Autor Thema: Und wieder versagt unsere Politik und es wird nicht richtig reagiert  (Gelesen 9753 mal)

Rainer

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Die Rede ist von der neuen Virusmutation in Südengland.

Während die Niederlande und Belgien konsequent Flüge und Fähren aus England gecancelt haben bis auf weiteres, eiert unsere Bundesregierung wieder planlos herum, während also tapfer Flieger aus London nach Deutschland fliegen und potentielle Virenträger mitbringen, "beobachtet die Regierung die Situation sehr genau". Aha. Sehr genaues Beobachten hilft also. Was beobachtet man denn da so, laut Herrn Hancock (Britischer Gesundheitsminister) ist die Lage mit einfachen Worten umschrieben: "Die Lage ist außer Kontrolle".

Aber wir beobachten einfach mal sehr genau, was auch immer da beobachtet wird, noch ist das Virus ja angeblich nicht in Deutschland (O-Ton Drosten), aber dieses Gesülze kommt mir arg bekannt vor, wie war das nochmal im Winter 2019/2020, da war doch auch irgendsoein Virus, welches es angeblich nicht nach Deutschland schaffen wird....

Die Idioten lernen irgendwie gar nichts, was muss eigentlich noch passieren, damit einmal richtig konsequent gehandelt wird? Ich bin grundsätzlich gegen Grenzschließungen bei Corona, aber das liegt u.a. insbesondere daran, dass das Virus bereits verbreitet ist. Das ist hier aber nicht der Fall und wenn jetzt nicht sofort konsequent kein einziger Engländer (und neuerdings auch Südafrikaner) mehr hereingelassen wird, bis man Sicherheit und Wissen hat, was das Virus bedeutet, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Haben wir nur Idioten gewählt? Das ist ja schrecklich.

Dabei haben die Briten es doch sogar selbst in der Hand: die Gegend wird mit höchster Priorität geimpft, in England ist die Impfung doch schon angelaufen und wenn sich die Situation entspannt, kann man auch wieder nach Deutschland fliegen. Und bis dahin wird kein Engländer aus England herausgelassen. So einfach könnte es sein. Aber die Deutschen beobachten lieber sehr genau....

Rainer

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Re: Und wieder versagt unsere Politik und es wird nicht richtig reagiert
« Antwort #1 am: 20. Dezember 2020, 20:01:36 »
.. yeah!!

Man hat mich/uns erhört: tatsächlich wurde jetzt ein Einreisestopp für Bürger aus den betroffenen Ländern erlassen! Ich hatte definitiv das Vertrauen schon verloren, aber immerhin, gerne darf weiter "genau beobachtet" werden, aber mit geschlossener Grenze!

Susan

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Re: Und wieder versagt unsere Politik und es wird nicht richtig reagiert
« Antwort #2 am: 20. Dezember 2020, 20:18:19 »
Wahrscheinlich ist die neue Virusvariante schon längst da ...
Da es ja viel ansteckender sein soll, würde das die ständig steigenden Zahlen erklären
Liebe Grüße
Susan


Rainer

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Re: Und wieder versagt unsere Politik und es wird nicht richtig reagiert
« Antwort #3 am: 20. Dezember 2020, 21:17:19 »
Da es ja viel ansteckender sein soll, würde das die ständig steigenden Zahlen erklären

Das wäre theoretisch möglich, aber insgesamt glaube ich nicht daran. Steigende Zahlen sind meiner Meinung nach auf schlechteres Wetter / schlechtere Temperaturen zurückzuführen. Ich habe keine Ahnung, wie das Virus nachgewiesen wird, aber wenn ein Drosten glaubt, wir hätten es hier noch nicht gesehen, dann bin ich ehrlich, darauf vertraue ich.

Ilona

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Re: Und wieder versagt unsere Politik und es wird nicht richtig reagiert
« Antwort #4 am: 21. Dezember 2020, 08:43:13 »
Ich habe keine Ahnung, wie das Virus nachgewiesen wird, aber wenn ein Drosten glaubt, wir hätten es hier noch nicht gesehen, dann bin ich ehrlich, darauf vertraue ich.

Zu früh vertraut, denn laut Drosten ist das Virus schon da.

Heute steht in DIE WELT, dass schon seit dem Sommer weitere Mutationen bekannt sind, allerdings scheint sich halt die aktuelle in Windeseile zu verbreiten.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Rainer

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Re: Und wieder versagt unsere Politik und es wird nicht richtig reagiert
« Antwort #5 am: 21. Dezember 2020, 12:04:32 »
Das stimmt wohl, gestern noch wurde gesagt, das Virus wäre noch nicht in Deutschland, heute morgen war es dann doch schon da.

Inzwischen gibt es allerdings auch mehr Informationen dazu, zum einen ist das Virus bereits in vielen Ländern aufgetaucht, zum anderen ist es aber auch eine willkürliche Behauptung, es sei 70% ansteckender. Die hohe Ansteckungsquote ist durchaus auch auf die allgemein hohe Quote aktuell zurückführbar, ich glaube definitiv nicht, dass wir das Virus seit vielen Wochen auch hier haben und dass es für den Anstieg verantwortlich ist. Das Wetter und die damit einhergehende Virensaison sind ganz offensichtlich Treiber der Ansteckungen und das wird auch noch eine Weile so bleiben resp. sogar zunehmen, Hochsaison für Viren ist typischerweise von Januar bis März. Ist jetzt nur die Frage, wieweit man mit FFP2 Masken und Impfungen dagegen halten kann. Immerhin besteht angeblich keine große Sorge, dass die neuen Medikamente unwirksam sein könnten. Last not least sind Mutationen normal und nicht zu verhindern. Sie können auch in Viren resultieren, die einen harmloseren Verlauf haben.

Übrigens bemerke jetzt nicht nur ich (ich habe dazu die Zahlen vom RKI ausgewertet), dass wir ein Riesenproblem ausgerechnet in den Altenheimen haben. Die Infektionsrate unter den über 80ig jährigen ist bis zu drei mal so hoch und bei den über 90ig jährigen sogar bis zu vier mal so hoch wie unter den jeweiligen anderen Altersgruppen. Und genau diese Patienten sind nachher auf Intensivstation und/oder versterben.

D.h die vulnerablen Menschen stecken sich nicht beim Einkaufen an, sondern im Pflegeheim. Nimmt man das Infektionsgeschehen der Pflegeheime aus der Statistik heraus, hätten wir keine besondere Epidemie, schon gar keine tödliche und mithin keinen Lockdown. Mir ist nach wie vor unbegreiflich, warum da nicht konsequenter die Menschen geschützt werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Impfung entscheidend hilft und das bitte zügig!

Silvia

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Re: Und wieder versagt unsere Politik und es wird nicht richtig reagiert
« Antwort #6 am: 22. Dezember 2020, 12:59:28 »
Übrigens bemerke jetzt nicht nur ich (ich habe dazu die Zahlen vom RKI ausgewertet), dass wir ein Riesenproblem ausgerechnet in den Altenheimen haben. Die Infektionsrate unter den über 80ig jährigen ist bis zu drei mal so hoch und bei den über 90ig jährigen sogar bis zu vier mal so hoch wie unter den jeweiligen anderen Altersgruppen. Und genau diese Patienten sind nachher auf Intensivstation und/oder versterben.

D.h die vulnerablen Menschen stecken sich nicht beim Einkaufen an, sondern im Pflegeheim. Nimmt man das Infektionsgeschehen der Pflegeheime aus der Statistik heraus, hätten wir keine besondere Epidemie, schon gar keine tödliche und mithin keinen Lockdown. Mir ist nach wie vor unbegreiflich, warum da nicht konsequenter die Menschen geschützt werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Impfung entscheidend hilft und das bitte zügig!

Wie hast du aus den Zahlen des RKI die Fälle in den Altersheimen rausbekommen?  Nicht alle über 80jährigen sind in Altersheimen.

Ich würde auch gerne wissen, wie du die Menschen konsequenter schützen willst? Pflegeheime abriegeln, Pfleger inclusive? Keine Besucher? Ja es gibt Möglichkeiten die Gefahr zu minimieren, aber das Infektionsgeschehen allgemein zu minimieren halte ich für äußerst wichtig!

Wie gesagt - nicht alle über 80jährigen sind in Pflegeheimen... wie z.B. meine Eltern - wir wohnen zusammen in einem Haushalt (wie es bei vielen Familien auf dem Land noch üblich ist)! Was hilft es wenn die z.B. bei Arztbesuchen eine FFP2-Masken tragen und ich den Virus mit nach Hause bringe? Als Busfahrer bin ich permanent auf engem Raum mit vielen Menschen zusammen und ich bin froh das die alle deinen so abfällig genannten "Schlabberlappen" tragen, auch wenn der nur eine kleine Wirkung hat.

Das Problem mit dieser Epidemie ist ja auch die Belegung der Intensivbetten... vor allem da die Betten nicht nach einigen Tagen wieder frei werden für neue Patienten. Meine Schwester (Intensivkrankenschwester - (noch) nicht auf Covid-Station) hat es mir (keine exakten Zahlen, nur grobe Punkte) so erklärt: Kommen an 1 Tag 10 Patienten auf die Intensivstation .... nach 1 Woche:  3 verstorben, 3 wieder selbstständig atmend, 4 weiterhin am Beatmungsgerät und/oder im künstl. Koma.... diese 4 sind aber auch noch in der 2. Woche da, in der 3. Woche, in der 4. Woche und oft noch länger, d.h. die Intensivbetten werden nicht frei für neue Patienten! Man kann auch nicht mit den Fingern schnippen und ausgebildetes Pflegepersonal ist da um mehr Kapazität zu schaffen.

Aus meinem Dorf eine Mutter (49 J, keinerlei Vorerkrankung/bzw. Risikoperson), die seit Ende Oktober auf der Intensivstation liegt, inzw. ist sie täglich ein paar Stunden wach, aber mehr nicht... ihr Vater (über 70) war auch auf Intensiv, hat es aber überstanden und ist jetzt auf Reha.

Horst

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Re: Und wieder versagt unsere Politik und es wird nicht richtig reagiert
« Antwort #7 am: 22. Dezember 2020, 15:25:59 »
Während man im Frühsommer bei vergleichsweise geringen Zahlen mit dem Holzhammer agiert hat, versäumt man es in diesem Herbst/Winter bei Zahlen die seit Wochen zigfach hoch sind die Reißleine zu ziehen. Alle nicht systemrelevanten Betriebe für ein paar Wochen zu. Der Taschenrechner von Herrn Scholz & Co verhindert das bisher.
Meines Erachtens enstehen in den Betrieben (inklusive Fahrt in den Öffis zur Arbeit) jetzt die entscheidenden Ansteckungen von Leuten außerhalb des häuslichen Umfeldes. Dass die dann auch in Altenheime getragen werden und dort den größten Schaden anrichten wo die gefährdetste Gruppe zusammen ist, ist klar.
Konkret Maßnahme dagegen - wie in der Tagesstätte meiner Mutter - sind neuerdings Schnelltests die an Personal und Pflegebedürftigen durchgeführt werden.
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Rainer

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Re: Und wieder versagt unsere Politik und es wird nicht richtig reagiert
« Antwort #8 am: 22. Dezember 2020, 15:58:19 »
Wie hast du aus den Zahlen des RKI die Fälle in den Altersheimen rausbekommen?  Nicht alle über 80jährigen sind in Altersheimen.

