DI, 24.3.2015
Das ist ja gerade nochmal gut gegangen! Beim Einschlafen weit nach Mitternacht fällt mir auf, dass man ein ausgedrucktes Ticket braucht um den Flughafen betreten zu dürfen. Und Miss Kontrollzwang hat es ausgerechnet bei diesem Schriftstück nicht so eng gesehen, hat nur das Update zu veränderten Flugzeiten mit Buchungsnummer, aber ohne Namen dabei.
Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf, mache ich mich auf den Weg zur Rezeption. Noch auf der Etage werde ich angehalten von meinem Lieblingsmitarbeiter mit dem sanften Blick, der mir das Internetterminal mit Drucker zeigt (ich hätte ihn küssen können), und ein paar Minuten später sinke ich wieder in die Kissen, puuuuuh.
Viel zu kurz ist die Nacht. Das Auschecken zieht sich ewig hin, begleitet von dem üblichen indischen Smalltalk wohlerzogener Hotelmitarbeiter: “Is it your first time in India?” “Is it your first time in Mumbai?” “How was your stay?” “Where are you heading to now?” Irgendwie ziemliche Beschäfitigungstherapie.
Ein schnelles Frühstück, und ein Chauffeur in weißer Livree fährt mich in einer schwarzen Limousine ohne Hinduschrein zum Flughafen.
Fahren können die hier alle: beherzt, aber ohne mich durchzuschütteln, obwohl es manchmal wirklich knapp erscheint und man froh sein kann, dass alle schön in ihrer Spur bleiben.
Das erwachende Mumbai hat irgendwie etwas. Es geht im grau-rosa Morgendunst vorbei an beleuchteten Mini-Tempeln, gleißend beleuchteten Bauten aus Stahl und Glas, an Industrieanlagen, und nun bekomme ich doch noch die Hadschi Ali Moschee im diffusen Licht der Dämmerung auf ihrem Felsen im Meer vor Mumbai zu sehen.
Natürlich bin ich viel zu früh am Flughafen. Und vor den Toren des Flughafens hat Jet Airways einen Schalter, in dem man mir bestimmt auch mein Ticket nochmals hätte ausdrucken können. Im Gegensatz zu den anderen indischen Flughäfen geht hier alles sehr fix und sehr locker. Fast unmerklich landet der Handgepäckstempel auf dem Anhänger, als ich in der Schlange für Frauen durch den Sicherheitscheck gehe.
Der Flug dauert nur eine Stunde. Zwischen zwei indischen Herren eingequetscht, verschlafe ich ihn trotzdem vollständig.
Meine Tasche und dann Mr. MCS Shekhar werden begrüßt. Er wird mich die kommenden knapp drei Wochen fahren. Er geht mir nur bis zur Schulter, ist ein äußerst freundlicher Mann: Tiefschwarz, nur auf dem Kopf stellenweise leicht ergrauend mit strahlend weißen Zähnen. Und auch er lacht übrigens mit den Augen, wie ich an den kommenden Tagen immer wieder feststelle, wenn sich unsere Blicke im Rückspiegel begegnen.
Wir fahren knapp 1,5 Stunden nach Udupi, wo ich im Krishna-Tempel die einzige Touristin bin. Shekhar begleitet mich in den Tempel und erklärt mir einige der Riten. Ich darf auch Wasser in Empfang nehmen, es schlucken (mache ich natürlich nicht) und mir den Rest auf den Kopf streichen.
Herrlich, wie selbstverständlich freundlich, offen und ein bisschen neugierig ich aufgenommen werde!



Leider darf man im reich mit Silber ausgestatteten Haupttempel nicht fotografieren, nicht einmal den Tempelelefanten davor, aber in einem Nebentempel darf ich knipsen und mache es gern.






Nach dem Tempelbesuch gehe ich essen. Shekhar lädt sich nicht selbstverständlich selbst mit ein, sondern ich frage ihn, ob er mitkommen möchte. Fast widerstrebend willigt er ein. Na bitte, den einen Euro für das zweite Essen für ihn habe ich doch gerne übrig!
Es geht weiter in mein Domizil für eine Nacht, ins Paradise Isle Beach Resort. Zum Glück nur für eine Nacht, denn das Hotel könnte schön sein, wirkt aber deutlich vernachlässigt. Man findet meine Reservierung erst auf den zweiten Blick und nimmt erst einmal so hin, als ich vorweise, dass diese bereits bezahlt ist.
Ich will an den Pool, aber das ist nicht schön. Es gibt keine schönen Liegen, das Wasser ist etwas trübe, es riecht unangenehm nach Abwasser. Als eine Reisegruppe Inder aufkreuzt, weiß ich zunächst nicht, ob ich es lustig oder nervig finde, denn es sind wirklich sehr viele, die sich gegenseitig ins Wasser schubsen. Eine Atmosphäre wie im Freibad in Deutschland an einem Augusttag in den Sommerferien mit 35 Grad. Als zwei von denen anfangen sich ernsthaft zu prügeln, entscheide ich mich für “nervig”.
Gut, dann gehe ich doch lieber am Strand spazieren. Das wiederum ist sehr schön. Irgendwann stößt zufällig Shekhar dazu, der mir erzählt, dass er weder raucht, noch trinkt, noch Betelnüsse kaut im Gegensatz zum Fahrer 2013, was ich auch sehr angenehm finde. Als ich sage, dass ich noch ein bisschen weiter gehen will, springt er schnell auf und verabschiedet sich. Ich denke, er will nicht nerven. Sehr schön - so kann “einen Fahrer haben” also auch sein…







Ich lerne in der Kneipe nebenan, in der ich nun endlich auch Masala Dosa (so eine Art hauchdünner eher knuspriger Pfannkuchen gefüllt mit Gemüse) zu essen bekomme. Am Nebentisch sitzen einige junge, moderne Inder mit Kater “Smokey”, den ich gerne mal fotografieren darf.
