Autor Thema: Herbstwandern in Finnland - September 2025  (Gelesen 2868 mal)

Christina

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Re: Herbstwandern in Finnland - September 2025
« Antwort #60 am: 07. Dezember 2025, 15:33:00 »
9. Tag, Dienstag, 16.09.

Als um 6 Uhr der Wecker klingelt, höre ich den Regen gegen die Scheiben klatschen, wie vorhergesagt regnet es und soll sich zunächst auch nicht bessern. Da gibt es keinen Grund jetzt schon aufzustehen, ich drehe mich also noch mal um und schlafe ein weiteres Stündchen.

Dann stehe ich auf, dusche und frühstücke und packe mich einigermaßen wasserdicht ein. So marschiere ich zur Rezeption (hier ist auch das Restaurant der Ferienanlage, das auch Frühstück für günstige EUR 7 anbietet) und frage, ob es möglich ist, die Temperatur in der Cabin etwas zu erhöhen. Laut der Mitarbeiterin hat es aktuell 20°C, was ich doch stark bezweifle, heute Morgen waren alle meine Sachen kalt, abgesehen davon sind 20°C etwas wenig für einen gemütlichen Aufenthalt bei dem man sich ja schließlich kaum bewegt. Sie sagt, dass sie es etwas wärmer einstellen würde.

Ich mache noch einen Spaziergang über das Gelände, das sehr groß ist, da gibt es Häuser und Hütten in allen möglichen Größen und Baujahren, auch ein großer Campingplatz ist angeschlossen. Ein See gehört auch dazu, im Sommer kann man hier sicher nett schwimmen oder Bötchen fahren, auch zum Nordlichter beobachten ist das wohl eine gute Stelle.





Von der Ferienanlage gehe ich weiter zum nahe gelegenen Supermarkt, der nicht nur Lebensmittel verkauft, sondern auch eine große Souvenirabteilung hat, sowie einen Baumarkt und eine Sportabteilung. Hier stöbere ich eine ganze Zeit lang herum, sehr schöne T-Shirts und Sweatshirts gibt es, davon habe ich aber genug zu Hause, daher kaufe ich nichts. Kilpisjärvi lebt fast ausschließlich vom Tourismus, nur ca. 100 Leute leben hier dauerhaft. Es gibt zahlreiche Hotels und Campingmöglichkeiten, touristischen Hochsaison ist wie im übrigen Lappland der Winter, obwohl es keine Möglichkeiten zum Abfahrtsskilauf gibt, aber man kann Schneewandern, Schneemobilfahren, Eisangeln und ähnliches. Der Wandertourismus im Sommer und Herbst weitet sich aber auch hier aus.

Beim Rückweg zur Cabin stelle ich fest, dass es aufgehört hat zu regnen, ich hole mir meine Wandersachen aus der Unterkunft und fahre in Richtung Wanderparkplatz. Kurz vorher stoppe ich aber noch an einem Hotel, das auch als Besucherzentrum fungiert, seit das eigentliche (das sich am Parkplatz zu den Tsahkal Falls wo ich gestern spätnachmittag war, befindet) geschlossen hat.

Von hier aus kann man auch auf den Saanatunturi wandern und hier legt das Boot ab, das zum Hauptausflugsziel von Kilpisjärvi fährt, dem Dreiländereck: Finnland, Norwegen und Schweden treffen an einem Punkt (=Treriksröset, die schwedische Bezeichnung dafür ist die meist genutzte) aufeinander.

Dieser Punkt ist auch mittels einer langen Wanderung erreichbar, auch eine Kombination aus Wanderung und Bootsfahrt ist möglich, ich hatte mich noch nicht entschieden, wie ich den Dreiländerpunkt erreichen wollte, das Wetter nimmt mir nun die Entscheidung ab bzw. erspart sie mir, bei tiefhängenden Wolken, Regenschauern und Temperaturen unter 10°C ist keine der Möglichkeiten verlockend für mich.

Im Besucherzentrum schaue ich mich im Souvenirshop um, kaufe aber wieder nichts. Danach fahre ich zum nahegelegenen Wanderparkplatz. Dieser ist Ausgangspunkt für Wanderungen auf den Saana, die Wanderung zum Dreiländerpunkt und auf den Pikku Malla.

Auf den Saanatunturi zu wandern ist heute sinnlos, man sieht wie Wolken und Nebel die obere Hälfte einhüllen, die Aussicht wäre gleich Null. Es sind auch keine Wanderer auf dem im unteren Bereich gut zu sehenden Pfad erkennbar.

Ich nehme den anderen Wanderweg in Richtung Pikku Malla und Dreiländerpunkt, die beiden Ziele haben anfänglich den gleichen Weg. Mit mir sind durchaus ein paar andere Wanderer unterwegs, dafür übernachtet man schließlich hier.

Um 10.45 Uhr starte ich, es geht über eine Brücke mit Blick auf schöne schwarze Steine und einen See, die Berge im Hintergrund verstecken sich hinter den Wolken.


Dann führt der Weg recht lange durch den Wald, mal mehr mal weniger bergauf, aber immer über die üblichen Steine und Wurzeln, dazu stehen Teile des Wegs oft unter Wasser, insgesamt ein recht mühsames Vorankommen.


Das ändert sich nach ungefähr einer halben Stunde, der Wald weicht zurück und der Weg wird deutlich besser begehbar, ein Pfad, wie man ihn auch z.B. in den Alpen finden könnte, feste Erde, hin und wieder ein Stein oder Felsbrocken oder eine größere Pfütze, dabei geht es gemäßigt bergauf.

Auch die Aussicht wird immer besser je höher man kommt, gegenüber ist der Weg zum Gipfel des Saana zu sehen, vor mir bereitet sich ein herrliches See- und Bergpanorama aus, das von der Straße nach Norwegen durchschnitten wird. Die Zollstation ist ca. 7 km vom Zentrum von Kilpisjärvi entfernt und auch vom Wanderweg aus zu sehen, bis zur Grenze sind es noch ein paar Kilometer mehr, Grenzgebäude gibt es nicht. Die nächste norwegische Gemeinde ist das 40 km von der Grenze entfernte Skibotn. Sehr viele norwegische Kennzeichen sind mir hier in Kilpisjärvi bereits aufgefallen, viele Norweger haben ein Ferienhaus oder einen Wohnwagen im Ort, da in Finnland die Preise niedriger sind als in Norwegen und es für Schneemobile in Finnland wenige Einschränkungen und Regeln gibt, während das Fahren damit in Norwegen mehr oder weniger verboten ist.




Ungefähr eine Stunde nach dem Start erreiche ich den Abzweig zum Pikku Malla. Ich überlege, ob ich auf diesen Gipfel wandern soll oder noch weiter dem Weg zum Dreiländerpunkt folgen, es gäbe mit einem Wasserfall ein möglicherweise erreichbares Zwischenziel bzw. Umdrehpunkt.

Ich entscheide mich für den Pikku Malla, dorthin hinauf wandern auch ein paar andere, auf dem Weg zum Dreiländerpunkt kann ich niemanden sehen (und bei diesen Wetterbedingungen bin ich froh, wenn ich nicht ganz alleine unterwegs bin) und damit habe ich die Möglichkeit eine „vollständige“ Wanderung zu absolvieren, während ich den anderen Weg hoffentlich bei einem zukünftigen Besuch hier (vielleicht schon nächsten Herbst?) in ganzer Länge gehen kann.

Ab hier geht es kräftiger bergauf, allzu steil wird es aber nicht, auch bleibt der Weg gut begehbar, allerdings nehmen die nassen Stellen zu, da muss ich manchmal große Umwege gehen, um die Füße einigermaßen trocken zu halten.

Die Aussicht wird immer besser, immer mehr Seen tauchen im Blickfeld auf, es wird allerdings auch immer windiger und damit gefühlt kälter.




Um halb eins habe ich es dann geschafft, der Gipfel des 739 m hohen Pikku Malla ist erreicht, von hier kann man auch in die andere Richtung schauen, das Hotel mit Besucherzentrum wo ich vorhin war ist samt Campingplatz und Hafen gut zu sehen.


Leider kann ich den Aufenthalt oben nicht so ausführlich genießen, wie ich das eigentlich machen würde, nach einem einzigen Foto (was ich erst zu Hause entsetzt feststelle) gehe ich wieder ein Stück nach unten, der Wind bläst extrem stark und es ist eisig kalt bzw. fühlt sich so an.

Etwas bergab ist es windstiller und damit wärmer, hier mache ich eine kurze Mittagspause mit einem belegten Brötchen, ein heißer Tee wäre schön, ich muss mich aber mit dem ziemlich kalten Wasser, das ich dabei habe, begnügen.

Die Kamera packe ich nun in den Rucksack, es fängt an zu regnen und der Rückweg ist identisch mit dem Hinweg (nachträglich ärgere ich mich darüber etwas, denn die Perspektive ist doch wieder eine andere, auch die Wolken haben sich etwas nach oben verzogen und den Blick auf ein paar mehr Berge bzw. ihre Gipfel freigegeben).

