Autor Thema: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014  (Gelesen 37306 mal)

Horst

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Re: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014
« Antwort #45 am: 15. November 2014, 20:55:23 »
Hallo Susan,

Eure Aufnahmen vermitteln, daß Porto wirklich eine tolle sehenswerte Stadt ist - gefällt mir ausnehmend gut!  :D
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Ilona

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Re: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014
« Antwort #46 am: 16. November 2014, 15:29:28 »
Hallo Susan,

bin wieder einmal hinterher geeilt und bei den vielen Stufen ganz schön ins Schnaufen gekommen :girly:. Vor der Brücke habe ich mir noch einen Portwein in der Happy Hour gegönnt (das hilft auf jeden Fall gegen die Höhenangst  :cool2:).

Die farbenfrohen Eindrücke gefielen mir ganz gut  :adieu: und jetzt gönne ich mir ein Päuschen am Strand :zwinker:.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Susan

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Re: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014
« Antwort #47 am: 18. November 2014, 15:13:39 »
20. August  Abstecher ins Stern-Gebirge

Die Nebel haben sich verzogen und wir können im schönsten Sonnenschein frühstücken. Heute wenden wir uns wieder landeinwärts nach Osten. Also erstmal die Lagune entlang "kreiseln"


heute freundlicher anzuschauen

und dann über Autobahn und Landstraße ca. 130 km landeinwärts. Das Stück Landstraße ist schon ziemlich kurvig, wir merken, dass wir ins Gebirge kommen.  Hier wird Wein und  - soweit ich das erkennen konnte – Obst angebaut. Wir sehen einige erstaunlich schicke Landhäuser. Schließlich erreichen wir Seia am nordwestlichen Rand der Serra da Estrela. Hier führt die N339 hinein ins Gebirge und den Naturpark gleichen Namens. Auf steiler aber gut ausgebauter Strecke fahren wir zum höchst gelegenen Dorf Portugals Sagueiro.



Wer möchte, kann hier Berg-Schafskäse, Schinken, Woll-, Fell- oder Lederartikel kaufen. Oder sich einen Hirtenhund, den  Cão da Serra da Estrela , zulegen.

Die Serra da Estrela ist das höchste Gebirge des portugiesischen Festlandes und besteht hauptsächlich aus zwei Hochplateaus. Das vorherrschende Gestein ist Granit. 




manche sind echt dicke Brocken



Außerdem sehen wir unterschiedliche Arten von Seen: einige sind nur kleine Teiche, andere werden durch Mauern weiter aufgestaut.
 



einer der Stauseen


und einer der kleinen Felsteiche

Von einem der höher gelegenen Aussichts-Parkplätze können wir dann sehen, dass es zwischen all dem Granit auch ein paar Wiesen gibt. Dort leben die von den Hunden gehüteten Schafherden, die Wolle und die Milch für den Serra-Bergkäse liefern.



Wir biegen in die Stichstraße zum höchsten Gipfel der Serra ab: dem Torre 1993 m hoch.  Kein besonnders spektakulärer Gipfel übrigens, eben die höchste Stelle eines Plateaus.  ;)


der wahrscheinlich namensgebene Turm

ein Denkmal mit Gipfelkreuz, Cafe, Restaurant, Souvenirladen, ein paar alte Radarstationen



und jede Menge Parkplatz. Denn hier befindet sich auch das einzige Skigebiet Portugals mit 9 Pisten  (mir war nie bewusst, dass die überhaupt eins haben könnten  8) ).


tatsächlich ein Sessellift

Im Naturpark gibt es rund 357 km Wanderwege, die sehr beliebt sind. Wir wollen den Weg zu den Torre Lagoons gehen, eine Reihe von kleinen Seen, wie wir sie auch unterwegs gesehen haben.


Steintürmchenbauer scheint es überall auf der Welt zu geben.

Weit kommen wir allerdings nicht, denn eine Schafherde ist uinterwegs, mitsamt  ihren Bewachern und Beschützern, zwei Cão. So freundlich sie von weitem wirken, so furchteinflößend können sie sein, wenn man der Herde zu nahe kommt. Darauf werden sie trainiert.  Wir lassen diesen Trail also sein und fahren weiter. Es kommen ja noch ein paar Gelegenheiten sich die Füße zu vertreten.

Von der Gipfelstichstraße geht es wieder zur N339, die das Gebirge weiter Richtung Süden quert.


Auf Augenhöhe mit einer der spitzeren Gipfel

Nach einer Fahrt durch interessante Felsformationen finden wir einen kleinen Parkplatz, um ein wenig herum zu klettern.


Schneestangen, es muss tatsächlich ab und an hier was von dem Zeug herunter kommen


die Aussicht nach Süden


ein Blick auf den weiteren Straßenverlauf


noch ein Stausee, dort soll auch ein Trail hinunter führen


die Felsen, zwischen denen wir umhergeklettert sind
Nicht die aufregendste Stelle, aber es gibt keine weiteren Bilder, das wir den Ersatzakku nicht mitgenommen haben  >:(

Irgendwo hier soll es auch einen Felsen mit einem riesigen Marienrelief geben, aber wir haben den Parkplatz nicht gefunden oder es war einer der vollen. Wir kreuzen die N338 und biegen ab zur Fahrt hinunter ins Gletschertal nach Manteigas. Die Straße ist ein wenig enger und kurviger. Sie bietet nochmal schöne Aussichten auf die Serra.



Wir passieren noch einen größeren Wanderparkplatz, leider auch voll. Die Gegend drum herum lädt zum Erkunden ein, aber wir bekommen keine Gelegenheit zum Anhalten. Wir schrauben uns bergab bis in den Ort. Es herrscht einiger Ausflugsverkehr, doch an den haarigen Stellen kommt uns gottseidank niemand entgegen.

Im Wohnmobilreiseführer sind einige Flussbadestellen aufgeführt, das käme zur Erfrischung gerade recht. Dummerweise ist so spät im Sommer aber kaum noch etwas von ihnen zu sehen. Wir erwägen kurz die Möglichkeiten, brettern dann auf der Autobahn zum nächsten Ziel. Der Abstecher ins Sterngebirge hart uns sehr gefallen, bei Gelegenheit werden wir mal im Frühsommer wieder kommen und ein wenig mehr wandern.

Wir nehmen  Quartier auf dem Parque de Campismo in Tomar. Dort haben wir wenigstens noch Gelegenheit, nebenan im Schwimmbad eine kühle Runde zu drehen. Mit den üblichen Abendprogramm geht ein langer Tag zu Ende.

Liebe Grüße
Susan


Ilona

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Re: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014
« Antwort #48 am: 18. November 2014, 15:38:49 »
Das felsige Hinterland gefällt mir ganz gut  :thumb:. Ich lese nichts von einem weiteren Mitfahrer, so dass ich davon ausgehe, dass ihr euch keinen Hirtenhund zugelegt habt  :cool2:.
Liebe Grüße

Ilona

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Paula

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Re: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014
« Antwort #49 am: 18. November 2014, 15:45:24 »
dass Wanderparkplätze voll sind hätte ich in Portugal nicht erwartet. Die Gegend gefällt mir gut, vor allem diese Bergseen.
Viele Grüße Paula

Andrea

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Re: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014
« Antwort #50 am: 18. November 2014, 15:57:25 »
Ich schließe mich an, tolle Gegend! Wuff wuuf.... Wir haben übrigens einen kleinen Mitfahrer an Board -  ich konnte nicht widerstehen!
Liebe Grüße, Andrea



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Horst

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Re: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014
« Antwort #51 am: 18. November 2014, 19:23:31 »
Ein Skigebiet in Portugal - erstaunlich.
Jedenfalls sehr schöne Landschaft - hätte mir auch gefallen.  :)
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Susan

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Re: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014
« Antwort #52 am: 21. November 2014, 19:12:45 »
Schön, dass euch der Abstecher gefallen hat. Ist mal eine Landschaft abseits Strände und Algarve.  8) Ich wäre ja gern noch etwas länger geblieben, aber es gibt ja noch so viel zu entdecken

Gleich geht es dann erstmal kulturell weiter

Ich bin übrigens froh, dass Andrea nur einen Welpen eingeschmuggelt hat  ;) Der ausgewachsene Cao würde den Raum im WoMo schon sehr beengen
Liebe Grüße
Susan


Susan

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Re: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014
« Antwort #53 am: 21. November 2014, 20:52:23 »
21. August  Christusritter-Burg Tomar

Auch der heutige Tag zeigt sich mit dem besten südeuropäischen Sommerwetter.  :strahl:
Nach dem Frühstück müssen leider  erstmal wieder ein paar Haushaltspflichten erledigt werden, sprich Monsterabwasch.

Der Campingplatz liegt beim Sportzentrum des Ortes, das wiederum am Rio Nabão. Über einen Steg gelangen wir auf eine Flussinsel mit einem hübschen Park. Sehenswert ist hier vor allem ein altes arabisches Wasserrad,




eine genial einfache Konstruktion, auch wenn die hölzerne Wasserleitung schon etwas leckt.


Rio Nabão

Über eine weitere kleine Brücke gelangen wir zum Kern der alten Stadt: ein paar Gassen, die Fußgängerzone der Rua Serpa Pinto und der Praça da Republica. Der Platz beherbergt das Rathaus, eine Kirche, ein Denkmal für den Gründer und jede Menge Tauben.






die Tauben-Logenplätze zur Beobachtung der Touristen: irgendwer wird ja hoffentlich kekskrümel fallen lassen  ;)

Wir erhaschen außerdem einen ersten Blick auf die Hauptsehenswürdigkeit: die Christusritter-Burg. 1162 wurde diese Wehr-Klosteranlage von den Tempelrittern gegründet und damit auch das Städtchen zu deren Füßen. Dort sollten sich die Ritter nach ihrer Rückkehr von den Kreuzzügen niederlassen und zudem den ersten portugiesischen König bei der Rückeroberung des Landes von den Mauren unterstützen. Danach waren sie für den Schutz der Pilger auf dem portugiesischen Jakobsweg, der hier vorbei führt, zuständig.


Schachbrettmuster der Platzpflasterung nach dem Wappen der Templer


Dom Gualdim Pais, vierter Großmeister der Templer in Portugal


In voller Mittagssonne erklimmen wir nun den Burgberg. 

Durch zwei Tore in den Resten der alten Wehrmauern



kommen wir in den Garten, wo wir ein Plätzchen finden um Flüssigkeit nachzutanken und zu verschnaufen .


 :sabber:

Nachdem zuerst die Burganlage gebaut wurde, folgte die Errichtung der Kirche nach einem der Grabeskirche in Jerusalem ähnlichen Grundriss.





In den folgenden Jahrhunderten, besonders in der Blütezeit der portugiesischen Entdeckungen und Kolonialisierung ab 1484, vergrößerte sich die Anlage und wurde mit Verzierungen ausgeschmückt. Nach der Zerschlagung des Templerordens -Portugal hatte sich nicht an der Verfolgung beteiligt- wurde hier ein neuer Orden, der der Christusritter gegründet. Er bot vielen ehemaligen Templern eine Zuflucht und erhielt die Rechte an dem Burgkloster. Außer einer weiteren in Spanien ist die Burg die einzige, die noch von den vielen Templerburgen erhalten ist.


einiges ist trotzdem dem Verfall preisgegeben

Mit der Familienkarte für 15 Euro erhalten wir Zugang zu dem weitläufigen Gemäuern.


einer der vielen Kreuzgänge

Die üblichen Hofbrunnenbecken wurden hier jetzt meist bepflanzt. Leider sind die Orangen an den Bäumen noch grün. Wir hätten aber eh hier im Kloster keine zum Naschen stibitzt. :cool2:




einer der 8 weitereren Kreuzgänge, diesmal mit Brunnen in Form des Templer-Kreuzes


und noch einer, hier befindet sich jetzt ein Cafe mit Snackbar


es gibt sie auch zweistöckig


und hier ein Blick von der "Dachterrasse"

Bis auf ein paar Steinmetzornamente in den Arkaden, der Bepflanzung und der Azulejo-Wandverkleidung sind hier die Verzierungen eher schlicht gehalten. Wir finden aber schöne Ecken für eine



Kleine Verschnaufspause



 
Liebe Grüße
Susan


Susan

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Re: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014
« Antwort #54 am: 22. November 2014, 00:15:58 »
Tomar Christusritter-Burg Teil 2

Aus der Ritter-Spiele-Zeit ist Kerlie schon länger herausgewachsen, ich würde uns auch nicht als besonders religiös bezeichen, aber wir mögen Geschichte (und ich außerdem noch alte Architektur). Einiges aus der Geschichte der Tempelritter finde ich faszinierend, zum Beispiel der alte Aberglaube mit dem Unglückstag "Freitag, der Dreizehnte". Denn die Verhaftung und Hinrichtung der Ordensmitglieder vor allem in Frankreich war auf Freitag, 13. Oktober 1307, datiert. Sie hatten eine Art Banksystem und so etwas wie den Reisescheck erfunden. Berlin-Tempelhof geht auch auf eine Besitzung der Templer zurück.


Sitzungssaal oä  :raetsel: noch eher schlicht


eine Seitenkapelle, traditionell mit Azulejos

Es ist nun mal so, dass die Tempelritter die Fantasie anregen. Warum sonst gibt es soviele Romane und Filme über sie, besonders in Verbindung mit Schätzen  ;)   Auch viele Spielzeugritter tragen noch die Embleme oder das Outfit der Tempelritter. Darum finden wir es ganz spannend hier auf der Burg herum zu stöbern. Wer weiß, vielleicht wurde hier doch mal ein Schatz gelagert... 8) Immerhin ist das Innerste der Kirche dann doch prunkvoll geschmückt.


Eingang zum Altarbereich




goldverzierter Altaraufsatz

Einige alte Bilder hängen an den Seitenwänden, teilweise nur Kopien der alten Meister. Die echten Kunstwerke kann man sich in Lissabons Museen anschauen.

Die Christusritter-Burg gilt zudem als ein gutes Beispiel des Kunststils "Manuelik". Der entstand unter König Manuel als frühester portugiesischer Kolonialstil. Kennzeichen sind die maritimen Ornamente inspiriert durch Reisen der Seefahrer und Entdecker wie Vasco da Gama. Hervorgehoben in den Prospekten hier wird die Westfassade der Kirche.


oberes Ende


ein besonders verziertes Fenster

In den oberen Ecken des Fensters sehen wir beispielsweise das Abbild eines alten navigationsinstruments, der Armillarspähre, eine Art Sternenglobus.

Schiffstaue, Korallen, Muscheln und ähnliches sind weitere beliebte Darstellungen.





Hier sind sich die Interpreter nicht einig. Wird der mann von Tauen umschlungen oder vielleicht von einem Kraken?



Nicht so manuelisch aber trotzdem tolle Steinmetzkunst, die Fassade mit Mariengeschichten




oder dieser unheimliche Wasserspeier zur Abwehr böser Geister und feinde

Den Schlusspunkt der Tour durchs Gebäude setzt der Wohntrakt, wie dieser Flur mit den Besucherkammer




Blick in ein leider nicht mehr möbiliertes Gästezimmer


eine Reihe Wasserzuläufe zu einer Waschrinne
Hatte da jeder sein Abbild über seinen "Beckenplatz"?
Solche Details früheren Lebens interessiert mich immer wieder. So gab es hier auf der Burg ab 1546 sogar ein eigens  Sanitärgebäude: fünf Stockwerke nur für Latrinen, Waschgelegenheiten uä. mit einem Rohrleitungssystem und einem Lüftungsschornstein. Die Abflüsse wurden in einer Jauchegrube gesammelt und als Dünger eingesetzt.

Und hier die Wasser-Zuleitung ein 5km langer Aquädukt



Wir sind froh, dass die Tour durch das Burgkloste gut ausgeschildert ist. Mittlerweile würden wir nicht so ohne weiteres zurück finden. Das Exit-Schild leitet uns schließlich gut zum Ausgang am großen Parkplatz auf der anderen Seite der Burgmauer.

Langsam schlendern wir zurück in den Ort, diesmal bergab und im Schatten  8) Am Fuß des Burgbergs halten wir uns jetzt weiter rechts und kommen in das sogenannte alte jüdische Viertel. Als die Juden im Rahmen der Reconquista aus Spanien vertrieben wurden, kamen etliche nach Portugal. Leider konnten sie auch hier nicht lange friedlich leben, ehe sie vor die Wahl "Vertreibung oder Konvertierung" gestellt wurden.







Wir stoßen wieder auf den Fluss und folgen seinem Lauf bis zur sogenannten alten Brücke.



Von dort führt die Straße in einen Teil der Neustadt, wo wir unser Abendessen erjagen können. DerTag ist noch jung genug für einen erfrischenden Besuch des Schwimmbads.



Abendprogramm wie gehabt. In der Nähe der Rezeption gibt es sogar WiFi, mit dem wir ein paar Grüße in die Heimat absetzen können.
 :adieu:
Liebe Grüße
Susan


Andrea

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Re: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014
« Antwort #55 am: 22. November 2014, 09:23:25 »
Susan, der Tag war wieder toll! Und du berichtest so selbstverständlich von der Geschichte, dass sogar ich interessiert bin und noch mehr nachlesen will. Zum Beispiel über die Templer, die man ja sonst wirklich nur aus Büchern und Filmen kennt... Danke!  :)
Liebe Grüße, Andrea



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Re: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014
« Antwort #56 am: 22. November 2014, 13:52:45 »
Ich find's klasse, dass ihr Portugal ausgiebig erkundet und nicht nur an der Algarve geblieben seid  :thumb:.
Liebe Grüße

Ilona

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Paula

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Re: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014
« Antwort #57 am: 22. November 2014, 14:58:27 »
DieseTemplerburg ist ja wirklich eine tolle Anlage! 8 Kreuzgärten das muss man sich mal vorstellen. Da kann ich mir gut vorstellen dass man sich verlaufen und den Ausgang suchen muss. Wieviel Menschen da wohl Unterkunft gefunden haben? Das ist ja fast wie eine kleine Stadt für sich.
Wie der Aberglaube vom Freitag den 13. entstanden ist wußte ich auch nicht, wirklich sehr interessant das ganze. Ich mag solche Ausflüge in die Geschichte auch.
Der Baustil Manuelik war mir auch neu, besonders gut gefällt mir der Wasserspeier.
Der Ort ist auch hübsch, wirklich eine tolle Tour die ihr da macht!
Viele Grüße Paula

Susan

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Re: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014
« Antwort #58 am: 23. November 2014, 18:06:59 »
Hi,

freue mich, euch mal ein paar unbekanntere Seiten von Portugal zeigen zu können - und dass es euch gefällt. Wir waren ja schon ein ige male hier und entdecken immer noch was Neues  8)

Ich weiß nicht, ob ich je eine größere Klosteranlage gesehen habe, zumal einige Gebäude  schon verfallen sind. Es war nur schade, dass es keine Audiotouren gab (ja, da sind wir mittlerweile verwöhnt  ;) ). So Geschichten um das Bauwerk herum zu hören, wäre schon toll. Leider stand auch nirgendwo, wieviele Ritter, Mönche etc hier mal gewohnt haben.

Gleich geht's weiter...
Liebe Grüße
Susan


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Re: Mal wieder im rot-grünem Südwesten - Portugal August 2014
« Antwort #59 am: 23. November 2014, 19:36:01 »
22. August  Auf den Weg ans Meer, Abstecher inklusive

Heute machen wir uns auf den Weg zurück ans Meer, mit dem ein oder anderen Stopp dazwischen. Zuerst soll es an den längsten Fluss der iberischen Halbinsel gehen: dem Rio Tejo (Tajo). Er entspringt im Gebirge östlich Madrids  und fließt über 1000 km südwestlich  bis in den Atlantik.

Ich habe die GPS-Koordinaten eines WoMo-Parkplatzes ins Navi eingegeben, doch das leitet uns ein wenig in die Irre. Offenbar missversteht TomTom die Landebahnen eines alten Militärflughafens als Straßen. So landen wir aber nur vor einem großen Absperrzaun. Also umdrehen und nach Gefühl weiter. Schließlich finden wir eine Straße mit entsprechender Ausschilderung zu unserem Ziel, einem ausreichend großen Parkplatz am Ufer des Tejo.



Das Wasser sieht hier ziemlich klar aus. Leider scheint der "Strand" auf der anderen Flussseite zu liegen.
Der Parkplatz ist hier wegen einer kleinen Insel, ein Granitfelsen von etwa 75 x 310 m Fläche. Schon die antiken Bewohner dieser Gegend, die Lusitaner,  bebauten diese mit einer Festung, die auch die diversen Eroberer wie Römer und Mauren beibehielten. Von den letzten leitet sich auch der noch heutige Name Castelo de Almourol ab.



Um Almourol ranken sich viele Geschichten über Duelle, Eroberungen und verhängnisvolle Liebe.

9. Jahrhundert: Donna Beatriz und der Mohr (Maure)
Beatriz war die Tochter des westgotischen Kriegers Dom Ramiro. Der grausame Kämpfer tötete für eine Tasse Wasser eine maurische Frau und ihre Tochter.  Wenig später nahm er einen 11 Jahre alten maurischen Jungen gefangen und machte ihn  zum Knappen auf der Burg Almourol, wo der Dom mit seiner Familie lebte.  Was der Kämpfer aber nicht wusste: der Junge war der Sohn bzw. Bruder der beiden Ermordeten. 
Aus Rache vergiftete der Knappe langsam die Frau bis sie schließlich starb. Während der Burgherr auf Kriegszug war, verliebten sich die Tochter Beatriz und der Junge ineinander. Dies erstickte die Rachegelüste des Mauren. Als Dom Ramiro  vom Feldzug zurück kam, brachte er einen Ritter mit, dem er Beatriz als Frau versprochen hatte. Der Knappe berichtete Beatriz von den gräulichen Taten ihres Vaters – und seinem eigenen Mord an ihrer Mutter. Das Pärchen verschwand, niemand erfuhr je ihr weiteres Schicksal. Dom Ramiro starb von Gewissensbissen gequält.
Man sagt, in manchen Vollmondnächten kann man den Mohr noch sehen, wie er Beatriz umarmt. Und den Dom Ramiro kniend zu ihren Füßen, um ihre Vergebung flehend.




Eine zweite Geschichte handelt von der Eroberung der Burg aus den Händen der Mauren:
Im frühen 12. Jahrhundert war der arabische Emir Almorolon Burgherr auf der Felsinsel. Des Emir wunderschöne Tochter verliebte sich in einen christlichen Ritter. Sie ließ ihn jede Nacht in die festung hinein schleichen, damit sie Zeit miteinander verbringen konnten. Doch der Ritter nutzte das arme Mädchen nur aus. Eines Nachts öffnete er das Tor für seine Kameraden, die daraufhin die Burg eroberten. Almorolon und seine Tochter mit dem gebrochenen Herzen stürzten sich Arm im Arm von den Burgzinnen in den Fluss.

Tatsächlich eroberte der erste portugiesische König  die Festung auf der Felseninsel und übergab sie dann den Tempelrittern.  Im Laufe der Jahrhunderte nahm die Bedeutung der Festung als Verteidigungsposten ab und sie verfiel. Ab den späten 1950er Jahren wurde die Burg langsam rekonstruiert.



Gern hätten wir uns das Castelo näher angesehen, aber das Fährboot hat leider gerade Mittagspause.  An einer Stelle könnte man vielleicht sogar zu Fuß rüber kommen, aber dort stehen dicke Verbotsschilder. Daher endet unsere Stippvisite recht schnell. Auf diese Burg bin ich übrigens durch eine amerikanische Seite über Lego-Nachbauten aufmerksam geworden  8)

Wir müssen dringendst tanken, daher fahren wir schnurstracks zum nächten größere Ort. Dort werden wir aber nicht fündig und es geht noch eine Ecke weiter bis Torres Novas. Das durstige WoMo kann sich dort bis oben hin volllaufen lassen. Ich  stocke die Vorräte auf.  Weiter geht es in Richtung Norden zum nächsten Ziel. Dabei durchqueren wir eine  Hügellandschaft mit Kalksteinabbrüchen. Solchen Stein-Lastern kann man dort öfter begegnen...


bzw. hinterher zockeln. Ich möchte nicht unter die Räder kommen

Auf dem Weg streifen wir außerdem einen der bedeutendsten katholischen Pilgerorte:  Fátima. Er ist bekannt für die Marienerscheinungen nebst Prophezeiungen und das Sonnenwunder vom 13.10.1917. Wo früher nur ein kleines Dorf stand, findet der Pilger nun die viert-größte katholische Kirche der Welt mit 9000 Sitzplätzen, den momentan neuesten Kirchenbau und den weltgrößten Kirchplatz dazwischen. Und natürlich alles, was der Pilgertourist sonst noch braucht.  ^-^

Unser Interesse gilt heute aber etwas anderem, so sehen wir im Vorbeifahren nur riesige Parkplätze. Die Gegend besteht auch aus Karst, daher findet man hier einige Tropfsteinhöhlen.  Eine schmale Straße führt uns durch den Wald zum großen Parkplatz der Grutas da Moeda.

Wir kommen grad recht zu einer Führung. Da wir die einzigen sind, die sie auf Englisch wünschen, kommen wir an die Spitze der Gruppe. So haben wir meist einen unverstellten Blick. Die Höhle hat eine Temperatur von konstant 18°, recht erfrischend nach der Sommerhitze draußen.



Von Raum zu Raum steigen wir bis 45 m in die Tiefe und bewundern, was das tropfende und fließende Wasser geformt und geschaffen hat.





Neben Stalagmiten und Stalagtiten sehen wir auch gespinstförmige Auswaschungen. Die Farbpalette reicht von weiß über rot nach braun. All diese Kammern haben bestimmte Namen die ich jetzt aber nicht mehr so recht zuordnen kann.





Leider sind auch schon Veränderungen durch den Einfluss der Führungen zu sehen. Zum Beispiel Algen, die sich aufgrund der Beleuchtung bei den Führungen an den Formationen ansiedeln.



Die Grotten zählen zu den sogenannten nassen Höhlen. Tatsächlich hören wir es beständig Tropfen und Rauschen. Ab und an können wir einen Blick auf unterirdische Bächlein und Teiche erhaschen. Im Winter und nach starkem Regensteht manchmal auch der Weg fußhoch unter Wasser.






die "Quelle der Tränen"



Die Führung dauert eine gute halbe Stunde, danach werden wir noch zu einem kleinen Drink eingeladen. Ich bin der Meinung, dass es hier mal eine coole Grotten-Bar gab. Nun aber sehen wir nur ein großes Gebäude mit Souvenirladen und Cafeteria. Immerhin bekommen wir noch den Abafadinho da Moeda - einen Weinbrand, ähnlich dem Metaxa, aber mit weniger Umdrehungen.  :))  Für Kerlie gibt es ein Eis. Die Grotte ist nicht die schönste oder eindrucksvollste aller Tropfsteinhöhlen, die wir besichtigt haben, doch eine nettes Ziel am Weg.

Die Fahrt geht jetzt weiter nach Westen zur Küste. Das Navi führt uns wieder reichlich komisch über allerlei Sträßchen und Dörfer. So kommen wir nicht an dem bekannten Kloster von Batalha vorbei. Aber für Besichtigungen ist es eh schon etwas spät. Wir passieren die Städte Leiria und Marinha Grande und kommen in den küstennahen Gürtel aus Pinienwald.

Schon 1463 diente São Pedro de Moel dem Herzog in Leiria als Seewohnsitz. Noch heute gibt es dort mehr Feriendomizile als ständige Einwohner. Wir schlagen unser Quartier auf dem Orbitur Campingplatz auf, am Ortseingang schön im Pinienwald gelegen. Ich bin froh, dass wir reserviert haben, denn es ist Freitagabend und schon ziemlich voll.

Ein Bad im Meer darf es noch sein, also machen wir uns mit "kleinem Gepäck" zu Fuß auf den Weg. Am ersten Kreisel ist "Praia" in zwei verschiedenen Richtungen ausgeschildert. Wir halten uns rechts und laufen einige hundert Meter an Ferienhäusern vorbei, ehe wir einen Strandabgang finden. Von der Klippe führt eine Treppe hinunter. Das Geröll an deren Fuß ist dann nicht gerade Badelatschen geeignet, gottlob hab wenigstens ich Turnschuhe an.



Es ist gar nicht mal so spät, erst gegen 19 Uhr, doch wir sind beinah die Einzigen hier.



Bei Flut ist die Ecke hier der Sandfeuchte nach zu urteilen nur ein äußerst schmaler Strand. Die Klippe und der Leuchtturm darauf heißen Penedo da Saudade. Hier stürzte sich die Frau des letzten Herzogs vor Trauer von der Klippe, als ihr Ehemann hingerichtet wurde. Bei stürmischer See kann man angeblich immer noch ihr Klagen hören.



Wir finden eine größere Lücke zwischen den Felsen, wo Gatte und Kerlie sich gleich begeistert in die Brandung stürzen  ::)



Ich finde das Wasser erwartungsgemäß reichlich kalt, brr... Bin also schnell wieder draußen und schieße lieber ein paar Brandungsbilder.



Das Wasser läuft grad zur Ebbe ab, immer mehr Felsen zeigen sich. Jetzt kommen doch noch ein paar Besucher, menschliche Muschel"ernter". Wenn ich die denn essen dürfte, käme ich glatt in Versuchung mich ihnen anzuschließen.





Der Leuchtturm wäre ein netter Platz für den Sonnenuntergang, aber unsere Mägen protestieren  ::) Naja, morgen ist auch noch ein Tag.
Liebe Grüße
Susan