotel an.
Und als uns mitgeteilt wird, dass wir am Rückreisetag  (Abflug um 9 Uhr morgens) schon um 2 Uhr morgens für den Rücktransfer abgeholt werden sollen ist mir klar: eher schwimme ich nach Hause!


Birgit

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Och Nele, ich freue mich!

Ich muss jetzt erstmal bisschen rennen gehen. Wenn ich dann wiederkomme, schaue ich mir Ägypten mit dir gemeinsam näher an! :D

nelilein

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Das freut mich Birgit!  ;D

Andrea

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Auch wenn das alles jetzt total fürchterlich klingt und so gar nicht nach Urlaub, möchte ich doch wissen, wie es weiter geht. Bestimmt habt ihr trotz aller Widrigkeiten ein paar schöne Tage verlebt - hoffe ich!
Liebe Grüße, Andrea



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Silvia

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Wow, das ist ja mal ein unglücklicher Start.       Ich hoffe nur das es besser wird und springe gespannt mit auf um ein Wiedersehen mit Luxor und den Tempeln zu feiern.

nelilein

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03.03.2014:
An diesem Morgen schlafen wir erst mal aus, sodass es uns ganz knapp noch zum Frühstückbuffet reicht.
Von der Frühstücksterrasse hat man einen herrlichen Blick auf den Nil.
Das Maritim Jolie liegt auf Kings Island, einer kleinen Insel im Nil. Sie ist ein wahres Paradies mit botanischem Garten und Unmengen an Vogelarten, die dort jedes Jahr brüten.
Alles ist in nächster Nähe:
Luxor Tempel: 4 Kilometer, Karnak: 10 Kilometer. Zum Tal der Könige sind es gerade mal 20 Kilometer.
Also alles bestens zu erreichen. Dann kann es ja losgehen – ich kann‘s kaum noch erwarten!!

Allerdings legen mein Mann und mein Sohn erst mal ein Veto ein.
Heute geht nix.
Die Anreise war zu anstrengend.
Und so verbringen sie den restlichen Tag am riesigen Pool, während ich die Insel  umrunde und den Nil in seiner ganzen Pracht auf mich wirken lasse.






Leider ist es bewölkt und als es auch noch anfängt zu nieseln verziehe ich mich grummelnd ins Zimmer.
Regen in Ägypten – also so was!
Die Angestellten hingegen sind allesamt total aus dem Häuschen vor Freude über den „Regen“.
Today it’s a good day! Inşallah, soll es so bleiben.
Selbstsüchtig hoffe ich für morgen auf Sonnenschein…
04.04.2014:
Heute scheint die Sonne und es hat 28 Grad! Da meine Männer in erster Linie zum erholen, ich aber zum Sightseeing hier sind müssen wir einen Kompromiss schließen.
Wir gehen nach dem Frühstück, welches uns, in einer unaufmerksamen Minute an der wir alle 3 den Tisch verlassen, von einer Horde Spatzen angefressen wird, an den Pool.
Das mit dem Spatzen passiert jedem Gast nur ein einziges Mal, bestätigt uns der Ober lachend.
Einer muss immer am Tisch bleiben und das essen verteidigen. Für Leute mit Vogelpholbie ist das wirklich nichts.
Nach einer ganzen Weile alleine an einem der 3 Pools, steht fest – das Hotel kann nur eine Handvoll Gäste haben.
Der Lifeguard stellt extra für uns den Wasserspielplatz und den Wasserfall an….
Später treffen wir dann doch auf ein deutsches Rentner Ehepaar, das schon seit Jahren Langzeiturlaub im Maritim Jolie macht. Sie laden uns ein, sie nachmittags in die Eisdiele in downtown Luxor zu begleiten. Ein deutsches Auswanderer-Ehepaar hat sich damit einen Traum erfüllt. Da ich meinem Sohn aus dem Wasser bekommen muss, locke ich ihn mit Eiscreme und es funktioniert! Wir nehmen den Hotelshuttle in die Stadt. Der Fahrer lässt und an einer Ecke raus und wir laufen durch eine schmale, unbefestigte Gasse.


Ganz ehrlich, von selbst wäre ich in die nie abgebogen! Und tatsächlich kommen wir zu einem Gebäude mit kleiner Eisdiele. Sie stellen uns einen Campingtisch mit Plastikstühlen an den Straßenrand und dann vertilgen wir Unmengen an Eis! Zwar nicht sehr malerisch hier zwischen den streunenden Katzen, aber das Eis ist super lecker und kostet nur 20 cent die Riesenkugel!


Die Frage ist nur, wie kommen wir von hier zum Luxor Tempel? Irmgard weiß Rat. Sie bestellt kurzerhand per Handy Mahmoud mit seiner Kalesche an die Eisdiele. Seit Jahren fahren sie immer wenn sie in Luxor sind mit Ihm quer durch Luxor und weil das so ist, brauchen wir uns keine Gedanken über vorherige Preisverhandlungen zu machen. Gerne werden die Touristen von den Kaleschefahrern hoffnungslos über den Tisch gezogen. Oh ja, das wissen wir noch aus eigener Erfahrung. Mahmoud ist ein lustiger, junger Mann und stellt uns sein Pferd als „Monika“ vor.  Wie es wohl für französische Urlauber heißt…. Monique?


Bei Sonnenuntergang kutschiert er uns durch die Stadt. Mein Sohn darf auf den Kutschbock und das Pferd lenken. Monika kennt den Weg!
Als es dunkel wird sind wir beim Luxor Tempel angekommen.
Er wurde zurzeit des Neuen Reichs errichtet und südlicher Harem des Amun von Karnak genannt. Er war dem Gott Amun, seiner Gemahlin Mut und ihrem gemeinsamen Sohn, dem Mondgott Chons, geweiht.
Einen ganz besonderen Reiz hat er, wenn er nachts beleuchtet ist. Die Reliefs kommen durch das Spiel von Licht und Schattenwurf viel besser zur Geltung als bei Tageslicht.


Wir lösen die Tickets und erkunden fast alleine die 3500 Jahre alte Geschichte. Außer uns sind einige, wenige Ägyptische Touristen unterwegs, Europäer oder Japaner sehen wir nicht.  Wir laufen ein Stück die Spinx Allee entlang, die seit 2010 wieder den Luxor Tempel mit dem Karnak Tempel verbindet.


Viele Häuser mussten hierfür abgerissen, Menschen umgesiedelt werden.









Nach ausgiebiger Besichtigung suchen wir nach Mahmoud, der uns auch prompt aus den Klauen der fliegenden Händler befreit. Immerhin sind wir die einzigen potentiellen Käufer weit und breit, da kann man es ihnen nicht übelnehmen.
Monika trabt brav durch die nächtliche Stadt, es ist empfindlich kühl geworden. Der Übliche Fahrtpreis wechselt den Besitzer und noch 10 LE „bakschisch“ für Monikas Futter. Zufrieden ziehen wir uns um und gehen hungrig unsere Halbpension wahrnehmen.

Andrea

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Das ist doch prima, dass ihr da Leute kennengelernt habt, die sich auskennen. Da hat man gleich ein etwas sichereres Gefühl, auch wenn die Lage der Eisdiele wirklich etwas, sagen wir: ungewöhnlich ist. Aber vielleicht habt ihr ja mit Mahmoud einen treuen Fahrer gefunden? Man lässt sich ja nur ungern über den Tisch ziehen...  ;)
Liebe Grüße, Andrea



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Ilona

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Re: Back to Luxor:Oder
« Antwort #7 am: 13. März 2014, 10:16:40 »
So ein Pauschalurlaub in Ägypten liest sich derzeit schon etwas abenteuerlich. Doch viel abenteuerlicher finde ich, dass ihr es gewagt habt  :schreck:, eine Kugel Eis zu essen. Man hört ja immer wieder, dass Montezumas Rache ganz schnell in diesem Land zuschlägt.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Susan

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Hallo,

Luxor und das alte Ägypten sind noch so ein Traum von mir, zu dem ich meinen Göttergatten momentan ganz sicher nicht überreden könnte  ::)

Daher steige ich gern mit zu, um die Tempel wenigstens virtuell zu geniessen... Die Anreise war ja wahrlich anstrengend und aufregend, das Eis und die ersten Tempelbilder jedoch versöhnend  8)  Trotzdem hoffe ich, dass wir zurück nicht schwimmen müssen  ;)
Liebe Grüße
Susan


Birgit

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Also, nach Ägypten habe ich mich bisher nicht getraut, bzw. hätte ich das als Studentin cool gefunden, dann habe ich irgendwie an dem Land das Interesse verloren.