Der Rückweg dauert auch wieder ca. 1,5 Stunden, um viertel nach zwei bin ich zurück am Auto.

Zum Trocknen und Aufwärmen und noch etwas essen kann ich nun entweder in meine Cabin gehen bzw. fahren oder ins Restaurant des Hotels, in dem sich auch das Besucherzentrum befindet. Ich entscheide mich für letzteres.

Auch in diesem Restaurant wird ein Buffet zum Mittagessen angeboten, das noch geöffnet ist. Nicht wie sonst meist um die EUR 13, sondern EUR 17,50 kostet es hier, da bezahlt man wohl die einsame Lage mit. Immerhin gibt es dafür auch ein paar Besonderheiten, z.B. einen rote Beete Salat oder zum Nachtisch nicht nur wie meist ein Kompott, sondern eine leckeren „Appel Crumble“.

Nach dem Essen geht’s dann für eine weitere Pause in die Cabin.

Gegen 17 Uhr ist es draußen wieder trocken, auch die Wolken haben sich recht weit nach oben verzogen, daher möchte ich noch eine zweite kurze Wanderung machen.

Sie beginnt nicht weit von der Unterkunft und führt auf kurzem aber knackig steilem Weg hinauf auf den Salmivaara. Auch auf dieser Wanderung sind die Ausblicke fantastisch, der Saanatunturi ist nun völlig wolkenfrei (wie auch schon gestern Abend bei meiner Wanderung zum See und den Wasserfällen), vielleicht wäre ein Aufstieg dorthinauf ab dem späten Nachmittag doch sinnvoll möglich gewesen, ich weiß es nicht.




Auch auf die verhältnismäßig vielen Hotels und sonstigen Ferienhäuser kann man gut blicken vom 595 m hohen Gipfel. Hier ist es anders als auf dem Pikku Malla einigermaßen angenehm temperiert und ich genieße den Aufenthalt und mache ausführlich Fotos in alle Richtungen. Trotz des Wetters bedauere ich es, dass ich Kilpisjärvi morgen schon wieder verlassen muss.






Auf dem Gipfel bin ich ganz alleine, beim Aufstieg sind mir zwei Wanderer entgegengekommen, beim Abstieg begegne ich ein paar Leuten mehr, ganz unten ist eine Frau dabei Beeren zu sammeln.

Um 18 Uhr bin ich nach einer Stunde wieder am Auto und fahre zurück in die Unterkunft.

Wetter: bewölkt, immer wieder Regen, ca. 10°C
Wanderungen: Pikku Malla, 7,41 km, 312 m Anstieg; Salmivaara 2,61 km, 123 m Anstieg
Unterkunft: 2 Nächte Tundrea Holiday Resort in Kilpisjärvi, ohne Frühstück, EUR 255,60, gebucht über booking.com


LG Christina

Ilona

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Re: Herbstwandern in Finnland - September 2025
« Antwort #61 am: 07. Dezember 2025, 16:04:06 »
Gipfelstürmerin  :beifall:.

Also 17,50 € für ein Lunch-Büffet finde ich geschenkt. Man muss schließlich berücksichtigen, dass die Lebensmittel von weit her kommen.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Susan

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Re: Herbstwandern in Finnland - September 2025
« Antwort #62 am: 08. Dezember 2025, 12:53:26 »
Die Eindrücke von den Wanderungen sind wieder toll  :thumb: Das wäre jetzt so gar nicht mein Wanderwetter; Repekt, dass du losgezogen bist.

Hatte mich schon gefragt, ob die Anlage auch einen Campingplatz hat. 20°C in der Hütte wären uns auch zu kalt  :frier:
Liebe Grüße
Susan

Christina

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Re: Herbstwandern in Finnland - September 2025
« Antwort #63 am: 08. Dezember 2025, 17:52:29 »


Also 17,50 € für ein Lunch-Büffet finde ich geschenkt. Man muss schließlich berücksichtigen, dass die Lebensmittel von weit her kommen.

Mir ist es halt aufgefallen, dass es teurer war, als sonst überall, daher habe ich es erwähnt. Aber ja, die Lebensmittel sind doch ein "paar" Kilometer mehr unterwegs gewesen ;D

Die Eindrücke von den Wanderungen sind wieder toll  :thumb: Das wäre jetzt so gar nicht mein Wanderwetter; Repekt, dass du losgezogen bist.

Hatte mich schon gefragt, ob die Anlage auch einen Campingplatz hat. 20°C in der Hütte wären uns auch zu kalt  :frier:

Es gibt in Kilpisjärvi halt nur wenige andere Möglichkeiten als wandern zu gehen, eigentlich nur den Supermarkt und das Besucherzentrum und den ganzen Tag in der Cabin verbringen wollte ich auch nicht. Wenn es den ganzen Tag über heftigen Dauerregen gegeben hätte, weiß ich auch nicht, was ich gemacht hätte, aber so schlimm war es zum Glück nicht.

Das ist ein recht großer Campingplatz. Da es in Finnland nicht allzuviele Womos hat, wird, wenn ich das richtig einschätze, auch das Übernachten auf Parkplätzen nicht so eng gesehen. Auf den Parkplätzen entlang der Straße von Muonio nach Kilpisjärvi standen immer mal wieder Womos.




LG Christina

Paula

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Re: Herbstwandern in Finnland - September 2025
« Antwort #64 am: 09. Dezember 2025, 14:08:35 »
der Blick aus der Cabin vom Bett aus in die Natur ist einfach traumhaft  ^-^ ich wäre bei dem mäßigen Wetter (und der geringen Temperatur drinnen) wohl den halben Tag im Bett geblieben.
Im Andenkenshop hätte ich bestimmt ein Sweatshirt und ein T-Shirt erstanden, das mache ich Urlaub immer wo möglich, ich mag das sehr wenn ich dann zuhause die Teile anziehe und mich so wieder an den Urlaub erinnere. Ich kaufe schon gar keine anderen T-Shirts mehr weil ich mit den Andenken aus dem Urlaub genug im Schrank habe  :)

Die Farben von gelb nach orange zu rot und dazwischen grün finde ich ganz wunderbar, wenn es auch ziemlich kalt war hast du wohl eine ziemlich ideale Zeit für den Urlaub erwischt. Am besten gefällt mir der Blick vom  Salmivaara herunter, ich brauche keine hohen Berge aber eine erhöhte Aussicht ist einfach besser als immer nur Flachland.
Viele Grüße Paula

Christina

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Re: Herbstwandern in Finnland - September 2025
« Antwort #65 am: 09. Dezember 2025, 17:56:50 »

Im Andenkenshop hätte ich bestimmt ein Sweatshirt und ein T-Shirt erstanden, das mache ich Urlaub immer wo möglich, ich mag das sehr wenn ich dann zuhause die Teile anziehe und mich so wieder an den Urlaub erinnere. Ich kaufe schon gar keine anderen T-Shirts mehr weil ich mit den Andenken aus dem Urlaub genug im Schrank habe  :)



Inzwischen bereue ich es ein bisschen, kein Shirt dort gekauft zu haben :).


LG Christina

Christina

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Re: Herbstwandern in Finnland - September 2025
« Antwort #66 am: 09. Dezember 2025, 18:15:49 »
10. Tag, Mittwoch, 17.09.

Die Strecke zur neuen Unterkunft ist heute nicht allzu weit, ich könnte hier in Kilpisjärvi noch eine Wanderung machen und danach erst losfahren. Leider ist das Wetter unverändert regnerisch (erst ab morgen wird es besser, dann bin ich leider nicht mehr hier :(), der Saana wieder in Wolken gehüllt, so lohnt sich keine Wanderung.

Daher starte ich schon gegen 8.30 Uhr nach Frühstück, Packen und Müll rausbringen.

Anderthalb Stunden später mache ich einen ersten Stopp (das Museum an der Sturmbock Stellung Järämä hat heute zwar grundsätzlich geöffnet, aber erst ab 11 Uhr) in Kaaresuvanto. Neben der Raststätte mit Souvenirshop, wo ich mich schon erfolglos bei der Hinfahrt nach Kilpisjärvi umgeschaut hatte, gibt es noch einen weiteren sehr großen Souvenirshop, den „Lappland Shop“. Dort rein schaue ich nun und werde tatsächlich fündig, ein Geschirrtrockentuch und ein Topfuntersetzer, den ich als Bild verwenden möchte, beide mit Rentier Zeichnungen der schwedischen Künstlerin Heidi Lange wechseln den Besitzer. Ich hätte gerne ein kleines Rentier aus Holz, das gibt es tatsächlich hier, aber das Geweih ist so filigran, dass ich mir nicht vorstellen kann, das heil nach Hause zu bringen, also bleibt es im Laden.

Die nächste kurze Pause lege ich wieder in Muonio ein, diesmal nur zum Tanken und um die Toilette zu nutzen, zum Mittagessen ist es noch zu früh.

Zur Mittagszeit bin ich dann am Parkplatz für die Besichtigung der Fischerhäuschen von Keimiöniemi. Außer meinem ist noch ein Auto mit finnischem Kennzeichen hier und eins aus Cottbus.

