11. Tag – Montag, 28.09.
Heute verlasse ich die Insel – für einen Tagesausflug in die Hansestadt Stralsund. Um halb neun starte ich mit der 50 km Fahrt. Ich habe das Parkhaus am Ozeaneum und damit am Hafen als Ziel ins Navi eingegeben, was eine gute Wahl ist. Ich kann nämlich direkt von der Bundesstrasse 96 auf Rügen über den Rügendamm (also nicht die neuere Brücke, die ich bei der Anreise genutzt habe) Rügen verlassen, muss dann auf dem Festland nur noch einmal rechts abbiegen und ohne, dass ich mit dem Stadtverkehr in Berührung komme, bin ich schon am Parkhaus, in das ich gegen 9.30 Uhr einfahre.
Als erstes schaue ich mich am Hafen um. Das moderne Gebäude des Meeresmuseum Ozeaneum fügt sich gut zwischen die alten Backsteingebäude ein, bei bedecktem Himmel, wie jetzt gerade, hebt es sich allerdings kaum vom Hintergrund ab. Nicht weit entfernt vom Ozeaneum schaue ich mir noch die Gorch Fock I an, das Vorgängerschiff des Marineschulschiffs gleichen Namens, ist so aus unmittelbarer Nähe beeindruckend groß.
Vom Hafen gehe ich dann in die Innenstadt und starte meinen Rundgang am Alten Markt, sicherlich der schönste Ort der Stadt. Rund um den Platz stehen das wunderbare Rathaus mit Schaufassade, über den Bogenfenstern sind die Wappen der wichtigsten Hansestädte eingefügt, daneben die Nikolaikirche und eine ganze Reihe weiterer Häuser teils in Backsteingotik, teils in anderen Stilrichtungen.
Die Nikolaikirche schaue ich mir von innen an (EUR 3,00). Die älteste Kirche Stralsunds (Baubeginn war 1270) gefällt mir mit den filigranen gemalten Mustern und Fresken an den Säulen gut.
Ich verlasse den Alten Markt und komme in der Fährstrasse am Scheelehaus vorbei. In diesem roten Giebelgebäude aus dem 14. Jh., wurde der schwedische Chemiker Carl Wilhelm Scheele (Entdecker des Sauerstoffs) geboren, heute befindet sich ein Hotel und Restaurant darin.
Weiter geht’s zur Ruine des ehemaligen Johannisklosters. Leider kann man sich das nur durch den Zaun anschauen, das Gelände ist schon seit Jahren wegen Sanierung gesperrt. Direkt nebenan ist eine idyllische Wohnsiedlung, hier setze ich mich auf eine Bank in (die inzwischen herausgekommene) Sonne und mache eine Pause.
Nicht weit entfernt ist das Kniepertor, eines von nur zwei noch erhaltenen Stadttoren, ursprünglich gab es mal zehn in der Stadtmauer, die die gesamte Altstadt im Mittelalter umschlossen hat. Direkt vor dem Kniepertor steht das kürzlich renovierte Theater von Stralsund. Entlang einiger Überreste der Stadtmauer gehe ich bis zum Kütertor, dem zweiten noch erhaltenen Stadttor.
Durch einige Strassen mit hübschen bunten Stadthäusern
erreiche ich den Neuen Markt mit der Marienkirche. Die Kirche ist viel zu groß, als dass man sie vom Neuen Markt ganz anschauen könnte, das werde ich später noch von etwas größerer Entfernung nachholen. Nun gehe ich aber zunächst in die Kirche, sie ist weniger üppig ausgestattet wie die Nikolaikirche, abgesehen von der prächtigen Orgel aus dem 17. Jh.
In einem Seitenschiff hängen einige Bilder eines lokalen Malers mit bunten modern gestalteten Ansichten von Stralsund, die mir richtig gut gefallen. Nachdem ich ein Foto von einem der Bilder gemacht habe, kommt ein Mann zu mir, der sich als der Maler vorstellt und mich bittet, möglichst wenig Bilder zu machen und sie nicht ins Internet zu stellen. Daran halte ich mich natürlich, leider konnte ich den Namen des Malers bei späterer Recherche nicht herausfinden, das eine oder andere seiner Bilder könnte ich mir durchaus für unser Wohnzimmer vorstellen (was ich mir, wie meist, erst später überlegt habe).
Das beste an der Marienkirche ist ihr besteigbarer Turm. Für EUR 4 geht es über 366 Stufen (gegen Ende zum Teil extrem steil, eher Leitern als Treppen) auf die 90 m hohe Aussichtsplattform. Die Aussicht ist genial, alle wichtigen Gebäude der Stadt sind zu sehen (interessant, wie klein das Rathaus neben der Nikolaikirche wirkt), dazu die vielen Wasserflächen, Rügenbrücke und –damm, die Werft, Altefähr auf Rügen und das ganze bei blauem Himmel und weißen Wölkchen.
Eine halbe Stunde genieße ich die Aussicht von oben. Als ich wieder unten bin, ist es halb eins und somit Zeit, nach einer Möglichkeit zum Mittagessen zu schauen. Im Reiseführer finde ich das Selbstbedienungsrestaurant «Die Suppenmacher» in der Nähe der Marienkirche. Hier gibt es täglich zwei oder drei frisch gekochte Suppen bzw. Eintöpfe zur Auswahl zum vor Ort essen oder zum Mitnehmen. Ich bestelle eine große Portion Chinakohl-Eintopf mit Hackfleisch, Karotten und Kartoffeln – sehr lecker und mit EUR 5,00 sehr günstig. Nach der Anschrift wird hier mal wieder nicht gefragt und Abtrennungen oder extra Abstand zwischen den Tischen gibt es auch nicht.
Nach dem Essen spaziere ich rund um den Frankenteich, da gibt es die gesamte Strecke entlang wunderbare Blicke auf die riesige Marienkirche.
Vom Teich gehe ich wieder zurück in die Innenstadt und zum Hafen. Da ich gerne Schiffchen fahre, habe ich vorab geschaut, ob es Hafenrundfahrten oder sonstige Ausflugsfahrten gibt. Um 14 Uhr startet eine Hafenrundfahrt, ich bin noch etwas unentschlossen, ob das wegen Corona so eine gute Idee ist. Mal schauen, ich beeile mich etwas und erreiche ein paar Minuten vor Abfahrt das Ausflugsschiff. Auf dem Oberdeck sind alle Plätze belegt (wegen Corona darf nur jeder zweite Platz genutzt werden), es wird mir aber angeboten auf der kleinen Freifläche am Einstieg zum Schiff mich aufhalten zu können, dafür wird auch extra ein Stuhl von innen geholt. Ich zögere etwas, da ich nicht sicher bin, wie die Ausblicke von dieser überwiegend überdachten Fläche sind, entschiede mich dann doch dafür. Ich bezahle EUR 10,00 und schon geht es los. Und mein «Extra-Platz» ist perfekt. Ich kann mich auf der Freifläche frei bewegen, mal nach hinten, nach links und nach rechts hinausschauen oder mich hinsetzen, das alles hätte ich mit einem festen Platz auf dem Oberdeck nicht gekonnt und das Dach stört überhaupt nicht, da es leicht nach innen versetzt ist.
Es gibt schöne Blicke auf die Skyline von Stralsund und Altefähr (wo ich am Tag der Ankunft auf Rügen war), es geht unter Rügendamm und –brücke hindurch, an der Werft vorbei und auch die Gorch Fock kann ich von der Wasserseite nochmal bewundern.
Nach ungefähr einer Stunde legen wir wieder im Hafen an. Ich spaziere nochmal in Richtung Zentrum. Im Café «Frötsch» in der Nähe des Alten Marktes mache ich Pause mit Milchkaffee und Schokonougattorte. Dann schaue ich mir nochmal die schönen Gebäude am Alten Markt an und stöbere durch die Souvenirabteilung der Tourismusinfo (kaufe aber nichts), gegen 16 Uhr gehe ich schließlich zurück zum Parkhaus (EUR 10,00 kostet das Parken für den Tag).
Eine Stunde später bin ich wieder zurück in der Ferienwohnung in Sellin. Gegen 18.30 Uhr mache ich mich nochmal auf den Weg, um die Seebrücke bei Dämmerung und Dunkelheit zu fotografieren – immer wieder schön.
Wetter: teils sonnig, teils wolkig, trocken, ca. 17 °C