Autor Thema: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...  (Gelesen 59585 mal)

Rainer

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Re: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...
« Antwort #60 am: 15. November 2014, 16:54:34 »
Ich dachte, das wüsstet ihr alle. Ich bin verkehrspsychologische Gutachterin und mache MPU-Gutachten.

Ne, wußte ich nicht. Ich hatte nur eine "Ahnung", dass Du (wahrscheinlich) mehr oder minder selbständig bist (obwohl ich auch da nicht sicher bin). Aber welche Richtung, null Ahnung. Musst Du Psychologie dafür studiert haben?

Birgit

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Re: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...
« Antwort #61 am: 15. November 2014, 17:17:53 »
Nein, selbstständig bin ich nicht. Aber ich habe keine festen Arbeitszeiten, was bedeutet, man arbeitet irgendwie immer und überall. Andererseits brauche ich kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich im Büro beispielsweise mal eine halbe Stunde im Forum Beiträge verfasse oder mitten am Tag für 2 Stunden beim Friseur verschwinde, denn es ist schließlich meine Zeit, die draufgeht und die ich hinten dran hängen muss.

Es gibt aber auch viele Mitstreiter, die auf Honorarbasis irgendwo arbeiten, was wahrscheinlich für das fachlich Notwendige von Nachteil ist, aber andererseits gut für die eigene Psychohygiene, weil man eben auch noch etwas Anderes macht.

Und ja, du musst für die Arbeit ein Diplom in Psychologie haben oder eben mit den neuen Studiensbschlüssen einen Master. Dann musst du zwei Jahre Praxiserfahrung haben, wirst dann über mindestens ein Jahr "an der Front" ausgebildet, hast dann aber "nur" noch eine Weiterbildungsverpflichtung von 3 Tagen jährlich.

Birgit

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Re: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...
« Antwort #62 am: 15. November 2014, 18:29:00 »
Freitag, 31.10.2014: Barbados - St. Lucia

Letzte Nacht war in der Nachbarschaft die Hölle los. Irgendeine Disco hatte den Betrieb offenbar ins Zimmer direkt neben meinem verlegt, sodass ich den Fernseher lauter stellen musste um ihn zu verstehen. Und die Rhythmen und Bässe zerrten an meinem Bett und dem Untergrund, auf dem es stand und hämmerten mich samt Ohropax beständig in den Schlaf.

Ich verbringe noch zwei entspannte Stunden am Pool, bis ich ziemlich genau gegen 12 Uhr auschecke.





Ich mache mich schon mal auf Richtung Flughafen, wo ich im Süden von Barbados noch ein paar Kleinigkeiten ansehen will, bevor ich gegen 16 Uhr das Auto abgeben muss. Meine nicht allzu volle und flexible Tasche nebst Handgepäck passt locker in den Kofferraum.



Es wird schnell leer auf der Straße, und da es hier auf guten Straßen flach geradeaus geht, komme ich schnell vorwärts.

Die Bottom Bay ist mein Ziel, eine der zahllosen Buchten, die Barbados aufzuweisen hat.

Von der Steilküste hat man einen guten Blick auf eine felsige Bucht und eine malerische Sandbucht.







Hier schieße ich noch ein paar Abschiedsfotos von Moky. Der ist echt zum Adoptieren: Moky ist ein bisschen morgenmuffelig gewesen, hat mich ansonsten fröhlich und beherzt über die Insel gekarrt. Bergauf musste er schnaufen, aber das muss ich auch. Robust ist er und verzeiht alles, auch dass ich ihn einmal auf einem Parkplatz auf einer Kante aufgesetzt habe (räusper). Moky, du bist mir ein guter Kumpel gewesen, ich werde dich weiter empfehlen, auch wenn man beim Fahren dem Wetter und dem Lärm schonungslos ausgesetzt ist, ob man will oder nicht.



Ich fahre weiter. Eine Sehenswürdigkeit aus der Kategorie 'Lost Places' ist mein Ziel: Sam Lord’s Castle, das Schloss eines gruseligen Piraten, das später als Resort dienen sollte und nun seit etwa 10 Jahren an einer traumhaften Bucht verfällt. Hier ist nichts los und im Gegensatz zu so vielem auf Barbados kostet es auch keinen Eintritt.

Ich lasse Moky irgendwo warten. Mir begegnet einer dieser kleinen, alten, drahtigen, schwarzen Männer mit gelblich-roten Augen und ohne Zähne auf dem Fahrrad. Ob das mein Auto sei? Da liegt etwas drin, das soll ich lieber mitnehmen, man soll hier niemals etwas sichtbar im Auto liegen lassen. OK, also nehme ich den Beutel mit der zerfledderten Karte von Barbados, meinem Reiseführer und einer halben Flasche Wasser eben mit.

Hier ist es wirklich interessant. Ich gehe durch das verwilderte Gelände um das Haus herum und habe plötzlich einen atemberaubenden Blick durch hohe Palmen auf einen menschenleeren Strand, der es auf Anhieb unter die Top Drei der hiesigen Strände schafft.













Ich habe noch ewig viel Zeit und beschließe, mir noch die Crane Bay anzusehen, Hier gibt es ein nobles Hotel, an dem der Raffaello-Werbespot gedreht worden sei. Zu dem Hotel fahre ich nicht und bin mir auch nicht sicher, ob ich am richtigen Strand bin, aber schön genug ist die Bucht auf alle Fälle um hier noch eine halbe Stunde zu sitzen und den Krabben zuzusehen, wie sie am Strand und auf den Felsen ihr Unwesen treiben, bis sie vom Wasser überspült werden.





In einem Ort, der nicht weit weg vom Flughafen liegt, habe ich bei der Durchfahrt einen Chefette gesehen. Ich habe Hunger und möchte prüfen, ob die Rotis von gleich bleibender Qualität sind. Ja, das sind sie.

Noch schnell getankt und auf zum Flughafen. Ist immer noch sehr früh, sodass ich überlege, ob ich mir die Concorde der British Airways ansehe, die hier ausgestellt ist und die man besichtigen kann. '20 US- or 40 Barbadosdollar' ist mir der Blick auf ein Flugzeug nicht wert, und so trödel ich weiter, fahre auf den Parkplatz, gehe zum Schalter von Drive-A-Matic. Der Mitarbeiter dort hatte mir vor vier Tagen den Weg so geduldig erklärt und fragt gleich, ob ich mein Hotel gefunden habe. Wir gehen gemeinsam einmal ums Auto herum und ich winke noch einmal heimlich dem Moky zu. Finde ich ja normalerweise albern, aber in dem Fall muss das sein.

Schnell bin ich eingecheckt und kann auch hier noch ein bisschen in der Sonne sitzen.

Ich bringe noch ein paar meiner Barbados-Dollar unters Volk, den Rest tausche ich in East Caribbean Dollar mit einer sehr jugendlichen Queen drauf, die für St. Lucia und für Grenada gültig sind. Ehrlich gesagt, wünschte ich, ich hätte vor der Reise den Gedanken zu Ende gedacht: US-Dollar werde ich sicher immer wieder brauchen, und überall wurden die Preise immer in der heimischen Währung und dem Zusatz, wie viele US-Dollar das sind, genannt. Wer also weiß, dass er wie ich sicher immer wieder in die USA fliegen wird, ist wahrscheinlich ganz gut beraten US-Dollar mitzunehmen, die werden schließlich nicht schlecht, wenn sie übrig sind und sind an vielen Orten einsetzbar im Gegensatz zu Barbados-Dollar, mit denen ich beispielsweise in Asien bestimmt niemandem zu kommen brauchte.

Der Flug schon in der Dunkelheit dauert nur eine halbe Stunde. Nach der Landung werde ich gleich von einem Taxifahrer angesprochen, er fährt mich für 65 EC-Dollar 'or 25 US' zum Hotel und möchte mir am liebsten noch die eine oder andere Verabredung zu Besichtigungstouren aufschwatzen oder zumindest die Rückfahrt zum Flughafen. Sorry, ab morgen habe ich ein Auto.

Ich beschließe noch nach Rodney Bay zu gehen um noch etwas zu trinken. Hunger habe ich nicht.

Ich entdecke ein Eiscafé, das exakt (inklusive übereinstimmender Karte) dem 'Cold Stone' in den USA entspricht und lasse mir ein großes Eis zusammenmatschen.

Mit dem stehe ich zufällig neben der Haltestelle nach Gros Islet und kann (weil es ja auch ein grooooßes Eis war) in aller Ruhe beobachten, wie das mit dem Busfahren hier so geht. Aha, auf den Bussen steht also, dass sie die Route Castries - Gros Islet befahren. Man steigt ein und zahlt den Fahrer offenbar nach dem Aussteigen durchs Fenster. Fast im Minutentakt hält so ein Kleinbus, und als ein junges Mädchen einsteigt, hüpfe ich geschwind hinterher. Ich kann es kaum fassen, wie mutig ich bin, aber wo muss ich wieder raus?

Irgendwie sieht es hier so aus, als ob ich fast da sei. 'No, if you want to go to streetparty, you stay, I will tell you when we are there' sagt ein Fahrgast, der nach Haschisch riecht und diese dafür typischen unklaren Augen hat . Und ein junges Mädchen mit Schnapsfahne zieht mich wieder ins Fahrzeug: 'You Darling, you stay here, pay for me 1.50?'

Bei der Streetparty zwei Stationen weiter verspricht sie dem Fahrer nächstes Mal zu zahlen, sie wurde zwischenzeitlich von den anderen Gästen zurechtgewiesen mich nicht zu belästigen. Und mein Ratgeber ist der Meinung, er passt nun auf mich auf, vielleicht habe ich ja Lust zu tanzen? Nee, ich möchte allein gehen. Noch zwei Mal steht er zufällig im Weg und fragt, ob ich mit ihm tanzen will. Ich bin allein von den Luftschwaden, die hier durchziehen, schon völlig high. Lust zu tanzen habe ich wirklich, aber vielleicht werde ich ihn dann nicht mehr los. Schließlich hat er verkündet, er werde auf mich aufpassen, seufz. Also setze ich mich zwischen die Kiffer mit einem Rum-Cola auf den Steg und höre den Reggae-Rhythmen zu und dem Slang der Hiesigen und dem Quaken der Frösche. Ich ziehe durch die Straßen, bewundere die exotischen und teilweise wirklich schönen Menschen. Es gibt zahllose Straßenstände, an denen es Gegrilltes gibt und einige mit Souvenirs, und natürlich ist der nächste Getränkestand niemals weiter als drei Meter entfernt, egal, wo man steht.

Gegen 23 Uhr ist es richtig voll, Einheimische und Touristen feiern ausgelassen miteinander, aber ich habe genug. So mache ich mich auf in Richtung Heimat. Als man mir 'for ten US' ein Taxi anbietet, winke ich ab und fast in derselben Handbewegung den Bus herbei, der mich für einen Bruchteil des Geldes in Rodney Bay absetzt. Mit einem breiten Grinsen (eine Art Trockenrausch, wenn man mir nicht außer Rum und Cola noch etwas Anderes in einen der wirklich günstigen Drinks getan hat) mache ich mich auf die letzten 10 Minuten Fußweg zum schönen Ginger Lily Hotel.









Die Erkenntnis des Tages: Busfahren macht Spaß, und ‚Jump up‘ noch viel mehr.

Andrea

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Re: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...
« Antwort #63 am: 15. November 2014, 22:34:06 »
Irgendwie finde ich deine Begegnungen unheimlich... Andererseits sind sie reell. Ich bin mir nur unsicher, ob mir das gefällt.  :gruebel:
Liebe Grüße, Andrea



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Birgit

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Re: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...
« Antwort #64 am: 16. November 2014, 00:13:53 »
Na Andrea, dann musst du ein bisschen üben, die krassesten Begegnungen kommen ja erst noch  :toothy9: :totlach:

Michael

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Re: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...
« Antwort #65 am: 16. November 2014, 08:09:41 »
So, hab grad wieder zwei Tage in einem Rutsch gelesen - oder sollte ich besser sagen, in einem Zug genommen? ;)
@all: Ich verspreche euch, es wird beim kommenden Reisetag interessanter - gleich nach der Landung auf St. Lucia! ;)

Nur damit kein falscher Eindruck aufkommt: Ich fand den Bericht bis hier her schon super interessant und kurzweilig.  :thumb:

Die Villa auf Barbados sieht traumhaft aus, da könnte ich sofort einziehen. *seufz* Ist das denn ein besonderes Haus und konnte (durfte) man da auch rein?
Anyway, danke für das Bild, es hat mich an einem trüben Novembermorgen etwas von der Karibik träumen lassen. 8)

Der Mount Gay Rum ist doch bestimmt der Hausdrink in der 'Blue Oyster Bar'?  :totlach:

Im übrigen erinnert mich Deine Reise zunehmend an ein Unterfangen a la: "In Zukunft kann ich mit meinem Kunden auf Basis eigener Erfahrungen diskutieren" - Bin mir sicher, Du kannst Dir davon drei Tage als Weiterbildung anrechnen lassen.  ;D

Bekommen wir denn ab jetzt auf St. Lucia zum täglichen Rum noch unser Tütchen dazu?  ;D

Ich freu mich jedenfalls schon auf den nächsten Tag - egal ob mit oder ohne entspannende Zutaten.

Grüße aus der Pfalz,
Michael

p.s.
die krassesten Begegnungen kommen ja erst noch  :toothy9: :totlach:

Oha!  :o
...nach der Reise ist vor der Reise...

serendipity

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Re: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...
« Antwort #66 am: 16. November 2014, 10:07:43 »

Bekommen wir denn ab jetzt auf St. Lucia zum täglichen Rum noch unser Tütchen dazu?  ;D

die krassesten Begegnungen kommen ja erst noch  :toothy9: :totlach:


 :totlach: :thumb:

Schade, dass es diese Fotos nicht mit Geräuschen und Gerüchen gibt. Toll!

Birgit

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Re: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...
« Antwort #67 am: 16. November 2014, 11:37:31 »
So, nachdem wir die erste Insel, Barbados, verlassen haben, wird es Zeit für ein

Fazit Barbados:

Eine super Insel für Karibik-Einsteiger, die weißen Sand, türkises Wasser, nette Menschen, ein wenig Kultur und viel Rum suchen und sich mit einem Minimum an Regenwald zufrieden geben.

Auf der Westseite ist es vom Flughafen bis etwa Speightstown voll, der Rest der Insel ist leer. Landschaftlich ist Barbados nicht sehr spannend, bietet dafür verhältnismäßig viel Kultur und unterschiedlichste Strände und ein paar Relikte der englischen Vergangenheit wie Kricket, Pferderennen und Schuluniformen.

Mietwagen: Den Moke würde ich trotz seiner Nachteile (man ist jedem Wetter und insbesondere auch der Sonne ausgesetzt, man kann nichts so richtig wegschließen, man hat weder gegen Unfälle noch gegen Übergriffe eine Schutzschicht um sich herum, kein Radio, kein Zigarettenanzünder/Stromquelle) immer wieder nehmen. Er ist einfach niedlich und ein guter Kumpel: Wendig, tapfer, übersichtlich und kommunikationsfördernd. Und ich musste immer selbst grinsen, wenn ich nach dem Abstellen des Autos nach dem Knopf für die Fernbedienung zum Abschließen suchte. Mit Drive-A -Matic habe ich mich gut betreut gefühlt, würde ich beim nächsten Mal wieder nehmen.

Rostrevor-Hotel: Sauber, wenn auch etwas veraltet, freundlich und mit viel Platz als Hotel für sich betrachtet absolut OK, der Meerblick und das Meeresrauschen absolut toll. Das ideale Hotel für USA- Fans, denn das Hotel könnte eins zu eins so in den USA stehen, inklusive HBO, allerdings müsste man dort Kaffee und die vielen Kosmetikprodukte ergänzen, die hier trotz ausgestatteter Küchenzeile und amerikanischer Armaturen im Bad gefehlt haben (nur Seife gab es - immerhin). Am Pool war es immer leer und der eigene Zugang in die tosende Brandung war super (nur zum Abkühlen, aber nicht zum Schwimmen geeignet).

Nehmen würde ich es dennoch nicht mehr: Karaoke am ersten Abend und Musik und normale Kneipengeräusche an den anderen Abenden aus der Nachbarschaft kann ich für begrenzte Zeit pro Abend an einer begrenzten Anzahl von Abenden ohne Probleme ertragen,  notfalls mit Ohropax. Aber am letzten Abend der Discosound, der sich trotz Ohropax und Decke über dem Kopf allein schon aufgrund des Bebens des Bettes immer wieder in meinen Schlaf hämmerte, und aufgrund dessen das Fernsehen bei Zimmerlautstärke nicht möglich war, war selbst für mich und nachdem ich mit Lärm gerechnet hatte, unerträglich,

Ohnehin wäre rückblickend der ideale Standort für mich eher nördlich von Bridgetown gewesen, sodass ich sicher das noble Holetown bevorzugen würde, wobei ich nicht weiß, wie es mit dem Essen- und Trinkengehen abends dort so bestellt ist (Möglichkeiten gibt es, aber ich weiß nicht, ob sie nett und erschwinglich sind).

Preisniveau: Außerhalb der Saison und in einem im Reiseführer als Budget-Hotel beschriebenen Hotel fand ich das Preis-Leistungs-Verhältnis OK mit umgerechnet 87 Euro pro Nacht für das Hotel. Essengehen ist eine Spur teurer als in Deutschland, aber Chefette und Co. sowie Straßenstände helfen sicher den Geldbeutel zu schonen und noch ein wenig für den wiederum erstaunlich günstigen Alkohol zu haben. Mietwagen: teuer. Sprit: billig mit ca. 1 EUR pro Liter, vor allem braucht man bei den kurzen Strecken hier kaum Benzin. Einkauf im Supermarkt und Eintritte: sauteuer!

Birgit

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Re: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...
« Antwort #68 am: 16. November 2014, 17:32:42 »
Samstag, 01.11.2014: St. Lucia

Um Punkt neun Uhr wird mir von Drive-A-Matic wie vereinbart ein Daihatsu Terios gebracht. Ich soll einen Kreditkartenabzug blanko unterschreiben zur Sicherheit wegen der Selbstbeteiligung. Ich mache einen ziemlichen Aufstand und kann die gestrenge Dame gerade noch dazu überreden die vereinbarte Summe für die Selbstbeteiligung einzutragen und jemanden um 6 Uhr am Abreisetag zum Flughafen zu schicken um mir das Original wieder auszuhändigen. Leider habe ich keine Alternative außer dem Taxifahrer parat, sonst hätte ich die Anmietung unter diesen Umständen abgelehnt. Ich hoffe, sie hat sich nicht schon einen schönen Tag gemacht mit meinem Geld!

Nun ja, der Ärger ist bald vergessen. Es geht nach Castries, wo am Samstag auf dem Markt viel los sein soll. Neben Touristenkitsch gibt es jede Menge Obst und viele schräge Typen, die zu fotografieren ich mich leider nicht ungeniert traue.







Ansonsten gibt es in Castries eigentlich nur die Kathedrale zu sehen, von der ein Einheimischer mir stolz erklärt, es sei die 'Beauty' der Stadt. Vor der Kathedrale und in ihr sitzen Bettler. Ein altes Mütterchen nötigt mich erst das Palmsonntagsbild über der Tür zu fotografieren und bittet mich dann um etwas Geld für Brot, sie habe Hunger. Sie bekommt von mir etwas Kleingeld, dann ziehe ich weiter, streife noch ein wenig um die Häuser und durch den sterilen Shoppingkomplex am Hafen.







Die Navi, deren Qualität ich inzwischen zu schätzen weiß, und die Dank des Stromanschlusses im Auto auch nicht die Energie verlässt, obwohl sie auch hier nicht immer weiß, wo wir sind, bringt mich zur Marigot Bay, wo Dr. Dolittle gedreht wurde: Ein sehr malerischer Platz, an dem es leider kurz nach meiner Ankunft zu regnen beginnt. Auch hier testet man vorsichtig aus, ob ich wohl zu haben bin für eine Bootstour, eine Sonnenliege oder einen Souvenirkauf. Aber mein Aufenthalt ist nur kurz.







Völlig hin und weg bin ich von dem Ort Anse la Raye, in dem ich fast eine Stunde am Strand und durch so ziemlich jede Gasse wandere. Zu interessant ist es, hier in Kneipen, Friseurgeschäfte, Wohnungen und Gemischtwarenläden zu schauen und den Kindern beim Baden am Meer zuzusehen. Hier würde ich gerne länger verweilen. Na ja, vielleicht ein nächstes Mal.





























Der nächste Ort, Canaries, ist nicht so spannend. Er wirkt wohlhabender und somit weniger malerisch. Und so drehe ich um. Zwar sind es bis nach Soufriere nur noch weniger als 30 km, aber mein Tag war lang genug. Ich brauche noch etwas zu essen und ein Bad im Meer, den Rest mache ich morgen.

Überraschenderweise ist der Supermarkt unterwegs noch mehr à la USA als die auf Barbados, sogar meine geliebten Lemon Poppy Seed Muffins gibt es hier, allerdings kosten sie nur die Hälfte des Preises in den USA.

Die Fahrt zurück geht schnell und außer mit dem Einkaufsstopp ohne weitere Aufenthalte, sodass ich mich um 16 Uhr in der Nachmittagssonne im Meer aale, das hier weniger wie DIE See wirkt als vielmehr wie EIN See, so ruhig plätschert das Wasser an den schmalen goldgelben Strand.





Die Erkenntnis des Tages: St. Lucia ist wirklich wunderschön. Die kurvige Fahrt durch die wilde grüne Landschaft erinnert mich ein bisschen an Puerto Rico, aber die Dörfer und die Menschen sind viel 'karibischer', was immer das auch sei. Und verflixt, ich wollte doch niiiieemaaaaals, niiieeee im Leben Sprüche von mir geben wie 'hier ist es fast so wie in...', und doch tue ich es hier die ganze Zeit!

Flicka

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Re: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...
« Antwort #69 am: 16. November 2014, 21:01:21 »
Huch, kaum zwei Tage nicht reingeschaut, und schon haben wir die Insel gewechselt. Also wirklich nix mit Rumhängen.

Wie schon bisher finde ich es am eindrucksvollsten, wenn plötzlich zwischen Palmen Kirchen und Paläste stehen. Und die Farben auf St. Lucia. Kann es sein, dass dort alles ein wenig bunter ist als auf Barbados? Die Häuser bonbonfarbener, die Landschaft grüner?

Tja, da hatte ich mir schon auf Barbados Sorgen um Sicherheitsaspekte gemacht, und die "krassesten Begegnungen" kommen erst noch. Ich bin echt gespannt, was und wer dir noch so alles begegnet!

Paula

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Re: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...
« Antwort #70 am: 16. November 2014, 22:00:34 »
Nach St. Lucia wollten wir auch schon mal fahren. Sehe ich das richtig dass es dort ärmlicher aussieht als in Barbados? Ich bin ja sehr gespannt auf die krassen Begegnungen  :o
Viele Grüße Paula

Horst

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Re: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...
« Antwort #71 am: 16. November 2014, 22:17:41 »
Hi Birgit,

was ich an Deinen Berichten immer besonders mag sind die tollen Fotos von den Menschen die Du in alltäglichen Situation zeigst und die muss man an diesem Tag wieder einmal besonders hervorheben.  :)

Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Birgit

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Re: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...
« Antwort #72 am: 16. November 2014, 22:43:13 »
Jawoll, Flicka, genau so wirst du es in meinem Zwischenfazit über St. Lucia nachlesen können. Vielleicht habe ich aber auch auf Barbados nicht so viele Gebäude und Orte fotografiert, weil ich kaum je in einem Ort einfach herumgebummelt bin. Es ist dort sehr voll gewesen, mal eben parken ging nicht so gut.

Paula, ja, das stimmt. Vor allem ist St. Lucia irgendwie urtümlicher, während Barbados doch noch sehr britisch geprägt ist und städtischer und dadurch auch irgendwie moderner wirkt. Na ja, und da sind natürlich auch malerisch bunte Häuschen und Hütten rarer als auf St. Lucia.

Horst, danke schön. So ein Lob ausgerechnet von dir, das freut mich total! Es war auf St. Lucia auch irgendwie einfacher Straßenszenen zu knipsen als in vielen anderen Ländern. Im Gegensatz zu Indien beispielsweise hat nur ein Bruchteil der Anwesenden von mir Notiz genommen, wenn ich da durch die Straßen zog. Nur einmal (so viel noch zum Thema "krasser Begegnungen") bin ich auf St. Lucia ziemlich energisch zurecht gewiesen worden, als ich eine Gruppe Kiffer fotografiert habe... Eigentlich klar, obwohl es so ziemlich überall ungefähr so offen geschieht wie bei uns nur an besonderen Szenetreffs, ist es dort strikt verboten.

Birgit

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Re: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...
« Antwort #73 am: 17. November 2014, 18:15:04 »
Sonntag, 02.11.2014: St. Lucia

Es geht ganz in den Süden von St. Lucia, genauer gesagt: Einmal um die ganze Insel herum. Und dazu breche ich verhältnismäßig früh auf, was zum Glück dank eines anderen Early Bird gelingt, der ebenfalls wegfährt und für mich damit Platz zum Rangieren schafft, nachdem so ein Volltrottel mit seinem knallgelben Angeberauto mich über Nacht eingeparkt hatte.

Es sieht wolkig aus und es schauert zwischendurch kräftig. 'Liquid Sunshine' nennt man das hier liebevoll, auch zu Recht, denn das satte Grün, das die Insel dominiert, glänzt und leuchtet nach dem Regen vor dem tiefblauen Himmel, als die Sonne wieder strahlt.

Von einem Aussichtspunkt kann ich die Pitons bewundern und die Stelle ausmachen, an dem der Vulkan raucht, und ich kaufe einem Händler hier eine Kette ab, da er so nett ist, wohlwissend, dass die Kette wahrscheinlich die nächsten 5 Jahre in meinem Schrank liegen wird um dann bei der nächsten Aufräumaktion in gute Hände abgegeben zu werden.





Bis Soufriere halte ich kaum an, aber in Soufriere sehe ich mich um. Ich marschiere am Wasser entlang, beobachte kiffende Kerle mit Rastas, spielende Kinder und ausladende Hausfrauen in BH und Leggins, die ihre Wäsche aufhängen. Ich werde einige Male freundlich gegrüßt und angesprochen und lasse mir Zeit zum Schlendern und für einige Fotos. Wie Kinder in Deutschland , bzw. "wir früher" spielen die Kinder hier Hinkekästchen und Fußball :)













In der kleinen Kirche ist gerade Gottesdienst, der kleine Supermarkt hat trotz des Sonntags geöffnet, was offenbar nicht selbstverständlich ist. Wahrscheinlich liegt es daran, dass hier auch Rum verkauft wird...

Ich reiße mich los, habe heute schließlich noch einige Highlights vor mir. Zunächst fahre ich in den botanischen Garten mit dem Diamond Waterfall. Ich parke unter hohen Mahagonibäumen, die in der Natur weitaus unauffälliger sind als ich immer gedacht habe, nachdem das Holz doch so teuer und mittlerweile so geschützt ist. Irgendwie habe ich wohl erwartet, dass Mahagonibäume aus poliertem rotbraunem Holz bestehen, ich Naivchen!

In der Thermalquelle hier kann man auch baden, will ich aber nicht. Ich sehe mir Kakaopflanzen und Vanille an, auf Tischen sind Früchte der Insel ausgestellt.

OK, sehr schön und sehr liebevoll gemacht, aber bis auf das schwarze Wasser, das der Bach führt, da der Wasserlauf vom Vulkan her kommt, alles irgendwie schon gesehen.







Eine weitere Kette aus Holzperlen wechselt den Besitzer, warum nicht die Wirtschaft ein wenig ankurbeln? Ich dachte eigentlich, es wäre eine gute Idee die erste zu tragen und bei weiteren Angeboten einfach darauf zu zeigen nach dem Motto 'ich brauche keine mehr'. Aber nein, er habe schließlich andere Ware, sagt er und zeigt mir seine Schätze.



Und nun geht es weiter zu der Sehenswürdigkeit, die dafür sorgt, dass ich den ganzen Tage schon den Geruch von faulen Eiern der übelsten Sorte nicht aus der Nase bekomme, zum 'Drive in Volcano'. Tatsächlich darf ich bis zur Aussichtsplattform fahren, erstaunlicherweise ist auch hier so gut wie gar nichts los.

Nun ja, es handelt sich um einen Stinker übelster Sorte, bei dem der Yellowstone nicht mithalten kann. In einigen Löchern blubbert schwarzes Wasser, ansonsten gibt es nicht viel zu sehen, da gibt selbst die Sektion mit den Mud Volcanos als kleiner Bereich des Yellowstone Nationalpark mehr her.



Ich habe das Paket inklusive Schlammbad gebucht und dürfte mich zwischen die anderen Anwesenden in ein Becken mit Wasser aus dem Vulkan setzen. aber nee, ist mir zu blöd, weil am Rand des übervollen Beckens Mitarbeiter stehen und aufpassen, dass alle sich auch mit dem gesunden Schlamm einreiben. Andere, die etwas schlauer sind, haben sich ein Stück jenseits des Betonbeckens positioniert, da sieht es auch netter aus.

Für alle, die es in Betracht ziehen: Es gibt Umkleiden und eine Dusche, sodass man den Schlamm und die nassen Sachen auch wieder loswerden kann. Man kann den erschwinglichen Eintritt auf die Besichtigung oder ein Bad oder beides festlegen.



OK, also setze ich nun die Reise über die Südspitze der Insel und die Ostküste fort. Ich habe es nicht bereut. Auch wenn hier keine Sehenswürdigkeiten im Reiseführer beschrieben werden, ist es hier sehr schön. Vor allem habe ich den Eindruck, dass sich hierhin kaum ein Tourist verirrt, es sei denn, er landet auf dem großen Flughafen hier im Süden und muss zwangsläufig zum Touristenzentrum im Norden hier entlang. Die Landschaft ist flacher und unspektakulärer, aber es gibt schöne Blicke auf das Meer und einige schöne Strände.

Kurz vor Vieux Fort halte ich in der Ortschaft Laborie. Verlockend schimmert hier das Meer zwischen Häusern und Bäumen durch. Das will ich genauer betrachten. Nach einer Fahrt durch das Dorf lande ich wirklich am Strand und finde eine touristenfreie Idylle vor. Hier will ich bleiben! Nette Reggaemusik schallt von der Strandbar herüber in erträglicher Lautstärke, ansonsten baden hier ein paar Leute, hauptsächlich Grüppchen von Jugendlichen und ein paar Familien.







Leider scheint es wohl das Sonntagsnachmittagsritual der Insulaner zu sein, die Zeit am Strand zu verbringen. Sie wären ja auch doof, täten sie das nicht. Für mich bedeutet es allerdings, dass sehr schnell Schluss ist mit der Ruhe und Idylle. Ein Auto nach dem Anderen fährt den äußerst steilen und äußerst schlechten Weg zum Strand herab, den ich mich niemals runtertrauen würde. Es werden Lautsprecher neben den Autos aufgebaut, mit denen man den Sound der Nachbarn übertönt, und der Grill wird aufgebaut, die Rumflaschen werden auf den Autodächern geparkt.

Tja, spontan beschließe ich, dass eine Stunde auch reicht und fahre weiter.



Ich halte noch für ein paar Fotos am großzügigen Sandy Beach, der einen völlig anderen Eindruck macht, denn hier fehlen die Palmen und werden durch sattgrüne, ausladende Bäume mit fleischige Blättern und Flechten auf dem Boden ersetzt, was den Charakter des Strandes deutlich vom letzten unterscheidet. Hier geht es eher sportlich zu mit Ballspielen und Reiten am Strand.







Weiter geht es, bis ich einen Hinweis auf den La Tille Wasserfall sehe. Hm, Zeit habe ich noch, gelesen habe ich davon noch nie.

Mich erwartet das offenbar bestgehütete Geheimnis von St. Lucia, eine Idylle, bei der sich die Designer von modernen Wellnessanlagen noch etwas abgucken können, ein niedlicher kleiner runder See, der Wasserfall, eine Liane hängt dekorativ von einem Baum, selbstgezimmerte Holzbänke und Stege sind um den Teich herum angebracht.

Hallo Tarzan, wo bist du? Hier ist Jane! Ich bin hier absolut allein und bekomme den Gedanken, wie es wohl wäre hier einfach 2 oder 3 Tage ausspannen zu können und in den Bananenplantagen auf der Zufahrt und im Dschungel spazieren zu gehen, in einer Hängematte buchstäblich abzuhängen und mindestens zweimal am Tag unter dem Wasserfall zu baden.

Der Besitzer, ein echter Rastafari, liegt im Schatten in seiner Hängematte auf dem angrenzenden Grundstück. Hierher kommen nicht viele Menschen. Letzten Dienstag seien Touristen hier gewesen, und ab und zu bringt mal ein Bekannter, ein Taxifahrer, ein paar Kreuzfahrer vorbei. Er habe heute vegetarisch gefüllte Roti gemacht, ob ich Hunger habe? Wir essen gemeinsam, dafür bin ich ihm nur einen Spottpreis schuldig, 5 EC. Er erzählt, dass er 5 Kinder habe, von denen eins noch bei ihm lebe. Er habe vieles gesehen und sich für dieses Leben in der Hängematte an seinem Wasserfall entschieden als Lehrer im Ruhestand.

Es kommen seine Katze und seine Gans vorbei, die beide auch etwas vom Roti in einer Kokosnussschale serviert bekommen, außerdem ein paar Einheimische. Es ist richtig schön hier.







Aber ich möchte die Insel während der Rückfahrt noch im Hellen genießen und mache mich wieder auf den Weg. Mit noch einigen Blicken von der hiesigen Steilküste auf Buchten, später beim Überqueren auf den Dschungel im Abendlicht und abschließend auf Castries komme ich wieder im Ginger Lily an, gerade noch rechtzeitig um noch schnell über die Straße zu huschen und die letzten roten Spuren des Tageslichtes im Meer badend genießen zu können.





Die Erkenntnis des Tages: Die Pitons habe ich irgendwie verpasst, aber die Insel braucht sie im Grunde gar nicht, sie hat doch so viel Anderes zu bieten, sodass man sie nicht auf zwei spitze Berge reduzieren muss.

Flicka

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Re: RUMkommen statt einfach nur Liming: Das Gold der Karibik und mehr...
« Antwort #74 am: 17. November 2014, 20:01:40 »
Was für ein schöner Urlaubstag! Ich bin ganz hingerissen.  :)