Am Parkplatz hängen in einem Rahmen hinter Glas Erklärungen zu den Fischerhäuschen, sogar auch auf Deutsch, alles scheint aber schon viele Jahre dort zu hängen, ist ausgebleicht und verrutscht.

An dieser Stelle am Ufer des Jerisjärvi standen schon im 16. Jh. Fischerhütten, die von Finnen (ich nenne sie mal so, Finnland gab es damals aber noch nicht), die eigentlich wesentlich weiter südlich lebten, gebaut wurden, um dort die Sommer beim Fischen verbringen zu können. Diese Hütten wurden im Krieg zwischen Schweden und Russland Ende des 16. Jh. zerstört.

Die sich heute noch hier befindlichen Hütten stammen aus dem 18. Jh., nicht alle davon, aber einige. Die Hütten sind in Privatbesitz und können deshalb leider nur von außen besichtigt werden.

Vom Parkplatz führt ein Fußweg ein paar hundert Meter durch den Wald zum Seeufer. Dort reihen sich die Hütten mit mehr oder weniger großem Abstand aneinander. Fast alle scheinen noch genutzt zu werden, denn es liegen Boote in recht gutem Zustand entweder neben den Hütten oder an einem Steg im Wasser.




Ich gehe soweit bis ein Schild verkündet „Privatbesitz, kein Durchgang“ und drehe dann um, dabei esse ich ein belegtes Brötchen.



Das Cottbusser Ehepaar erkenne ich schon weitem an der Kleidung, Jeans, Sneaker und Sweatshirtjacken, die Finnen hier tragen alle Wanderkleidung.

Insgesamt eine halbe Stunde halte ich mich hier auf, dann geht es weiter zum nur wenige Fahrminuten entfernt liegenden Parkplatz für die Wanderung auf den Särkitunturi. Es gibt beidseits der Straße 79 einen Parkplatz, am kleineren steht eine Toilette und man hat schon mal einen schönen Fernblick.


Am anderen, wesentlich größeren Parkplatz, beginnt der Wanderweg. Sehr viele Autos bzw. vor allem Wohnmobile stehen hier (vielleicht auch zum Übernachten?), in einem größeren Zelt wird Kaffee und etwas zu essen verkauft, das scheint ein recht bekannter Haltepunkt zu sein.

Auch auf dem Wanderweg bin ich nicht alleine, die Anzahl der Wanderer kommt aber bei weitem nicht an die Anzahl heran, die man anhand der parkenden Autos und Womos erwarten würde, keine Ahnung wo diese Leute sind.

Der breite gut zu gehende Wanderweg führt durch den Wald nicht sehr steil, aber stetig bergauf. Nach etwa zwanzig Minuten erreicht man einen See, daneben die üblichen Grillhütten und Trockentoiletten.




Weitere zwanzig Minuten später bin ich oberhalb der Baumgrenze. Die Ausblicke werden nun mit jedem Höhenmeter besser, der Pfad immer schlechter, bald besteht er hauptsächlich aus Steinen. Einen Gipfel an sich gibt es nicht, sondern eher ein sehr weitläufiges Gipfelplateau auf 492 m Höhe. Mehr oder weniger Weglos bewegt man sich hier fort, es gibt mehrere kleine Seen, bunte Herbstvegetation und einen herrlichen Rund-um-Blick. Sogar die Sonne kommt in der Ferne immer mal wieder hervor.







Ungefähr zwanzig Minuten halte ich mich auf dem Gipfel auf, hier kann man bei passendem Wetter sicher eine ausgedehnte Pause auf einem der Felsen machen, dafür ist es heute leider nicht sonnig genug.




Eine dreiviertel Stunde später bin ich wieder am Auto, der Ausblick vom Parkplatz ist schöner geworden mit leichtem Sonnenschein, die Wolken haben sich etwas gelichtet.


45 Minuten später, um 15.45 Uhr erreiche ich mein Hotel in Levi. Ein heftiger Regenschauer kommt herunter, gerade als ich auf den Parkplatz fahre. Ich habe es nicht eilig und warte ab, bis der Regen nachlässt, dann nehme ich mein Gepäck und checke ein.

