Hallo und herzlich willkommen auch an die Nachzügler!
Nachdem wir nun die dies Jahr anscheinend raren Sommertage ausgenutzt haben, kann es auf der Tour weiter gehen
23. Juni Das entzückendste Schloss der Welt und Londoner VororteIn der Nacht bzw. am frühen Morgen habe ich einmal kräftiges Regenprasseln gehört, doch beim endgültigen Aufwachen ist es trocken bei aufgelocketer Bewölkung. Also können wir draußen frühstücken, wie schön. Unser Teenager darf ein wenig länger schlafen, dafür hat er dann die hochwichtige Aufgabe den Vater auf der momentan dringendsten Mission zu begleiten: das Aufstöbern eines Geldautomaten. Laut Navi soll im Pub gegenüber einer sein, doch dort gibt es wohl nur eine
polling station (was immer das sein mag). Also bleibt es wieder an mir hängen, beim Auschecken nach dem nächst gelegenen ATM zu fragen.
Im Ort bei Tesco soll es einen geben, der ist tatsächlich auch leicht zu finden. Nur leider kein Parkplatz in der Nähe. Gefühlte 2 Kilometer weiter quetscht der Gatte dann das WoMo an den Straßenrand, knapp an einer Einfahrt vorbei und auch noch auf der falschen Seite. Ich darf zurückbleiben für den Fall irgendwelcher Rangierforderungen, die beiden Herren stiefeln los. Ich habe Zeit genug Engländer in ihrem Vorgarten zu beobachten - einer hämmert tatsächlich noch ein "remain"-Schild an den Lattenzaun. Der Terrier nebenan begrüßt das mit freudigem? Gebell.

Endlich kommen meine Jungs dann mit ausreichend Pfund englischen Geldes zurück. Es kann weiter gehen!
TomTom lotst uns gut zurück zur Autobahn M20 und bis in die Nähe unseres nächsten Zieles. Doch mit dem Eingang vertut er sich fürchterlich. Murphys Gesetz schlägt natürlich auch noch zu. Konnten wir bis zu einem Kreisel ganz gut den braunen Hinweisschildern folgen, dass wir richtig sind, fehlen danach in unserer Fahrtrichtung weitere. "Kehren Sie wenn möglich um", das ist nicht so ganz einfach auf den englischen Landstraßen. Und typisch, wenn man sich einen Kreisel wünscht, ist meilenweit keiner in Sicht. Schließlich schaffen wir es aber doch zu drehen. Wir biegen in die vorgeschlagene Straße ein, auch wenn sie uns reichlich eng vorkommt. Nach 50 m dann so etwas wie ein Eingangshäuschen und das richtige Schild – aber nichts mit Parkplatz. Vielleicht doch weiter die Straße runter?

Wir fahren etwa 150 m weiter und dann rückwärts wieder zurück, weil uns eine Ambulanz entgegen kommt. Vor einem weiteren Anlauf schicke ich Kerlie zu dem vermutlichem Eingang zu erkunden, ob wir hier wirklich richtig sind. Anscheinend hält TomTom uns für unwürdige Burgbesucher, denn er hat uns zum Lieferanteneingang geschickt. Colin hat jetzt aber die korrekten Richtungsweisungen von einem sehr freundlichen Pförtner bekommen. Und amüsiert sich königlich, weil der ihn mit Sir angeredet hat.

Also nochmals wenden, zurück zur Hauptstraße und zum Kreisel, an dem wir die Schilderspur verloren haben. Aus dieser Richtung ist das Castle natürlich gut ausgeschildert.
Parkplätze gibt es dann reichlich genug, auch für Wohnmobile und das sogar kostenlos. Der Eintritt ist dafür schon etwas happiger, zusammen 67,50 GBP (dafür gelten die Tickets ein Jahr, naja). Durch einen Park führt der Weg zum Schloss. Fußfaule können für 50 Pence auch mit einem Bimmelbähnchen hinfahren. Leider hat sich der Himmel wieder zugezogen, die Eindrücke sind daher nicht ganz "so lovely" wie auf den Bildern im Web.

Als erstes fallen uns die vielen Gänse im Park auf

Schwarzer Schwan aus Australien importiert, nun auch im Wappen des Castles

Riesenrharbarber? mit merkwürdigen Ähren

Wasserspiele und ein erster Blick aufs Schloss

Überreste eines normannischen Wachturms
Leeds Castle ist ein wirklich schön gelegenes Wasserschloss, auf einer Insel eines (natürlichen ?) Sees des River Len. Es war/ist normannische Festung, Wohnhaus mehrerer Königinnen, Kriegsgefängnis, Landhaus reicher Amerikaner, Geheimtreffpunkt, Filmkulisse und Hochzeitslokation.

Man kann das Schloss auf eigene Faust besichtigen mit einem Audioguide, der auch in Deutsch erhältlich ist. Die Tour beginnt im Weinkeller,

wo die Ritter halten ewig Wacht – joho und ne Buddel voll
Rum Champagner

Tatsächlich befinden sich in dem Gelass hinter der Tür einige Regale mit mehr oder weniger verstaubten Flaschen, angeblich Champagner, den man hier zu besonderen Festivitäten dann kaufen kann.
Danach führt die Runde durch einige Räume des Schlosses. Manche sind eingerichtet wie zu Tudorzeiten, andere mehr im Stil des Landhauses der 1920er.

königliches Schlafgemach, wobei die prunkvollen Betten eher zum Angeben waren als zum Schlafen. Dafür soll es extra Schlafstellen gegeben haben.

eine (fast) vergessene Kunst: Bilder aus Stoffen

Tudor-Dusche


Konferenz- oder auch Spielzimmer der Herren

Blick in den Innenhof

ursprünglich das Schlafzimmer von Katharina von Aragon, Heinrich VIII 's erster Gemahlin. Eingerichtet aber wie das Boudoir im Landhaus einer amerikanischen Multimillionärin um 1925 herum

mein Lieblingszimmer bei jeder Besichtigung: die Bibliothek - so ähnlich dürfte mein Traum-Wohnzimmer auch gern aussehen
Natürlich mit etwas moderner Literatur in den Regalen


den Gatten begeistert eher das Speisezimmer

Der berühmteste Bewohner von Leeds Castle ist Heinrich VIII gewesen, der dort zeitweise mit seiner ersten Frau wohnte. Wir sind seinem Geist begegnet, leider nicht der jungen sportlichen Version (wie Jonathan Rhys Meyers in der Fernsehserie

) Er hat mir sehr fürstlich die Hand geküsst, meine Jungs nach ihrer Meinung zur EM gefragt und danach einer Schulklasse einen Vortrag gehalten. Die anderen Geister haben wir leider verpasst.

Nach der Schlossbesichtigung wandern wir ein wenig in der Umgebung herum.

Leeds Castle spielte u.a. in den Elizabeth-Filmen mit Cate Blanchett mit

Außerhalb der Insel gibt es noch ein Bed&Breakfast mit Restaurant (keine Ahnung, was das Gebäude ursprünglich für einen Zweck hatte).

Zumindest hat es noch einen schönen Bauerngarten, unter anderem mit Rosen, Rittersporn

und dieser interessanten Pflanze, die ich nicht zuordnen kann.
Auf dem See werden auch Bootstouren angeboten, die heute trotz etlicher Schulklassen-Ausflüge anscheinend nicht der Renner sind. Ein Gelände mit Irrgarten dagegen ist so beliebt, dass es nicht mal vernünftig auf's Bild zu bannen ist. Ferner gibbt es noch einen Golfplatz, ein so genanntes Glamping (Luxus-Camping) in alten "Römerzelten", einen Film zu einer Schlacht anno Knipps, Abenteuerspielplätze und eine Greifvogel-Schau. Der Hit bei den Schulklassen - und wir können dazu noch verschiedene mehr oder weniger schicke Schuluniformen bewundern.


eine Art Uhu

und eine Art Falke?
Ein Cafe gibt es hier auch- Cola für Kerlie, Cappu für den Gatten und ich bekomme endlich mal wieder leckeres Mint-Chocochip-Eis
Während wir nach all der Historie unsere Erfrischung geniessen, fängt es leider an zu regnen. Wir gehen zurück zum Parkplatz und kutschieren dann Richtung Hauptstadt. Der Verkehr auf unsere Strecke hält sich gootseidank in Grenzen - und wir werden auch nur einmal im Kreisel angehupt (als es dreiviertel rechts rum gehen muss - sehr ungewohnt, daher in falscher Spur

) Unser Quartier für die nächsten sieben Nächte liegt im Londener Vorort Abbey Wood. Wir sehen nun weitere "polling stations" und allmählich geht uns ein Licht auf

Das sind die "Wahllokale" für die Brexit-Abstimmung.Während im Raum Dover-Folkestone die Vorgarten-Schilder und Brücken-Graffitties mehr "Leave" waren, ist hier im Großraum London "Remain" angesagt.
Wir finden ohne Probleme den gebuchten Campingplatz Abbey Woods - sehr schön grün gelegen, dass der London City-Airport nicht weit weg ist, stört kaum. Ja, wir sind sehr zufrieden mit unserer Wahl. Die Betreiber sind sehr freundlich und locker drauf. Wir können uns einen schönen Stellplatz aussuchen.

am nächsten Tag
Nachdem wir uns eingerichtet haben, müssen wir noch Frischfleich besorgen. Die Aufgabe fällt dem ... Teenager zu. Sein Pech, dass gleichzeitig ein arger Platzregen herunter kommt. Wie sagten die Camping-Warden so treffend " You'll go there on foot, guess you maybe have to swim"

Entsprechend durchnässt, kommt Colin von seiner Tour wieder - obwohl er sich noch das wichtigste Utensil eines England-Urlaubers zugelegt hat.

So findet auch unser abendliches Ritual drinnen statt - Aperitif - Abendessen - Laptop-Time Immerhin ist der Wifi-Zugang spitze.

Übernachtung:
Abbey Woods Caravan Club Site, Großraum London, schön grün gelegen, Waschräume 1a, Strom inkl. ;24.30 GBP p.N.
Strecke: