Unglaublich, dass es im April so weit südlich nochmals so kalt wurde
. "Schnegen'" (aber nur als Ausdruck) gefällt mir
.
Es kommt noch mehr (siehe 11. April, Donnerstag)...
10. April 2013, Mittwoch: 15. Tag, Santa Rosa - Amarillo, "Autotag" und ein wenig Palo Duro StateparkHeute wollen wir endgültig wieder zurück nach Texas fahren, ab morgen soll das Wetter langsam wieder besser und wärmer werden. Heute ist es erst einmal bedeckt und kalt, wir beschließen noch einmal, bei Carls Jr. einen Burger zu frühstücken. Der liegt hier in einer Filiale der Loves-Kette

die wir zwar schon oft gesehen haben, aber nie wussten, was das eigentlich ist. Das ist typischerweise eine große Tankstelle für Trucks (und auch PKW) und auch eine Anlaufstelle für Trucker, die dort einen kleinen Supermarkt vorfinden, aber auch frische Lebensmittel (Obst, frischen Kaffee usw.) erhalten. Sogar Duschen gibt es dort - eben alles, was ein Trucker so braucht. Nach dem Burger bei Carly gehen wir auch einfach mal schauen, weil Sylvia für unterwegs etwas Obst einkaufen will und tatsächlich bekommen wir zu ihrer Freude sowohl ein paar schöne Äpfel wie auch Bananen als Proviant. Dazu bekommt jeder noch einen Eimer mit Kaffee (den es dort in bestimmt fünf Sorten gibt) und so sind wir für den Tag gut ausgestattet.
Den Kaffee besorgen wir uns allerdings erst im zweiten Anlauf, denn wie wir am Tag vorher schon überlegt hatten, jetzt suchen wir erst einmal das Oldtimermuseum auf. Da wir außerdem auch noch die Cadillac-Ranch bei Amarillo besuchen wollen, passt das ja ganz gut in die Planung, heute ist also "Autotag".
Das Museum ist schnell gefunden, es hat auch geöffnet und einige Minuten später haben wir schon den Eintrittspreis bezahlt und befinden uns inmitten einer durchaus beachtlichen Auswahl alter Autos. Es fällt uns sofort auf, dass viele Wagen nicht nur geliehene Modelle sind, sondern einige davon auch zum Verkauf angeboten werden. Wer also noch einen amerikanischen Oldtimer sucht - der könnte hier fündig werden. Manche dieser Wagen sind uns bekannt, andere wiederum überhaupt nicht, ich zeige einfach mal eine kleine Auswahl der ausgestellten Fahrzeuge:









Zum Abschied fotografieren wir auch noch den "Aufmacher" des Museums, eine schwebende gelbe Tin Lizzy:

