Autor Thema: Atem(be)raubendes Peru 2019  (Gelesen 110515 mal)

Ilona

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 4076
  • Slot Canyon Addict
    • Amerika und wandern
Re: Atem(be)raubendes Peru 2019
« Antwort #30 am: 24. Oktober 2019, 09:00:49 »
14.04.19 – Von Paracas nach Nazca

Die Islas Ballestas (Klein Galápagos)


Wir saßen gemütlich beim Frühstück und hörten auf einmal nur noch Deutsch. Eine große Reisegruppe älteren Semesters (also im Schnitt 15 Jahre älter als wir  ) hatte ebenfalls in dem Hotel übernachtet und setzte die Rundreise im großen Tourbus fort.

Wir wurden mit dem Taxi (der Fahrer sprach nur Spanisch) zu einem Sammelplatz gebracht. Das Gepäck fuhr er zum Busterminal weiter. Der Fahrer wartete aber so lange, bis der Guide kam und verschwand dann mit unseren Koffern.

So nach und nach gesellten sich weitere Touristen aus allen Herren Ländern zu uns. Nach 30 Minuten war die Gruppe endlich vollzählig und das Schnellboot lag schon bereit.



Von weitem kaum zu glauben, doch da passen 40 Leute rein.



Nach anfangs langsamer Fahrt durch die Bucht stoppte das Boot vor den Klippen von El Candelabro (der Kerzenleuchter), einem riesigen Scharrbild.



Über diese Geoglyphe weiß man nicht viel, außer dass sie ca. 180 m hoch und 75 m breit ist. Anscheinend diente das Bild Seefahrern als Orientierung. Übrigens bedeutet der Ortsname Paracas in der Quechua-Sprache Sandsturm und weil es da immer windig ist, setzt sich das Bild nicht zu. Für mich sah das Motiv nicht nach einem Kerzenleuchter, sondern eher nach einem Saguaro aus. Schließlich sind wir hier in der Wüste.



Danach steuerte der Bootslenker mit Vollgas auf die Islas Ballestas, auch die kleinen Galápagos Inseln genannt, zu.





Die insgesamt 22 unterschiedlich großen Inseln sind voller Vögel,





die hier dicht aneinandergedrängt sitzen.



Tja, Kleinvieh macht auch Mist und diese produzieren sogar einen ganz wertvollen. Obwohl die Islas ein Nationalpark sind, wird auf den meisten Inseln Guano abgebaut. Die Exkremente auf diesen Inseln gelten als der wertvollste Naturdünger der Welt, der in alle Länder exportiert wird. Längst wurde der Vogelmist vom Mineraldünger verdrängt, doch noch immer ernten geruchsunempfindliche Arbeiter die Flächen ab. Die Männer bleiben dann für 3 - 4 Monate vor Ort. Selbst mit Abstand riecht Guano ziemlich streng und man beneidet die Arbeiter nicht um ihren Job.

Es gibt hier sowohl größere, als auch kleinere Inseln und mindestens so viele Boote drumherum.



Für manche ging es mit Vollgas zurück.



Es gibt einige Felsbögen.





Die Beiden ließen sich von den neugierigen Touristen nicht stören.



Jedenfalls verweilen unzählige fleißige Guano-Produzenten im Nationalpark,



so wie die Blaufußtölpel oder die Inkaseeschwalbe mit ihren knallroten Füßen.





Chile-Pelikane



und die herzigen Humboldt-Pinguine auf dem Weg ins Meer.



Doch am meisten begeisterte uns die Mähnenrobbe mit ihrem Kleinen.



Das Kleine hatte überhaupt keine Lust auf den Schwimmunterricht und so ging das Gemecker hin und her.



Wahrscheinlich wäre es lieber bei den anderen am Strand geblieben.