Das Hotel Hullu Poro (auf Deutsch: „verrücktes Rentier“) besteht aus mehreren Gebäuden auf einem großen Gelände, es gibt mehrere Restaurants, Bars, einen Saunabereich und einen Fitnessraum. Alles ist schon etwas älter, aber gut in Schuss und mit lustigen gezeichneten Rentiermotiven an vielen Stellen modern aufgepeppt. Ich bekomme ein Zimmer im dritten Stock mit Balkon und Blick über den Ort zum Skihang, denn auch hier ist der Winter die Hauptsaison, zwischen Oktober und Mai liegt hier Schnee. Ich fühle mich sofort sehr wohl (vor allem auch im Bad, das völlig untypisch für Finnland ist, scheint an nordamerikanische Bäder der 90iger Jahre angelehnt zu sein), schade, dass ich hier nur drei Nächte bleibe.




Nach einer kurzen Pause im Zimmer mit einer Tasse Kaffee (es gibt einen Kühlschrank und einen Wasserkocher auf dem Zimmer, dazu einige Teebeutel und löslichen Kaffee) und ein paar Keksen bummle ich durch den Ort, dieser erinnert mich an eine Kombination aus den Sommer- / Wintersportorten Whistler in Kanada und Oberstdorf in Deutschland. Rentiere sehe ich leider nicht (klar, jetzt wo ich mal meine Kamera bereit habe), die sind aber wohl durchaus häufig im Ort unterwegs.

Bereits Mitte November werden hier in Levi Weltcup Skiabfahrten stattfinden.



Noch ein Stopp beim Supermarkt und gegen 18 Uhr bin ich zurück im Zimmer.




Wetter: bewölkt, immer wieder Regenschauer, kurz mal sonnig, ca. 10°-15°C
Wanderung: Särkitunturi, 7,02 km, 240 m Anstieg
Unterkunft: 3 Nächte Hotel Hullu Poro in Levi, mit Frühstück, EUR 205,00, gebucht über die Hotelwebsite


LG Christina

Susan

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Re: Herbstwandern in Finnland - September 2025
« Antwort #67 am: 10. Dezember 2025, 13:15:03 »
Levi schaut wirklich wie so ein typischer Wintersportort aus  8) Hatte Finnland immer mehr dem Langlauf zugeordnet, aber dort gibt es offenbar auch Alpinski.
Liebe Grüße
Susan

Silv

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Re: Herbstwandern in Finnland - September 2025
« Antwort #68 am: 10. Dezember 2025, 13:37:51 »
Schade, dass das Wetter nicht so mitgespielt hat. Bin trotzdem begeistert von den Herbstfarben.  ^-^

Liebe Grüße
Silvia

Ilona

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Re: Herbstwandern in Finnland - September 2025
« Antwort #69 am: 10. Dezember 2025, 14:01:18 »
Die Unterkunft scheint dem intern. Skizirkus angepasst. Jedenfalls ist das verrückte Rentier :toothy9: nicht schlecht und der Ort belebt.

Zudem peppen die Herbstfarben das Regenwetter auf :thumb:.
Liebe Grüße

Ilona

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Christina

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Re: Herbstwandern in Finnland - September 2025
« Antwort #70 am: 10. Dezember 2025, 18:28:49 »
Levi schaut wirklich wie so ein typischer Wintersportort aus  8) Hatte Finnland immer mehr dem Langlauf zugeordnet, aber dort gibt es offenbar auch Alpinski.

Geht mir genauso, Langlauf und Skispringen, da waren mir Lahti, Kontiolahti und Kuusamo immer ein Begriff. Levi kannte ich gar nicht und mir kamen die Abfahrten jetzt dort auch eher kurz und nicht allzu steil vor, daher war ich im November überrascht, als ich in den Nachrichten beim Sportteil hörte, dass im finnischen Levi Abfahrtsläufe im Rahmen des Skiweltcups stattfinden.


LG Christina

Christina

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Re: Herbstwandern in Finnland - September 2025
« Antwort #71 am: 11. Dezember 2025, 19:56:39 »
11. Tag, Donnerstag, 18.09.

Nach dem Duschen öffne ich die Vorhänge am Fenster und sehe auf der Straße und dem Gehweg mehrere Rentiere, leider zu weit weg für brauchbare Fotos, aber toll zu beobachten.

In dieser Unterkunft ist das Frühstück im Zimmerpreis enthalten, auch mal schön. Aktivitätenfreundlich beginnt es bereits um 7 Uhr, so früh brauche ich es heute aber gar nicht, es soll nämlich zunächst noch bewölkt und nass sein und erst später sonnig werden.

Um 7.30 Uhr bin ich dann aber doch schon im großen Frühstücksraum, auch einige andere Gäste sind schon so früh da. Das Buffet bietet die üblichen kalten und warmen Speisen, finnlandtypisch sind hauptsächlich Porridge mit Kompott / roter Grütze und Mini-Pfannkuchen, sowie verschiedene Sorten Roggenbrot bzw. -brötchen.

