21.Tag, Freitag 16.9.2011 Ein paar Mal hat es mich diese Nacht aus dem Bett getrieben - nein nicht zu viel Bier. Immer wieder stand ich auf, um aus den Fenster nach Nordlichtern zu spähen. Leider erfolglos. Das sollte wohl nicht sein mit der Aurora Borealis und uns. Also wenn schon kein Nordlicht, dann freuen wir uns eben über das sonnige Tageslicht, das uns zum Aufstehen begrüßt.
Wir ziehen uns an und schlendern hinüber zum Hauptgebäude wo wir Frühstück und dampfenden Kaffee von der rührigen Vermieterin des Burnt Paw bekommen.
Auch mal wieder schön so ein Frühstück, ohne selbst das Bütterchen zu schmieren und hinterher aufräumen zu müssen. Einen Lacher gibt es auch.
Ich bin wohl noch nicht richtig wach. Als mir die fürsorgliche alte Dame den Teller wegnehmen will antworte ich, daß ich noch nicht mit dem Essen fertig wäre – dabei wollte sie mir nur den Toast holen......
Petra hat ihren Spaß und ich meinen Teller mit Toast – so ist jeder zufrieden.
Wir beladen unser Auto und drehen noch eine kleine Runde durch den Ort. Kostenloses WiFi, um den Wetterbericht für die nächste Tage zu studieren, können wir allerdings weder bei den Restaurants noch bei der Library abgreifen. Der Fluch wenn man so ein neues Spielzeug hat – man will auch damit spielen. Na ja – dann eben wie früher auch - nur Tanken und ein Kaffee für den Weg.
Gegen 8.30 Uhr sind wir auf dem sogenannten Tok-Cutoff unterwegs nach Südwesten.

Der Tok-Cutoff verbindet Tok mit dem Richardson Highway und ist gerade auf den ersten 30 Meilen landschaftlich sehr ansprechend – was man natürlich auch für viele andere Strecken im hohen Norden behaupten kann.

Neben den fast schon obligatorischen Herbstwäldern, gibt es immer wieder schöne Seenlandschaften, in denen sich Gebirgszüge und Bäume spiegeln.

Also viele Gelegenheiten für Aufnahmen anzuhalten.
Auch die Jäger in ihren militärisch anmutenden Tarnanzügen sind heute morgen wieder verstärkt unterwegs. Einen sehen wir sogar mit großkalibrigem Gewehr entlang des Highway spazieren was mich fast an Szenen aus "Rambo" erinnert. Schon strange – aber das ist hier oben eben so. Die Leute besorgen sich ihr Fleisch selbst und nicht nur aus dem Supermarkt wie wir. Im Gegensatz zu unseren Einkäufen hängt hier an einem Stück Fleisch halt noch das ganze Tier dran …..

Gegen 11 Uhr erreichen wir die Highway-Kreuzung in Glenallen und halten wieder einmal an der schon bestens bekannten Tankstelle.
Den Thai-Food verschmähen wir diesmal – der Magen rebelliert alleine schon beim Anblick des Imbiß-Wagens.

Unser Magen wird dafür mit French Vanilla Kaffee aus dem Shop der Tanke ruhiggestellt. Dazu gibt’s selbstgeschmierte Schnittchen – natürlich ein kulinarisches Fest – was sonst.

Weiter geht es auf dem Richardson Highway nach Süden - wir mit einigen PS mehr als diese Cowboys.

Umso näher wir Valdez und der Küste kommen, desto schlechter wird das Wetter. 50 Meilen vor Valdez beginnt es zu tröpfeln. Unerwartet kommt das in dieser Gegend nicht. Die Gegend um Valdez ist ja bekannt für häufigen und kräftigen Niederschlag. Im Winter, der hier von Oktober bis Mai dauert, fallen in Valdez durchschnittlich fast 9m Schnee (in Anchorage sind es im selben Zeitraum 2 m).

Immerhin ist der Worthington Gletscher trotz des leichten Regens nicht von Wolken verdeckt und zeigt sich uns vom Highway ...

... und einem extra eingerichteten Aussichtspunkt mit Parkplatz.

Über einen Pass geht es hinab in den Keystone Canyon. Hoch ragen die Felswände direkt neben der Straße in den Himmel und flankieren den Lowe River auf seinem Weg zum Meer. Ein Felssturz hat an einigen Stellen eine Spur der Straße komplett weggerissen.
Die Bauarbeiten und die weggerissene Straße verhindern, daß wir an den Bridal Veil Falls anhalten können – also reicht es hier nur für ein schnelles Foto aus dem Fenster.

Wir folgen dem Baustellen-Pilotcar mit einigen anderen Autos durch den Canyon. An den Horsetail Falls scheren wir aus dem Konvoi aus und halten für einige Aufnahmen.
Wir warten bis das nächste Pilotcar vorbeikommt und verlassen so wieder im Pulk den Canyon. Überraschenderweise lässt der Regen nach als wir Valdez erreichen.
Wir halten bei der Salmon Spawning Area, wo wir zwar ein paar vereinzelte Lachse aber keinen Bären sehen. Das niedergetrampelte Gras am Flußufer lässt allerdings erkennen, daß man hier schon Glück mit einer Bärensichtung haben könnte. Wir sind auf jeden Fall auf der Hut – heute steht uns nicht der Sinn nach einer sportlichen Einlage...

... sondern eher nach reizvoller Landschaft wie hier das nebelverhangene Küstengebirge.
Wir fahren in die Stadt und halten am Visitor Center.
Der Besuch solcher Einrichtungen ist ja selten eine schlechte Idee – aber hier werden wir derart mit Geheimtipps und Infos überschüttet wie man es selten erlebt. Die Frau im Office kennt offensichtlich jeden Millimeter in und um Valdez. Unsere Frage nach Bald Eagles ruft ein Schmunzeln hervor. Danach fragt offensichtlich jeder. Die Adler seien überall – man muss eben die Augen offen halten. Hier gibt es so viele, daß die Leute weder Katzen noch kleine Hunde halten – zu gefährlich. Ein kleiner Hund wird hier gerne von einem Adler in die Lüfte entführt. Vollgepumpt mit Tipps gehen wir zunächst auf Zimmersuche und entscheiden uns für das Keystone Hotel, das als günstigstes Motel im Ort gilt.

Mir sind 100 $ noch nicht günstig genug, weshalb ich noch 10$ herunterhandeln kann (da mir 10$ Nachlass für AAA angeboten wird – den wir allerdings nicht haben – aber dann nach einigem Zähneknirschen auch ohne AAA-Mitgliedschaft bekommen).
Im Nachhinein auch richtig hier kurz den Basar zu eröffnen (was wir sonst eigentlich nie machen) da das Zimmer sicher keine 100 $ wert ist (gut in die Jahre gekommen und nicht gerade riesig).

Zeit, sich den Ort und seine Umgebung näher anzusehen.

Einer der zahlreichen Tipps aus dem Visitor Center betrifft einen Aussichtspunkt über die Stadt von einem Hügel bei der Chamber of Commerce.
Das nicht nur von hier oben beschaulich wirkende Valdez war 1989 Schauplatz einer der größten Umweltkatastrophen, ausgelöst durch den Öltanker Exxon Valdez der hier auf ein Riff lief und havarierte.
Bei dem Unfall liefen rund 40 Millionen Liter Rohöl aus und schädigten das empfindliche Ökosystem. Über 2000 km Küste wurden verseucht. Hunderttausende Fische, Seevögel und andere Tiere starben als direkte Folge des Unglücks. Langfristig vergiften sich die dort lebenden Tiere schleichend über die Nahrungsaufnahme, da die Ölreste immer noch nicht abgebaut sind.

Danach fahren wir weiter zum Hafen und drehen dort eine kleine Runde.

Endlich sehen wir auch mal einen Seeotter aus nächster Nähe.

Wir bekommen auch alle Schwimmstile vorgeführt, egal ob Rückenschwimmen ...

... oder Seitenschwimmen.

Auch bei seinem Mittagstisch dürfen wir ihn mit unseren Kameras beobachten - wohl bekomm's.

Wir sehen einem Fischer beim Ausnehmen seines Fangs zu und fragen, ob wir Aufnahmen machen dürfen, was er uns gerne erlaubt.
Er bietet uns sogar einen Lachs als Geschenk an, den wir leider nicht annehmen können - einen Fisch in einem Motelzimmer braten - das kann man nicht bringen auch wenn es verlockend wäre.

Danach folgen wir noch einem Tipp aus dem Visitor Center. Etwas außerhalb des Ortes führt die Dayville Road zur Fish Hatchery (und im weiteren zum Marine Terminal der Alyeska Pipeline – das inzwischen nach dem 11.September nicht mehr für Besuchergruppen geöffnet ist).

Schon auf dem Weg können wir am Ufer des Prince William Sounds einige Seehunde beobachten.

Nach wenigen Minuten ist die Fish Hatchery erreicht.


Im Moment ist Flut – gut für die Seehunde und Otter, die sich im Wasser tummeln und für unsere Kameras.

Wir bekommen eine kostenlose Show geboten, für die man in manchem Sea Life Center Eintritt bezahlen muss.

Besonders ein Otter schwimmt einige Male direkt vor unseren Füßen am Ufer herum, und hat genauso viel Spaß wie wir, ihn bei seiner Jagd nach einem Lachs zu beobachten.

Als er uns den Lachs fast in die die Kamera hält möchte man applaudieren – wäre man nicht so mit den schwarzen Knöpfchen und Drehrädchen beschäftigt.

Hinter der Hatchery gibt es einen sehenswerten Canyon – die Solomon Gulch - die auch mit einem kleinen Wasserfall aufwarten kann.

Es ist schon nach 18 Uhr als wir zurück nach Valdez fahren.
Mit dem Auto drehen wir noch eine kleine Runde durch das Städtchen und entdecken dieses überdimensionierte Holzschnitzkunstwerk.
Danach ist noch mal Chili-Time auf dem Zimmer und per Internet gehen wir schon mal auf die Zimmersuche für Anchorage und buchen online 2 Nächte im Best Western.
Ein schöner Tag geht zu Ende.
Valdez gefällt uns sehr gut. Nicht so überlaufen wie sein Gegenüber Seward und landschaftlich genauso schön, dazu mit der Option für Tiersichtungen.
Gut, daß wir doch noch hierher gefahren sind.
Übernachtung: Keystone Hotel, Valdez
Preis: 90 $ (mit Steuer)
Kommentar: unpersönlich, alt aber sauber, mit Wi-Fi und Continental Breakfast. Für Valdez sicher ein guter Preis – eine Privatunterkunft wäre vielleicht netter gewesen
Bild des Tages:
Der Star des Tages - Otter an der Fish Hatchery in Valdez