Autor Thema: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan  (Gelesen 206363 mal)

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #165 am: 19. Mai 2014, 18:04:33 »

Die Oktopus-Bällchen-Pfanne sieht ein bisschen aus, wie mein Cake-Pop-Maker  :zwinker: - vielleicht sollte ich mich mal an Oktopus-Bällchen probieren.


Hm, in einem Muffin-Blech würde es vielleicht auch gehen. Aber wer will das schon....  ;)

serendipity

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #166 am: 19. Mai 2014, 18:16:52 »
Ich  ;)

Nachdem ich mir nun auf dem Bento-Lunch-Blog das Rezept und die Vorgehensweise angeschaut habe, gefällt es mir außerordentlich und man kann die Takoyaki ja auch ohne Tako machen.
Nur mein Cake-Pop-Maker ist ungeeignet, da die Mulden zu klein sind, aber es geht auch mit einer sogenannten Pförtchen-Pfanne und die werde ich mir zulegen.

Ich berichte dann zu gegebener Zeit

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #167 am: 19. Mai 2014, 18:59:21 »
Darauf bin ich echt gespannt! Pförtchen-Pfanne, sowas habe ich noch nie gehört. Zuerst habe ich Pfötchen-Pfanne gelesen.  ;)

Ich habe keine Ahnung, wie die Zutaten sind, aber später in Takayama habe ich beobachtet, dass die Mulden etwa dreiviertel hoch befüllt werden und in die Mitte jeweils ein Stück Oktopus kommt. Wenn der Teig dann aufgegangen ist, wird er in den Mulden so gedreht, dass er von allen Seiten knusprig gebacken wird.

Vielleicht hilft dir das beim Ausprobieren?

serendipity

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #168 am: 19. Mai 2014, 19:14:02 »
Ja, danke, Flicka!

Es gibt ja auch tolle Sachen im Internet: Videos zur Zubereitung usw.

Da wir vor allem im Sommer Salat und Fingerfood bzw. Tapas und andere Kleinigkeiten gerne abends auf der Terrasse bei einem Glas Wein genießen, kommen die Takoyaki gerade recht, vor allem da sie nicht so vor Fett triefen, wie z.B. frittierte Garnelenbällchen, die wir zwar lieben, aber bei jedem Bissen geht die Hose weniger zu  ;)

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #169 am: 20. Mai 2014, 18:27:40 »
Heute komme ich leider nicht dazu, einen neuen Reisetag einzustellen. Wahrscheinlich müsst ihr euch bis Donnerstag gedulden.

In der Zwischenzeit - und nachdem ja schon viel von Kirschblüten die Rede war - erzähle ich euch dazu noch ein wenig:


Wissenswertes über.... Hanami

Ach ja, Hanami. Das bedeutet eigentlich allgemein „Blüten schauen“, bezieht sich aber meist auf die Kirschblüte, die als inoffizielle Nationalblüte Japans gilt. Die Kirschblüte ist die Vorbotin des Frühlings und symbolisiert die Wiedergeburt ebenso wie die Vergänglichkeit.

Die Sakura, die Kirschblüte, wandert jedes Frühjahr durch Japan von Süden nach Norden und von den Küsten hinauf in die Berge. Auf der südlichen Hauptinsel beginnt die Kirschblüte im Durchschnitt Mitte bis Ende März, in Sapporo auf der nördlichen Hauptinsel erst Anfang Mai. Mit solch allgemeinen Erkenntnissen gibt sich der kirschblütenverrückte Japaner jedoch nicht zufrieden. Für die einzelnen Städte und Regionen existieren aufgrund langjähriger Erfahrungen allgemeine Vorhersagen für die Zeit der Kirschblüte, und spätestens Ende Januar werden die ersten Prognosen für die kommende Kirschblüte getroffen. Da wagt man schon mal am 24.1. die Vorhersage, dass die Kirschblüte in Tokio am 24.3, in Kyoto aber erst am 26.3. beginnen soll und die beste Zeit fürs Hanami dort vom 1.4. bis zum 10.4. sein wird. Und auch deutsche Urlauberinnen, die ihre Aktivitäten in Japan gerne auf die Zeit der Kirschblüte abstimmen wollen, verfolgen gebannt den wöchentlich neuen Report und runzeln besorgt die Stirn, wenn sich der vorhergesagte Beginn der Blütezeit für Tokio in den Folgewochen immer weiter nach hinten verschiebt. ;)