Im Musuem quatschen wir natürlich noch mit der Inhaberin zum Abschied ein wenig und erzählen ihr nicht nur, dass wir aus Deutschland sind (was in dieser Gegend offensichtlich sehr selten ist), sondern dass wir noch weiter zur Cadillac-Ranch nach Amarillo wollen. Sie erzählt uns, das wäre ganz einfach zu finden, wir sollten kurz vor Amarillo einfach nach rechts schauen, da würden wir schon alles weitere sehen. Auf einer Landkarte ist die Position auch ungefähr eingezeichnet, so dass wir es eigentlich gut finden sollten.
Nach dem wir (wie oben angekündigt) uns jeder noch einen Kaffee besorgt haben, geht es nun wieder auf die Interstate 40 Richtung Texas. Während wir so vor uns hinfahren sehen wir mit allergrößter Freude, dass der Himmel immer weiter aufklart und als wir endlich die Landesgrenze zu Texas überqueren, haben wir nur noch einen strahlend blauen Himmel! So muss das sein - nur mangels Temperaturanzeige (ein minimaler Ausstattungsmakel unseres ansonsten tadellosen Minivans) können wir nicht abschätzen, wie kalt oder warm es draußen ist.
Auf dem weiteren Weg nach Amarillo sage ich noch zu Sylvia, dass ich wüßte, dass hier irgendwo dieses legendäre Steakhouse sein müßte, wo man ein Riesensteak geschenkt bekommt, aber nur wenn man es komplett ißt. Kaum habe ich das ausgesprochen, tauchen auch schon die einschlägigen Werbetafeln am Autobahnrand auf - 72 Unzen Steak im Big Texan an der Ausfahrt xyz (ich weiß die Nummer nicht mehr). Aha - vielleicht schauen wir uns das ja mal an. Obwohl ich das nicht zu versuchen brauche, ich kann zwar gut Steaks essen, aber nicht 2 Kilo. Das ist hoffnungslos zuviel.
Dann nähern wir uns auch schon Amarillo und der Ausfahrt, an der die Cadillac Ranch irgendwie liegen muss. Ich schaue (wie mir befohlen) nach rechts, um irgendein Hinweisschild oder so zu finden. Die Lösung ist allerdings erheblich einfacher: da ist kein Schild - sondern da sind die Cadillacs in persona! Man kann sie schon prima von der Autobahn aus sehen, also weise ich Sylvia an, hier spontan die Autobahn zu verlassen, denn wir sind so gut wie da, wir müssen nur noch den Zugang finden. Am Ende der Abfahrt fahren wir eine kleine Parallelstraße zur Autobahn wieder ein Stück zurück - und das war es auch schon. Auch das hatten wir uns vollkommen anders vorgestellt (so mit Eintritt und Visitorcenter und so). Nichts davon. Man stellt sein Auto einfach auf das Grün und muss dann zu Fuss zu den Cadillacs latschen. Dummerweise ist das Feld komplett eingezäunt und man muss zu Fuss durch eine sehr enge Schleuse, eine Art Käfig mit dem bekannten Karussel. Das Problem: das Ding ist so beschissen eng, dass ich nicht weiß, wie ich mit dem Rollator da durchkommen soll. Was der Sinn ist, erschließt sich mir nicht so richtig, nur um Autos abzuhalten hätte es eine deutlich einfachere Konstruktion getan.
Letztendlich finde ich aber eine Möglichkeit, mich durch den Eingang zu wuseln, endlich stehe ich auf dem Acker und - friere! Hier weht ein grausam kalter und gemeiner Wind. Schon nach wenigen Augenblicken fängt das Gesicht an zu schmerzen und insbesondere auch meine Hände, denn ich habe keine Handschuhe dabei und das Schieben des Rollators bei diesem schweinekalten Wind ist eine Pein. Bis zu den Cadillacs sind es aber ca. 100-200m, da hilft nichts, da muss ich durch. Zum Glück haben wir beide unsere Lederjacken mitgenommen, die sind wenigstens absolut winddicht. Ich ziehe meine Jacke etwas hoch und ziehe die Ärmel etwas aus, um mit dem gewonnenen Stück Ärmel meine Hände halbwegs einzuwickeln - sonst geht es gar nicht, der Wind tut meinen Händen so weh, dass ich sonst nicht weiterlaufen könnte. Dieses Manöver gelingt aber und wir dackeln los Richtung Cadillacs.
Dort steht nur noch ein einziges weitere Pärchen (offensichtlich zwei junge Amerikaner) und er fotografiert bereits fleißig. Sie steht dabei - und friert. Die haben beide nur so Kängaruh-Fleecejacken an (das war mal so eine Mode), mit Kapuze aber bei weitem nicht winddicht. Und man sieht ihnen an, wie schrecklich sie frieren. Sie will gehen, er macht noch ein Foto, noch ein Foto - dann gibt er auf. Beide machen sie sich zügig auf den Weg zurück zum Auto.
Dadurch haben wir nun das ganze Feld für uns. Die Cadillacs sind inzwischen wahrscheinlich zigtausend mal mit irgendwelchen Graffitys besprüht worden, überall fliegen leere Dosen herum und die Autos sind quietschbunt. Immerhin ist der Himmel stahlblau und passt zu den fröhlichen Farben - und dass es schweinekalt ist, das sieht man ja auf Fotos nicht. Hier einfach mal drei Fotos aus der großen Anzahl, die wir dort geschossen haben:



