Autor Thema: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan  (Gelesen 206365 mal)

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #195 am: 28. Mai 2014, 17:12:45 »

Ich hoffe die Blüten halten noch ein paar Tage  :)

Bis wir Kyoto verlassen, halten sie noch. Ab dann gibt es aber eine Durststrecke, denn woanders war die Kirschblüte schon durch bzw. noch nicht dran. Aber nach den schönen Kirschblüten in Kyoto war ich sowieso völlig zufrieden mit meiner "Ausbeute". Das hätte auch ganz anders laufen können, z.B. wenn die Kirschblüte so früh gewesen wäre wie im Vorjahr.



Ein Wunder, dass du überhaupt so sehr am Ball bleibst: Ich muss meinen Reisebericht immer sofort schreiben, solange die Erinnerung noch detailliert wie die Gegenwart ist und ich Feuer und Flamme bin, sonst fange ich an zu trödeln und habe dann keine Lust mehr, weil die Worte nicht mehr so fließen und ich Sorge habe, dass der Bericht hölzern und langweilig wird à la "und dann habe ich dies gemacht, und dann ging es dahin und abends fiel ich nach dem Essen müde ins Bett".

Das meiste habe ich zum Glück auch schon vor Ort geschrieben. Heute bekäme ich das alles nicht mehr zusammen, vor allem was die vielen Kleinigkeiten am Rande angeht. Wenn ich so überlege, bin ich ganz froh, dass ich den Reisebericht schreibe, sonst hätte ich abends sicher nicht mehr so ausführlich Reisetagebuch geführt und hätte vieles auch schon wieder vergessen. Und das wäre echt schade gewesen.


Mir geht es weniger um die Geschwindigkeit. Ich persönlich sehe für mich immer 2 Vorteile bei den RB auf einer Homepage. Ich kann so einen RB in einen Rutsch lesen, ohne Rücksicht auf die Kommentare. Und das Ausdrucken der einzelnen Tage ist auch einfacher, als hier in einen Forum.

Ah, okay, das kann ich nachvollziehen, vor allem das Ausdrucken. Gibt es eigentlich keine Funktion, mit der man die einzelnen Posts anwählen und drucken kann?

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #196 am: 28. Mai 2014, 17:14:14 »

Die Steinfiguren des Otagi Nenbutsuji Tempels sind toll - ich mag solche verwitterten Figuren.

Die Figuren fand ich auch sehr schön, vor allem weil es so ganz unterschiedliche Stilrichtungen waren. Irgendwo hatte ich gelesen, sie wären von Laien gestaltet worden, ich weiß aber nicht, ob das stimmt.

andi7435

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #197 am: 28. Mai 2014, 17:39:20 »
So LH ist mir gnädig gesonnen. Ab Sonntag gibt es Meilenschnäppchen nach Japan für Oktober in Businessclass. Wenn es klappt, geht es für eine reichliche Woche nach Japan. Und wenn es mir gefällt, würde ich dann versuchen 2016 zur Kirschblüte mittels USDM-Ticket hinzufliegen.
Deine Bilder von der Kirschblüte sind einfach traumhaft.

Andreas

Andrea

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #198 am: 28. Mai 2014, 22:13:54 »
Gibt es eigentlich keine Funktion, mit der man die einzelnen Posts anwählen und drucken kann?

Leider nicht.

Liebe Grüße, Andrea



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Rainer

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #199 am: 28. Mai 2014, 22:44:00 »
Gibt es eigentlich keine Funktion, mit der man die einzelnen Posts anwählen und drucken kann?

Kann man durchaus drüber nachdenken. Was genau schwebt Dir vor? Wenn ich es richtig verstehe, möchest Du im Prinzip die Möglichkeit haben, einen einzelnen Beitrag aus einem Thread auszuwählen und nur diesen (ohne "davor und dahinter") anzeigen resp. ausdrucken zu lassen?

