Dienstag, 10. März 2015: Granada – Torcal de Antequera – CordobaWir lassen den Tag ruhig angehen und gehen erst einmal in der Nähe des Hotels frühstücken. Ein Frühstückslokal, an dem wir zuerst vorbeikommen, öffnet um 9 Uhr gerade erst die Türen, wir gehen weiter und finden ein nettes Café. Um uns herum sitzen Spanier, die offenbar auf dem Weg zur Arbeit hier eingekehrt sind. Kaffee, Orangensaft und ein Sandwich, dann holen wir uns vorne an der Theke noch Sandwichs mit Schinken als Wegzehrung für die Wanderung, die wir heute eingeplant haben. Gegen viertel nach zehn rangiert Elsa vorsichtig das Auto aus dem kleinen Innenhof des Hotels und wir machen uns auf den Weg zum Torcal de Antequera, einem Gebiet mit bizarren Kalksteinfelsen.
Im Navigationsgerät war der Naturpark nicht zu finden. Zum Glück habe ich eine Beschreibung dabei, aus der sich eine Anfahrtsbeschreibung samt der Nummer einer nahegelegenen Straße ergibt, und die finde ich nach einigem Suchen auch im Navi. Aus Granada hinaus zu navigieren ist einfacher als hinein: Wir biegen nach rechts auf die Hauptstraße ab und fahren immer geradeaus, bis wir schließlich zur Autobahn kommen. Unterwegs sehen wir überall am Horizont rötlich-gelben Dunst. Ob es hier wohl schon länger nicht mehr geregnet hat? Uns kommt es jedenfalls inzwischen schon so vor, als könnte hier immer nur die Sonne scheinen. Auch heute morgen bietet Andalusien uns wieder wolkenlosen Himmel, und wir genießen die Ausblicke, als wir schließlich von der Autobahn abbiegen und durch bergiges Gebiet fahren. Links und rechts sehen wir ab und zu kleine Weiden mit Schafen an den Hängen, dann fahren wir die Straße hinauf Richtung El Torcal. Zum Glück ist das Besucherzentrum gut ausgeschildert, was uns allerdings nicht daran hindert, erst mal forsch an der scharfen Abzweigung vorbeizufahren. Auf dem Weg dorthin müssen wir noch kurz warten, dann kommt uns eine Schafherde auf der Straße entgegen.

Am Besucherzentrum kaufen wir eine Karte und machen uns auf den Weg. Wir wollen die gelbe Route durch das Felsengewirr nehmen, etwa 2,5 km lang, die Beschreibung veranschlagt dafür 2 Stunden. Unterwegs werden wir von Leuten mit Flipflops überholt, während wir uns in Wanderschuhen über die ab und zu zu überwindenden felsigen Passagen tasten. Dafür taucht vor uns auf dem Weg immer wieder ein älteres Pärchen auf. Beide stützen sich auf Stöcke. Dass sie den Weg hier schaffen, nötigt mir doch einigen Respekt ab.
Die Felsformationen sind grandios. Immer wieder öffnen sich Ausblicke in kleine Talkessel, ringsherum recken sich bizarre Figuren in den blauen Himmel, manche kahl, manche von Kletterpflanzen oder Bäumen bewachsen.





Nach etwa einer Stunde legen wir ein kurzes Picknick ein und genießen dabei diesen Ausblick.

Auf dem Rückweg sind noch ein paar enge Stellen zu überwinden, aber natürlich gibt es auch weiterhin Felsen, Felsen, Felsen....








Nach gut 2 Stunden und 20 Minuten kommen wir schließlich wieder am Besucherzentrum an, gönnen uns auf der Terrasse etwas zu trinken und schauen zum Abschluss noch von dem nahen Aussichtspunkt hinunter in die weite Ebene.

