Mittwoch, 18. März 2015: Conil de la Frontera und Jerez de la FronteraHeute morgen fühle ich mich wieder richtig fit. Dafür greift Elsa beim Frühstück nur zögerlich zu. Gestern hatte ich Magenschmerzen, heute ist ihr etwas übel, aber es geht ihr gut genug, dass wir nach Jerez fahren können.
Das einprogrammierte Parkhaus in Jerez findet sich leicht, dafür sind wir draußen auf der Straße anschließend etwas orientierungslos. Schließlich finden wir aber zur königlichen Reitschule, in der andalusische Pferde in Dressur- und Fahrsport trainiert werden. In der Reithalle sind Fotos nicht erlaubt, aber immerhin kann man beim Training auf den Außenplätzen alles in Ruhe beobachten und fotografieren. Und ein paar Storchennester gibt es rund um die Reitplätze auch.
Wir haben Glück und können zehn Minuten nach unserer Ankunft an einer halbstündigen englischsprachigen Führung durch die Ställe teilnehmen. Die Pferde werden von Trainern und ihren Schülern geritten, jeder Reiter reitet täglich sieben bis acht Pferde.
Nach dem Besuch in der Reitschule besuchen wir noch das Kutschenmuseum. Dort sind verschiedene Kutschen ausgestellt samt dazugehörendem Geschirr, im hinteren Teil sind einige Pferde untergebracht.
Während wir im Museum sind, fängt es an zu schütten, also setzen wir uns in einen überdachten Teil des Hofes gegenüber dem Eingang, warten ab, bis sich der Regen beruhigt und beobachten die Störche auf den Schornstein gegenüber. Um 2 Uhr rufe ich noch kurz bei der Bodega „Tio Pepe“ an und frage nach, ob heute um 16.00 Uhr noch eine Führung stattfindet, dann wollen wir das Kutschenmuseum verlassen. Aber wir dürfen nicht. Das Museum ist nur bis 14.00 Uhr geöffnet, und jetzt ist es 14.05 Uhr.
Man hat die Tore abgeschlossen, ist nach Hause gegangen und hat uns einfach hier vergessen.
Zuerst können wir es gar nicht glauben. Am verwaisten Eingang versuchen wir das Tor von innen zu öffnen, aber es ist abgeschlossen. Die Türen zu den Museumsräumen sind geschlossen, der Stall ist völlig menschenleer. Wahrscheinlich sind sie alle in der Siesta. Wir gehen nochmal zum Tor, keine Chance, die Tür ist zu. Ich versuche mein Glück an einer Tür mit dem Schild „Oficina“ und rufe Hola in die Gänge. Ich finde aber nur Umkleidekabinen. Wir schauen in die Reithalle, dann nochmal in die Stall, jetzt ist es schon viertel nach zwei, und gerade als ich überlege, ob ich irgendwo die Telefonnummer der Reitschule oder des Museums habe, ruft plötzlich eine Frauenstimme vom Eingang. Erleichtert gehen wir schnell rüber und werden mit finsterer Miene ausgeschimpft, so als wären wir hier eingebrochen. Moment mal, wir wurden hier eingesperrt, und wir haben uns beileibe nicht in einer Kutsche versteckt, sondern harmlos gegenüber des Eingangsbereichs gesessen, aber das interessiert die auf spanischen schimpfende Frau überhaupt nicht. Sie schließt uns das Tor auf, bedenkt uns mit einem letzten schwarzen Blick und schließt hinter uns wieder ab.
Na ja, immerhin sind wir wieder frei und müssen es uns nicht bis morgen früh in einer Kutsche oder einer leeren Pferdebox bequem machen.
Auf dem Weg Richtung Innenstadt wird der Regen wieder stärker, und wir müssen uns schließlich in eine kleine Bar flüchten, trinken etwas, und ich esse Toast mit Schinken. Elsa isst nichts und trinkt Tee, ihr Magen macht ihr immer noch Probleme.
Immerhin fühlt Elsa sich fit genug, die Führung durch die Sherry-Bodega mitzumachen. Nach ein paar kurzen Streifzügen durch verschiedene Geschäfte kommen wir schließlich bei „Tio Pepe“ an, kaufen die Tickets und warten noch ein wenig, bis die Führung beginnt. Die ist gut und interessant gemacht, der charmante spanische Guide erklärt abwechselnd auf spanisch und deutsch die Herstellung, und wir werden durch verschiedene Räume und Hallen geführt, in denen Brandy und Sherry lagern. Viele Fässer sind von Berühmtheiten signiert, manche Räume wirken wie Kathedralen, andere wie verstaubte, lange nicht betretene Keller.
Zwischendurch bekommen wir noch ein volles Weinglas samt kleiner Leiter präsentiert. Angeblich sind Mäuse völlig verrückt nach Sherry und gönnen sich gerne einen Schluck, wie ein Foto an der Wand beweist.
Zum Schluss gibt es eine kleine Verkostung, wir haben die Variante mit 2 Sherrys und Tapas gewählt, und zum Abschluss darf natürlich auch ein Bummel durch den Shop nicht fehlen, denn wie unser Guide augenzwinkernd bemerkt hat, ist dies schließlich eine Verkaufsveranstaltung.
Uns hat die Führung sehr gut gefallen und zufrieden gehen wir zum Parkhaus zurück. Auf der Rückfahrt nach Conil merkt Elsa dann aber, dass Sherry und Tapas ihrem Magen nicht sehr gut getan haben. Diesen Abend gehen wir also nicht essen, Elsa pflegt sich, und ich schließe die Lücken im Reisetagebuch und schaue mir die Route für die nächsten zwei Tage an.
Morgen werden wir die Küste verlassen und durch die Berge nach Ronda fahren. Mal sehen, welches Wetter uns dort erwartet. Es wird wohl richtig kalt werden.
Gute Nacht!