Teil 2: Cerocahui und die Abgeschiedenheit in den BergenDer Zug war so lang, dass wir die schweren Koffern einen halben Kilometer auf dem Schotter den Schienen entlang schleppen mussten
.
Das bisschen Bahnsteig reicht gerade mal so für alle 1. Klasse Wägen (grün-gelbe Lackierung).
Juhuu
wir waren gerettet. Der Van der Unterkunft stand bereit, aber der Fahrer war nicht zu sehen.
Irgendwann kam er mit einem Schild angelaufen und war erstaunt, dass wir schon da waren. Tja, er hatte uns an der 1. Klasse erwartet. Mauricio, ein ganz lieber junger Mann, der kein Wort Englisch sprach, sagte, dass wir leider noch nicht zur Lodge fahren können und noch 1,5 Stunden auf weitere Gäste vom Gegenzug warten müssen. Er bot uns an, dass wir so lange in einem Restaurant etwas essen können.
Eigentlich hatten wir keinen Hunger, nur Durst, denn unser Saunaabteil im Zug und der Koffertransport über die Gleise haben uns ganz schön ins Schwitzen gebracht. Ich verstand zwar nicht, warum er sich so bockig anstellte und uns partout nicht vorab in die Lodge fahren wollte. Aber wir willigten ein und ließen uns am Baseballplatz vorbei,
auf dem anderen Hügel in ein Restaurant mit Laden bringen.
Da Mauricio erwähnte, dass es erst um 19 Uhr Abendessen gibt (davon wussten wir vorher nichts), bestellten wir uns Hamburger und kalte Getränke. Wir wollten Mauricio dazu einladen, doch er bestellte seinen Hamburger bei der Köchin ab. Der Hamburger und die Pommes aus den frischen Kartoffeln, die im Chepe transportiert werden
, waren recht lecker.
Mineralwasser zum Mitnehmen hatten sie leider keines mehr, deshalb brachte uns Mauricio im Ort
zu einem anderen Laden.
Nach 1,5 Stunden kam endlich der Gegenzug.
Die weiteren Gäste waren ein älteres mexikanisches Paar, das nur Spanisch sprach. Ich wurde sprachlich ganz schön gefordert
.
Wir ließen Bahuichivo hinter uns und erreichten nach 20 Minuten Cerocahui. Doch auch diesen wunderschön gelegenen Ort mitsamt geteerter Straße ließen wir hinter uns und fuhren eine Dirtroad den Berg hinauf. Die Gegend erinnerte mich irgendwie an die Smokey Mountain Road bei Escalante in Utah. Nach einer Stunde Fahrt erreichten wir endlich die Wilderness Lodge, die ihren Namen zu recht verdient hat. Jetzt war uns auch klar, dass er es zeitlich nicht geschafft hätte, zur Lodge und nochmals zurück zum Bahnsteig zu fahren.
Im rechten Gebäude befindet sich der große Aufenthaltsraum mit Lobby, Speisebereich und Küche
und im linken Gebäude befinden sich fünf gemütliche, riesige Gästezimmer.
Ein weiteres Gästezimmer befindet sich seitlich am Hauptgebäude.
Die Lodge wird nur von Mauricio und zwei fürsorglichen Frauen geführt. Dann gibt es noch Hund Manni, ein übermütiger einjähriger Golden Retriever. Der Besitzer der Lodge lebt anscheinend in Los Mochis. So abgelegen hatten wir uns das jedenfalls nicht vorgestellt und auf dem Berg ging’s im wahrsten Sinne des Wortes nur hier ab.
Kein Fernseher, kein Internet, nur die Mexikaner hatten an einer Ecke des Gebäudes ein Handynetz. Die Frau wurde fast verrückt, denn dort oben ist es selbst Füchsen und Hasen zu einsam. Also wenn man mal untertauchen möchte, dann am besten hier
.
Mauricio bot uns zwei Ausflüge an. Wir könnten am Nachmittag eine Höhle besuchen und die Missionskirche im Ort. Am nächsten Morgen eine Tour durch den Cañon Urique. Die Mexikanerin fragte ihn, was man da zu sehen bekommt. Er konnte leider keine Auskunft darüber geben, denn wahrscheinlich war er selbst noch nie im Cañon. Bilder davon hatten sie auch keine. Sie lehnte ab, denn es hätte pro Person 500 P. = 24 € gekostet.
Auf die Fahrt zurück ins Tal hatten wir an dem Nachmittag auch keine Lust mehr, aber die Höhle hat uns interessiert. Ich fragte Mauricio, ob es weit bis zur Höhle ist. Es waren nur 10 Minuten zu Fuß, aber er konnte uns den Weg nicht erklären bzw. wollte es nicht. Er rief dann bei seiner Chefin an und reichte sie an mich weiter. Sie war einverstanden, dass er uns gegen ein Trinkgeld die Höhle zeigt. Wir waren froh, dass wir uns noch ein bisschen die Beine vertreten konnten und machten uns mit Mauricio und Hund Manni auf den Weg zur
Es handelte sich dabei um eine Partyhöhle, die zu einem nahe gelegenen Wilderness Campingplatz gehört.
Nach dieser Sehenswürdigkeit
vereinbarte ich auf dem Rückweg mit Mauricio, dass wir am nächsten Morgen etwas früher zum Bahnhof fahren und er uns unterwegs die Missionskirche zeigt. Auf die Fahrt zum Aussichtspunkt auf den Cañon Urique verzichteten wir auch.
Zurück an der Lodge machten wir noch einen kurzen Spaziergang der Klippe entlang.
Leider ging es nicht sehr weit, da ein Zaun zum Nachbargrundstück den Pfad versperrte.
Um 19 Uhr gab es Abendessen: Gemüsesuppe, Enchiladas mit Huhn und zum Nachtisch einen Mini-Cheesecake. Die gute Hausmannskost wurde von den Frauen frisch zubereitet.
In dieser Höhe wird es nach Sonnenuntergang sehr schnell kalt. Wir wurden darauf hingewiesen, dass dicke Decken im Schrank liegen. Die haben wir in der Nacht aber auch gebraucht.
Die Höhenluft machte müde, aber die Mexikanerin im Nachbarzimmer quasselte ununterbrochen lautstark bis Mitternacht ihrem Mann die Ohren voll
. Ich wusste bis dato gar nicht, dass Frauen so viel zu erzählen haben
.
Übernachtung: Wilderness Lodge, Cerocahui