Die Zeit der Kirschblüte ist also eine Wissenschaft für sich, und das gilt auch für die unterschiedlichen Kirschbaumzüchtungen. Neben der häufigen Yoshino-Kirsche gibt es Sorten, die besonders früh oder spät blühen, so dass der geschickte japanische Gärtner durch eine Kombination unterschiedlicher Bäume die Blütezeit im Garten verlängern kann. Manche Bäume blühen weiß, andere zartrosa, pink, rot oder gelb. Manche Blüten haben nur fünf Blätter, andere etwa hundert.

Soviel zur Theorie. In der Praxis haben Japaner und Deutsche viel miteinander gemeinsam, wenn es darum geht, die besten Plätze zu sichern. Was dem Deutschen die Liege am Pool, das ist dem Japaner der Platz unterm Kirschbaum. An beliebten Hanami-Treffpunkten – und das kann auch mal ein Friedhof sein – werden die umkämpften besten Plätze schon früh am Morgen mit Plastikplanen reserviert. Richtig los geht es mit der Hanami-Party nach Feierabend, wenn man mit Freunden und Kollegen, Essen und Sake die Kirschblüten feiert und eine der wenigen Gelegenheiten genießt, bei denen es in Japan erlaubt ist, aus sich herauszugehen.

Birgit

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #170 am: 20. Mai 2014, 18:48:57 »
Zitat
Was dem Deutschen die Liege am Pool, das ist dem Japaner der Platz unterm Kirschbaum.

Im Gegensatz zum Liegentheme würde ich für das Blütenmeer, das du bisher abgelichtet hast, eventuell auch zur Frühaufsteherin :evil:

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #171 am: 20. Mai 2014, 21:03:18 »
Zitat
Was dem Deutschen die Liege am Pool, das ist dem Japaner der Platz unterm Kirschbaum.

Im Gegensatz zum Liegentheme würde ich für das Blütenmeer, das du bisher abgelichtet hast, eventuell auch zur Frühaufsteherin :evil:

Dann nimm auch die richtige Unterlage mit:
Normalerweise genügt eine blaue Plastikplane. Außer in Kyoto, da sind jetzt teilweise schicke Tatami-Matten vorgeschrieben. Am besten nimmst du einfach beides mit, dann steht dem abendlichen Forentreffen unterm Kirschbaum nichts mehr im Wege. :drunken:

Susan

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #172 am: 20. Mai 2014, 23:37:47 »
Herrlich - noch mehr Schnitzereien und jede Menge Kirschblüten.  :toothy9: Da entflamme ich mehr und mehr für eine Japanreise  8)

Schön, dass man scheinbar doch immer wieder Japaner findet, die einem mit den Fahrkarten helfen. Die Automaten sehen schon sehr verwirrend aus.
Liebe Grüße
Susan


Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #173 am: 22. Mai 2014, 19:07:23 »
Herrlich - noch mehr Schnitzereien und jede Menge Kirschblüten.  :toothy9: Da entflamme ich mehr und mehr für eine Japanreise  8)

Schön, dass man scheinbar doch immer wieder Japaner findet, die einem mit den Fahrkarten helfen. Die Automaten sehen schon sehr verwirrend aus.

Ja, ich war an diesem Reisetag doch leicht beunruhigt, um es mal vorsichtig zu formulieren, ob ich überhaupt in der Lage sein würde, mir irgendeine Fahrkarte zu kaufen und zum Treffen zu fahren. Und es war tatsächlich eigentlich durchgängig so, dass schon der erste Japaner, den ich gefragt habe, mir geholfen hat. Nein, wenn ich ehrlich bin, habe ich fast immer Japanerinnen angesprochen und die haben mir eigentlich immer weitergeholfen. Die zwei oder drei "Fehlgriffe", die ich hatte, waren Männer.  ???


Eine gute  Nachricht: Wer Kirschblüten mag, für den ist der nächste Reisetag sicher auch das richtige. Ich lade noch die Bilder hoch, und dann geht es auch gleich los.

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #174 am: 22. Mai 2014, 19:55:43 »
4. April: Kyoto

Der Jetlag scheint überwunden, denn heute morgen wache ich um sieben auf, obwohl der Wecker erst für acht gestellt ist. Um acht bin ich schon unten in der Hotel-Lobby beim Frühstück. Das Selbstkochte von Naomis Mutter hat mich zum Frühstück dann doch nicht wirklich überzeugt, denn wie ich jetzt feststelle, ist es Fleisch mit Kartoffelbeilage. Wahrscheinlich dachte sie, ich bräuchte nach ein paar Tagen in Japan dringend deutsches Essen.

Das Frühstück in der Hotellobby ist allerdings auch nicht verlockend, und ich begnüge mich mit zwei Reisbällchen. Dafür stellt sich durch eine Nachfrage an der Rezeption heraus, dass das gestern nicht auffindbare Internetpasswort einfach nur der Name der Hotelkette ist. Wie soll man denn darauf kommen, wenn in der Beschreibung vor und hinter dem Hotelnamen alles auf japanisch steht?

Egal, jetzt klappt es ja. Um neun verlasse ich das Hotel und suche die Bushaltestelle, von der der Bus Nr. 207 abfährt. Die ist dank Lageplan auch schnell gefunden, und liegt im Bereich "E", keine hundert Meter vom Hotel entfernt. Kaum stehe ich dort, kommt auch schon der Bus. Im Innenstadtbereich von Kyoto gilt für Busse ein Einheitspreis von Y230, also einfach in der Mitte des Busses einsteigen, ein Ticket braucht man nicht. Im Bus wird angezeigt, welches die nächste Station ist, zumindest wenn es eine Linie ist, die vor allem die touristischen Ziele anfährt, und beim Aussteigen wirft man den Fahrpreis dann passend in den Münzschacht beim Fahrer. Ich fahre insgesamt sechs Stationen, und netterweise wird schon im Bus angesagt, dass man als Besucher des Kiyomizudera-Tempels hier aussteigen sollte. Von der Bushaltestelle aus sind es nur noch ein paar Minuten Fußmarsch bis zum Tempel.




Ich bin nicht die einzige, die dort hin will. Eine Reisegruppe nach der anderen schiebt sich die schmale Straße zwischen Shops und Restaurants vorbei. Dazwischen werden auch noch Hochzeitsfotos gemacht. Aber bald ist es geschafft und der Tempel erreicht.






Der Tempel, wörtlich der Tempel des reinen Wassers, wurde schon im Jahr 780 gegründet, erst einmal rund um den Otowa-Wasserfall. Heute gibt es verschiedene Gebäude, unter anderem die offene Haupthalle, die auf einem hölzernen Gerüst neben dem Wasserfall steht. Der Wasserfall ist heute noch eine der Hauptattraktionen des Tempels. Mittlerweile hat man ihn in drei kleine Wasserfälle unterteilt, und wundersamerweise soll jeder der drei Wasserfälle eine andere Wirkung haben, nämlich langes Leben, schulischen Erfolg und Glück in der Liebe.

Das Wetter zeigt sich des Monats April würdig und bietet von strahlendem Sonnenschein bis leichten Regenschauern innerhalb von Minuten alles auf was geht. Auch hier gibt es einige Kirschbäume, und falls dann doch keine Blüte mehr da ist, bringt das Pferd auf den Ema-Täfelchen ein paar neue Zweige.












Auf dem buddhistischen Tempelgelände steht – in Japan gar nicht unüblich - ein Shinto-Schrein, der Jishu-Schrein, und hier geht es auch um das Glück in der Liebe. Wer es schafft, mit geschlossenen Augen den 18 Meter langen Weg zwischen zwei Steinen zurückzulegen, soll besonderes Liebesglück finden. Heute ist es aber so voll hier, dass niemand ernsthaft sein Glück versucht. Der weißgekleidete Mann am Schrein wird übrigens nicht in einer shinoistischen Zeremonie gestört, sondern wischt gerade Staub.








Nach einem Spaziergang zu einer Pagode auf dem Hügel gegenüber führt der Rundweg dann hinunter zu den glücksverheißenden Wasserfällen. Hier stelle ich mich fünf Minuten in die Warteschlange, aber jetzt fängt es plötzlich an, heftig zu regnen, also ist mein Bedarf an Wasser von oben erst mal gedeckt und ich flüchte mich in einen kleinen Imbiss. Viertel vor elf ist zwar noch etwas früh fürs Mittagessen, aber besonders viel gabs zum Frühstück ja nicht, also gönne ich mir eine heiße Nudelsuppe.






Das Wetter bessert sich und ich ziehe weiter, die Straße hinunter und durch die Souvenirgeschäfte. Binnen Minuten habe ich zwei Tüten in der Hand, dabei wusste ich bis vorhin gar nicht, dass ich getrocknete Kirschblüten und einen Schirm in Geisha-Design brauche. Immerhin widerstehe ich dem reichhaltigen Hello-Kitty-Angebot.






Der Weg führt jetzt nach Norden durch die Sannenzaka und die Ninnenzaka, zwei pittoreske Sträßchen, vorbei an weiteren Shops und Restaurants. Zwischendurch sehe ich ab und zu "Geishas", das sind aber Touristinnen, die ein entsprechendes Paket mit Kostümierung und Spaziergang durch Higashiyama gebucht haben.






Schließlich erreiche ich – wobei ich leider mal wieder fragen muss – den Kodaiji-Tempel. Der Tempel wurde 1606 gegründet, stammt also aus der Zeit des Shoguns Tokugawa Ieyasu, der den Bau auch finanziell unterstützt hat.




Aus der Haupthalle schaut man hinunter in den Stein-Zengarten, an dessen Rand ein wunderschöner Kirschbaum steht. Unter ihm ist das Moos schon halb von Blütenblättern bedeckt, und er wirkt wie aus einer Märchenwelt. Ich finde den Baum jedenfalls zum Weinen schön und habe einen richtigen Kloß im Hals.




Auch der kleine Bambuswald, den man beim Abstieg aus den Tempelgärten durchquert, scheint aus einem Anime entsprungen zu sein.




Von Kodaiji-Tempel aus sind es nur noch ein paar Schritte in den Maruyama-Park, der berühmt ist für seine große Trauerkirsche. Die steht in voller Blüte und ist ein Traum in weiß. Im Park gibt es Essstände, die Leute sitzen auf Tatami-Matten unter den Bäumen. Es ist wie ein großes Picknick




Direkt an den Maruyama-Park grenzt der Yasaka-Schrein. Der steht so dicht am Geisha-Viertel Gion, dass er auch als Gion-Schrein bekannt ist. Die vielen Laternen, die hier hängen, tragen übrigens nicht etwa religiöse Beschriftungen, sondern werben für die örtlichen Händler, die für den Schrein gespendet haben.






Ich gehe weiter zum Chionin-Tempel mit seinem großen Eingangstor, dem Sanmon-Tor. Mehr als das Tor schaue ich mir aber nicht an, denn die Haupthalle wird derzeit renoviert, und irgendwie befällt mich gerade eine akute Tempelunlust – wofür diese Gegend nicht gerade der ideale Ort ist.




Aber einen Tempel will ich noch besuchen, den Shorenin-Tempel. Der punktet gleich mal mit tollen alten Bäumen am Zuweg, und wie ich erfreut feststelle, hängt zwar im inneren der Räume ein Schild mit einem Rauchverbot, aber nicht mit einem Fotografierverbot, also gibt es hier auch mal ein Foto aus einer der Tempelhallen. Auch der Garten ist schön angelegt. Auch hier gibt es einen kleinen Bambuswald, und als der Wind stärker wird, rauschen die Blätter und schlagen die Bambusstangen zusammen. Es klingt fast wie ein Xylophon.












Der Shorenin-Tempel ist der letzte, den ich heute besuche, aber einen Schrein habe ich mir für heute vorgenommen, der etwas außerhalb liegt, nämlich den Fushimi-Inari-Schrein. Dazu laufe ich erst mal ein Stück bis zum Bahnhof der Kintetsu-Railways. Dort kaufe ich mir ganz alleine ein Ticket, ich bin echt stolz auf mich. Ein paar Stationen mit dem Zug, dann ist auch der Bahnhof Fushimi Inari erreicht und ich steige aus. Von hier aus sind es nur noch ein paar Minuten bis zum Schrein.

Der Fuhimi Inari Schrein ist der bedeutendste von einigen tausend Schreinen in ganz Japan, die Inari geweiht sind. Inari ist der Gott des Reises, aber auch auch des wirtschaftlichen Erfolgs, und seine Boten sind besondere Füchse.

Inzwischen wechseln sich blauer Himmel und Regen wieder im Minutentakt ab, aber ab und zu beleuchtet die Sonne die Schreingebäude. Überall stehen Fuchsstatuen und schauen grimmig auf die Besucher hinab. Was einem hier blühen kann, illustriert ein Filmplakat, das netterweise auf dem Schreingelände aufgehängt ist: Besonders nach Anbruch der Dunkelheit kann es sein, dass der geheimnisvolle Fuchsgott, der in männlicher oder weiblicher Gestalt erscheinen kann und von zwei weißen Füchsen begleitet wird, den arglosen Besucher verzaubert. Die Attraktion des Schreins sind die vielen roten Torii, die vor allem am Anfang so dicht stehen, als würde man durch einen Tunnel gehen. Auch hier preisen die Inschriften nicht etwa die shintoistischen Götter, sondern bezeugen den Spendernamen.
















Ich gehe noch ein Stück weiter, aber jetzt ist die Sonne völlig hinter dicken Wolken verborgen, und es wird richtig kalt. Außerdem tun mir die Füße weh, und ich will auch nicht von einer Fuchsgöttin verzaubert werden, also hinüber zur JR-Station und von hier aus in ein paar Minuten zum Hauptbahnhof in Kyoto. Dort nutze ich das Umsteigen in die U-Bahn für ein paar Fotos des modernen Gebäudes.




Beim anschließenden Ticketkauf für die U-Bahn bin ich schon völlig souverän. Erst wird der Fahrpreis rausgesucht, den ich für die Fahrt zur Station Shijo zahlen muss, das sind Y 210.




Dann wird das Geld in den Münzschacht geworfen, und ich drücke die aufleuchtende Taste mit Y 210 und ziehe das Ticket.




Ziemlich erledigt komme ich gegen fünf Uhr im Hotel an, werfe mich aufs Bett und gönne den Füßen eine zweistündige Auszeit, bevor ich mich auf den Weg zum Nijojo mache. Von gestern kenne ich den Weg ja noch, also finde ich problemlos hin. An der Burg sind schon die Tourbusse vorgefahren und die Leute stehen an der Kasse Schlange. Nach kurzem Warten bin ich aber drin: im illuminierten Park. Schon am Anfang des Rundwegs hat man sich etwas einfallen lassen, denn dort sind große Kirschblüten auf den Weg geleuchtet. Dann führt der Weg weiter zum prachtvoll angestrahlten Tor. In den Innenbereich kommt man heute abend nicht, die Route führt weiter durch den Außenpark, vorbei an vielen angestrahlten Kirschbäumen.








Leider fängt es in diesem Moment an, heftig zu regnen, aber das hält zum Glück nur kurz an. Die Runde führt weiter in Teile des Parks, die ich schon von gestern kenne.






Gegen Ende wartet noch ein besonderes Schmankerl, denn in einer Halle spielen drei Frauen das traditionelle Koto, ein zitherähnliches Instrument mit 13 Saiten.




In gelöster Stimmung beende ich die Runde durch den Park und spaziere wieder zurück zur U-Bahn. Vorhin war es mir schwergefallen, mich wieder vom Bett hochzuwuchten. Jetzt bin ich froh für dieses wunderbare Erlebnis. Vor der Reise war mir die Hanami-Besessenheit der Japaner noch irgendwie merkwürdig erschienen, aber die Kirschblüte scheint hier wie ein tagelanges Fest gefeiert zu werden. Heute abend waren alle in fröhlicher, festlicher Stimmung, und der Anblick der Menschen, vom Kind bis zum ehrwürdigen Großvater, die die schönsten Blüten suchen, fotografieren und wie eine Kostbarkeit betasten, hat etwas anrührendes.


Ausgaben des Tages

Busfahrt Y 230
Kiyomizudera Y 300
Souvenirs Y 1800
Kodaiji Y 600
Shorenin-Tempel Y 500
Zugfahrt Kintetsu Railways Y 210
U-Bahnfahrten Y 630
Nijojo Y 400
Snacks und Getränke Y 1000
Beim Anblick eines Baumes beinahe weinen zu müssen: unbezahlbar

Birgit

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #175 am: 22. Mai 2014, 21:21:02 »
Und wieder mal alles dabei: Moderne, Geschichte, Nostalgie, Kitsch, leibliches Wohl und hochmoderne Technik!

Wo du nun gerade die Passwort-Frage erwähnst: Wie schreiben Japaner wohl im Internet? Schreiben die ihre Schriftzeichen - und woher bekommen sie die auf der Tastatur? Oder gibt es eine verbindliche Lautschrift? Oder woher weiß man sonst, wie der Name der Hotelkette geschrieben wird?

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #176 am: 22. Mai 2014, 23:14:35 »
Und wieder mal alles dabei: Moderne, Geschichte, Nostalgie, Kitsch, leibliches Wohl und hochmoderne Technik!


Ja, das war heute mal wieder ein bunter Reigen von neuen Eindrücken. Witzigerweise wird mir das erst im nachhinein alles richtig bewusst. Ich bin froh, dass ich schon vor Ort Reisetagebuch geführt habe, ansonsten würde ich das heute gar nicht mehr zusammenkriegen.



Wo du nun gerade die Passwort-Frage erwähnst: Wie schreiben Japaner wohl im Internet? Schreiben die ihre Schriftzeichen - und woher bekommen sie die auf der Tastatur? Oder gibt es eine verbindliche Lautschrift? Oder woher weiß man sonst, wie der Name der Hotelkette geschrieben wird?

Ganz sicher bin ich nicht, aber: In den Hotellobbys war ich auch zwei oder drei mal an japanischen PCs, und dort hatte die Tastatur lateinische Buchstaben. Wenn ich es richtig verstehe, gibt man in lateinischen Buchstaben das Wort ein, und der PC schlägt für dieses Wort dann ein passendes japanisches Schriftzeichen vor und man wählt es aus. Aber wie gesagt, sicher bin ich da nicht. Passen würde es aber dazu, dass Naomi mir ja berichtet hat, dass man in Japan schon als Grundschüler oder sogar früher die lateinischen Buchstaben lernt.

Das Passwort war von vorneherein in Romaji, also lateinischen Buchstaben einzugeben. Die Hotelkette heißt Toyoko-Inn, und ähnlich war dann auch das Passwort. Das stand auch wie gesagt in lateinischen Buchstaben überall, sogar im Aufzug an der Wand, nur halt eingebettet in einen japanischen Text. Für die ungebildete deutsche Touristin wirkt das dann etwa so:  "?/§$ß?!$/")$("§$"§($§"($ TOYOKO $/§$%U/$??$"!(/=   ;)

Verbindliche Umschriften in lateinischen Buchstaben gibt es wohl nicht, aber zwei oder drei gebräuchliche. Wer mag, kann sich hier ein wenig einlesen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hepburn-System

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #177 am: 23. Mai 2014, 20:53:11 »
Im anderen Forum kam heute eine Nachfrage zum Ticketkauf. Ich erkläre es auch hier gerne ausführlicher, weil es oben im Text etwas schnell gegangen ist:

Auf dem ersten Foto sieht man einen Ausschnitt des Streckennetz. Das ist die typische Darstellung, wie sie an einer großen Tafel über den Fahrkartenautomaten hängt. Wir sind im Moment an der Kyoto Station, die ist auch extra rot markiert, unten mittig im Bild. Von hier aus wollen wir zur Shijo-Station, die liegt zwei Stationen "über" der Kyoto-Station. Ich habe beide Stationen mit dem gelben Rahmen markiert. An der Shijo-Station stehen zwei Zahlen: oben 210 und unten 110. Unten ist soviel ich weiß der ermäßigte Preis, wir zahlen aber den normalen Preis, also Y 210.





Am Automaten werfen wir dann in den Münzschacht, im Bild markiert mit der gelben "1", ausreichend Geld. Das muss nicht passend sein, der Automat gibt raus. Sobald wir Y 210 eingeworfen haben, leuchtet auf einer Taste der Betrag 210 auf, markiert mit der gelben "2". Wenn wir mehr Geld einwerfen würden, würde rechts neben der 210-Taste die 260-Taste aufleuchten. Y 260 ist nämlich der nächsthöhere mögliche Fahrpreis. Das sieht man, wenn man sich die Tafel oben mal näher anschaut. Weil wir aber nur bis Shijo wollen, drücken wir die 210-Taste, und an dem mit "3" markierten Kartenausgeber nehmen wir dann unsere Fahrkarte.



Manche Automaten sind etwas anders aufgebaut, was die Tasten mit den Fahrpreisen angeht, aber das Prinzip ist eigentlich dasselbe. Man sucht immer zuerst raus, was man bezahlen muss, zahlt dann und wählt dann das Ticket mit dem erforderlichen Betrag aus. Ich dachte halt zuerst, man müsste am Automaten ein Ticket auswählen und dann den anzeigten Betrag zahlen, so wie es normalerweise bei uns der Fall ist.


Die Fahrkarte gibt man dann am Ticketgate ein, die Schranke öffnet sich, man geht durch, nimmt dabei die Karte wieder an sich und behält sie während der Fahrt. An der Ausstiegsstation muss man die Karte dann wieder im Ticketgate eingeben, und wenn man genug gezahlt hat, öffnet sich die Schranke und man kann gehen. Wenn man sich beim Ticketkauf vertan hat oder zu weit gefahren ist und der Fahrpreis nicht reicht, bleibt die Schranke geschlossen. Dann muss man zur Fare Adjustment Machine, steckt dort die Karte ein, bekommt den fehlenden Betrag angezeigt, wirft ihn ein, nimmt die Karte und kann dann das Ticketgaste passieren. Man kann also eigentlich nie einen Fehler machen, wenn man zu wenig zahlt, denn beim Ausgang hat man dann die Möglichkeit, den fehlenden Betrag nachzuzahlen.

Andrea

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #178 am: 23. Mai 2014, 22:43:57 »
Ich bin sicher, jetzt bekomme sogar ich in Japan die richtige Fahrkarte. Tolle Beschreibung!

Das System finde ich eigentlich ziemlich gut, wenn es denn überall gleich ist. Hier muss man in jeder Stadt sich erst einmal mit Ticketzonen  und Ausnahmeregelungen beschäftigen, um dann festzustellen, dass das Herausgefundene leider nicht für die S-Bahn sondern nur für Busse und Straßenbahnen gilt. Und dann auch nicht für alle Busse, sondern nur für die lifarbenen mit den grünen Punkten. Achtung: Nicht verwechseln mit denen, die blaue Punkte haben!  :verpiss:
Liebe Grüße, Andrea



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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #179 am: 23. Mai 2014, 23:07:17 »
Abgesehen davon, dass du uns wieder einen tollen Tag in Japan gezeigt hast, hast du wirklich Pionierarbeit bezüglich der Fahrkarten geliefert - vielen Dank!