Allgemeines > Reiseberichte
Von weißen Klippen, Sonnenuntergängen, alten und neuen Städten - Normandie im Oktober 2024
Christina:
--- Zitat von: Silv am 13. Februar 2025, 13:28:20 --- Und auch die vielen Regenschirme in der Gasse - da wird man auch nicht nass, wenn es regnet ;D ;)
--- Ende Zitat ---
Die Regenschirme haben mir auch gut gefallen, auch weil sie an diesem trüben Tag den "Himmel" ein bisschen bunt gemacht haben.
Horst:
Ich schließe mich mal an und bin gespannt, was es in der Normandie zu entdecken gibt. :)
Susan:
Tolle Wohnung, da lässt es sich bestimmt gut aushalten. Da würde ich auch die schmale Treppe in Kauf nehmen.
Die Regenschirmen über den Gassen finde ich viel hübscher als die Kunstblumen, die oft verwendet werden.
Christina:
--- Zitat von: Susan am 14. Februar 2025, 11:55:26 ---Tolle Wohnung, da lässt es sich bestimmt gut aushalten. Da würde ich auch die schmale Treppe in Kauf nehmen.
--- Ende Zitat ---
Irgendetwas ist halt immer. Vor der Treppe hatte ich schon etwas Respekt, weil eben das Geländer fehlt und die Stufen dann auch noch sehr schmal waren, d.h. Konzentration war angesagt, denn stolpern hätte die Treppe runterfallen bedeutet, da man sich nirgends hätte festhalten können, aber es ging ja alles gut.
Christina:
2. Tag – Montag, 21.10.
Heute soll es den ganzen Tag regnen (und das auch im weiten Umkreis, ein Tagestrip in eine trockene Gegend ist also leider nicht möglich), daher fahren wir nach dem Frühstück als erstes zum Supermarkt, wir brauchen sowieso Lebensmittel und so ein Bummel durch einen französischen Supermarkt mit seiner riesigen Auswahl macht immer wieder Spaß.
Gegen 10 Uhr starten wir dann einen Spaziergang durch die Innenstadt von Fécamp. Die Stadt hat 18.000 Einwohner und lebt hauptsächlich vom Tourismus, ihre Geschichte reicht bis ins 7. Jh. zurück als hier ein Frauenkloster gegründet wurde. Später unter den Normannen wurde Fécamp und das Kloster zu einer der wichtigsten Städte des normannischen Reichs. Vom 16. Jh. bis in die 1980iger Jahre war der Fischfang die Haupteinnahmequelle der Stadt, gefangen wurde hauptsächlich Kabeljau und zwar vor Newfoundland (Kanada). In den 80iger Jahren des vorigen Jahrhunderts verschwand der Kabeljau wegen Überfischung fast völlig und für die Fischer aus Fécamp lohnte sich die teure Anfahrt nach Newfoundland nicht mehr.
Wenn auch heute die Freizeitboote im Hafen dominieren, gibt es aber immer noch einige größere Schiffe, die zum Fischfang rausfahren, es gibt eine Halle, in der der tägliche Fang verarbeitet und ein Teil gleich vor Ort verkauft wird.
Wir kommen an der Kirche Saint-Étienne vorbei, die Kirche der Seefahrer, gehen aber nicht hinein.
Es geht etwas bergauf und wir erreichen das ehemalige Kloster mit der Kirche Sainte-Trinité. Die ehemalige große Bedeutung der Kirche lässt sich auch an ihrer Größe messen, mit 127 m Länge gehört das Kirchenschiff zu den größten in Frankreich, selbst die Kathedrale Notre-Dame in Paris ist nur 3 m länger.
Wir schauen uns die Kirche von innen an, sie ist ziemlich schmucklos und leider haben wir schon wieder Pech, es findet ein Gottesdienst statt, wohl eine Beerdigung, da möchten wir nicht lange stören. Vom Kloster ist heute nichts mehr zu sehen, bzw. ist das prächtige Rathaus (kein Foto gemacht), das direkt an die Kirche angrenzt, vielleicht in die umgebauten Klosterräumlichkeiten eingezogen.
