Tag 20: Donnerstag, 07.07.2011 Redwood City – Kirk CreekIrgendwie war die Luft raus oder der Jetlag war endgültig vorbei, denn erst um 9 Uhr saßen wir im IHOP zum Frühstück. Gestern Abend haben wir noch unseren letzten Besuch dort bewertet und dafür einen Gutschein-Code erhalten. Der sollte uns einen Short Stack einbringen. Aber wir beide wählten jeder noch ein Frühstücksmenue dazu, so dass unser Tisch recht voll wurde. Ich bestellte „Mist“, was eines meiner Lieblingsgetränke geworden war. Sogar an den widerlichen Geschmack der gechlorten Eiswürfel konnte man sich fast gewöhnen. Ich brauchte mir also um E-Coli keine Sorgen zu machen.
Um 11 checkten wir dann aus und fuhren noch einmal zum Waschsalon, um auch die restliche Wäsche noch einmal durchzuwaschen. Am Campground wird bestimmt keine Waschmaschine sein und wer weiß, wie aufwändig das in Visalia (unser anschließendes Ziel) werden würde.
Anschließend kauften wir noch bei Safeway ein. Wir brauchen definitiv eine Club Card von dort – beim nächsten Mal. Die haben echt die leckereren Sachen dort!
Nun wurde es aber Zeit! Es war 13 Uhr durch und wir wollten doch zum Highway 1! Also schnell getankt und los. Das Handy war auf einen Ort am Highway 1 programmiert und los ging es. Mann, das war ja echt weit von hier aus! Wir kamen in ein Waldgebiet und hatten mal wieder reichlich Serpentinen zu fahren. Plötzlich sollten wir in eine kleine Straße abbiegen. Ich weiß es noch genau: Die Old La Honda Road. Okay, die sah zwar sehr schmal aus, aber auf zu neuen Entdeckungen, vielleicht ist das ja „der“ Geheimtipp? Schnell waren wir davon aber nicht mehr überzeugt. Die Straße war steil, eng und unübersichtlich. Heiko ist ein guter Fahrer, aber er hatte schon etwas Mühe den Wagen durch die engen Kurven zu manövrieren. Manchmal hupte er, weil man ja nicht wusste, ob uns jemand entgegen kommt. Das passierte zum Glück nicht. Was dann passiert wäre, mag ich mir nicht vorstellen.
Dann aber endlich war sie da, die Pazifikküste! Natürlich stoppten wir mehrmals und ich erhielt auch Gelegenheit meine Sandalen samt Füßen darin in den Pazifik zu halten. Zum Schwimmen war der definitiv zu frisch und vor allem auch zu gefährlich. Allerdings gab es so eine Art natürlichen Pool, wo die Kinder planschten. Der war wohl nicht so tief, so dass er sich tagsüber aufwärmte. Außerdem waren rundherum viele Leute hier an den Picknickbänken, um mit Familien und Freunden zu grillen und Spaß zu haben.
Am Pigeon Point Lighthouse machten wieder Mal einen Zwischenstopp. Ich war schon etwas unruhig, da es schon 15 Uhr war und ich noch zum Ano Nuevo State Park wollte. Außerdem war die Gesamtstrecke zu unserem Campground auch noch recht lang.
Trotzdem streiften wir ein wenig herum und Heiko kam zu mir, und sagte, dass er eben versehentlich eine Schlange aufgeschreckt hätte. Er wollte ein paar Blumen fotografieren, als sich unter ihnen plötzlich der Boden bewegte. Heiko hielt mit seiner Kamera drauf und knippste. Er hatte nicht mal darüber nachgedacht, ob sie vielleicht giftig sein könnte! Spätere Google-Suche ergab, dass das eine Rotseitige Strumpfbandnatter sein muss, nicht giftig. Dafür aber wohl nur hier in dieser Gegend zu finden. Wow, was er dann doch für ein Glück (im doppelten Sinne) hatte!
Ich drängte trotzdem auf die Weiterfahrt, so dass wir den Ano Nuevo State Park um halb vier erreichten. Wir entrichteten die $10 Eintritt und erhielten das Permit, um bis zu den Ausblickspunkten zu gehen. Hier sollten wir dann die Seeelefanten sehen können. Wir erhielten den Hinweis, dass um 5 der Park geschlossen werden würde. Okay, das reicht, wenn doch die Tiere schon in einer halben Stunde erreichbar sind…
Wir gingen durch eine Schilflandschaft und schon bald konnten wir die Seeelefanten auch hören. Eine gute halbe Stunde verging und wir erreichten tatsächlich einen Viewpoint. Aber es war nur ein schöner Ausblick auf den Pazifik und nicht auf die Tiere, die noch immer nur zu hören waren.
Aha, da hinten ging es ja noch weiter. Komisch, die vorhergesagte halbe Stunde war schon längst vorbei, aber wir genehmigten uns noch ein Stück der Strecke bis zum nächsten Viewpoint. Jetzt ging es durch tiefen Sand die Dünen hinauf und hinab. Dann eine Kette und der Hinweis, man möge doch den nächsten Viewpoint aufsuchen.
