Autor Thema: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015  (Gelesen 57598 mal)

Flicka

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #45 am: 07. April 2015, 19:11:02 »
Mittwoch, 11. März 2015: Cordoba


Heute morgen gönnen wir uns erst einmal ein Frühstück an der nahen Plaza Tendillas. Das erste Frühstückslokal, an dem wir vorbeikommen, hat um kurz nach neun noch geschlossen, aber wir werden dann doch fündig und kehren in dem stylisch in weiß und silber gehaltenen Lokal ein, vor dem wir gestern schon die ersten Tapas genossen haben. Frühstück scheint hier vor allem aus getoastetem Brot zu bestehen, auf das man sich als Kenner offenbar Tomatensauce und Olivenöl träufelt und das ganze mit Schinken belegt. Zumindest macht es der Gast am Nachbartisch so. Wir greifen heute morgen zur Butter statt zur Tomatensauce.

An der gegenüberliegenden Touristeninformation kaufe ich mir noch ein Ticket für die Reitvorführung, die heute abend von den Caballerizas Reales, den königlichen Stallungen, veranstaltet wird, dann marschieren wir los zur Mezquita, zuerst durch den Orangenhof, dann hinein in die ehemalige Moschee, wo man auch noch Teile eines alten Mosaik-Fußbodens bewundern kann.










Wir haben Glück und können immerhin einen Teil des Besuchs noch genießen, bevor immer mehr Reisegruppen in das Gebäude einfallen. Entspannt schlendern wir durch den Säulenwald und sind froh, dass wir von gestern schon einiges über das Gebäude wissen. Heute fällt aber viel mehr auf, wie sehr die Kathedrale die Struktur der Moschee stört und die langen „Palmenwälder“ unterbricht. Gestern, als der Großteil des Gebäudes im Dunklen lag und nur einzelne Teile gezielt ausgeleuchtet wurden, war das noch gar nicht so richtig zu erkennen.














Besonders gefallen mir die Lichtstrahlen, die an einigen Stellen wie Scheinwerfer durch die Fenster fallen.








Zum Schluss darf natürlich ein letzter Blick in die Kathedrale nicht fehlen.






Nach dem Besuch gehen wir weiter zum Alcazar und der angrenzenden Gartenanlage. Laute Gartenarbeiten stören hier leider ein wenig den Frieden.














Anschließend suchen uns unseren Weg durch die Gassen des ehemaligen jüdischen Viertels, was gar nicht so einfach ist. Die Straßen und unsere Stadtpläne scheinen irgendwie nicht übereinzustimmen. Irgendwann haben wir uns dann ein paar Tapas verdient und bekommen sie schließlich auch, obwohl der hektische Kellner erst mal nur die Hälfte der Getränkebestellung aufnimmt und danach sein bestes tut, die Essensbestellungen möglichst vieler Tische durcheinanderzubringen.






Die Füße sind noch einigermaßen fit, also wollen wir zum Palacio de Viana und nehmen unterwegs noch Blicke auf andere Sehenswürdigkeiten mit.




Am Palacio angekommen erfahren wir, dass heute, am Mittwoch, die Innenhöfe kostenlos besichtigt werden können. Sie hätten aber auch den Eintritt gelohnt, denn es sind einige Schmuckstücke dabei, und ab und zu erhascht man auch einen Blick in die Räume. Die Häuser und Innenhöfe befanden sich früher in Privatbesitz.














Jetzt sind wir doch ziemlich geschafft und schleppen uns noch bis zur Plaza de la Corredera, wo wir zwei günstige aber leider auch nicht sehr gute Sangrias trinken. Vorbei an ein paar römischen Säulen gehen wir dann erst mal zurück zur Unterkunft, schauen uns die römischen Ruinen und das Mosaik im Erdgeschoss des Gebäudes an und ruhen uns dann eine Weile auf der Dachterrasse aus.




Dann muss ich langsam los zur Reitshow. Ich gehe noch am Ufer des Guadalquivir entlang, wo die Replik eines alten arabischen Wasserrades zu sehen ist. Das Original soll laut Reiseführer Königin Isabella so konsequent beim Schlafen gestört haben, dass es abmontiert wurde.