Leider ging die Bootsfahrt viel zu schnell vorüber. Wieder an Land wurden wir auf einzelne Kleinbusse verteilt und zum Busterminal gebracht. Dort wurden wieder unsere Koffer gewogen und plötzlich wogen sie 14 kg mehr . Das konnte ich nicht akzeptieren und zeigte dem Angestellten den Beleg vom Vortag aus Lima mit 4,5 kg. Schließlich konnten wir in Paracas weder etwas einkaufen, noch haben wir Guano ähm Steine eingepackt. Ich meckerte in Spanisch und der Angestellte antwortete in bestem Deutsch. Er erließ uns die 15 Soles und ich gab ihm dafür 10 Soles Trinkgeld. Als er alle Koffer mit Anhänger bestückt und bereitgestellt hatte, kam er zu uns an den Platz und wir unterhielten uns kurz. Früher war er Reiseleiter in Venezuela und flüchtete aufgrund der politischen Situation vor vier Jahren nach Peru. Nun wuchtet er die schweren Gepäckstücke der Touristen in die Busse.

Der Bus war pünktlich und um 11:15 Uhr setzten wir unsere Fahrt nach Nazca fort.

Entlang der Panamericana am Rande der Atacama Wüste gibt es nicht sehr viel zu sehen. Die Bilder habe ich aus dem Bus gemacht.











Nach vier Stunden Fahrt erreichten wir Nazca und dort erwartete uns schon Fidel samt Namensschild. Er brauchte kein Fahrzeug, denn die örtliche Reiseagentur ist gegenüber vom Busbahnhof. Wir sagten seinem deutschsprachigen Boss kurz Hallo und dann fuhr er uns mit dem Sprinter zum Hotel Oro de Viejo.



Das einfache Drei-Sterne-Hotel war gut bewertet. Es ist absolut sauber, aber die Zimmer sind recht klein, man spricht nur Spanisch und ist nicht besonders freundlich. Aber das Schlimmste ist, dass es keine Klimaanlage gibt. Im Zimmer gibt es nur zwei Miefquirls. Wir machten uns schon auf eine heiße Nacht gefasst, denn an dem Nachmittag zeigte das Thermometer 30°C.

Nachdem das Gepäck abgestellt war, schlenderten wir auf der Suche nach einem Restaurant durch die ruhigen Straßen von Nazca.



In Peru ist es üblich, dass Anwerber an der Türe stehen. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Wir entschieden uns für den Nettesten und der war gleichzeitig der Kellner vom La Encantada. Er empfahl uns Fisch mit Garnelen in einer hellen Sauce. Das war so lecker, dass ich den Koch im Vorbeigehen lobte. Gut gesättigt machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel. Unterwegs zogen wir noch etwas Bargeld vom ATM, kauften für alle Fälle ein paar Knabbereien und vor allem Getränke für unterwegs.

Im Hotel waren höchstens drei Zimmer belegt und da wir es im Zimmer nicht aushielten, machten wir es uns auf der gemütlichen Dachterrasse bequem. Erst als es etwas abkühlte, gingen wir schlafen.


Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Christina

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3107
Re: Atem(be)raubendes Peru 2019
« Antwort #31 am: 24. Oktober 2019, 18:07:29 »
Die Vogelinseln haben mir besser gefallen, als ich das vom Guano noch nicht gelesen hatte :) Aber das gehört natürlich auch dazu und die Arbeiter sind wirklich nicht zu beneiden.

Was war das mit dem Mehrgewicht der Koffer, eine kleine Betrügerei, die den Touris normalerweise nicht auffällt? Oder sind die Waagen tatsächlich so ungenau?

Das Hotel ist etwas einfacher, sieht aber sehr nett aus, die Temperatur war dann zum aushalten in der Nacht?



LG Christina

Ilona

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 4076
  • Slot Canyon Addict
    • Amerika und wandern
Re: Atem(be)raubendes Peru 2019
« Antwort #32 am: 25. Oktober 2019, 09:39:57 »
Die Vogelinseln haben mir besser gefallen, als ich das vom Guano noch nicht gelesen hatte :) Aber das gehört natürlich auch dazu und die Arbeiter sind wirklich nicht zu beneiden.