Ich habe sie heute einfach nur aus dem Artikel genommen (leider habe ich den Link nicht mehr), der sich auf Zahlen beruft. Allerdings steht im ausführlichen PDF des RKI im Mittwochsdokument (glaube ich, auf alle Fälle nur einmal pro Woche) eine Aufschlüsselung der Infektionen auf "betreute" Menschen (das sind verschiedene Kategorieren, nicht nur Pflegeheime, auch andere Stätten).

Und es gibt auch (auch glaube ich Mittwochs) eine ganz ausführliche Statistik über alle Altersgruppen und deren Inzidenz. Die Aussage aus dem Artikel ist definitiv mit meinen Ergebnissen übereinstimmend, es gibt auch einen Beitrag von Bayern24 auf Youtube, wo das Infektionsgeschehen genau aufgedröselt wird und die kommen auch zu diesem Ergebnis. Die alten Herrschaften in Pflegeheimen stecken sich überproportional viel an.

Ich würde auch gerne wissen, wie du die Menschen konsequenter schützen willst? Pflegeheime abriegeln, Pfleger inclusive?

Nein, ganz konsequent hochwirksame Masken einsetzen und auch unbedingt darauf achten, dass sie richtig aufgesetzt werden. Bei fast jedem Video über Pflegeheime kriege ich die Krise, da sieht man die Leute mit hängenden Papiermasken unter der Nase, die nutzen so überhaupt nichts. Die Bundesregierung hat ein sattes halbes Jahr verpennt und jetzt endlich wenigstens ein paar FFP2 Masken verteilt (die angeblich sehr willkommen waren). Aber es ist hoffnungslos zu spät und immer noch viel zu träge. Ich habe Verständnis dafür, dass das im Frühjahr nicht möglich war, da gab es kein Material. Aber das ist seit Monaten nicht mehr so, trotzdem wird viel zu wenig darauf geachtet, dass die Senioren RICHTIGE Masken RICHTIG tragen. Das ist das A und O dieser Masken. Bis dato hatten die allenfalls eine lasche Alibifunktion, aber geschützt wird da niemand.

Wie gesagt - nicht alle über 80jährigen sind in Pflegeheimen... wie z.B. meine Eltern - wir wohnen zusammen in einem Haushalt (wie es bei vielen Familien auf dem Land noch üblich ist)! Was hilft es wenn die z.B. bei Arztbesuchen eine FFP2-Masken tragen und ich den Virus mit nach Hause bringe? Als Busfahrer bin ich permanent auf engem Raum mit vielen Menschen zusammen und ich bin froh das die alle deinen so abfällig genannten "Schlabberlappen" tragen, auch wenn der nur eine kleine Wirkung hat.

Es ist ja auch viel zu wenig, dass man nur bei einem Arztbesuch "mal" eine FFP2 Maske trägt. Aber immerhin tragen Deine Eltern sie wenigstens und wenn ich es richtig verstehe, sind sie auch noch gesund. Trägst Du nicht auch selbstverständlich nur (mindestens) FFP2 Masken (besser FFP3)? Nur so bist Du geschützt. Und das macht kaum jemand, das halte ich für ein Riesenproblem. Ich habe auch mit einem Deutschen viel diskutiert, der in China lebt und dort die Situation mitbekommt. Der ist zu 100% überzeugt, dass das Infektionsgeschehen deswegen in China im Griff ist, weil die Menschen gewohnt sind, effektive(!) Masken (KN95 in China) zu tragen und keine Schlabberschals ohne Nasenschutz. Hier trägt immer noch kaum jemand eine vernünftige Maske.

Das Problem mit dieser Epidemie ist ja auch die Belegung der Intensivbetten... vor allem da die Betten nicht nach einigen Tagen wieder frei werden für neue Patienten.

Ein Riesenproblem ist offensichtlich auch, dass da jemand (oder gleich mehrere) heftig gelogen hat. Und zwar "von oben nach unten". Man kann leicht nachlesen, dass Deutschland und die Verantwortlichen "auf dicke Hose" gemacht haben, wir hätten 34 Intensivbetten auf 100.000 Personen. Und könnten zusätzlich noch über 12.000 Betten kurzfristig einrichten. Kann man auch beim eigens eingerichteten DIVI nachlesen. Jetzt sind von den 29.000 Betten (die nur angegeben werden durften, wenn es Personal dafür gibt, das war Voraussetzung bei der Erhebung) gerade mal 5.000 von Covid-19 Patienten belegt - eigentlich eine Witznummer. Aber gleichzeitig wird gesagt, dass die Kapazitäten erschöpft sind. Da gibt es leider nur die Lösung, dass da gelogen wurde.

Bei der Gelegenheit sei übrigens darauf hingewiesen, dass dieser Engpass weder neu noch unbekannt ist. Sowohl bei der Grippewelle 2016/2017 als auch in der darauf folgenden Grippewelle 2017/2018 war das Problem mindestens so schlimm (eher schlimmer) wie jetzt in der Corona Pandemie. Die Krankenhäuser waren total überlastet, Patienten konnten nicht mehr aufgenommen werden.