Nach dem Frühstück trödle ich noch ein wenig im Zimmer herum und gegen 9.30 Uhr fahre ich los.

Es geht in den Pallas-Yllästunturi Nationalpark, zum Parkplatz am Pallas Hotel, von Levi in ca. 50 Minuten zu erreichen. Der Parkplatz ist schon voll als ich ankomme, er ist allerdings auch nicht sehr groß, ein Teil der Plätze ist den Hotelgästen vorbehalten (auch wenn dort nur wenige Autos stehen), ein Teil ist nur für Busse und ein weiterer Teil kann nicht genutzt werden, weil hier gerade das Besucherzentrum neu gebaut wird und die Parkplätze an der Baustelle abgesperrt sind. Weiter vorne gibt es noch einen weiteren großen Parkplatz, ich finde aber noch im Parkplatzbereich am Straßenrand ein freies Plätzchen.

Ich schaue zunächst in den Souvenirshop des Hotels, das während der Bauzeit die Funktion des Besucherzentrums übernimmt, finde aber mal wieder nichts, leider auch keinen Aufkleber mit dem Nationalparkemblem.

Von hier startet eine ganze Reihe von Wanderungen, ich möchte den Palkaskeronkierros gehen.



Zunächst auf einem breiten geschotterten Weg mit einigen Erklärungstafeln zur umgebenden Natur geht es bergauf. Am Berg links vom Weg kann man Skilifte erkennen, nicht nur in Levi, auch hier und an anderer Stelle im Nationalpark sind zahlreiche Skipisten.



Schon bald kann ich am Berg rechts von mir (der auf der Wanderung bestiegen und umrundet wird) zahlreiche Rentiere erkennen, auch hier wäre mein zu Hause gebliebenes Teleobjektiv hilfreich.

So muss ich mit Fotos warten, bis ich den Tieren näherkomme. Vom breiten Schotterweg zweigt nach einiger Zeit rechts ein schmaler Pfad ab, der zu einem Rentierzaun mit Gatter führt. Rentiere sind ja nur halbwild, sie gehören den Samen, den Ureinwohnern, streifen aber (nur im Sommer?) frei herum und werden im Herbst „eingesammelt“ (?), hier ist zwar ein Zaun und ein schon halbverfallenes Gatter, das beim Öffnen eine Latte verliert, aber ich sehe nirgends auf der anderen Seite einen Zaun, mir ist daher nicht ganz klar, ob die Tiere hier also auf einer Weide stehen oder „frei“ sind.

Fotos sind nun besser möglich, allerdings stehen die Rentiere im Gegenlicht und bergauf bzw. höher als ich.



Sehr angenehm finde ich, dass sich die Tiere gar nicht für Menschen interessieren, Kühe und erst recht Ziegen wären nun schon nähergekommen, die Rentiere scheinen mich und die anderen Wanderer zu ignorieren.

Erst als weit hinten ein Paar mit einem Hund durchs Gatter kommt und der Hund dann die gesamte Zeit während das Paar entlang der Herde wandert, bellt, schauen die Rentiere auf und bilden Gruppen, bleiben aber immer noch weg von den Wanderern und dem Hund.


Der Wanderpfad entfernt sich dann von der Herde und wird steiler und steiniger. Aber schon ungefähr eine dreiviertel Stunde nach dem Start erreiche ich eine Stelle mit herrlicher Aussicht und das ganz unvermittelt, erst läuft man noch zwischen den Hügeln,


dann steht man plötzlich vor diesem Anblick.


Der schmale, steile und steinige (aber gut begehbare) Pfad führt immer weiter bergauf, der Blick kann immer weiter schweifen, auch in die Richtung aus der ich gekommen bin.





Gegen 12 Uhr erreiche ich den 705 m hohen Palkaskero Gipfel, erkennbar an einem großen Steinhaufen.


Hier oben weht mal wieder ein starker und kalter Wind, an der windabgewandten Seite des Steinhaufens mache ich eine kurze Mittagspause, dann führt mich der Wanderweg auf der anderen Bergseite bergab, hier ist es weniger steil als beim Aufstieg.

Die schöne Aussicht begleitet mich noch ein gutes Stück bergab. Und auch auf dieser Bergseite grast eine Rentierherde, leider komme ich nicht allzu nahe an sie heran.





Schließlich verläuft der Weg am Fuß des Berges entlang nun fast ohne Aussicht, dafür mit farbenfroher Vegetation. Allerdings ist es teilweise sehr matschig, man muss mal wieder weite Umwege gehen, wenn man nicht bis über die Knöchel im Morast versinken möchte.