Gegenüber der Kirche sind die Überreste einer normannischen Burg zu sehen in der Wilhelm der Eroberer Ostern 1067 seinen Sieg in der Schlacht von Hastings im Jahr zuvor feierte.
Wir gehen durch die Fußgängerzone wieder bergab in Richtung Meer, es stehen viele Geschäfte leer, da hat Frankreich die gleichen Probleme wie Deutschland.
Wir erreichen das Palais Bénédictine aus dem 19. Jh., erbaut vom Weinhändler Alexandre Legrand. Dieser hatte 1863 mit der industriellen Herstellung eines Kräuterlikörs nach einem Rezept der Benediktinermönche begonnen und kam damit zu Reichtum. Das Gebäude soll an eine Abtei und damit die Herkunft des Likörs erinnern. Bis heute ist der Bénédictine Likör wohl sehr bekannt, Peter und mir war er allerdings unbekannt. Man kann ins Gebäude, dort gibt es eine Kunstausstellung, viele Informationen zur Geschichte und Herstellung des Likörs, eine Flaschensammlung usw. man kann natürlich vom Likör probieren und diesen kaufen.
Unser Interesse an Likör ist eher gering, daher spazieren wir weiter, rundum das Palais stehen noch weitere Villen.
Schließlich erreichen wir den Strand von Fécamp, der wie alle Strände an der sogenannten Alabasterküste (die „obere“ Normandie von Le Tréport bis Le Havre) aus Kieselsteinen besteht. Viele bekannte Maler, z.B. Monet haben Strand und Kreidefelsen schon gemalt, nicht nur hier, sondern in vielen anderen Orten entlang der Küste.
Es ist Flut, dazu windig und regnerisch, das führt zu recht hohen Wellen und von jeder neuen Welle werden die Kieselsteine nach oben gehoben und fallen dann wieder herunter, z.T. hüpfen sie richtig in die Höhe, das Ganze läuft alles andere als geräuschlos ab. Wir bleiben einige ganze Zeit lang stehen und schauen und hören uns das an.
Gegen 12 Uhr gehen wir zum Mittagessen ins Restaurant „Le Red Rock“ das sich direkt an der Strandpromenade befindet. Einen Grund zur Eile gibt es heute nicht, daher bestelle ich eines meiner Lieblingsgerichte Moules Frites, damit ist man ja immer einige Zeit beschäftigt. Peter nimmt Fish and Chips, dazu für uns beide eine Flasche normannischen Cidre und eine Flasche Mineralwasser (EUR 59,70).
Nach dem ausgiebigen Mittagessen spazieren wir am Strand in die andere Richtung bis zum Leuchtturm, der die Hafeneinfahrt auf dieser Seite bewacht. Die Leuchttürme auf beiden Seiten der Hafeneinfahrt sind eigentlich auf verschiedenen Wegen bzw. Stegen zu erreichen, es gibt zahlreiche „estacades“ Holzstege, diese sind aber, bis auf eine kurze Verbindung zwischen Betonwegen, alle gesperrt und ein näherer Blick zeigt auch den Grund: das Holz ist morsch, Teilstücke der Stege sind sogar schon eingestürzt, da reichen wohl die finanziellen Mittel der Gemeinde nicht für eine Renovierung.
Vom Strand gehen wir am Hafenbecken entlang wieder in Richtung Ferienwohnung, wir kommen am Fischereimuseum vorbei, das erst 2017 nach aufwändiger Renovierung einer ehemaligen Heringsfabrik, inklusive neuem gläsernen Aufbau, eröffnete. Das soll 18 Millionen Euro gekostet haben, kein Wunder ist für die estacades nun nichts mehr übrig.