Dann geht die Fahrt weiter: Cordoba erwartet uns. Ich rufe zwischendurch noch in der Unterkunft an, um unsere Ankunftszeit mitzuteilen. Elsa fährt, und ich bin froh darüber, denn ich merke, wie ich nach der Wanderung immer müder werde. Als wir Cordoba erreichen, ist dann aber volle Konzentration angesagt: Wir haben uns in einem Apartment-Hotel in der Altstadt eingemietet, und offenbar gibt es nur exakt eine einzige Möglichkeit, um das Gewirr der Straßen dorthin zu finden. Den Plan, den die Unterkunft uns gemailt hat auf den Knien, das Navigationsgerät programmiert, wagen wir den ersten Versuch, biegen aber offenbar eine Straße zu früh von der Hauptstraße ab. Nach einigem Fahren durch enge Gassen erreichen wir aber wieder genau die Straße, in die wir abgebogen sind, biegen wieder auf die Hauptstraße ab und wagen den nächsten Versuch. Diesmal finden wir die Unterkunft, auch wenn es ein merkwürdiges Gefühl ist, durch Straßen zu fahren, die wir als Fußgängerzonen empfinden. Vor der Unterkunft wartet dann schon die Mitarbeiterin und öffnet für uns das Tor zur Tiefgarage. Auch dort ist es eng. An den Wänden sieht man, wo Autos den Kampf gegen Mauern verloren haben. Unser Stellplatz ist im 2. Parkdeck, und Elsa manövriert das Auto bravourös in die schmale Lücke. Zwischendurch geht dann noch das Licht im Parkhaus aus, wahrscheinlich brauchen wir zu lange. Wir stehen fast im Dunkeln und haben als einzige Lichtquelle die kleine Lampe im gerade geöffneten Kofferraum. Also schaltet Elsa die Scheinwerfer wieder an, ich finde die Tür zum Aufzug, und dort schaltet sich auch das Licht für das Parkdeck wieder an. Wir schaffen unsere Sachen nach oben in das Büro, checken ein und beziehen unsere Unterkunft. Puh, geschafft. Ich fühle mich fix und fertig, aber jetzt sind wir ja da.
Nach einer kurzen Besichtigung unserer kleinen Suite mit Dachterrasse machen wir uns erst einmal auf den Weg zur nahe gelegenen Plaza Tendillas, wo wir erleichtert an einen Tisch sinken und uns erst einmal Cerveza und Tapas bestellen. Die Tapas werden uns ohne Teller, nur auf einem Papier serviert, ähnlich wie man es an der Wursttheke bekommt. Na ja, die Gambas und der Schinken schmecken auch so wirklich gut, aber ich bin doch verblüfft über diese besonderes Form der Sparsamkeit. Ein Touristenlokal ist das hier nicht, vielleicht ist es in Spanien also üblich, die Snacks auf Papier zu servieren?
Nach Sonnenuntergang machen wir uns dann frisch geduscht auf den Weg durch die Altstadt, kommen an Tapasbars und Restaurants vorbei und erreichen schließlich die Mezquita, oder wie Elsa inzwischen sagt, die Moskito-Kathedrale. An einer Seite stehen einige Leute und erklären uns nach einem fragenden Blick, dass man heute abends eine Stunde lang die Mezquita im Rahmen einer Licht- und Tonshow besichtigen kann. Das reizt uns doch, also kaufen wir die Tickets und werfen schon mal einen Blick auf die Außenmauern.

Weil wir bis zum Beginn des Besuchs noch ein wenig Zeit haben, spazieren über die nahe Brücke und schauen von dort aus hinüber zur Moskito-Kathedrale und zum römischen Torbogen.


Dann gehen wir zurück zum Eingangstor, bekommen Audioguides umgehängt und dürfen in den Orangenhof und vor einer Leinwand Platz nehmen. Dort wird zuerst ein Film über die Entstehung von Moschee und Kathedrale gezeigt. Die ursprüngliche Moschee wurde mehrfach erweitert, bevor sie in eine Kirche umgewandelt und schließlich mit dem Kathedralenbau „gekrönt“ wurde. Dann folgen wir einer Mitarbeiterin hinein in die Moschee. Die Führung ist gut gemacht. Während Musik erklingt und wir über den Audioguide deutsche Beschreibungen hören, werden verschiedene Teile des Bauwerks angestrahlt. Schließlich endet die Tour in der Kathedrale, die mir entgegen aller Kritik, die ich in den Reiseführern und Beschreibungen gelesen habe, gar nicht so schrecklich vorkommt.
Zum Schluss scheint dann das eigentlich geltende Fotoverbot wieder gelockert zu werden, jedenfalls machen alle anderen Leute Fotos, also krame ich auch schnell die Kamera heraus.



Die Führung hat uns beiden gut gefallen, und ein wenig habe ich nach dem abschließenden Besuch in der Kathedrale mit festlicher Musik ein Gefühl wie Weihnachten. Wir genehmigen uns in einer Tapasbar noch Bier, Wein, Salat, Fleischbällchen und fritierte Auberginen, dann kommen wir schließlich müde gegen viertel vor elf wieder im Hotel an.
Morgen werden wir Cordoba erkunden und uns die Mezquita noch einmal in Ruhe anschauen.
Gute Nacht!