Super finde ich aber, dass du soooo tolle Sehenswürdigkeiten "leutefrei" erlebt hast und dass das ja wohl tatsächlich individuell gut zu machen ist. Das macht durchaus Appetit!

Übrigens hätte ich das Eis wohl auch gegessen, wenn es von erfahrenen Mitreisenden erprobt ist und wenn das Eiscafé von Leuten geführt wird, die sich der hygienischen Erfordernisse für Touris bewusst sind...

Shadra

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Net so schnell Monika (sonst musst du ....   ;D )

Da hüpf ich doch auch noch schnell mit dazu. Wenn zu lebzeiten das Beamen noch erfunden wird, möchte ich einmal dort hin!
Solange begnüge ich mich dann doch mit Berichten und Bildern  ;)
Schöne Grüße
Nele

Manche Menschen schwimmen mit dem Strom. Andere schwimmen gegen den Strom. Und ich steh hier mitten im Wald und find den blöden Fluss nicht!

nelilein

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Zitat
Net so schnell Monika (sonst musst du ....   ;D
 
 :kotz:
He he, ganz genau! ;)


Ägyptens Tourismuswirtschaft liegt zurzeit echt am Boden.... Umso freundlicher sind die Menschen und freuen sich über jeden Gast.
Wir werden sicher nochmal wiederkommen, dann aber nur mit direktem Flug nach Luxor. Es gibt einfach noch soooo viel zu besichtigen!

Die Rache der Pharaonen hat und übrigens nicht ereilt, was durchaus nicht im Rahmen des Wahrscheinlichen lag  ;)

nelilein

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05.03.2014
Schon gestern diskutierten wir über die Frage:
Karnak Tempel am frühen Morgen oder nachmittags so spät wie möglich, da zu beiden Zeiten das Licht schöner ist als zur Mittagszeit.
Da niemand von der Idee begeistert zu sein scheint, morgens um 5 Uhr aufzustehen, einigen wir uns einstimmig auf 16 Uhr.
Laut Reiseführer schließt der Karnak Tempel schon um 17 Uhr, da abends immer die „sound and light show“ stattfindet.
Inzwischen ist auch geklärt, dass ich pro Tag einen Ausflug anberaumen darf.
Nicht mehr, nicht weniger.  :'(
Das bedeutet, wir werden nochmal wiederkommen nach Luxor.
Immerhin reicht die Zeit nicht für alles was es hier zu sehen gibt.
Also, nach dem Frühstück die männlichen 2-Drittel an den Pool, das weibliche Drittel in die Lobby zum Sprechtag des TUI Mitarbeiters.
Der nächtliche Rücktransfer schwebt noch wie ein Damoklesschwert über uns und es ist an mir, das irgendwie in Ordnung zu bringen.
Nachdem ich dem, sehr gut deutsch sprechenden Herrn, unser Problem erklärt habe (natürlich ist es in diesem Falle besonders hilfreich, dass wir ein 10 Jähriges Kind dabei haben) sagt er uns spontan zu, die letzte Nacht auf ein Hotel in Hurghada umzubuchen. D.H wir fahren einen Tag früher, zu angenehmerer Zeit und ohne Polizei.
So sparen wir viel Zeit  und können den restlichen Tag in einem AI Hotel am Strand verbringen.
DAS ist doch mal ein Deal! Und kostenlos ist die Umbuchung auch – alle Wetter.
Beglückt von der positiven Wendung überbringe ich die Botschaft an den Rest unserer Reisegruppe.


Heute ist die Westbank, aufgrund des diesigen Wetters nicht vom Pool aus zu sehen.
Die Landschaft ist in ockerfarbenes Licht getaucht.
Staubpartikel aus der Wüste verdichten sich zu diesem Dunst, wenn es ein paar Tage nicht windet. Und es ist komplett windstill.
Um 15 Uhr sind wir an der Lobby in der Absicht auf der Straße jenseits der Hotelbrücke ein Taxi zu ergattern.
Der Concierge bietet uns an, am Sicherheitscheck-Häuschen an der Brücke anzurufen, damit der nächste in der Reihe uns direkt abholt.
Super, dann also los.
Unser Taxifahrer heißt Anil und ist inbrünstiger Bayern-München Fan mit passenden Accessoires im Auto, jedoch mit Messi Trikot.
Wir bringen es nicht übers Herz ihm zu sagen, dass wir es nicht so mit Fußball haben… Somit ist das Thema auf der Fahrt klar.
Am Tempel angekommen bietet er uns an auf uns zu warten.
Wir zahlen ihn lieber aus, da ich immer noch die Hoffnung hege, meine Männer zu einem Fußmarsch durch die Spinxallee zu bewegen.
Vom Luxor-Tempel aus könnten wir ja das Mahmoud und Monika bemühen.
Wir lösen die Tickets und betreten das riesige Areal von Karnak, die größte Tempelanlage Ägyptens.


Die ältesten heute noch sichtbaren Baureste des Tempels stammen aus der 12. Dynastie unter Sesostris I. 
Bis in die römische Kaiserzeit wurde die Tempelanlage immer wieder erweitert und umgebaut.
Die Tempelanlage besteht aus drei von Mauern umgebenen Bereichen, dem Bezirk des Amun, dem Bezirk des Month und dem Bezirk der Mut.

Anfangs treiben sich außer uns noch ein paar vereinzelte Touristen herum.



Als es gegen 16.30 Uhr geht, sind wir tatsächlich ganz alleine auf dem Areal.
Da der Tempel offensichtlich doch erst gegen 18 Uhr schließt haben wir über eine ganze, herrliche Stunde lang den ganzen Tempel für uns.








Wir umrunden den berühmten Granti-Skarabäus.


Bei 7 -mal darf man sich was wünschen, bei 3 mal wird der Kinderwunsch erhört.
Ich kreise für ein paar Wünsche und achte sorgfältig darauf, dass sich die Zahl nicht durch 3 teilen lässt  ;)
Gegen Schluss stellt man uns noch eine „Backfisch“ (wir wir es inzwischen nennen) Falle:
 Ein Aufseher bietet uns gegen „Backfisch“ die Möglichkeit, auf die abgesperrte Tribüne der „sound und light show“ zu steigen, von der man einen atemberaubenden Blick hat.
 

Soweit so gut. Als wir wieder hinuntersteigen steht sein Kollege am Absperrband und hält ebenfalls die Hand auf.
Sozusagen fürs raus lassen.
Wir sind jedoch ganz gelassen und geben ihm den Tipp, sich seinen Anteil bei seinem Kollegen abzuholen.
Ungern verlassen wir den magischen Ort.


Und siehe da – Anil hat, natürlich rein zufällig, beschlossen sein Auto auf dem Parkplatz zu putzen und ist noch da.
Also darf er uns zurück ins Hotel fahren, mein Sohn fragt nämlich schon eine Weile, wann es endlich was zu futtern gibt.
Da Anil echt nett ist und auch keine Anstalten macht mehr Geld zu verlangen, als üblich ist, bestellen wir ihn mit seinem Taxi für den morgigen Tag zu unserem Tagesausflug auf die Westbank.
Er ist happy und gibt uns seine Visitenkarte.

Silvia

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Mein erster "Kontakt" mit Karnak war diese Sound&Light-Show und ich war hin und weg. ::)  Besichtigt haben wir die Anlage dann erst am nächsten Tag - aber so schön leer wie bei euch war es nicht. Obwohl ich zu einer Zeit in Ägypten war die auch nicht gerade gut besucht war. Wir hatten bei der Busrundreise ständig einen Polizisten dabei.

nelilein

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Wir waren das erste mal 3 Jahre nach dem schlimmen Anschlag auf den Hatschepsut Tempel in Luxor.
Da hieß es schon, es wären wenig Touristen da. Aber im Vergleich zu diesem Mal - das sind Welten!