Das rote Gebäude neben dem Museum ist das Restaurant in dem wir gestern Abend waren. Ein Museumsbesuch würde sich bei diesem Wetter anbieten, ich bin davon ausgegangen, dass es montags geschlossen hat, wir sehen aber Leute oben im Glasaufbau, sollen wir mal schauen, ob es doch geöffnet ist? Peter hat aber wenig Lust und so sind wir gegen 14.30 Uhr zurück in der Ferienwohnung. Hier gibt es Kaffee und Kuchen, den wir heute Morgen im Supermarkt gekauft haben, bei all diesen leckeren Küchlein, die es in den französischen Supermärkten gibt, muss immer eine Auswahl mit. (Ich ärgere mich gerade, dass ich kein einziges Foto davon gemacht habe.)
Gegen 16 Uhr gehen wir nochmal los, es hat aufgehört zu regnen und wir wollen auf die Klippen, die hinter unserer Ferienwohnung aufragen, das Cap Fagnet. Es gibt einen schmalen Fußweg zwischen den Häusern, den „sentier des matelots“, ein Pfad, den in früheren Zeiten die Matrosen und Seeleute immer genommen haben, denn dort oben steht die Chapelle Notre-Dame-du-Salut, einer der wichtigsten Wallfahrtsorte der normannischen Fischer.
Die Kirche ist leider schon seit längerem dauerhaft geschlossen (vermutlich müsste man auch hier einiges renovieren), wir gehen daran vorbei, kommen zu einem Leuchtturm, einem großen Holzkreuz und dann zu den zahlreichen Bunkern und sonstigen Bauten, die die Deutschen hinterlassen haben, von den Franzosen genannt „les Blockhaus“. Unter anderem drei Betonstützen, die riesige Antennen hätten tragen sollen, dazu hat die Zeit dann aber glücklicherweise nicht mehr gereicht. Fécamp war von Juni 1940 bis September 1944 von den Deutschen besetzt, die entlang der gesamten Alabasterküste von Le Tréport bis Le Havre Verteidigungsanlagen aufbauten.
Wir genießen ausgiebig die Aussicht auf Ort, Hafen, Strand und Klippen und gehen dann wieder bergab. Da der „Sentier des Matelots“ im oberen Bereich ziemlich matschig und dadurch auch rutschig war, nehmen wir einen anderen Rückweg. Am äußeren Rand der Klippen führt eine geteerte Straße hinunter in den Ort, besser gesagt führte, denn der gesamte Hang ist von Erosion bedroht, besonders natürlich am Rand. Deshalb ist die Straße ab der Mitte mit dauerhaft installierten Zäunen zum Rand hin abgesperrt und nur noch für Fußgänger und Fahrradfahrer nutzbar. Das Haus, das sich ganz oben und außen befindet kann nicht mehr bewohnt werden, es ist sicherlich erst ein paar Jahre alt. Weiter unten wird, wie wir schon von der gegenüberliegenden Hafenseite heute sehen konnten, ein großes Stück des Hangs aufwändig befestigt.
Wieder unten angekommen gehen wir zum Leuchtturm auf dieser Seite des Hafens. Am Hang oberhalb des kurzen Strandabschnitts sind zwei weitere Bunker zu sehen, der untere wird wohl in einigen Jahr(zehnten?) auf den Strand stürzen. Hier wird die Erosionsproblematik nochmal deutlich sichtbar.
Wir gehen bis zum Ende des Stegs, dort befindet sich der Leuchtturm und von hier hat man nun, bei viel klarerer Sicht als heute Vormittag, einen schönen Blick über den Strand und die Klippen, der nächste Ort, Yport, ist gut zu sehen und ein Felsbogen, der zum übernächsten Ort, Étretat gehört, ist zumindest zu erahnen.
Da wegen der vielen Wolken heute kein (sichtbarer) Sonnenuntergang zu erwarten ist, machen wir uns bald auf den Rückweg zur Ferienwohnung, wo wir gegen 18 Uhr ankommen.
Wetter: vormittags Regen, nachmittags trocken, bewölkt, ca. 16°C
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln