4. Tag – Donnerstag, 11.09.Für den heutigen Tag habe ich eine Wanderung im Pyhä-Luosto Nationalpark geplant. Um 8.15 Uhr fahre ich am Hotel los, stoppe aber schon bald wieder, der Blick über den Kemijärvi (Kemi-See) an dem Kemijärvi liegt und nach dem die Stadt benannt ist, mit den Bergen im Hintergrund möchte fotografisch festgehalten werden, wenn es schon mal eine gute Haltemöglichkeit gibt.


Bald darauf kommt mir die Routenführung und die recht kurze Fahrtdauer bis zum Ziel laut Navi etwas merkwürdig vor, habe ich mich bei Eingabe der Koordinaten vertan? Ich halte an und schaue nach, nein, ich bin in der Zeile der Ziele verrutscht (ich habe ein neues Navi und stelle ab jetzt fest, dass man da tatsächlich ein bisschen aufpassen muss, da öffnet sich bei geringer Abweichung beim Antippen oft nicht das eigentlich ausgesuchte, sondern das darunter liegende). Immerhin bin ich noch nicht weit gefahren und der Umweg hat mir auch den Blick über den See beschert, an dem es beim richtigen Weg gar nicht vorbeigegangen wäre.
20 Minuten kostet mich mein Vertipper und so erreiche ich den Parkplatz beim Nationalpark-Besucherzentrum Naava im Ort Pyhä gegen 9.20 Uhr.
Es sind schon einige Wanderer unterwegs, freie Parkplätze gibt es aber noch genug, denn auch dieses heutige Ziel hat, obwohl ein Nationalpark, seinen touristischen Schwerpunkt im Winter zum Skifahren, von hier erreicht man auch einige Skilifte, entsprechend groß ist die Parkfläche.
Ich tue mich zunächst etwas schwer mit der Routenfindung des „Trail to Noitatunturi“ bzw. (teilweise) der Nr. 52 des Rother Wanderführer Lappland (das scheint heute ein durchgängiges Problem bei mir zu sein, nach dem Autofahren nun beim Wandern

), was mir ein paar hundert zusätzliche Wandermeter beschert, dann klärt sich aber alles und ich bin auf Kurs.
Es geht am Anfang ein gutes Stück entlang der Hauptstraße des Orts bzw. einen Alternativweg (der mich so verwirrt hat), durch den angrenzenden Wald. Dann ist der eigentliche Wanderweg erreicht und führt zuerst mal gemächlich und gut ausgebaut leicht bergauf durch den Wald.
Nach ungefähr einer dreiviertel Stunde erreiche ich einen Rastplatz mit Trockentoiletten und Grillmöglichkeiten. Die Toilette nutze ich, dann geht es auf einer Treppe bergab in eine Schlucht. Hier geht es ein kurzes Stück auf einem Holzbohlenweg über ein Geröllfeld und durch ein mooriges Stück Wald, dann darf ich die gerade hinabgestiegenen Höhenmeter wieder hinaufsteigen, auch hier auf einer Treppe.



Ab hier wird der Waldpfad so, wie ich ihn von zahlreichen anderen Wanderungen in Finnland kenne, von Steinen, Felsen und Wurzeln durchzogen. Die Anzahl der Steine erhöht sich nach und nach und bald hole ich meine Wanderstöcke aus dem Rucksack bzw. von der Befestigung am Rucksack, das hilft schon sehr, gerade auch auf den nach dem morgendlichen Tau nassen Steinen und Wurzeln. Bald geht es fast ausschließlich über Geröllfelder, ein sehr langsames Vorankommen. Ein älteres Ehepaar, das hinter mir unterwegs war, gibt irgendwann auf, ich werde aber auch von Wanderern, die über die Steine tänzeln, als wäre es fester, ebener Boden, überholt.




40 Minuten nach der Treppe in die Schlucht hinab, komme ich an einen weiteren Rastplatz mit Toiletten und Grillmöglichkeiten. Hier sind recht viele Leute verteilt, ein paar Mädels machen sich am Ufer des unterhalb liegenden kreisrunden Sees fertig zum Schwimmen (d.h. sie ziehen ihre Bikinis an, vor den Augen aller, man hätte sich auch auf der Toilette umziehen können

– puh, es ist zwar sonnig und T-Shirt Wetter warm, aber im Schatten in dem der See liegt, doch eher kühl und feucht, nie würde ich da schwimmen wollen.

Nach einer kurzen Pause gehe ich weiter – nun beginnt die schwerste Etappe der Wanderung, es geht über ein Geröllfeld steil bergauf. Mit so einem schweren Weg habe ich nicht gerechnet, ich bin zwar früher in den Alpen auch schon über Geröllfelder gewandert, allerdings (zumindest in meiner Erinnerung) noch nie über ein so langes und steiles Stück und vor allem nicht über so große Felsen. Zunächst nutze ich noch meine Stöcke, dann packe ich sie samt der Kamera weg (einen Eindruck von der Art des Geröllfeld bekommt ihr, wenn ihr mein Foto anschaut, dass ich zum gestrigen Tag bei der Wanderung auf den Valtavaara gezeigt habe, dort bin ich gegen Ende der Wanderung an einem kleinen Geröllfeld vorbeigekommen, heute geht es über genau solche Felsansammlungen, nur dass das heutige Geröllfeld von der Gesamtfläche wesentlich größer ist) und gehe auf allen Vieren weiter. Zwischendrin würde ich am liebsten aufgeben, aber das ist natürlich keine Option, denn umzudrehen, also bergab zu gehen, wäre noch schwieriger.
Fotos habe ich daher nur von den einfacheren Abschnitten am Beginn des Anstiegs.
Es sind recht viele Leute unterwegs, da bin ich ausnahmsweise mal froh darüber, denn die Wegführung ist nicht immer klar, so kann ich mich an den anderen orientieren und zu sehen, dass andere mit den gleichen Schwierigkeiten kämpfen, hilft moralisch auch. Aber klar, auch hier gibt es einige, die überhaupt keine Probleme mit dem Weg haben.
Eine knappe Stunde dauert die Schinderei, dann erreiche ich unfallfrei den 540 m hohen Gipfel.
Ich bewundere die Aussicht in alle Richtungen und mache Mittagspause mit einem belegten Brötchen aus dem Rucksack. Dabei hoffe ich die ganze Zeit, dass der Abstieg auf der anderen Bergseite weniger steil und geröllig wird, als der Aufstieg.
Und tatsächlich, der Berg ist auf seiner anderen Seite wesentlich flacher und der Wanderpfad besser erkennbar und mit nur wenig Geröll bedeckt – ich bin erleichtert und kann die Wanderung wieder genießen.
Eine gute halbe Stunde dauert der Abstieg, dann geht es auf einem auch für Mountainbikefahrer geeigneten Pfad teils eben, teils leicht bergab weiter.
An einem kleinen See mitten im Geröll mache ich eine weitere kleine Pause mit einem Müsliriegel.
Schließlich erreiche ich einen großen Rastplatz an einem schön in der Sonne liegenden See, praktisch alle der zahlreichen Grillstellen sind besetzt, überall rauchen die Feuer und duften die Würstchen.
Ab hier mache ich nun einen Fehler, ich finde die grüne Markierung meines Trails nicht, denke vor allem gar nicht mehr an die Beschreibung und folge daher einer roten Markierung, die als Ziel meinen Parkplatz am Besucherzentrum ausweist.
Damit erreiche ich zwar tatsächlich wieder mein Auto, komme aber um einen weiteren Höhepunkt der Wanderung, ein Holzbohlenweg durch eine Schlucht. Und zwar ist das die Fortsetzung bzw. Ende des Wegs, den ich am Anfang der Wanderung, als es die Treppen hinunter ging, gekreuzt habe bzw. bin ich dort in die andere Richtung gegangen. An dieser Stelle hätte sich der Kreis geschlossen und der Rest des Weges wäre identisch mit dem Hinweg gewesen. Nun ja, das ist nicht mehr zu ändern, es fällt mir erst gegen Ende der Wanderung auf, vielleicht komme ich ja irgendwann mal wieder in diese Gegend.
Aber auch der von mir gewählte Weg ist nicht hässlich, er führt auf gut begehbarem Pfad durch den Wald und eröffnet immer wieder schöne Ausblicke auf die umliegende Landschaft.
Gegen Ende komme ich noch einem Kletterzentrum vorbei und ich beobachte ein Weilchen die Leute, die an einer senkrechten Felswand in den Seilen hängen und sich nach oben (oder unten) arbeiten, andere sind auf einem Hindernisparcours im Wald beschäftigt.
Gegen halb vier erreiche ich dann schließlich wieder mein Auto. Ich wechsle in meine leichten Sneaker, lasse den Rucksack im Auto und gehe ins Besucherzentrum, nutze die Toilette und gönne mir dann wohlverdient ein süßes Teilchen, eine Tasse Kaffee und eine Art Limo (EUR 11,20) auf der sonnigen Außenterrasse. Es hätte auch wieder ein Lunch Buffet gegeben, das bis 16 Uhr geöffnet war, aber um diese Uhrzeit war mir das doch zu spät fürs Mittagessen und zu früh fürs Abendessen.
Danach stöbere ich im kleinen Souvenirshop, bis der zuständige Angestellte um exakt 16 Uhr mich und die zwei anderen Kunden einfach hinauswirft, der Laden würde nun schließen. Immerhin dürfen wir das was wir bereits in den Händen halten, noch bezahlen, bei mir ein Aufkleber mit dem Nationalpark Logo und eine Postkarte für meine Mutter.
Die sich nebenan befindliche Ausstellung zum Nationalpark hat länger geöffnet, die schaue ich mir noch an, dann geht’s zum Auto und zurück nach Kemijärvi. Hier hat es ein paar mehr Wolken, ich halte aber dennoch am Strand nicht weit vom Hotel und mache ein paar Fotos, außer mir ist niemand hier, das sieht im Sommer wohl ganz anders aus, hier kann man sicher toll schwimmen und sich am Sandstrand sonnen.
Dann fahre ich ins Hotel, nun funktioniert das W-Lan, und verbringe den Abend mit den üblichen Aktivitäten. Auf Nordlichter brauche ich heute Nacht nicht hoffen, es sind zu viele Wolken am Himmel.
Wetter: sonnig, gegen Abend ein paar Wolkenfelder, ca. 13° - 21°C
Wanderung: Trail to Noitatunturi (aber am Ende anderen Weg gewählt), entspricht teilweise Rother Lappland Nr. 52, 15,67 km, 533 m Anstieg
Unterkunft: 5 Nächte Academy Hotel in Kemijärvi, ohne Frühstück, EUR 475,00, gebucht über die Hotelwebsite