Das letzte ebene Wegstück nennt sich „Eichhörnchen Avenue“, auf Holzsockeln sind eine Vielzahl von Eichhörnchenskulpturen zu bewundern, zum Künstler finde ich keine Informationen.


Gegen halb zwei erreiche ich wieder den Parkplatz, nun stehen zwei Busse dort und die Straßenränder sind zugeparkt so weit das Auge reicht, so etwas habe ich in Finnland noch nirgends erlebt. Zumindest auf meiner Wanderung waren allerdings nur wenige andere Wanderer unterwegs, es scheint sich also gut zu verteilen oder die meisten Leute sind viel später als ich gestartet.

Ich wechsle meine Schuhe und gehe nochmal ins Hotel, dort ist ein recht teures Restaurant, in dem es leider kein Mittagsbuffet gibt, das aber auch einen Cafébereich hat. Ich hole mir einen Kaffee und eine Pulla (Hefezopf) (EUR 5,50) und setze mich in einen der gemütlichen Sessel. Nach einiger Zeit kommt wohl eine der Busgruppen (ältere Finnen) ins Café und es bildet sich eine lange Schlange an der Kaffee- und Gebäckausgabestelle (wie fast immer in Finnland Selbstbedienung) – Glück gehabt.

Der Tag ist noch jung und die Wanderung hat mich nicht übermäßig angestrengt, da möchte ich noch eine weitere, kürzere Wanderung anschließen. Dazu muss ich ein Stück mit dem Auto fahren, hoffentlich finde ich auf dem dortigen Wanderparkplatz noch eine Lücke.

Meine diesbezüglichen Sorgen sind aber unbegründet, auf dem recht kleinen Parkplatz stehen nur wenige Autos, das scheint eine weniger beliebte Wanderung zu sein.

Der Pyhäjoenpolku führt finnlandtypisch hauptsächlich durch den Wald, ist daher aber nicht so ganz einfach zu gehen, viele Steine und Wurzeln, oft nass, erschweren das Vorankommen. Nur einmal sehe und höre ich in der Ferne andere Wanderer, sonst bin ich alleine.





Es geht mal ein Stück bergauf, mal bergab, an einem Bach entlang, an einem See samt kleinem Wasserfall vorbei, auch ein Blick zur Bergregion in der ich vorhin war, ist möglich.



Zum Abschluss ist noch ein herbstlich gefärbtes Moor dabei.



Nach anderthalb Stunden bin ich gegen 16 Uhr zurück am nun fast leeren Parkplatz, das war eine nette, aber nicht ganz so leicht wie erwartet zu gehende Wanderung.

Ich fahre von hier eine Stunde zurück zum Hotel, wo ich noch etwas aus meinen Vorräten esse und einen gemütlichen Abend verbringe.




Wetter
: teils sonnig, teils bewölkt, ca. 10° - 12°C
Wanderungen: Palkaskeronkierros 6,36 km, 250 m Anstieg; Pyhäjoenpolku 3,90 km, 70 m Anstieg
Unterkunft: 3 Nächte Hotel Hullu Poro in Levi, mit Frühstück, EUR 205,00, gebucht über die Hotelwebsite


LG Christina

Horst

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Re: Herbstwandern in Finnland - September 2025
« Antwort #72 am: 12. Dezember 2025, 09:10:28 »
Da hat ja alles gepasst - stark!
Wetter, Rentiere und zwei Wanderungen die herrliche Fotomotive geliefert haben.
Den Tag hätte ich sehr gerne auch so erlebt.  :D
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Paula

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Re: Herbstwandern in Finnland - September 2025
« Antwort #73 am: 12. Dezember 2025, 13:33:44 »
Zwei ganz tolle Wanderungen, die Blicke vom Berg runter gefallen mir besonders. Aber am schönsten sind eigentlich die Herbstfarben. Ich kann mir vorstellen dass es im Sommer im Vergleich dazu etwas „langweilig“ ausschaut wenn alle Bäume grün sind. Interessant wäre zu sehen ob es im Frühjahr bunt ist mit Blumen.
Viele Grüße Paula

Ilona

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Re: Herbstwandern in Finnland - September 2025
« Antwort #74 am: 12. Dezember 2025, 13:43:27 »
Es ist schön, wenn man sich auf Reisen morgens das Frühstück nicht selber zubereiten muss und eine gute Auswahl vom Büffet hat. 

Die Rentier-Herde hatte die Ruhe weg :thumb:.
Liebe Grüße

Ilona

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