Formulier es mal mit Deinen Worten, falls ich zu weit weg davon liege, aber man könnte so etwas ja auch programmieren, ist ja nicht so, dass wir das nicht können. Im Prinzip stelle ich mir das nicht so sehr schwer vor, vorausgesetzt ich habe die Anforderung richtig verstanden.

Grüße
Rainer

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #200 am: 29. Mai 2014, 07:02:23 »
Gibt es eigentlich keine Funktion, mit der man die einzelnen Posts anwählen und drucken kann?

Kann man durchaus drüber nachdenken. Was genau schwebt Dir vor? Wenn ich es richtig verstehe, möchest Du im Prinzip die Möglichkeit haben, einen einzelnen Beitrag aus einem Thread auszuwählen und nur diesen (ohne "davor und dahinter") anzeigen resp. ausdrucken zu lassen?


Genau. Sagen wir mal, Andreas möchte meine Berichte zu den einzelnen Reisetagen in Kyoto ausdrucken, hat aber kein Interesse daran zu erfahren, was Detlef in der Kiste macht oder wie man Oktopusbällchen zu Hause herstellen könnte. Dann wäre es eigentlich am sinnvollsten, wenn er einfach die einzelnen Posts mit dem Reisebericht gezielt auswählen und ausdrucken könnte. Vielelicht gibt es ja die Möglichkeit, ein einzelnes Posting in einem neuen Fenster anzeigen zu lassen.

andi7435

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #201 am: 29. Mai 2014, 08:12:39 »
Gibt es eigentlich keine Funktion, mit der man die einzelnen Posts anwählen und drucken kann?

Kann man durchaus drüber nachdenken. Was genau schwebt Dir vor? Wenn ich es richtig verstehe, möchest Du im Prinzip die Möglichkeit haben, einen einzelnen Beitrag aus einem Thread auszuwählen und nur diesen (ohne "davor und dahinter") anzeigen resp. ausdrucken zu lassen?

Formulier es mal mit Deinen Worten, falls ich zu weit weg davon liege, aber man könnte so etwas ja auch programmieren, ist ja nicht so, dass wir das nicht können. Im Prinzip stelle ich mir das nicht so sehr schwer vor, vorausgesetzt ich habe die Anforderung richtig verstanden.

Grüße
Rainer

Genau so. Da Flicka keine eigene Homepage hat, will ich mir nur den einzelnen Tag aus ihren RB ausdrucken, ohne die weiteren Kommentare.

Andreas

Rainer

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #202 am: 29. Mai 2014, 12:18:38 »
Genau so. Da Flicka keine eigene Homepage hat, will ich mir nur den einzelnen Tag aus ihren RB ausdrucken, ohne die weiteren Kommentare.

Die Hoffnung, es gäbe vielleicht schon irgendeine Mod dafür, scheint sich nicht zu erfüllen. Insgesamt ist das aber relativ leicht zu realisieren, wenn Du mit dem Chrome Browser arbeitest. Der hat nämlich eine absolut geniale Druckvorschau.

Du öffnest einfach die gewünschte Seite mit dem aktuellen Reisetag und drückst im Browser "Strg. p" (oder "Ctrl. p") - das veranlasst den Seitendruck. Das wird ein Weilchen dauern und dann siehst Du rechts eine perfekte Vorabansicht, wie der Druck aussehen wird.

Dort kannst Du durch die Seiten scrollen und feststellen, von welcher bis welcher Seite nur der Reisetag geht. Ich habe das mit dem letzten Beitrag mal gemacht, da die Fotos sehr groß ausfallen, sind das sehr viele Seiten im Druck, der Bericht selbst geht dann von Seite 2 bis Seite 40.

Und dann aktiviere ich links, dass ich nur den Bereich von Seite 2 bis Seite 40 effektiv drucken will, entweder druckst Du dann auch wirklich auf einen installierten Drucker, oder Du wählst dann noch einmal "als PDF Speichern" aus - dann erstellt Chrome ein PDF Dokument mit exakt diesem Inhalt.

Du wirst aber sehen, dass die Fotos sehr viel Platz benötigen und die Querfotos abgeschnitten werden (das wäre aber auch der Fall, wenn man nur den Reisetag anzeigen würde, das liegt an der Umsetzung im Browser).

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #203 am: 29. Mai 2014, 12:23:51 »
6. April: Kyoto – Nara - Kyoto


Heute morgen wache ich wieder vor dem Wecker auf, verlasse gegen viertel vor acht bei leider ziemlich trübem Wetter das Hotel und fahre mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof. Heute will ich mit dem Zug nach Nara, aber davor steht noch ein Besuch am Toji-Tempel auf dem Programm. Der Tempel liegt vom Bahnhof aus gesehen in südwestlicher Richtung. Leider nehme ich den Hauptausgang im Norden des Bahnhofs und muss erst mal ein gutes Stück laufen, um überhaupt um den Bahnhof herumzukommen. Von hier aus geht es noch etwa 10 Minuten weiter, und dann ist das Tempelgelände erreicht. Den Tempel will ich mir aber eigentlich nicht anschauen. Stattdessen gehe ich auf den Flohmarkt. Der findet zweimal monatlich am Tempelgelände statt, unter anderem am ersten Sonntag im Monat.

Auf dem Flohmarkt halte ich nach Yukatas, Kimonos und Obis Ausschau. Den Tipp, dass man solche Dinge auch günstig gebraucht kaufen kann, habe ich aus dem Internet, und schon bald ist ein Stand mit Kisten voller Stoffe gefunden. Da gibt es das gesuchte, und weil hier auch die  Japanerinnen eifrig schauen, kann es ja nicht so verkehrt sein, etwas zu stöbern. Tatsächlich finde ich dann einen schönen Kimono (oder Yukata, die „Freizeitversion“ eines Kimonos), und als ich die Händlerin nach einem Obi frage, sucht sie einen passenden für mich heraus. Jetzt bin ich mal gespannt, was das kostet, irgendwo an einer Kiste stand was von Y 1000, aber kann das denn sein? Ja, tatsächlich kosten die beiden Teile zusammen gerade mal Y 2000, etwa 15 Euro, das hätte ich jetzt nicht gedacht.




Von der Tempelpagode mache ich dann doch noch ein Foto, schließlich blühen hier die Kirschbäume zu schön, um ohne Foto zu gehen.




Dann marschiere ich fröhlich mit meiner Beute zurück zum Bahnhof, sperre die Tüte in ein Schließfach und hetze zum Zug nach Nara, den ich gerade noch erreiche. Hier wollte ich eigentlich auf der ca. 50minütigen Fahrt gemütlich die unterwegs gekauften „Kaffeestückchen“ frühstücken, aber der Waggon ist voll, ich muss stehen, frühstücke zwar trotzdem, aber gemütlich ist das natürlich nicht gerade.

Als der Zug kurz vor Nara ist, fängt es leider an zu regnen, und zwar so richtig. Es scheint heute wieder typisches Aprilwetter zu werden. Im Bahnhof findet sich netterweise sofort ein Hinweisschild, dass der Bus Richtung Nara-Park und Todaiji-Tempel am Busstop 1 abfährt, und draußen lässt sich dieser Busstopp mit einem Lageplan auch schnell finden. Ich hüpfe in den Bus und finde Platz neben einem japanischen Paar. Er spricht gut englisch und rät mir, nicht wie geplant am Anfang des Nara-Parks auszusteigen, sondern gleich weiter bis zum Todaiji zu fahren. Recht hat er, denke ich, am Anfang des Nara-Parks kann ich ja immer noch auf dem Rückweg vorbeigehen.