Von November 2016 bis Ende März 2018 sind laut RKI in Deutschland ca. 48.000(!!) Menschen an der Grippe verstorben. In der Saison 2016/2017 waren (jeweils geschätzte) 7 Millionen Menschen erkrankt, in 2017/2018 sogar über 9 Millionen Menschen. Alleine in Deutschland wohlgemerk. An den Spitzentagen im März 2018 sind an einem einzigen Tag über 3.900 (sogar fast 4.000) Menschen verstorben, davon alleine bis zu 1.600(!) an Grippe. Pro Tag, wohlgemerkt.

Und bei den allfälligen Hitzewellen im Sommer sterben auch nochmal zusätzlich innerhalb von 14 Tagen bis zu 10.000 Menschen mehr an der Hitze, bis zu 1.000 am Tag.  Bei mehreren Hitzewellen entsprechend ein vielfaches davon. Kann man sehr schön an den Statistiken von destatis sehen (Excel Sheet wird zum Download angeboten).

Man kann auch nicht mit den Fingern schnippen und ausgebildetes Pflegepersonal ist da um mehr Kapazität zu schaffen.

Natürlich nicht - aber man hatte satte 8 Monate Zeit, etwas zu veranlassen. Aber mit der Einstellung "ach das geht ja sowieso nicht", geht es in der Tat sowieso nicht. Ich bin zu 100% überzeugt. dass man sowohl mehr Personal als auch spezielle Stationen innerhalb eines halben Jahres hätte bekommen können. Vielleicht nicht perfekt, aber das Bessere war immer schon der Feind des Guten. Nur wenn man gar nichts versucht (und stattdessen eine Lüge aufrecht erhält, die dann doch am Ende herauskommt), dann schafft man auch nichts. Von nichts kommt auch nichts.

Und die ganzen Versprechungen, bessere Arbeitsbedingungen, mehr Lohn usw. - da ist ja offensichtlich auch nichts von übrig geblieben. Da muss man sich nicht wundern, dass die Leute nicht Schlange stehen um den Beruf des Pflegers auszuüben. Da gibt man lieber der Lufthansa 9 Milliarden Euro, damit die Vorstände sich weiterhin uneingeschränkt ihr total überzogenes Gehalt gönnen können - der Steuerzahler zahlt's.

Silvia

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Re: Und wieder versagt unsere Politik und es wird nicht richtig reagiert
« Antwort #9 am: 23. Dezember 2020, 12:23:03 »
Ich würde auch gerne wissen, wie du die Menschen konsequenter schützen willst? Pflegeheime abriegeln, Pfleger inclusive?
Nein, ganz konsequent hochwirksame Masken einsetzen und auch unbedingt darauf achten, dass sie richtig aufgesetzt werden.
Nur das Masken alleine nicht 100%ig vor der Ansteckung schützen. Grad im Pflegebereich wird nun mal mit sehr engem Körperkontakt gearbeitet.


Wie gesagt - nicht alle über 80jährigen sind in Pflegeheimen... wie z.B. meine Eltern - wir wohnen zusammen in einem Haushalt (wie es bei vielen Familien auf dem Land noch üblich ist)! Was hilft es wenn die z.B. bei Arztbesuchen eine FFP2-Masken tragen und ich den Virus mit nach Hause bringe?
Es ist ja auch viel zu wenig, dass man nur bei einem Arztbesuch "mal" eine FFP2 Maske trägt.
Nunja, das ist die einzige Gelegenheit wo sie das Haus verlassen und mit anderen zusammenkommen, außer dem täglichen Spaziergang



Trägst Du nicht auch selbstverständlich nur (mindestens) FFP2 Masken (besser FFP3)? Nur so bist Du geschützt.
Nicht beim Fahren und wie gesagt, ist kein 100% Schutz, ich kassiere, helfe beim Einsteigen (Rollator, Kinderwagen, Einkaufstrolly), reinige den Bus, übernehme auch nen Bus vom Kollegen.. es gibt hunderte Möglichkeiten mit einem falschen Griff sich anzustecken, auch wenn ich natürlich versuche es so gut wie möglich zu minimieren.



Das Problem mit dieser Epidemie ist ja auch die Belegung der Intensivbetten... vor allem da die Betten nicht nach einigen Tagen wieder frei werden für neue Patienten.
Ein Riesenproblem ist offensichtlich auch, dass da jemand (oder gleich mehrere) heftig gelogen hat. Und zwar "von oben nach unten". Man kann leicht nachlesen, dass Deutschland und die Verantwortlichen "auf dicke Hose" gemacht haben, wir hätten 34 Intensivbetten auf 100.000 Personen. Und könnten zusätzlich noch über 12.000 Betten kurzfristig einrichten. Kann man auch beim eigens eingerichteten DIVI nachlesen. Jetzt sind von den 29.000 Betten (die nur angegeben werden durften, wenn es Personal dafür gibt, das war Voraussetzung bei der Erhebung) gerade mal 5.000 von Covid-19 Patienten belegt - eigentlich eine Witznummer. Aber gleichzeitig wird gesagt, dass die Kapazitäten erschöpft sind. Da gibt es leider nur die Lösung, dass da gelogen wurde.
Das ist keine Lösung, sondern nur eine Schlußfolgerung, die niemandem hilft



Bei der Gelegenheit sei übrigens darauf hingewiesen, dass dieser Engpass weder neu noch unbekannt ist. Sowohl bei der Grippewelle 2016/2017 als auch in der darauf folgenden Grippewelle 2017/2018 war das Problem mindestens so schlimm (eher schlimmer) wie jetzt in der Corona Pandemie. Die Krankenhäuser waren total überlastet, Patienten konnten nicht mehr aufgenommen werden.
Stimme dir zu, in den letzten Jahren wurde das Gesundheitssystem kaputt gespart und ich kann nur hoffen das sich das ändert, was ich allerdings bezweifle


Von November 2016 bis Ende März 2018 sind laut RKI in Deutschland ca. 48.000(!!) Menschen an der Grippe verstorben. In der Saison 2016/2017 waren (jeweils geschätzte) 7 Millionen Menschen erkrankt, in 2017/2018 sogar über 9 Millionen Menschen. Alleine in Deutschland wohlgemerk.
Grippe 48.000 Tote bei 16 Mio. erkrankten ... Corona (bisher erkrankt in D) 1,5 Mio : 28.000 Tote  ..... sag mir wenn ich falsch liege, aber wenn ich die Infizierten x 10 nehme, dann sagt meine Hochrechnung 280.000 Tote (wobei diese Hochrechnung sich auf 28.000 Tote trotz bester Behandlung bezieht)



Und bei den allfälligen Hitzewellen im Sommer sterben auch nochmal zusätzlich innerhalb von 14 Tagen bis zu 10.000 Menschen mehr an der Hitze, bis zu 1.000 am Tag.
Was haben Hitzewellen mit der Situation zu tun? Ja, es sterben jeden Tag Leute, an Hunger, an SMOG, an Lungenkrebs vom Rauchen, bei Verkehrsunfällen .. etc.. es wird ja auch versucht dagegen etwas zu tun...



Man kann auch nicht mit den Fingern schnippen und ausgebildetes Pflegepersonal ist da um mehr Kapazität zu schaffen.
Natürlich nicht - aber man hatte satte 8 Monate Zeit, etwas zu veranlassen. Aber mit der Einstellung "ach das geht ja sowieso nicht", geht es in der Tat sowieso nicht. Ich bin zu 100% überzeugt. dass man sowohl mehr Personal als auch spezielle Stationen innerhalb eines halben Jahres hätte bekommen können.
Woher? Wie? 

Silke

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Re: Und wieder versagt unsere Politik und es wird nicht richtig reagiert
« Antwort #10 am: 23. Dezember 2020, 21:10:23 »
Um nur die letzte Frage zu beantworten:  mit besserer Bezahlung und Arbeitsbedingungen die Leute zurück holen, die nicht mehr im Beruf arbeiten. Arbeitskräfte anlernen, ich weiss, das geht nicht für den Intensivbereich, aber als Hilfskräfte, um die Fachkräfte zu entlasten. Arbeitskräfte aus dem Ausland holen, aus Ländern, die nur geringe Infiziertenzahlen haben. Es gäbe Möglichkeiten, passiert ist wenig.

Um mal ein Beispiel aufzuzeigen, wie unser Staat versagt:
Die Lebensgefährtin meines Bruders wurde  positiv getestet. Ergebnis hat sie am 20.12. bekommen. Mein Bruder hat sich am 21.12. beim Gesundheitsamt gemeldet, er kann sich testen lassen, muss aber nicht. Termin zum testen hat er zum 28.12. bekommen. Beide sind in Quarantäne bis Silvester. Aber die Leute, zu denen mein Bruder auf Arbeit bis zum 21.12. Kontakt hatte, dürfen nicht zu hause bleiben, da sie keine Kontaktpersonen eines offiziellen Infizierten sind. Die verbreiten also u.U. das Virus weiter. Und dann wundern wir uns über hohe Zahlen.

Rainer

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Re: Und wieder versagt unsere Politik und es wird nicht richtig reagiert
« Antwort #11 am: 23. Dezember 2020, 23:19:38 »
Nur das Masken alleine nicht 100%ig vor der Ansteckung schützen. Grad im Pflegebereich wird nun mal mit sehr engem Körperkontakt gearbeitet.

Man braucht ja auch keine 100%. Aber genau diese zerstörerische Einstellung kann ich überhaupt nicht verstehen - wenn etwas nicht gleich zu 100% hilft, dann lass ich es gleich ganz sein. Dann lassen wir doch auch die Impfung, die hilft ja auch nicht zu 100%. Wenn schon, denn schon, oder nicht?!

Nunja, das ist die einzige Gelegenheit wo sie das Haus verlassen und mit anderen zusammenkommen, außer dem täglichen Spaziergang

Umso besser, dann sind die Eltern ja in Sicherheit. Das ist genau auch das Problem, die Senioren zu Hause sind viel besser beschützt, als die Senioren in Pflegeheimen. Die verstärkten Infektionen sind im Pflegeheim exorbitant hoch und das ist ein Riesenproblem. Mit den Ansätzen "alles oder nichts" (s.o.) tut man sich nicht den geringsten Gefallen. Es ist nicht vermeidbar, dass Menschen an Corona sterben. Alte Menschen sterben nun einmal, wenn sie schwer erkranken. Es geht darum, eine übermäßige Sterblichkeit zu bekämpfen. Dennoch werden Menschen an Corona sterben, das wird selbst mit Impfung noch so sein. Das ist ja mit der Grippe ja offensichtlich auch nicht besser, es gibt keinen 100%igen Schutz gegen Grippe. Trotzdem wird alles versucht, die Menschen zu schützen.

Nicht beim Fahren und wie gesagt, ist kein 100% Schutz, ich kassiere, helfe beim Einsteigen (Rollator, Kinderwagen, Einkaufstrolly), reinige den Bus, übernehme auch nen Bus vom Kollegen.. es gibt hunderte Möglichkeiten mit einem falschen Griff sich anzustecken, auch wenn ich natürlich versuche es so gut wie möglich zu minimieren.

s.o. - natürlich gibt es keinen 100%igen Schutz und den wird es auch nie geben. Aber mit FFP2 Maske wärest Du um WELTEN und FAKTOREN besser geschützt als durch die Papierfetzen für 10 Cent. Natürlich "kann" man sich auch auf anderem Weg anstecken, aber hier geht es um Risikominimierung, nicht um eine nicht realisierbare 100%ige Vermeidung. Es ist Deine Entscheidung, aber verstehen kann ich das nicht. Bei allen Krankheiten der Welt kann man nur das Risiko minimieren,

Das ist keine Lösung, sondern nur eine Schlußfolgerung, die niemandem hilft

Ad hoc nicht, aber selbst jetzt könnte man endlich versuchen, diesen Engpass zu beheben. Mit Deiner Einstellung "das hilft jetzt keinem" und der Konsequenz, wieder mal nichts zu machen, hilft es in der Tat niemandem. Es ist nicht meine Schuld, dass Spahn nur Mist baut, aber ich muss darauf aufmerksam machen und das hilft durchaus. Auch wenn es dauert. Aber nichts tun hilft wirklich nicht.


Grippe 48.000 Tote bei 16 Mio. erkrankten ... Corona (bisher erkrankt in D) 1,5 Mio : 28.000 Tote  ..... sag mir wenn ich falsch liege, aber wenn ich die Infizierten x 10 nehme, dann sagt meine Hochrechnung 280.000 Tote (wobei diese Hochrechnung sich auf 28.000 Tote trotz bester Behandlung bezieht)

Du liegst falsch. Es gilt als absolut erwiesen, dass wir eine extrem hohe Dunkelziffer haben, man schätzt sie auf Faktor 5 bis 10. Das galt schon bei der Anzahl der Grippetoten, mit der Einstellung, dass man nur "gemeldete" Patienten zählt, sind 2018 lächerliche 1.640 Menschen an Grippe gestorben. Das RKI weiß aber, dass es da ein Riesenproblem mit der Meldepflicht gibt. Und bei Corona ist man sich auch absolut sicher, dass ca. 85% überhaupt keine Symptome haben und wenn man gerade mal 1.4 Millionen Menschen testet, dann rutschen 81,6 Millionen durch das Raster. Es gibt schon lange Studien, die nachweisen, dass die CFR (Case Fatality Rate = Sterbequote) in den Industrieländern bei max. 0,2% liegt - und das ist auch die Quote bei den Grippewellen. Die aktuelle Quote ohne Dunkelziffer liegt bei ca. 1,5%, geteilt durch (mindestens) 6, sind wir bei den 0,25%, die die Grippewellen hatten. Man belügt sich nur selbst (ohne Sinn), wenn man die enorme Dunkelziffer vernachlässigt. Immerhin sind dadurch auch inzwischen ca. 10% "durch", ist ja auch etwas wert. Wenn wir keine Dunkelziffer hätten, dann hätten wir auch kein Neuinfektionen, denn die bekannten Infektionen sind ja in Quarantäne. Komischerweise stecken sich trotzdem 30.000 Menschen pro Tag neu an, wie kann das denn gehen?

Was haben Hitzewellen mit der Situation zu tun?

Alles. Es geht doch grundsätzlich darum, welche wirtschaftlichen Maßnahmen sind finanziell gerechtfertigt, um das Leben im Schnitt sehr alter Menschen noch einige Zeit zu verlängern? Wieso lassen wir im Sommer einfach so mal eben 20.000 Menschen oder mehr sterben, die man durch Klimaanlagen sehr effektiv schützen könnte? Das ist mein Problem mit Corona von Anfang an, was rechtfertigt diesen irrsinnigen finanziellen Aufwand im Vergleich zu anderen Todesursachen? Mit Recht nennst Du "Hunger"; kein bekanntes Problem in den Industrienationen, aber ein Desaster unfassbaren Ausmaßes in vielen dritte Welt Ländern. Jedes Jahr lassen wir 15 oder 20 Millionen(!) Menschen verhungern (wirklich kein schöner Tod), aber wenn es um Corona geht, dann retten wir ein Zehntel davon für unfassbar viel Geld. Es wäre im Vergleich geradezu spottbillig, die verhungernden Menschen mit Essen zu versorgen. Aber da geschieht seit eh und je gar nichts. Aber wenn in den Industrieländern vergleichsweise wenige Menschen an einer bis dato neuen Krankheit sterben, dann wird die Kohle rausgehauen, als gäbe es kein Morgen mehr. In Deutschland sterben durchschnittlich 930.000 Menschen jedes Jahr, an allen möglichen Krankheiten, aber nur die 30.000 Coronatoten, die bekommen so ein "Geleit". Demnächst sollen die Angehörigen der Corona Toten gewürdigt werden. Als Angehöriger einer der 900.000 nicht-Corona Toten würde ich die Welt nicht mehr verstehen.

Woher? Wie?

In dem man die zig Millionen Arbeitslosen motiviert. So wie immer. Es ist alles eine Frage der Motivation und des Geldes. Wieso sollte das für den Pflegeberuf anders sein als für alle anderen Berufe? Je unangenehmer ein Beruf ggf. ist, umso höher muss man mit Gehalt motivieren. Und sage jetzt bitte nicht, das wäre zu teuer: so viel Geld, wie jetzt für die oft sinnlosen Maßnahmen rausgeballert wird, dafür hätte man ganz Deutschland im Pflegeberuf anstellen können.

Silke

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Re: Und wieder versagt unsere Politik und es wird nicht richtig reagiert
« Antwort #12 am: 24. Dezember 2020, 08:48:49 »
Ich würde auch gerne wissen, wie du die Menschen konsequenter schützen willst? Pflegeheime abriegeln, Pfleger inclusive?
Nein, ganz konsequent hochwirksame Masken einsetzen und auch unbedingt darauf achten, dass sie richtig aufgesetzt werden.
Nur das Masken alleine nicht 100%ig vor der Ansteckung schützen. Grad im Pflegebereich wird nun mal mit sehr engem Körperkontakt gearbeitet.


Wie gesagt - nicht alle über 80jährigen sind in Pflegeheimen... wie z.B. meine Eltern - wir wohnen zusammen in einem Haushalt (wie es bei vielen Familien auf dem Land noch üblich ist)! Was hilft es wenn die z.B. bei Arztbesuchen eine FFP2-Masken tragen und ich den Virus mit nach Hause bringe?
Es ist ja auch viel zu wenig, dass man nur bei einem Arztbesuch "mal" eine FFP2 Maske trägt.
Nunja, das ist die einzige Gelegenheit wo sie das Haus verlassen und mit anderen zusammenkommen, außer dem täglichen Spaziergang



Trägst Du nicht auch selbstverständlich nur (mindestens) FFP2 Masken (besser FFP3)? Nur so bist Du geschützt.
Nicht beim Fahren und wie gesagt, ist kein 100% Schutz, ich kassiere, helfe beim Einsteigen (Rollator, Kinderwagen, Einkaufstrolly), reinige den Bus, übernehme auch nen Bus vom Kollegen.. es gibt hunderte Möglichkeiten mit einem falschen Griff sich anzustecken, auch wenn ich natürlich versuche es so gut wie möglich zu minimieren.



Das Problem mit dieser Epidemie ist ja auch die Belegung der Intensivbetten... vor allem da die Betten nicht nach einigen Tagen wieder frei werden für neue Patienten.
Ein Riesenproblem ist offensichtlich auch, dass da jemand (oder gleich mehrere) heftig gelogen hat. Und zwar "von oben nach unten". Man kann leicht nachlesen, dass Deutschland und die Verantwortlichen "auf dicke Hose" gemacht haben, wir hätten 34 Intensivbetten auf 100.000 Personen. Und könnten zusätzlich noch über 12.000 Betten kurzfristig einrichten. Kann man auch beim eigens eingerichteten DIVI nachlesen. Jetzt sind von den 29.000 Betten (die nur angegeben werden durften, wenn es Personal dafür gibt, das war Voraussetzung bei der Erhebung) gerade mal 5.000 von Covid-19 Patienten belegt - eigentlich eine Witznummer. Aber gleichzeitig wird gesagt, dass die Kapazitäten erschöpft sind. Da gibt es leider nur die Lösung, dass da gelogen wurde.
Das ist keine Lösung, sondern nur eine Schlußfolgerung, die niemandem hilft



Bei der Gelegenheit sei übrigens darauf hingewiesen, dass dieser Engpass weder neu noch unbekannt ist. Sowohl bei der Grippewelle 2016/2017 als auch in der darauf folgenden Grippewelle 2017/2018 war das Problem mindestens so schlimm (eher schlimmer) wie jetzt in der Corona Pandemie. Die Krankenhäuser waren total überlastet, Patienten konnten nicht mehr aufgenommen werden.
Stimme dir zu, in den letzten Jahren wurde das Gesundheitssystem kaputt gespart und ich kann nur hoffen das sich das ändert, was ich allerdings bezweifle


Von November 2016 bis Ende März 2018 sind laut RKI in Deutschland ca. 48.000(!!) Menschen an der Grippe verstorben. In der Saison 2016/2017 waren (jeweils geschätzte) 7 Millionen Menschen erkrankt, in 2017/2018 sogar über 9 Millionen Menschen. Alleine in Deutschland wohlgemerk.
Grippe 48.000 Tote bei 16 Mio. erkrankten ... Corona (bisher erkrankt in D) 1,5 Mio : 28.000 Tote  ..... sag mir wenn ich falsch liege, aber wenn ich die Infizierten x 10 nehme, dann sagt meine Hochrechnung 280.000 Tote (wobei diese Hochrechnung sich auf 28.000 Tote trotz bester Behandlung bezieht)



Und bei den allfälligen Hitzewellen im Sommer sterben auch nochmal zusätzlich innerhalb von 14 Tagen bis zu 10.000 Menschen mehr an der Hitze, bis zu 1.000 am Tag.
Was haben Hitzewellen mit der Situation zu tun? Ja, es sterben jeden Tag Leute, an Hunger, an SMOG, an Lungenkrebs vom Rauchen, bei Verkehrsunfällen .. etc.. es wird ja auch versucht dagegen etwas zu tun...



Man kann auch nicht mit den Fingern schnippen und ausgebildetes Pflegepersonal ist da um mehr Kapazität zu schaffen.
Natürlich nicht - aber man hatte satte 8 Monate Zeit, etwas zu veranlassen. Aber mit der Einstellung "ach das geht ja sowieso nicht", geht es in der Tat sowieso nicht. Ich bin zu 100% überzeugt. dass man sowohl mehr Personal als auch spezielle Stationen innerhalb eines halben Jahres hätte bekommen können.
Woher? Wie?
Ich habe heute gerade in der Berliner Morgenpost gelesen, dass auch Chefärzte helfen würden, die Patienten zu waschen und umzubetten. Genau dafür hätte man Hilfskräfte einstellen und anlernen können.  Dazu braucht man keine 3 Jahre Ausbildung, das kann man in einem Pfegegrundkurs lernen.

Horst

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Re: Und wieder versagt unsere Politik und es wird nicht richtig reagiert
« Antwort #13 am: 24. Dezember 2020, 14:40:24 »
Das Hauptproblem ist nicht Corona sondern die "Qualität" unserer Politiker die nie über ihre Nasenspitze hinaussehen/planen sondern bestenfalls reagieren und das oft noch falsch. Corona kann man eindämmen - gegen überforderte Politiker hilft keine Impfung.
Ich weiß in anderen Ländern tw. noch schlimmer.

Wenn man beispielsweise halt nicht vorrausschauend agiert im Sommer trotz ständiger Rede von zweiter Welle und das Thema Notpflegeteams voranbringt.
Passiert ist wie wir wissen leider nichts (nur ständiges Gebalze zwischen Länderschefs das man sich monatelang antun musste) und es wurde hier auch zurecht von Rainer angesprochen, dass man eben grundlegend mehr Geld für diese Berufe ausgeben muss wenn man möchte, dass sich hierfür noch junge Leute entscheiden. 
das hat auch wenig mit Corona zu tun - eines der grundlegenden Probleme unserer überalterten Gesellschaft (gilt auch beim Thema Rente & Co).
Die Problematik im Pflegebereich allgemein ist lange bekannt. Getan wird genau nichts.
Das betrifft ja auch keine Automobilindustrie.
Den Impfstoff hat ja auch nicht die Politik vorangetrieben (sonst wär das nie was geworden) sondern die Pharmakonzerne (da gibt es ja auch ordentliche Gewinnspannen).

Für den Maskenflop im Frühjahr hat sich Herr Spahn nun entschuldigt hat - (danke dafür).
Man könnte noch viele Beispiele bringen oder vergeblich nach Themen suchen wo unsere Politiker mal nicht (zu spät) reagieren sondern im voraus agieren.
Und dieses Jahr zeigt leider überdeutlich wie überfordert die Politiker sind wenn sie mal etwas im voraus machen sollen.
Das Thema Digitalisierung und deren Stand an den Schulen lassen wir mal lieber gleich ... wer 11 Jahre für einen Flughafen braucht, muss sich wirklich über nichts mehr wundern...
Auf jeden Fall ist man als Bürger gefrustet und fragt sich, liegt es mehr an Unfähigkeit oder an der Einflussnahme von bestimmten Stellen warum Politik das tut oder nicht tut was man dann oft etwas fassungslos zur Kenntnis nehmen darf. Ich schätze beides ...
 

Na ja, jetzt wo es im Dezember 2020 ist wie es ist, man kurzfristig natürlich keine Pflegekräfte aus dem Boden stampfen kann, bleiben die FFP2 Masken die Rainer vorschlägt (und das Bewusstsein der Leute die auch zu brauchen und keine Schals oder sonstige 08/15 Teile die man alle 3 Monate mal wechselt -  auch hier wäre die Politik gefragt gewesen das an die Bevölkerung zu vermitteln!) und erst mal die Verringerung der Ansteckungszahlen um die Krankenhäuser die am (eigentlich von der Belastung über dem) Limit sind zu entlasten.

Man versucht nun auch Leute die demnächst wohl in Kurzarbeit gehen für einfache Tätigkeiten in Krankenhäuser zu gewinnen (Bettenmachen usw.) weil man eben hierfür keine anderen Strukturen aufgebaut hat.

Zwei Punkte sind bei Corona übrigens aus meiner Sicht der Unterschied zur Grippe - die deutlich höhere Verbreitung und die fehlende Herdenimmunität.
Ohne Masken, Abstand & Co und den inzwischen notwendigen letzten Gewaltmaßnahmen der Lockdowns möchte ich nicht wissen was das für Zahlen bedeuten würde (was man ja alles bei der Grippe nicht gemacht hat).

Stand heute gehe ich davon aus und stelle mich darauf ein, dass die ersten 2-3 Monate 2021 nicht so toll werden.
Für danach bin und bleibe ich optimistisch und plane meine Reisen und hoffe diesbezüglich auf ein "Yes we can".  ;) :D
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Rainer

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Re: Und wieder versagt unsere Politik und es wird nicht richtig reagiert
« Antwort #14 am: 24. Dezember 2020, 21:57:35 »
Zwei Punkte sind bei Corona übrigens aus meiner Sicht der Unterschied zur Grippe - die deutlich höhere Verbreitung und die fehlende Herdenimmunität.

Wobei die Virologen ja darüber uneins sind, ob die beobachteten 85% "ohne Symptome" eine Immunität bedeutet oder nicht. Fakt ist jedenfalls, dass eben ca. 85% der infizierten Personen keinerlei Symptome entwickeln. Ich wäre definitiv zufrieden und glücklich, wenn ich sicher sein könnte, zu dieser Gruppe zu gehören.

Stand heute gehe ich davon aus und stelle mich darauf ein, dass die ersten 2-3 Monate 2021 nicht so toll werden.

Und ich muss leider zugeben, dass ich auch davon überzeugt bin. Und nicht nur das, ich bin überzeugt, dass die Infektionszahlen noch einmal deutlich nach oben gehen werden. Weil einfach Februar/März seit eh und je der Peak der Viruserkrankungen ist. Natürlich gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass wir die Kontrolle zurückgewinnen, aber sicher ist da leider gar nichts. Es wurde auch bei der Impfstoffzulassung unnötig viel Zeit verschenkt, auch das wird sich rächen. Nur ist es jetzt zu spät, jetzt können wir wieder einmal nur zuschauen. Der Lockdown bringt offensichtlich viel weniger, als es die Politik erhofft. Ein Trauerspiel.