Um zwanzig nach sieben formieren sich an der Reitbahn schon die ersten Menschen in der Schlange. Nachdem ich ja jetzt sowieso schon dort bin, stelle ich mich auch an, und innerhalb von zehn Minuten reicht die Schlage schon bis hinaus auf die Straße. Um zehn vor acht dürfen die Besucher dann auf die Tribüne am Reitplatz, und ich kann einen Platz mit freier Sicht in der ersten Reihe ergattern. Die folgende Show bietet dann verschiedenste Stile und Formationen, vom klassischen Pas de Deux über Flamenco-Darbietungen von Tänzerin und Pferd, einer rasanten Fahrvorführung bis zum Ritt mit einer langen Stange, die früher wohl zum Viehtreiben genutzt wurde.














Die Vorführung gefällt mir insgesamt sehr gut, nur die Flamenco-Darbietungen überzeugen mich nicht wirklich. Die Tänzerinnen laufen in ihren Stiefeln durch den Sand, Flamencoartiges gibt es allenfalls von der Hüfte aufwärts zu sehen, und der Gegensatz zwischen ihren großen Gesten und den am kurzen Zügel gerittenen Pferden könnte kaum größer sein. Das passt irgendwie nicht.

Nach der Show treffen uns Elsa und ich an der Brücke und schlendern zu dem Restaurant, das sie auf Empfehlung des Reiseführers ausgesucht hat. Um es kurz zu machen: Es wird das teuerste und schlechteste Essen unserer Reise: Mein Rinderfilet entpuppt sich als ein mit Fett und Knorpel umsäumtes Steak, Elsa, die Oktopus bestellt hat (wovon ich ihr nach meiner Japanreise ja eigentlich hätte abraten können), bekommt irgendein gekochtes, nach nichts schmeckendes Etwas. Pech gehabt, aber es ist ja nicht zu ändern, und zumindest ich bekomme noch etwas kleines filetartiges Stück Fleisch heraus, als ich großzügig alles abschneide, was mir an meinem Essen nicht passt.

Wir schlendern zurück zur Unterkunft. Morgen wollen wir nach Sevilla und freuen uns schon auf die Hauptstadt Andalusiens.

Gute Nacht!

Horst

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #46 am: 08. April 2015, 01:44:57 »
Wow - da habt ihr aber ordentlich Programm gemacht.
Halte Cordoba für eine der interessantesten europäischen Städte - deine Eindrücke haben diese Ansicht wieder verfestigt.
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Michael

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #47 am: 08. April 2015, 07:47:32 »
Guten Morgen! :-)

Frühstück scheint hier vor allem aus getoastetem Brot zu bestehen, auf das man sich als Kenner offenbar Tomatensauce und Olivenöl träufelt und das ganze mit Schinken belegt. Zumindest macht es der Gast am Nachbartisch so. Wir greifen heute morgen zur Butter statt zur Tomatensauce.

Das ist mir in Asturien auch einmal begegnet - und ich fand es ziemlich lecker. Auf jeden Fall ist das eine passende Stärkung für den Tag, den Ihr vor Euch hattet.
Schöne Eindrücke - Danke! :-) Gerade die abendliche Vorführung an der Reitbahn hätte sicher auch bei meiner Frau anklang gefunden. :-)

Grüße aus der Pfalz,
Michael
...nach der Reise ist vor der Reise...

Susan

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #48 am: 08. April 2015, 11:32:39 »
Hallo,

diese Tomaten-Schinken-Brote sind wirklich lecker mit der richtigen Tomatensauce  ^-^ Haben das zwar erst zum Lunch probiert, aber trotzdem mmmmmmhmmm

Wunderschöne Eindrücke aus Cordoba  :herz:  - machen richtig Lust mal wieder runter zu fahren - vielleicht in den nächsten späten Osterferien?