Als ich aussteige, tröpfelt es zum Glück nur noch. Trotzdem ist der Todaiji aber erst mal vergessen, denn hier laufen viele süße Rehe auf dem Rasen, auf den Straßen und zwischen den Leuten umher und betteln die Besucher an. Mit sprichwörtlich rehäugigem Blick scheinen die Tiere zu sagen: Schau mal, wie lieb ich gucken kann. Kaufst du mir einen Keks?




Natürlich kaufe ich Kekse, die gibt es hier in Nara schließlich extra für die Rehe. Man soll zwar aufpassen, weil die Rehe durchaus energisch die Kekse herausverlangen können, aber so schlimm kann das ja wohl nicht sein, denke ich noch, und dann geht alles sehr schnell. Kaum habe ich die Kekse in der Hand, kommt Leben in die Tiere. Eben waren sie noch kawaii, jetzt mutieren sie zu Bestien. Ein Reh, dem es nicht schnell genug gehen kann, beisst mir kräftig ins Hosenbein und zieht daran. Innerhalb von Sekunden bin ich alle Kekse los und froh, dass alle Finger noch dran sind.

Ich gehe weiter zum Todaiji-Tempel. Wenn man irgendwo ein lautes Quietschen hört, kann man sicher sein, dass die Rehe sich neue Opfer gesucht haben. Einige lungern direkt neben den Verkaufsstationen für die Kekse herum, andere stehen erhöht am Rand und betrachten die Leute wie Löwen eine Antilopenherde. Und einige von ihnen werden auch auf Hochzeitsfotos verewigt.










Schließlich ist aber der Todaiji-Tempel erreicht. Der wurde schon 752 gegründet. Das Gebäude stammt zwar nicht aus dieser Zeit, sondern von 1692. Aber wer es heute sieht, kann kaum glauben, dass die ursprüngliche Halle noch um die Hälfte größer war als das heutige Gebäude. Groß muss die Halle vor allem deshalb sein, weil sie den größten Bronze-Buddha Japans beherbergt, der mit 15 Metern fast zwei Meter größer ist der Buddha in Kamakura. Die geöffnete rechte Hand soll so groß sein wie ein Mensch. Rechts und links sitzen zwei Boddhisattvas.








Richtig klar wird mir die Größe des Daibutsu allerdings erst, als ich im hinteren Teil der Tempelhalle zu der Säule komme, in der ein Durchlass von der Größe des Nasenlochs des Großen Buddhas ist. Die Japaner stehen hier mal wieder Schlange, denn wer zierlich genug ist, kann durch den Durchlass kriechen. Kinder kommen hier noch leicht durch, aber es probieren auch andere Leute, die das vielleicht besser gelassen hätten.




Netterweise kommt nach dem Tempelbesuch wieder kurz die Sonne heraus und ich schieße meine Lieblingsbilder des heutigen Tages.






Dann wage ich wieder hinaus zu den wilden Tieren.






Ich gehe weiter und erreiche den Nigatsudo, einen schönen Tempel am Hang mit einigen Laternen. Direkt daneben stehen die Sangatsuo-Halle und ein Schrein, der anscheinend neu errichtet wurde. Leider beginnt es wieder zu regnen, und ich flüchte mich relativ schnell in die Sangatudo-Halle, in der einige hölzene Buddha-Statuen stehen. Fotos sind hier leider nicht erlaubt, schade.










Auf dem weiteren Weg durch den Nara-Park trifft man dann natürlich wieder auf die eigentlichen Hausherren, mal in mehr, mal in weniger natürlicher Umgebung.






Der Weg führt jetzt zum Kasagu-Taisha-Schrein. Der ist berühmt für die viele Laternen entlang des Weges und auf dem Schreingelände, die von Pilgern gespendet wurden. Gegründet wurde der Schrein ähnlich wie der Todaiji-Tempel schon zu der Zeit, als Nara die Hauptstadt Japans wurde, die Gebäude wurden aber regelmäßig neu errichtet.










Gerade findet hier eine shintoistische Trauung in der nach allen Seiten offenen Halle statt. Sehr romantisch kann das ja eigentlich nicht sein, umringt von knipsenden Touristen. Aber das ist wahrscheinlich der Preis, den man für eine Trauung in einem solch prominenten Gebäude zahlt.










Übrigens ist der Schrein „schuld“ daran, dass es hier in Nara etwa 1200 Rehe gibt. Die Götter, die im Schrein verehrt werden, reiten nämlich auf Rehen oder Hirschen, deshalb gelten die Tiere schon seit damals als Götterboten und heilig und dürfen nicht gejagt werden.




Nach dem Besuch des Schreins gehe ich wieder zurück Richtung Ortszentrum Nara und komme wieder am shopgesäumten Weg zum Todaiji vorbei. Ein bisschen Hunger hätte ich ja schon, denke ich mir und finde netterweise einen Stand mit Wurst am Spieß.




Während ich die Wurst esse, taucht prompt so ein heiliges Reh vor mir auf und will auch ein Stück. Ich hatte ja immer gedacht, Rehe wären Vegetarier, aber ich hatte ja auch immer gedacht, Rehe wären scheu. Hier in Nara scheint so manches anders zu sein. Als ich nicht reagiere, schiebt das Reh mir fordernd den Kopf entgegen. Weil ich keine Lust habe, quietschend wegzurennen, gebe ich ihm einen Klaps mit dem Plastiktablett, das ich zu der Wurst bekommen habe. Ich hatte mich ja schon gewundert, warum man überhaupt zu einem Essen am Spieß ein Tablett bekommt, aber jetzt bin ich froh, dass ich mich zur Wehr setzen kann. Das Reh trollt sich beleidigt. Aber ein heiliges Tier zu schlagen hat sich bestimmt nicht positiv auf mein Karma ausgewirkt.

Eigentlich wollte ich in der Nähe des Todaiji-Tempels noch einen oder zwei Gärten besuchen, aber es fegt gerade ein derartig schneidender Wind durch die Straßen, dass ich stattdessen lieber Richtung Stadt gehe und mir den Kofukuji-Tempel anschaue.




Hier kann man sich die Tempelhalle und die Schatzkammer anschauen, und weil ich friere, kaufe ich mir das kombinierte Ticket für beides. Fotos sind in den Gebäuden leider nicht erlaubt, was sehr schade ist, denn die großen Statuen von Buddhas und Wächtern sind absolut sehenswert und ich habe die Befürchtung, dass ich am Ende dieses Urlaubs alles vergessen haben werde, was nicht auf Foto gebannt wurde.

Zum Abschluss schaue ich mir noch die achteckige, zum Kofukuji-Tempel gehörende Halle an.






Dann gehe ich durch den Nagamachi-Distrikt zurück zum Bahnhof. Hier gibt es Süßigkeiten, Kunst und Kitsch, und vor allem hat jeder Laden irgendetwas im Angebot, was mit Rehen zu tun hat. Um zwanzig vor fünf erreiche ich schließlich etwas abgekämpft den Bahnhof von Nara und nehme den Zug um kurz vor fünf zurück nach Kyoto.

Als ich am Hauptbahnhof Kyoto ankomme, hole ich erst meine Beute von heute morgen aus dem Schließfach und bin erleichtert, dass ich das Schließfach überhaupt wiederfinde. Der Bahnhof ist doch groß, um es mal vorsichtig zu formulieren.

Dann will ich mir ein nettes Restaurant zum Essen suchen, westliche Küche angenehm, muss aber nicht sein. Nichts gegen die Sushi-Box gestern oder die Wurst vorhin, die haben gut geschmeckt, aber im Moment bin ich es leid, ständig nur Snacks zu kaufen und im Zug oder im Hotel oder unter der Argusaugen eines Rehs zu essen. Ich möchte mich heute abend einfach mal für eine halbe Stunde hinsetzen und in Ruhe eine warme Mahlzeit zu mir nehmen, die nicht aus Suppe besteht. In Gedanken schwelge ich schon in Pizza und Pasta.

Nach ein bisschen Suchen ist im Bahnhofsgebäude im 11. Stockwerk über einem riesigen Kaufhaus die Restaurant-Etage gefunden, die vielfältige Auswahl verspricht. Optimistisch fahre ich mit dem Aufzug hoch, und da gibt es tatsächlich vielfältige Auswahl, aber vor jedem Restaurant lange Schlangen. Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Wo kommen denn bloß diese vielen Leute her. Es ist gerade mal sechs Uhr, da können die doch noch nicht alle Hunger haben!

Ziellos wandere ich die Restaurants entlang, aber überall das gleiche Bild, und ich mag mich im Moment wirklich nicht in eine Schlange stellen, ich bin müde, ich bin hungrig und meine Füße qualmen.

In der unterirdischen Passage nördlich des Bahnhofs sieht es genauso aus. Volle Passagen, volle Shops, volle Restaurants. So langsam gehen mir die Menschenmassen auf den Keks. Was ich eine Woche lang als selbstverständlich hingenommen habe, geht mir jetzt gehörig auf die Nerven. Warum bleiben die nicht einfach alle mal zuhause?

An einer Theke kaufe ich mir frustriert zwei fritierte gefüllte Riesenkroketten, damit ich wenigstens irgendwas habe, dann suche ich den U-Bahnhof und fahre in der vollen U-Bahn die zwei Stationen zum Hotel. Als ich aussteige, bin ich auf Krawall gebürstet. Weil Richtung Nordausgang geschätzte 1000 Leute gehen, zum Südausgang aber nur fünf, gehe ich auch zum Südausgang, dabei muss ich doch nach Norden. Aber ich habe im Moment keine Lust, mich mit dem Pulk durch die U-Bahn-Station zu schieben, da gehe ich lieber ein Stück oben an der Straße entlang. Das tue ich dann auch, und hundert Meter vom Hotel entfernt mache ich einen letzten Versuch, etwas zu essen zu finden und biege in ein Gebäude ab, in dem es Shops und Restaurants geben soll. Sofort sehe ich eine Brasserie, dort gibt es leere Tische, ich kann mich sofort setzen, das gibt’s ja wohl nicht! Die Kellnerin bringt mir die Karte und schenkt mir ein Wasser ein, ich atme tief durch und bestelle Bier und ein Rindersteak mit Pommes Frites. Sofort steigt meine Laune wieder und ich muss echt lachen. Hätte ich den richtigen Ausgang genommen, wäre ich gar nicht hier vorbeigekommen.

Das Bier schmeckt, das Steak schmeckt, die Pommes frites schmecken auch, und das Essen gibt es zum Schnäppchenpreis von Y 1600, also ca. 12 Euro, da habe ich in Frankreich für den dreifachen Preis schon ein schlechteres Rindersteak gegessen. Der Bierpreis von Y 800 relativiert das ganze dann zwar ein bisschen, aber es ist auch echt ein sehr leckeres Bier. Nach dem Zahlen mache ich dann erstmals den Versuch, in Japan ein Trinkgeld zu geben und lasse Y 200 auf dem Tablett liegen, aber beim Aufstehen macht mich der Gast am Nachbartisch sofort darauf aufmerksam, dass ich da Geld vergessen hätte. Also doch kein Trinkgeld. Satt und wieder mit der Welt im reinen rolle ich mich schließlich zurück zum Hotel.



Ausgaben des Tages

U-Bahn-Fahrten Y 420
Snacks und Getränke Y 1500
Reh-Kekse Y 150
Todaiji Y 500
Sangatsudo Y 500
Kasuga Taisha Y 500
Kofukuji Östliche Goldene Halle und Schatzkammer Y 800
Abendessen Y 2400
1 ÜN im Hotel Toyoko-Inn Shijo-Karasuma Y 8230
Aus Trotz den Südausgang genommen zu haben: unbezahlbar

Hatchcanyon

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #204 am: 29. Mai 2014, 12:35:47 »
 :danke:

Du solltest "Rehportraitphotograph" werden!  ;)

Aber ganz im Ernst, die Photos sind durch die Bank sehr sehenswert.  :thumb:

Gruss

Rolf

Andrea

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #205 am: 29. Mai 2014, 13:31:50 »
Hast du eigentlich all die hübschen Täfelchen gekauft? Du musst ja eine große und/oder vollgestopfte Wohnung haben, wenn du jedes Mal so einiges an Souvenirs mitbringst. Wobei: Der Hut aus Australien ist ja wirklich praktisch und einen Kimono kann frau ja auch gut gebrauchen...  :D :D :D
Liebe Grüße, Andrea



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andi7435

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #206 am: 29. Mai 2014, 16:53:32 »
@Rainer

Danke für die Erklärung. Es funktioniert so und wird mir auch so ausreichen.

Andreas

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #207 am: 29. Mai 2014, 20:04:00 »

Du solltest "Rehportraitphotograph" werden!  ;)

Aber ganz im Ernst, die Photos sind durch die Bank sehr sehenswert.  :thumb:


Vielen Dank!  :)

Hast du eigentlich all die hübschen Täfelchen gekauft? Du musst ja eine große und/oder vollgestopfte Wohnung haben, wenn du jedes Mal so einiges an Souvenirs mitbringst. Wobei: Der Hut aus Australien ist ja wirklich praktisch und einen Kimono kann frau ja auch gut gebrauchen...  :D :D :D

Nein, die Täfelchen habe ich nicht gekauft. Das sind Ema-Täfelchen, also Gebetstäfelchen, die man mit einer Bitte beschriftet und sie dann am Tempel oder Schrein aufhängt. Ich fand es sehr hübsch, dass jeder Tempel seine eigenen Täfelchen hat. Ema heißt eigentlich Pferdebild. Ich habe gelesen, dass man früher den Göttern Pferde geschenkt hat und heute schenkt man ihnen halt die Pferdebilder.

Andrea

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #208 am: 29. Mai 2014, 20:26:19 »
Danke für die Aufklärung!  :)
Liebe Grüße, Andrea



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Paula

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #209 am: 29. Mai 2014, 22:38:47 »
Ach wie lustig, an die Rehe kann ich mich noch erinnern! Eins hat meinen  Stadtplan angeknabbert weil ich es nicht schnell genug gefüttert habe  :) eigentlich ein Wunder dass die überhaupt Hunger haben wo doch wirklich jeder Touri Futter für sie kauft! Das Brautpaar mit den Hirschen ist ja herrlich! Josef meinte gerade dass die Blumen aber nicht zu schmecken scheinen.

In Kyoto in dem Kaufhaus am Bahnhof oben waren wir auch mal beim Essen, wir mußten auch warten, ich erinnere mich dass vor dem Lokal Bänke waren so dass man im Sitzen warten konnte. In Kyoto hatte ich nicht das Gefühl dass zuviele Menschen unterwegs waren aber in Tokio haben mich die Massen am Ende auch tierisch genervt!

In Kyoto waren waren wir in einem Handwerkskaufhaus wo man Original Kimonos bzw. diese alltagstauglichen "Bademäntel" Made in Japan kaufen konnte, da habe ich einiges Geld gelassen, den Flohmarkt kannten wir leider nicht.

Schön dass dir das Steak gemundet hat. Pommes hab ich in den drei Wochen nie bekommen aber auch nicht vermißt. Ich würde auch daheim am liebsten täglich Suppe essen, für mich war das prima.

Irgendwie fehlt mir noch der goldene Tempel, bleiben wir noch ein paar Tage in Kyoto?
Viele Grüße Paula