Es gibt wahrlich schönere Jobs, aber ich denke, dass man(n) sich nach ein paar Tagen an den Gestank gewöhnt.

Da gab es auf RTL mal eine Reportage. Der Moderator Harro Füllgrabe war zum Guano-Abbau auf der Insel. Das Video gibt es leider nicht auf Youtube, dafür aber dieses, damit man das mal sieht:



Was war das mit dem Mehrgewicht der Koffer, eine kleine Betrügerei, die den Touris normalerweise nicht auffällt? Oder sind die Waagen tatsächlich so ungenau?

Ich weiß nicht, ob er sein Taschengeld aufbessern wollte oder eine der Waagen ungenau war.

Das Hotel ist etwas einfacher, sieht aber sehr nett aus, die Temperatur war dann zum aushalten in der Nacht?

Dadurch, dass nur drei Zimmer im Hotel belegt waren, konnten wir die Fenster auflassen. Abgekühlt hat es nicht wirklich, aber irgendwann schlief ich dann doch ein.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Christina

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3107
Re: Atem(be)raubendes Peru 2019
« Antwort #33 am: 25. Oktober 2019, 17:56:06 »
Hab mir mal einen Teil des Videos angeschaut, ich hab nur Basisspanischkenntnisse, daher relativ wenig verstanden, aber die Bilder sprechen für sich, das ist ja wirklich ein Alptraum-Job. Das ganze ohne Handschuhe und oft ohne Mundschutz. Und dann auch noch die schweren Säcke schleppen....



LG Christina

Heike Heimo

  • Sr. Mitglied
  • ****
  • Beiträge: 469
    • Heiberg weit weg
Re: Atem(be)raubendes Peru 2019
« Antwort #34 am: 25. Oktober 2019, 20:05:54 »
Mich interessiert natürlich der El Candelabro und sein vielen Theorien um was es sich bei der Zeichnung handeln und welche Bedeutung sie haben könnte. Heike hatte gedacht, dass sie direkt bei den Nazca Linien ist.

"Of all the books in the world, the best stories are found between the pages of a passport."

www.heibergweitweg.wordpress.com

serendipity

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 2257
    • erleben-sehen-genießen
Re: Atem(be)raubendes Peru 2019
« Antwort #35 am: 26. Oktober 2019, 10:05:09 »
Toll, der Ausflug auf die Islas Ballestas. Die Vogelwelt ist fantastisch, mir haben es vor allem die Pinguine und Pelikane angetan. Gab es genügend Zeit zum Fotografieren?

Hihi, die Unterhaltung der Robben-Mama mit ihrem Baby hast du toll festgehalten - in meinem Kopf sind schon die passenden Sprechblasen  ;D

Und das es am Rande der Atacama-Wüste nichts zu sehen gibt, ist ja gar nicht wahr! Hier könnte man bestimmt tolle Fotos machen, wenn man nicht im Bus sitzen würde  ;)

Das Hotel ins Nazca sieht nett aus, vor allem der Außenbereich.

Ilona

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 4076
  • Slot Canyon Addict
    • Amerika und wandern
Re: Atem(be)raubendes Peru 2019
« Antwort #36 am: 26. Oktober 2019, 11:18:10 »
Hab mir mal einen Teil des Videos angeschaut, ich hab nur Basisspanischkenntnisse, daher relativ wenig verstanden, aber die Bilder sprechen für sich, das ist ja wirklich ein Alptraum-Job. Das ganze ohne Handschuhe und oft ohne Mundschutz. Und dann auch noch die schweren Säcke schleppen....