Nach ein paar Minuten reicht es uns aber auch, der Wind ist erbarmungslos und kriecht in jede Lücke. Wie gut, dass wir wenigstens unsere Lederjacken eingepackt hatten, ohne diese hätten wir keine Chance gehabt. Als wir wieder an unserem Auto ankommen, sitzt das amerikanische Pärchen immer noch in ihrem Fahrzeug und ist offensichtlich mit "auftauen" beschäftigt (wie uns die kurzen Zeichen erklären, die wir wortlos austauschen). Da geht es uns doch deutlich besser und wir fahren nach kurzer Zeit weiter.
Sylvias Kaffee ist allerdings inzwischen durch, andererseits hätte sie gerne einen neuen heißen Kaffee, also bemühe ich die Navi und weise sie an, uns zum nächsten Starbucks zu fahren. Dort steigt nur Sylvia aus und geht in den Laden. Ich bleibe so lange draußen und schaue mir in der Karte an, wo der Palo Duro Statepark eigentlich genau liegt, denn diesen wollen wir morgen besuchen.
Nun ist es heute aber auch erst 15.00 Uhr und auf dem Weg hierhin zum Starbucks hatte ich vor wenigen hundert Metern ein Hinweisschild zum Palo Duro SP gesehen inkl. Entfernungsangabe - das waren da nur noch 27 Meilen. Hm - vielleicht heute schon mal reinschnuppern?
Als Sylvia glücklich und mit zwei neuen Kaffees zurückkehrt, erzähle ich ihr das und kurz entschlossen folgen wir diesen Hinweisen. Nach ca. 30 Minuten erreichen wir schon das Visitorcenter und legen unseren Stateparks-Pass vor. So langsam zahlt er sich aus, denn sonst hätten wir hier jeder 10 Dollar zahlen müssen - und das täglich, denn die Preispolitik der Stateparks ist nicht zu vergleichen mit der der Nationalparks. Eigentlich wollten wir heute gar nicht viel Zeit hier verbringen, sondern einfach schon einmal die Parkmap besorgen und nur mal schauen, was es so gibt.
So machen wir es dann auch, wir fahren ein Stück hinein, auf der Map sehen wir eine große Rundtour durch den Park, für heute ist das viel zu weit. Also fahren wir einfach nur die ersten beiden Viewpoints an und machen ein paar Fotos. Inzwischen hat die Sonne zwar ihre maximale Leistung erreicht, aber der kalte Wind ist immer noch unangenehm.
Der Statepark hat auf den ersten Blick ein wenig Flair wie der Grand Canyon, große Täler und rote Steine beherrschen das Thema. Zwei repräsentative Eindrücke von unserer Stipvisitie:


Inzwischen geht es auf 16.30 Uhr zu, wir müssen ja noch zurück nach Amarillo (obwohl wir auch hier irgendwo übernachten könnten), denn heute wollen wir endgültig zum ersten Mal in ein "Texas Roadhouse" gehen, das reizt uns schon den ganzen Urlaub. In Amarillo gibt es gleich zwei davon, ich programmiere das Navi auf das zentraler gelegene und lasse mir die nächstliegenden Motels anzeigen - prompt ist ein Super8 dabei, das soll es werden.
Eine knappe Stunde später treffen wir dort ein und bekommen ein überdurchschnittlich großes und gut ausgestattetes Zimmer für 64$ plus Tax. Das ist es wert. Bis zum Texas Roadhouse ist allerdings zu weit um es zu laufen, also fahren wir (so gegen halb Acht) mit dem Wagen dorthin. Der Laden ist krachvoll, aber wir wollen (wenn möglich) im Barbereich sitzen, dort gibt es auch üblicherweise freie Platzwahl und kein "wait to be seated".
An der Theke sind auf der anderen Seite genau zwei Stühle frei - perfekt - wir wuseln uns durch die Menge und nehmen Platz, mein Rollator wird an die Seite gestellt. Hier gefällt es uns auf Anhieb noch einen kleinen Tacken besser als bei Logans Roadhouse, die Stimmung ist noch etwas "rockiger", auch hier ist der Boden mit Erdnussschalen übersät, es ist halb abgedunkelt, die Musik spielt (nicht zu) laut, wir bekommen sehr schnell zwei Getränke (Sylvia eine Margherita und ich ein großes Bier) und die Speisekarte. Auch hier gibt es das USDA Sirloin (was ich seit einem Jahr erst kennen und schätzen gelernt habe), das ist auch hier das Steak des Hauses und es kommt sogar in vier Größen.
Natürlich bestelle ich die größte Variante (Cowboy Cut, ich glaube 18 Unzen oder so), Sylvia reicht es zwei Nummern kleiner. Schon jetzt haben wir beschlossen, dass der Laden super ist. Das Steak kommt in der üblich kurzen Zeit und enttäuscht nicht. Zudem sind die Speisen und Getränke auch noch überraschend preiswert, das erklärt auch (neben der urigen Stimmung), warum ein Roadhouse immer knackevoll ist. Das war eine gute Entscheidung, Kimberley (unsere Barkeeperin) ist nicht nur hübsch, sondern auch aufmerksam und die Bierchen fliegen tief. Saugut!!
Müd und satt geht es anschließend zurück ins Hotel, wo wir, wie immer, Fotos sichten und den Wetterbericht schauen. In der Tat ist für morgen Sonne pur angesagt, wobei es zunächst noch relativ frisch sein soll. Und ebenso in der Tat wird es erheblich frischer sein, als wir uns im Moment vorstellen können...