Liebe Grüße
Susan


Flicka

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #49 am: 08. April 2015, 18:58:39 »
Freut mich, dass euch dieser Reisetag gefallen hat.  :)

Cordoba hat mir auch sehr gut gefallen. Mich hat schon beeindruckt, was es dort in fußläufiger Entfernung alles zu sehen gibt. Vor diesem Urlaub wusste ich über Cordoba eigentlich nichts, dabei zählte es zur Zeit der Mauren zu den größten und fortschrittlichsten Städten der Welt.


Und um es vorweg zu nehmen: Morgen probieren wir zum Frühstück auch die Tomaten-Variante. Gar nicht schlecht, daran könnte man sich durchaus gewöhnen.

Paula

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #50 am: 08. April 2015, 19:17:57 »
Oh ja so ein leckeres Tomatenbrot habe ich in Andalusien auch fast jeden Morgen gefrühstückt.
Córdoba hat mir von allen Städten am besten gefallen. Wir sind da ja zufällig in eine Prozession geraten und da waren auch viele stolze Reiter dabei, Pferde haben wohl echt Tradition dort. Flamenco auf Sandboden und zwischen Pferdenkann ich mir allerdings nur schlecht vorstellen.

Jetzt bin ich gespannt ob ihr den Wagen unfallfrei aus der Garage rausbugsiert und gut in Sevilla ankommt...
Viele Grüße Paula

Rainer

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #51 am: 08. April 2015, 20:22:41 »
Frühstück scheint hier vor allem aus getoastetem Brot zu bestehen, auf das man sich als Kenner offenbar Tomatensauce und Olivenöl träufelt und das ganze mit Schinken belegt.

Hmmm - das klingt aber lecker. Gerade dazu die wahnsinnig leckeren spanischen "Jamons", ich denke, es gibt schlimmere Dinge im Leben als so ein köstliches Schinken-Knusperbrot zum Frühstück.

Grüße vom immer "stickum" mitlesenden
Rainer (der sowieso viel zu gerne ißt.....)

Flicka

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #52 am: 08. April 2015, 21:08:03 »

Jetzt bin ich gespannt ob ihr den Wagen unfallfrei aus der Garage rausbugsiert und gut in Sevilla ankommt...

Ja, darauf war ich vorher auch sehr gespannt...  :schreck:


Frühstück scheint hier vor allem aus getoastetem Brot zu bestehen, auf das man sich als Kenner offenbar Tomatensauce und Olivenöl träufelt und das ganze mit Schinken belegt.

Hmmm - das klingt aber lecker. Gerade dazu die wahnsinnig leckeren spanischen "Jamons", ich denke, es gibt schlimmere Dinge im Leben als so ein köstliches Schinken-Knusperbrot zum Frühstück.

Grüße vom immer "stickum" mitlesenden
Rainer (der sowieso viel zu gerne ißt.....)


Rainer, willkommen an Bord! Ich habe gerade eben noch eine Extraportion Jamon in unseren Picknickkorb gelegt.   ;)

Hm, so langsam muss ich die Seat-Stretch-Limousine noch um eine zusätzliche Sitzbank erweitern lassen. Das wird natürlich in der Parkgarage nicht unbedingt einfacher... Aber Elsa schafft das schon.  :)

Rainer

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #53 am: 08. April 2015, 21:17:44 »
Das wird natürlich in der Parkgarage nicht unbedingt einfacher... Aber Elsa schafft das schon.  :)

Ach so 'ne doofe Parkgarage macht wirklich keinen Staat gegen die unverschämt leckeren Jamon-Varianten in Spanien. Die sind (für mich) auch besser als die italienischen Parma-Schinken. Ich könnte stundenlang an so einem Schinken herumschnitzen und genießen. Wir hatten ja auch eine Zeit lang geplant, in die gleiche Region (und auch zur gleichen Zeit) zu fliegen wie Du, aber dann hat es sich doch in Richtung Holland aufgelöst. Nicht wirklich ein Problem für uns, aber es bleibt dennoch eine "Lücke", die es irgendwann auch mal zu schließen gilt.

Ich will nicht weiter auffallen hier, also einfach weitermachen, als wäre nichts passiert.....

serendipity

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #54 am: 09. April 2015, 13:29:11 »
Hach, nun bin ich nochmehr angefixt! Sehr schöne Eindrücke aus Cordoba hast du uns da gezeigt - nur mit Pferden hab ichs ja nicht so  ;)

Übrigens essen wir geröstetes Brot mit Olivenöl und Tomatensoße bzw. im Sommer frischen Terrassentomaten, viel Knoblauch und Lauchzwiebeln super gerne, egal ob zum Frühstück, Mittag- oder Abendessen - eine Erinnerung an eine Woche Gargano (Italien). Spanischen Schinken dazu kann ich mir als absolut köstlich vorstellen, yummie!

Jetzt freue ich mich auf Sevilla, sofern ihr gut aus der Garage kommt  :)

Lidschlag

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #55 am: 09. April 2015, 17:14:04 »
Ui, tolle Cordobabilder. Die Stadt hat echt was!
Die Route, die du da schilderst, wäre für mich eine Option für den Winter oder den Februar, weil ich eine Aversion gegen Temperaturen über 25 Grad habe.

Flicka

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #56 am: 09. April 2015, 18:25:20 »
Die Cordoba-Fans müssen jetzt ganz tapfer sein, denn sobald ich die Bilder hochgeladen habe, nehmen wir Kurs auf Sevilla. Dort ist es aber auch ganz schön.  :)

Flicka

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #57 am: 09. April 2015, 19:34:01 »
Donnerstag, 12. März 2015: Cordoba – Sevilla


Wir stärken uns heute morgen erst einmal mit einem Frühstück in dem Lokal, in dem wir schon gestern waren. Immerhin hat Elsa inzwischen herausgefunden, dass man einen schwarzen Kaffee, wie sie ihn gerne haben möchte, hier als „Americano“ bezeichnet. Im Frühstückslokal in Granada hatte der Kellner ihr noch ungefragt am Tisch einen gefühlten halben Liter Milch in den schwarzen Kaffee gekippt. Wir essen getoastetes Brot mit Tomatensauce und Jamon, Schinken. Elsa träufelt noch Olivenöl aufs Brot, so wie wir das gestern morgen am Nebentisch abgeschaut haben.

Anschließend checken wir aus, und weil die Unterkunft keine Rezeption hat und das Büro heute vormittag nicht besetzt ist, hat uns die Mitarbeiter schon bei unserer Ankunft das Prozedere erklärt:  Wir müssen alles Gepäck in die Parkgarage bringen, das Auto beladen und hinausfahren. Dann muss ich wieder rauf in die Wohnung, die Schlüssel dort auf den Tisch legen, die Tür zuziehen und wieder runter auf die Straße zu Elsa. So weit so gut. Wir scheitern allerdings beinahe an der Tür zur Parkgarage, denn so oft ich es auch versuche: Der Schlüssel will nicht in das Schloss am Tor passen, das Garagentor bleibt zu, und Elsa, ich und das Auto sind im Parkhaus gefangen. Irgendwann komme ich auf die Idee, den kleinen Schlüsselanhänger an die Säule mit dem roten Licht weiter unten an der Ausfahrt zu halten, und schon öffnet sich die Tür. Zum Glück reagiert Elsa schnell und legt den Rückwärtsgang ein und bringt das Auto weg von der weit ausschwingenden Tür. Beinahe wäre uns die große Tür noch gegen den kleinen Seat geknallt.

Aus Cordoba herauszufinden ist auch nicht so einfach wie gedacht, denn als wir der markierten Route folgen, die die Mitarbeiterin mit den Worten, das sei alles ganz einfach, in den Plan gemalt hat, kommen wir bald an eine Straße, die nur von Anwohnern befahren werden darf. Also nochmal rum um den Block, und jetzt fahren wir so wie das Navi will und kommen irgendwann doch aus Cordoba heraus. Braver Navigator, ich bin froh, dass wir ihn an Bord haben.

