12. Tag, Mittwoch, 05.02. - 2. TeilGegen 13 Uhr gehe ich wieder in Richtung Puente de Isabel II. Auf dem Weg komme ich an der Kirche Real Parroquia de Santa María Magdalena vorbei, sie hat geöffnet und ich werfe einen Blick hinein, auch hier wurde wieder nicht an Goldverzierungen gespart.

Auf der anderen Brückenseite liegt das Stadtviertel Triana. Gleich am Ende der Brücke befindet sich das Castillo de San Jorge (Sitz der spanischen Inquisition von 1481 bis 1785) bzw. seine Überreste, die bei Ausgrabungen freigelegt wurden. Dort ist heute das Tourist Office untergebracht und ein Museum zu den Ausgrabungen. Leider ist das Museum geschlossen, es finden Bauarbeiten statt. Daneben ist wie auf der anderen Brückenseite auch eine Markthalle, hier hat es tatsächlich auch noch Markstände, dazu ein paar Stände mit Tapas. Ich spaziere am Flussufer ein Stück entlang und dann auf einer Parallelstraße zwischen den mehrstöckigen Wohnhäusern wieder zurück. Sehenswert wären hier wohl hauptsächlich die Kirchen, die aber allesamt geschlossen sind (Mittagspause).



Triana ist bekannt für seine Keramik, schon seit dem 12. Jh. gab es hier eine Vielzahl von Keramikfabriken, zu den Hochzeiten Anfang des 20. Jh. waren es über 20, alle sind seit mindestens zwanzig Jahren aufgegeben. In einer davon ist ein Museum eingerichtet (EUR 2,10). Von der Fabrik an sich ist nicht mehr allzu viel zu sehen, vor allem die Öfen, die erst mit Holz und dann Strom zum Brennen der Keramik dienten, sind noch übrig.
Das Museum ist aber trotzdem sehr interessant, auf Schautafeln und Filmen mit Interviews ehemaliger Mitarbeiter der Fabrik werden sowohl die einzelnen Schritte der Keramikherstellung erklärt, als auch einiges zum Leben der Fabrikarbeiter und ihrer Familien.
Aus Keramik war in Andalusien alles Mögliche, angefangen von den Kacheln, die bis heute praktisch jeden Hausflur, jede untere Hälfte einer Innenwand verzieren, in einfachen Wohnungen bis zu Palästen, über Dekoartikel und Geschirr bis hin zu z.B. Werbetafeln. Alles wurde von Hand gefertigt, jede einzelne Fliese von Hand bemalt.
Schon in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts spielte der Tourismus in Andalusien eine große Rolle, dazu gehörten auch Ausflüge zu den Keramikfabriken, wo sich die Touristen dann mit Geschirr und Dekoartikeln eindeckten. Außerhalb des Museums gibt es mehrere große Keramikgeschäfte, wirklich sehr schöne moderne Geschirrserien gibt es da (natürlich völlig unmöglich so etwas im Flugzeug zu transportieren), ich kaufe eine Miniwandfliese (die vermutlich aus China stammt, da ja zumindest hier in Sevilla so etwas nicht mehr hergestellt wird), eine schöne Erinnerung.
Nun ist es Zeit für eine Kaffeepause, der Mercado Lonja del Barranco auf der anderen Seite des Flusses hat jetzt geöffnet, dort kaufe ich an einem Stand einen Cheese Cake (das ist wohl ein Hype in Spanien oder zumindest Sevilla, in der Innenstadt gibt es ein Geschäft, das nur Cheesecakes verkauft, da sind oftmals lange Schlangen davor), an einem anderen einen Milchkaffee (EUR 7,50 zusammen) und setze mich mit beidem auf die Terrasse, ach ist das herrlich hier, warm, sonnig, üppig bepflanzt und schön angelegt, kaum vorstellbar, dass ich in 24 h wieder im winterlich grauen Deutschland bin.
Nach der Kaffeepause spaziere ich durch das Viertel nördlich meiner Unterkunft. Das ist hauptsächlich ein Wohnviertel mit hübschen bunten Häusern und engen Gassen. Immer wieder gibt es kleine Plätze mit Cafés und Restaurants mit Außenbestuhlung. Auch einige sehenswerte Kirchen gibt es, aber alle sind noch wegen Mittagspause geschlossen, erst um 17 Uhr wird wieder geöffnet.
Bei der Basilica de la Macarena endet das historische Stadtzentrum, hier steht sogar noch ein Überrest der ehemaligen Stadtmauer aus dem 11. bis 12. Jh. Erst im 19. Jh. wurde der Großteil der Stadtmauer, die das gesamte Stadtzentrum umschloss, zerstört, heute steht nur noch das Stück hier und ein weiteres beim Alcázar im Barrio Santa Cruz.
Ich schaue mir noch das Renaissance Gebäude Hospital de las Cinco Llagas an, gut zu sehen ist es allerdings nicht, denn dort ist das andalusische Parlament untergebracht und das ganze Gelände weiträumig von einem Zaun umgeben.
Dann bummle ich wieder südwärts bis ich bei den Setas herauskomme. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages genieße ich auf einer der Bänke unter der Konstruktion, damit endet mein Sevilla Besuch (ungeplant) genau dort, wo er am Anreisetag (bei Regen) begonnen hat.
Zum Abendessen nehme ich mir ein Sandwich mit spanischem Schinken (sehr lecker, hätte ich öfter kaufen sollen) mit in meine Unterkunft.
Wetter: sonnig, ca. 6-20°C