Nee, also das war uns jetzt doch zu viel. Das wäre ja die gleich Strecke noch einmal gewesen und das nur durch Sand.
Und der Park würde gleich geschlossen werden. Und wir mussten noch sehr weit fahren! Missmutig machten wir Kehrt und stiefelten zurück zum Parkplatz. Tatsächlich war das Rangerhäuschen nicht mehr besetzt, aber man konnte sich jetzt sozusagen kostenlos auf den Weg machen. Das taten auch einige. Wir dagegen hatten $10 für die Seeelefanten gespendet, ohne auch nur einen zu sehen…
Jetzt aber Gas! Heiko war gar nicht bewusst gewesen, wie weit wir noch fahren mussten. Hatte ich das nicht deutlich gemacht? Vermutlich nicht richtig. Wir fuhren jetzt also den Highway entlang, allerdings schon bald nicht mehr entlang der Küste. Das hatten wir nicht erwartet und schon gar nicht einen ordentlichen Stau vor Monterrey. Oh Mann, ging es jetzt die ganze Zeit so weiter? Es war schon recht spät geworden und auch extrem neblig heute, so dass wir uns den 17-Mile-Drive sparten. Naja, die Lonely Cypress sieht man ja oft auf Bildern, sogar Heiko hat noch eins im Fotoalbum von 1993… Das wollte er eigentlich ersetzen, grins.
Der Stau löste sich irgendwann auf und wir gelangten dann auch immer mal wieder an die Küste. Es wurde langsam dunkel und der Nebel tat sein Übriges. Es sah wirklich toll hier aus, aber ein wenig mehr Sonne hätte uns gut getan. Und ein bisschen mehr Zeit. Wir wurden schon ein wenig nervös, da ich nicht genau wusste, wo der Campground genau lag. Wir konnten die verbleibende Strecke nur schätzen. Immer wieder waren Baustellen, da es im letzten Winter mehrere Felsabbrüche und Steinschläge gegeben hatte. Wir hatten schon Sorge, dass wir nicht an den Campground heran kommen würden wegen der Straßensperrungen. Aber der Highway wurde rechtzeitig wieder freigegeben, mit ein paar Einschränkungen eben.
Es war schon Viertel vor neun, als wir endlich das Schild sahen. Es war schon fast dunkel und wir wären beinahe daran vorbei gefahren. Endlich der Campingplatz. Schnell haben wir unsere Site gefunden und das Zelt aufgebaut. Dieses Mal aber mit Überzelt, da ich fürchtete, dass ich sonst am nächsten Morgen in einer Pfütze oder so aufwachen könnte.
Kurze Zeit später kam dann auch der Host vorbei und checkte, ob wir auch die sind, die diesen Platz gebucht haben. Das passte natürlich. Wir unterhielten uns kurz und er meinte, dass es eine gute Entscheidung sei, das Überzelt mit aufzubauen. Auch warnte er uns vor raccoons, die auch schon mal eine draußen stehen gebliebene Kühlbox öffnen würden. Also bloß nichts draußen stehen lassen! Wir versprachen es, denn nichts anderes hatten wir vor. Aber was zum Himmel sind raccoons?
Wir hatten wirklich eine schöne Site, direkt an der Küste, die Nachbarn recht weit weg. Gerne hätten wir ein Lagerfeuer entfacht, aber hatten das gar nicht vorher mit bedacht, so dass wir jetzt natürlich auch kein Feuerholz hatten. Und die Gegend machte auch nicht den Eindruck, dass in der Nachbarschaft noch irgendein Geschäft auf haben würde, das welches verkauft. Also setzten wir uns mit ein paar Flaschen Bier und der 2l-Flasche Wodka an den Picknick-Table und genossen den Rest des Sonnenuntergangs.
Irgendwann drückte die Blase und ich ging zu den Restrooms. Es war ganz schön dunkel hier, sogar die Toiletten waren nicht beleuchtet. Eine weitere Person dort hatte eine Stirnlampe, was weit schlauer war als meine Taschenlampe – man hat halt beide Hände frei… Und sauber war es hier wirklich nicht, so dass es ohne Licht auch nicht ging. Oder wäre es vielleicht besser gewesen? Nein, denn Heiko trat mit seinen Schlappen in etwas Nasses und seine Socken sogen sich voll, igitt! Hoffen wir mal, dass das nur Wasser war…
Ich kam jedenfalls wieder an unserem Platz an und Heiko fragte mich, ob ich beim Weggehen das Tier gesehen hätte. Hä? Nee, was für ein Tier? Es sei direkt hinter mir an der Bank entlang gegangen zur Straße hin. So groß wie ein Hund, größer als eine Katze jedenfalls. So betrunken war er doch nicht!? Ah, vielleicht ein raccoon? Ist ein raccoon vielleicht ein Waschbär? Ja, aber sind Waschbären so groß? Eine Teilaufklärung sollte am nächsten Morgen erfolgen. Noch ein paar Schluck vom Alkohol und wir fielen ins Bett. Gut, dass wir im Yellowstone dickere Schlafsäcke gekauft haben, denn es wurde recht frisch. Gefroren haben wir aber beide nicht.