Da gibt es keinen Arbeitsschutz oder eine Berufsgenossenschaft. Die armen Leute sind froh, wenn sie Arbeit haben. Zumindest ein Mundschutz wäre hilfreich. Der Vogelkot reizt bestimmt ganz schön die Atemwege.

Mich interessiert natürlich der El Candelabro und sein vielen Theorien um was es sich bei der Zeichnung handeln und welche Bedeutung sie haben könnte. Heike hatte gedacht, dass sie direkt bei den Nazca Linien ist.


Nein, bis zu den Nazca-Linien sind es noch so 3 Stunden mit dem Bus.

Toll, der Ausflug auf die Islas Ballestas. Die Vogelwelt ist fantastisch, mir haben es vor allem die Pinguine und Pelikane angetan. Gab es genügend Zeit zum Fotografieren?

Die Inseln darf man nicht betreten, aber die Boote umkreisten die Inseln in langsamer Fahrt (schon wegen den vielen Robben im Meer).

Hihi, die Unterhaltung der Robben-Mama mit ihrem Baby hast du toll festgehalten - in meinem Kopf sind schon die passenden Sprechblasen  ;D

 :totlach: Ja, da unentscheiden sich Mensch und Tier nicht so sehr.


Und das es am Rande der Atacama-Wüste nichts zu sehen gibt, ist ja gar nicht wahr! Hier könnte man bestimmt tolle Fotos machen, wenn man nicht im Bus sitzen würde  ;) 

Das stimmt und als Selbstfahrer könnte man auch viel mehr Stopps einlegen. Allerdings braucht man in Peru zum Autofahren gute Nerven  :girly:.

Das Hotel ins Nazca sieht nett aus, vor allem der Außenbereich.

Deshalb hatte ich das Hotel gewählt. Das Standard-Kettenhotel wäre zwar klimatisiert gewesen, doch da sitzt man abends nur auf dem Zimmer. Mir ist es wichtig, dass eine Unterkunft sauber ist. Komfort ist zwar schön, aber Nebensache.


Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Susan

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3173
Re: Atem(be)raubendes Peru 2019
« Antwort #37 am: 26. Oktober 2019, 19:50:25 »
Ein interessanter Bootsausflug! Das Bild würde ich, wenn es denn von Seeleuten gemacht wurde, eher als Neptuns Dreizack ansehen  ;) Saguaros wären natürlich auch möglich

Mein Schwiegervater hatte eine Vorliebe für Guano-Dünger. Kann mir also lebhaft vorstellen, wie es auf den Inseln stinken muss  :P
Wenigstes bekommt man viele Vögel zu sehen und herzige Robben. Hätte dort jetzt keine Pinguine erwartet, dachte die mögens kälter.
Liebe Grüße
Susan


Silvia

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 2499
Re: Atem(be)raubendes Peru 2019
« Antwort #38 am: 27. Oktober 2019, 11:06:40 »
So, jetzt bin ich dazu gekommen die letzten Tage nachzulesen

ich sollte erst Mittagessen, dann Reiseberichte lesen  ;) Schaut so lecker aus und mein Magen knurrt
:totlach:   Geht mir grad auch so!!


Die Quallen machen zwar keinen Spaß beim Baden, ich finde aber sie geben ein tolles Fotomotiv ab - auch wenn sie inzw. tot sind.


Für mich sah das Motiv nicht nach einem Kerzenleuchter, sondern eher nach einem Saguaro aus.
Also ich finde auch, das es sehr an einen Saguaro erinnert


Den Bootsausflug fand ich toll!!  Schade, das man nicht an Land gehen konnte um die Vögel in Ruhe zu fotografieren. Vom schwankenden Boot aus war das bestimmt nicht leicht.

Hihi, die Unterhaltung der Robben-Mama mit ihrem Baby hast du toll festgehalten - in meinem Kopf sind schon die passenden Sprechblasen  ;D
:totlach:  Dito

Ilona

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 4076
  • Slot Canyon Addict
    • Amerika und wandern
Re: Atem(be)raubendes Peru 2019
« Antwort #39 am: 28. Oktober 2019, 16:17:26 »
Ein interessanter Bootsausflug! Das Bild würde ich, wenn es denn von Seeleuten gemacht wurde, eher als Neptuns Dreizack ansehen  ;) Saguaros wären natürlich auch möglich

Ich gehe davon aus, dass die Nachfahren der Inkas Neptuns Dreizack nicht kannten :floet:, aber das ist durchaus eine weitere, passende Interpretation :thumb:.

Mein Schwiegervater hatte eine Vorliebe für Guano-Dünger. Kann mir also lebhaft vorstellen, wie es auf den Inseln stinken muss  :P

Glaube mir, so ein Sack Naturdünger riecht parfümiert dagegen  :totlach:.

Wenigstes bekommt man viele Vögel zu sehen und herzige Robben. Hätte dort jetzt keine Pinguine erwartet, dachte die mögens kälter.

Vielleicht sind die Humboldt-Pinguine die Warmduscher ihrer Art :zwinker:. Obwohl der Pazifik ziemlich kalt ist, fehlt doch das Eis in den Breitengraden.

So, jetzt bin ich dazu gekommen die letzten Tage nachzulesen

Kein Problem, Silvia. Ich war auch etwas unterwegs und somit hast du nicht viel verpasst.

Die Quallen machen zwar keinen Spaß beim Baden, ich finde aber sie geben ein tolles Fotomotiv ab - auch wenn sie inzw. tot sind.

Mir haben die sehr gut gefallen. Ich kannte bisher nur so längliche Quallen oder solche, die wie Fallschirme aussehen.

Den Bootsausflug fand ich toll!!  Schade, das man nicht an Land gehen konnte um die Vögel in Ruhe zu fotografieren. Vom schwankenden Boot aus war das bestimmt nicht leicht.

Ich bin froh, dass man die Inseln nicht betreten darf und die Tiere wenigstens dort ihre Ruhe haben. Die ganzen Boote sind schon nervig und die Robben taten mir irgendwie leid, auch wenn das noch so herzig anzuschauen war. Bestimmt hatte das Kleine Angst und wollte deshalb nicht rausschwimmen.

Nicht nur das Schwanken machte das Fotografieren anstrengend, sondern auch die vielen Köpfe der anderen Leute im Boot. Wir haben aber zu zweit sehr viele Bilder gemacht und somit eine gute Ausbeute.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Ilona

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 4076
  • Slot Canyon Addict
    • Amerika und wandern
Re: Atem(be)raubendes Peru 2019
« Antwort #40 am: 28. Oktober 2019, 16:54:34 »
15.04.19 – Von Nazca nach Arequipa

Up up in the air – die Nazca Linien von oben

Die tropische Nacht ließ keinen guten Schlaf zu. Es war einfach zu stickig in dem kleinen Zimmer. Dazu kam bei mir die Aufregung vor dem anstehenden Flug.

Um 6 Uhr morgens las ich mir sämtliche Horrorstories von Nazca-Flügen durch und schaute auf YouTube Videos . Ich las mal wieder von sogenannten Achterbahnflügen und anscheinend wurde es dabei allen übel. Das führte dazu, dass ich kneifen wollte .

Bereits am Vorabend bat ich den Herrn an der Rezeption darum, dass das Frühstück auf einen späteren Zeitpunkt verlegt wird und so tranken wir nur eine Tasse Coca Tee, weil man mit nüchternem Magen fliegen soll. Diese Empfehlung gab uns der örtliche Reiseleiter und das ist auch so von den örtlichen Fluggesellschaften erwünscht.

Unser Fahrer Fidel erwartete uns pünktlich um 7:00 Uhr vor dem Hotel. Beim Einsteigen ins Auto sagte ich ihm, dass ich nicht fliegen werde. Ich hatte Angst, dass mein Kreislauf während dem Flug versagt. Er überredete mich und sagte mir, dass ich das Atmen während des Fluges nicht vergessen darf. Sobald der Pilot die Maschine zur Seite neigt, soll ich fotografieren. Wenn sie schwenkt, geradeaus schauen und immer tief durchatmen. Zudem war es an dem Morgen windstill und es waren keine Turbulenzen zu befürchten. Fidel hätte Psychologe werden sollen, denn nach dem Coaching war ich bereit .

Er fuhr uns zum Maria Reiche Flughafen außerhalb der Kleinstadt. Dort am Schalter der Alas Peruanas



mussten wir je 30 Soles (7,50 €) Flughafengebühr bezahlen und unser Gewicht verraten. Was der Flug im Einzelnen gekostet hat, das weiß ich leider nicht, denn er war im Pauschalpreis eingerechnet. Die Pässe mussten wir vorzeigen, denn ohne Pass kein Flug. Auch in so einem kleinen Flughafen geht die Sicherheit vor.



Wir folgten einem Mitarbeiter



zur Cessna T207A.



Anscheinend ist an den Berichten doch etwas dran , denn an jedem Sitz befand sich eine Brechtüte.



Der Pilot war an Bord und teilte uns die Plätze zur optimalen Gewichtsverteilung zu. Heiko saß direkt hinter dem Piloten und ich zwei Sitze dahinter. Neben mir saß ein junger Amerikaner und auf den restlichen Sitzen drei Damen. Der Copilot stieg ein und wir setzten die Kopfhörer auf. Dann ging es auch schon los.







Wir waren noch nicht mal 5 Minuten in der Luft, da kam der erste Schlenker über den ersten Geoglyphen. Damit jeder die Figuren sehen kann, fliegt der Pilot ständig kurze Achten und bringt die Cessna in stabile Seitenlagen.

Doch bevor ich euch die Bilder präsentiere, möchte ich etwas zu den berühmten Nazca-Linien schreiben.

Vor über 2000 Jahren wurden kilometerlange geometrische Formen und mythische Gebilde in die Erde gescharrt. 1924 entdeckten Piloten bei einem Flug über die Wüste, was ihnen wie verschlüsselte Botschaften vorkam. Innerhalb kürzester Zeit wurden sie durch die Medien auf der ganzen Welt bekannt gemacht.

1939 hörte Maria Reiche (das Mural befindet sich in Nazca)



von dem US-amerikanischen Wissenschaftler Paul Kosok zum ersten Mal von den sogenannten Nazca-Linien. Er bat sie, einige Messungen für ihn zu machen. 1946 begann sie allein und ohne Unterstützung, die rätselhaften Zeichnungen im Wüstenboden zu untersuchen. Die gebürtige Dresdnerin hatte Mathematik, Physik und Geografie studiert und war zuvor einige Zeit beim deutschen Konsul in Cusco als Hauslehrerin beschäftigt. Man nannte sie die Gringa Loca, die verrückte Weiße. Sie vermaß die Linien und Figuren präzise und katalogisierte sie mathematisch. Die Forschung über die Geoglyphen wurde ihr Lebenswerk. Als sie 1998 im Alter von 95 Jahren starb, trauerte ganz Peru um sie.

Für Erich von Däniken sind die geheimnisvollen Scharrbilder "ein Weltraumbahnhof mit Signalen für UFO’s", aber laut neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen hängt die Entstehung der Scharrbilder mit Fruchtbarkeits- und Wasserritualen zusammen. Was auch immer dazu führte, die Bilder sind beeindruckend und bis auf zwei nur von oben zu sehen:

Wal



Astronaut (35 m)



Affe (110 m)



Hund



Kolibri



Spinne



Kondor



Papagei



Flamingo



und der Aussichtsturm neben der Panamericana mit dem Baum und den Händen.



Wow, war das beeindruckend :happy2:. Nach 30 Minuten ging es leider schon wieder zurück. Ich wäre gerne noch eine Runde geflogen. Die Tüten blieben in unserem Flieger übrigens unbenutzt. 

Wir mussten noch ein paar Minuten warten, bis Fidel angefahren kam. Er freute sich, dass ich so begeistert vom Flug war. Ich war ihm so dankbar, dass er mich überredet hat.

Zurück im Hotel haben wir erst einmal gefrühstückt. Eine Köchin bereitete für uns das Frühstück mit Rührei frisch zu. Danach bummelten wir noch etwas durch die Stadt und gingen zum Mittagessen in ein Restaurant. Hunger hatten wir eigentlich keinen, aber eine lange Fahrt vor uns. Fidel holte uns um 13 Uhr vom Hotel ab und nach 2 Minuten Fahrt erreichten wir die Busstation von Oltursa.



Wir verabschiedeten uns von dem herzigen Mann und mussten in dem Garagenbüro noch 40 Minuten auf den Bus warten.

Der Bus war nicht so neu und komfortabel wie die von Cruz del Sur. Allerdings fährt Oltursa die lange Strecke bis Arequipa schon am Nachmittag und deshalb hatte die Reiseagentur dieses Busunternehmen ausgewählt.

Wir tauschten unsere reservierten Plätze in der ersten Reihe und gingen freiwillig ganz nach hinten. Den einzigen Monitor mit Dauerbeschallung direkt vor uns, wollten wir uns die nächsten Stunden nicht antun.

Im Bus roch es streng nach Brathähnchen, das einigen Passagieren zum Mittagessen serviert wurde. 10 Stunden Fahrt standen uns uns bevor. Der Busfahrer heizte dermaßen über die Panamericana mit ihren vielen Schlaglöchern, dass es nur so schepperte. Wir hatten in manchen Kurven Angst, dass der Bus kippt. Dagegen war der Flug über die Nazca-Linien richtig entspannend. In einem größeren Ort und bei langsamer Fahrt gelang es uns, schnell auf die Toilette zu gehen. Ansonsten hätten wir uns blaue Flecken geholt.

Punkt 18 Uhr wurde es schlagartig dunkel. Die Küstenstraße hatten wir verlassen, aber wir sahen nicht, wohin wir unterwegs waren. Einen halbstündigen Stopp machten wir in irgendeiner Stadt. Hier konnte man sich am Kiosk etwas kaufen oder die einzige Toilette im Büro des Busunternehmens nutzen. Zurück im Bus bekamen wir eine Art Wrap zum Abendessen und ein Getränk serviert. Wir waren froh, als wir um 23:00 Uhr Arequipa erreichten.

Weit und breit kein Fahrdienst. Wir wussten nur, welches Hotel für uns gebucht war. Drei Taxifahrer buhlten um uns, doch wir warteten erst einmal ab. Es stellte sich heraus, dass der Bus fast eine Stunde zu früh eintraf. Kein Wunder, so wie der gerast ist. Unser Fahrer traf hingegen pünktlich ein und man konnte ihm nicht einmal böse sein.

Er lieferte uns im Hotel ab.



Dort lag für uns eine Information der örtlichen Reiseagentur vor. Der Fahrer verabschiedete sich und wir machten uns auf den Weg ins Zimmer.


Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Christina

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3107
Re: Atem(be)raubendes Peru 2019
« Antwort #41 am: 28. Oktober 2019, 18:01:27 »
Die Nazca Linien sind sehr beeindruckend, zumal die Erschaffer ihre Werke ja niemals von oben sehen konnten. Auf den Flug hätte ich aber definitiv verzichten müssen, mir wird schon bei einer einzigen Kurve eines großen Flugzeugs übel oder auch nur bei einer kurzen Fahrt rückwärts sitzend im Zug. Und danach noch so eine Busfahrt - da wäre ich von der Tüte gar nicht mehr weggekommen.

Aber immerhin hattet ihr ein vermutlich tolles Hotel.



LG Christina

serendipity

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 2257
    • erleben-sehen-genießen
Re: Atem(be)raubendes Peru 2019
« Antwort #42 am: 28. Oktober 2019, 20:21:16 »
Toll, toll, toll!!!!

Und wie klasse, dass du geflogen bist und es sogar noch genießen konntest - Mut wird halt auch manchmal belohnt! Das muss ein Wahnsinnserlebnis sein, freue mich sehr für dich! Und für uns und die tollen Fotos!

Auch wenn so eine Busfahrt bestimmt sehr anstrengend ist, stelle ich sie mir sehr eindrücklich vor - die Art zu reisen ist ganz besonders. Das gefällt mir!

Ilona

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 4076
  • Slot Canyon Addict
    • Amerika und wandern
Re: Atem(be)raubendes Peru 2019
« Antwort #43 am: 29. Oktober 2019, 08:43:30 »
Die Nazca Linien sind sehr beeindruckend, zumal die Erschaffer ihre Werke ja niemals von oben sehen konnten. Auf den Flug hätte ich aber definitiv verzichten müssen, mir wird schon bei einer einzigen Kurve eines großen Flugzeugs übel oder auch nur bei einer kurzen Fahrt rückwärts sitzend im Zug. Und danach noch so eine Busfahrt - da wäre ich von der Tüte gar nicht mehr weggekommen.
Aber immerhin hattet ihr ein vermutlich tolles Hotel.

Hallo Christina,

es gibt doch Reisetabletten oder funktionieren die bei dir nicht? Aber die Busfahrt war schon sehr anstrengend, wobei es nicht die einzige in der Länge gewesen war :cool2:.

Das Hotel war super und wir positiv überrascht. Eigentlich war ein anderes Hotel für uns vorgesehen, doch dieses Upgrade nahmen wir gerne an. Wir hatten Hotels der mittleren Preiskategorie ausgewählt, sprich überwiegend 3-Stern-Hotels. Aber manche waren halt günstiger und die Agentur bekam bestimmt  Sonderpreise bei den teuren Hotels. So hat sich das ausgeglichen.

Toll, toll, toll!!!!
Und wie klasse, dass du geflogen bist und es sogar noch genießen konntest - Mut wird halt auch manchmal belohnt! Das muss ein Wahnsinnserlebnis sein, freue mich sehr für dich! Und für uns und die tollen Fotos!
Auch wenn so eine Busfahrt bestimmt sehr anstrengend ist, stelle ich sie mir sehr eindrücklich vor - die Art zu reisen ist ganz besonders. Das gefällt mir!

Ja, Fidel hat ganze Arbeit geleistet! Ich hätte mich sonst garantiert in den Hintern gebissen  :zwinker:.

Auf der Strecke nach Arequipa wäre ein Mietwagen toll gewesen. Die Atacama-Wüste mit ihren hohen Sanddünen reicht bis zum Meer. Bestimmt gibt es auch Busverbindungen, die morgens in Nazca starten und man nur tagsüber fährt. Dazu braucht man aber mehr Zeit. Die meisten Reiseagenturen bieten reine Nachtfahrten an, doch davon nimmt Katja Abstand und das war uns ganz recht.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Christina

  • Held Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 3107
Re: Atem(be)raubendes Peru 2019
« Antwort #44 am: 29. Oktober 2019, 17:56:13 »
Ilona, Reisetabletten nützen bei mir wenig bis nichts und meist kommt dann noch Migräne dazu, wogegen ich sowieso eine Tablette nehmen muss, das wären dann insgesamt etwas viele Tabletten. Und im Normalfall gibt es zum Glück nicht allzu viele Kurven beim Fliegen und eine oder zwei überlebe ich dann mit geradeaus gucken schon irgendwie.



LG Christina