Bis nach Sevilla sind es noch etwa eineinhalb Stunden, Elsa fährt und bringt uns gut in die Stadt. Dort sieht der Anfahrtsplan der Unterkunft eine 180-Grad-Drehung quer über eine Hauptverkehrsstraße vor, das Navi will uns noch ein Stück weiter lotsen und in einem Kreisverkehr drehen lassen. Wir verpassen beides und müssen ein wenig herumkurven, um in die richtige Richtung und in die richtige Straße zu kommen. Dort verpassen wir zwar wieder eine Abbiegung, aber das brave Navi schickt uns trotzdem zum Ziel. Hier in Sevilla haben wir wieder ein Apartment mit 2 Schlafzimmern gemietet, das Auto darf in die unterirdische Parkgarage, die glücklicherweise deutlich breitere Plätze hat als das Parkhaus in Sevilla, und dann haben wir auch noch Glück und können jetzt, um zwölf Uhr, schon in unser Apartment. Es liegt fußläufig zur Fußgängerzone und den Sehenswürdigkeiten, also lassen wir das Auto wo es ist und machen uns zu Fuß auf den Weg.

In Sevilla besichtigen wir zuerst die Kathedrale.








Ich gönne mir einen Audioguide, aber entweder bin ich zu blöd, um ihn zu bedienen, ober die Beschilderung stimmt nicht, jedenfalls erzählt mir die Stimme aus dem Gerät am Grabmal von Kolumbus eine Geschichte über ein Jesuskind mit geschlossenem Mund. Also muss ich den Reiseführer zu Rate ziehen, und der weiß immerhin, dass man hier in Sevilla durch einen Gentest nachgewiesen hat, dass man tatsächlich Kolumbus' Knochen hat, zumindest einen Teil davon, und dass Kolumbus rothaarig und sommersprossig war, was so gar nicht zu meiner Vorstellung passt.




Zur Errichtung der Kathedrale wurde, man ahnt es schon, die ehemalige Moschee umgebaut. Die Kathedrale selbst ist nicht gerade ein Musterbeispiel an Bescheidenheit. Schon der Eingangsbereich ist mit Gemälden quasi zutapeziert, es ist fast, als hätte man gar nicht mehr gewusst, wohin mit dem ganzen Reichtum, den man im Übersee“handel“ erworben hat. Kein Wunder, dass der Mitarbeiter beim Ticketkauf auf meine Frage, wie lange man für den Besuch der Kathedrale brauche, mal locker "zwei Stunden" geantwortet hat. Der Altarbereich ist ein einziges Meer aus edlen Metallen, aber vor lauter Gold kann man hier kaum noch etwas erkennen.


















Ein wiederkehrendes Thema in der Kathedrale sind übrigens Erdkugeln und gedemütigte Gefangene.








Die Giralda, das ehemalige Minarett, das nach der christlichen Eroberung zum Kirchturm wurde, steigt man statt auf Treppen auf Rampen empor. Der Eroberer der Stadt, Ferdinand, soll die Rampen auf seinem Pferd hochgeritten sein. Wir haben keine Pferde zur Hand, schaffen es aber trotzdem nach oben und genießen den Blick über die Stadt.










Anschließend gönnen wir uns ein paar Tapas und schauen im Archivo General de Indias vorbei, dem Archiv für die spanische Kolonialzeit, wo unter anderem einige Nachdrucke und Originale von Handschriften und Karten ausgestellt sind, und man sich vorstellen kann, wo das ganze Gold der Kathedrale herkommt.












Wir gehen weiter, erst einmal zum Ufer des Guadalquivir und zum Torre del Oro, dem Goldturm, von dem früher eine Kette bis zu einem gegenüberliegenden Turm gespannt war, um den Hafen zu sichern.






Schließlich laufen wir noch zum Parque Maria Luisa und zur Plaza de Espana. Langsam taucht die Nachmittagssonne die Gebäude in goldenes Licht, überall sitzen Leute, Pferdehufe klappern über das Pflaster, es ist eine entspannte Atmosphäre. Wie ich nach der Rückkehr nach Deutschland zufällig lese, wurde hier übrigens eine Szene aus Star Wars, Angriff der Klonkrieger, gedreht.














Nach einem kleinen Imbiss an einem mexikanischen Restaurant schlendern wir schließlich noch ein Stück die Hauptstraße entlang und machen uns dann auf die Suche nach der Plaza Santa Cruz.








Unterwegs versagen sowohl der Plan, den wir an der Rezeption bekommen haben als auch der Plan in meinem Reiseführer und wir müssen uns immer wieder durchfragen. Schließlich kommen wir an und betreten die Räume des Flamenco-Theaters „Los Gallos“, in dem wir heute abend Flamenco-Darbietungen sehen wollen.

Ich bin etwas skeptisch. Nach all dem, was wir in den letzten Tagen an Flamenco und Flamencoartigem gesehen haben, kann ich mir im Moment nicht vorstellen, eine über eineinhalbstündige Vorstellung durchzustehen, und die Tatsache, dass im Eintrittspreis ein Getränk schon enthalten ist und das Getränk auch genau so schmeckt, lässt mich schlimmes erahnen. Als dann ein Sänger die klagende Stimme anhebt und dabei ständig seinen Gürtel packt und seine Hose hochzieht, sehe ich mich schon in meiner Befürchtung bestätigt, in die schlimmste Touristenfalle Sevillas gelaufen zu sein. Aber dann geht’s los: Tolle Gitarrenklänge, mit Imbrunst tanzende Frauen, schnelle Schritte klappern über den Boden, Rocksäume werden regelrecht akrobatisch geworfen, und auch wenn der Gesang meinen Geschmack nicht wirklich trifft, wird er doch mit solcher Theatralik und Mimik vorgetragen, dass man sich dem Zauber nicht entziehen kann. Eine Tänzerin scheint sich regelrecht wie eine Schamanin in Trance zu tanzen. Elsa und ich sind begeistert. Der Besuch hier hat sich wirklich gelohnt.




Auf dem Weg zurück zum Hotel essen wir noch ein paar Tapas, dann marschieren wir weiter durch den kalten Abend durch Sevillas Straßen Richtung Unterkunft.






Nur einmal halten wir an, als wir nämlich ein merkwürdiges verhülltes Gebilde sehen, unter dem lauter junge Männer stecken. Bald wird uns klar: Die üben hier schon für eine Prozession in der Semana Santa.



Heute abend bin ich todmüde, und Elsa hat schon angekündigt, so von Eindrücken übersättigt zu sein, dass sie morgen den Besuch des Alcazars ausfallen und sich lieber durch die Straßen und Geschäfte treiben lassen wird.

Morgen nachmittag werden wir dann Richtung Meer fahren.

Gute Nacht!

Susan

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #58 am: 09. April 2015, 19:54:57 »
Hi,

kann mir lebhaft vorstellen, wie euch vom Cityhiking die Füße gequalmt haben  :)

Zitat
dann marschieren wir weiter durch den kalten Abend durch Sevillas Straßen
das allerdings weniger, wir hatten bei unseren Besuchen in Sevilla nie unter 35°C  So'ne Frühlingsreise hat doch ihre Vorteile  8)

Die Placa de Espana haben sie ja schön wieder renoviert  :) 2010 war da alles aufgerissen

Wieder schöne Eindrücke, da möchte ich glatt sofort aufbrechen Richtung Süden
Liebe Grüße
Susan


Andrea

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #59 am: 09. April 2015, 22:28:03 »
Mit neuem Laptop lässt sich meine Begeisterung viel besser ausdrücken, als mit dem Tablet (wir stehen auf Kriegsfuss). Zwar muss ich mich an die deutsche Tastatur noch etwas gewöhnen, aber das klappt schon  ;)

Deine Reise gefällt mir sehr gut und ich möchte genau wie die anderen Mitreisenden hier am liebsten sofort aufbrechen. Da hilft auch das nun etwas schönere Wetter in Deutschland nicht.

Einzig diese prunkvollen Kathedralen und Kirchen sehe ich etwas zwiespältig. In den ärmsten Ländern findet man solch geschmückten und mit viel Edelmetall ausgestatteten Bauten. Für meinen Geschmack nicht das, was Jesus gepredigt hat. Aber toll aussehen tut´s leider trotzdem...
Liebe Grüße, Andrea



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