Autor Thema: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen  (Gelesen 120788 mal)

serendipity

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Re: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen
« Antwort #15 am: 19. August 2016, 08:20:13 »
Montag, 25 Juli 2016 - Zweiter Teil der Anreise: ich durchquere Dänemark

Ich habe ganz hervorragend geschlafen, es waren früh morgens auch nur ein paar Kühe und ein Hahn zu hören. Um 7.30 Uhr sitze ich geduscht und geschniegelt beim Frühstück, die Tasche ist schon wieder im Auto verstaut.

Das kleine Buffet hat wirklich alles, was ich mir zum Frühstück wünsche und nach Rührei und frischem Brot sowie zwei Tassen Kaffee bin ich abfahrbereit.

Wenigstens heute Morgen will ich mir das Wasserschloss von Glücksburg noch ansehen und liegt nur wenige Minuten von meiner Unterkunft entfernt. Es ist wirklich hübsch und hätte sich abends beleuchtet gut auf Fotos gemacht, aber ich weiß ja nicht einmal, ob es abends immer beleuchtet ist ;-). Zudem gehört die Ostsee ja zu meinen Lieblings-Ich-muss-ans-Meer-Zielen, so dass ein Wiederkommen nicht ausgeschlossen ist.



Jetzt noch einmal "billig" in Deutschland tanken und schon geht es nach Dänemark. An der Grenze gibt es provisorische Grenzkontrollen in Form von Polizeiwagen, die einen Transporter vor mir auch herauswinken. Ich darf einfach fahren, Wartezeiten gibt es keine.

Die Fahrt auf der E45 ist eher langweilig, nur bei Kolding winke ich mal GLS zu, denn das gehört nun zu Jans Aufgabengebiet. Hier entscheide ich mich auch die "Männer am Meer" bei Esberg sausen zu lassen, denn der Himmel zeigt sich einheitlich grau, also kein passender Hintergrund für Fotos. So habe ich auch mehr Zeit für Skagen.

Später auf der E39 wird es nicht interessanter, aber der Himmel wird dunkler, aber noch ist es trocken. Bei Hjorring verlasse ich die Autobahn Richtung Lonstrup, denn ich will mir die Rubjerg Knude mit ihrem versandeten Leuchtturm anschauen, ein Tipp von Soenke aus dem Forum. Zudem habe ich langsam etwas Hunger. Am Parkplatz angekommen, esse ich also erst einmal eine Banane und die restlichen Aprikosen und pünktlich zum Start meiner kleinen Dünenwanderung fängt es an zu regnen. Nein, es regnet nicht, es schüttet. Ich beschließe den Schüttelschauer im Auto auszusitzen. Nach 45 Minuten fahre ich gefrustet vom Parkplatz - so wird das nichts.



Gegen 17 Uhr komme ich in Skagen an. Dort habe ich ein kleines Appartment über booking.com gebucht. Ich muss aber auch dort 15 Minuten im Auto warten, bis der schlimmste Regen vorbei ist, denn sonst wäre alles pitschnass.

Mein Appartment liegt in einem Holzhaus hinter dem Wohnhaus des Eigentümers. Ich klingele am Wohnhaus, er begrüßtmich freundlich und zeigt mir alles und erklärt, dass er den Betrag gerne in bar hätte, also muss ich zum Geldautomaten, denn dänische Kronen habe ich nicht.



Nach einem Kaffee und einem Telefonat mit Peter mache ich mich zunächst auf die Suche nach einem Geldautomaten, an dem man auch gut parken kann und fahre anschließend nach Grenen, wiederum ein Tipp von Soenke :-).

Dort angekommen ist der Parkplatz relativ leer - nun es regnet ja auch kleine dänische Hunde und Katzen.



Ich warte also auf etwas weniger oder bestenfalls gar keinen Regen, um erst einmal ein Parkticket zu ziehen, das geht auch mit Euro :-) Nach einer halben Stunde hört es tatsächlich auf und die Schlange am Parkautomaten ist lang.

Als ich dran bin, fängt es wieder an, aber es regnet nicht so schlimm, also versuche ich mein Glück. Allerdings komme ich nur bis zum ersten Aussichtspunkt, bis der Regen wieder heftiger wird.







Die Unternehmung Grenen wird gestrichen und ich versuche mein Glück bei der Tilsandede Kirke in der Nähe von Stavanger. Da ich an diesem Tag nur Chucks trage, habe ich mittlerweile ziemlich nasse Füße, hätte ich mal lieber Wanderschuhe angezogen.

Der Parkplatz an der "Tilsandede Kirke" ist menschenleer, der Kiosk hat geschlossen, es ist ziemlich dunkel und regnet weiter vor sich hin. Langsam bin ich etwas entnervt und beschließe mir Stavanger etwas genauer anzusehen, was bei diesem Wetter aber auch nicht wirklich Freude macht.







Der kleine Hafen von Skagen kann sich nicht Recht entschließen, was er sein möchte. So finden sich Restaurants und Geschäfte zwischen Containern und LKWs. Einige Häuser sind schön hergerichtet, es gibt Blumen und hübsche Farben - andere wirken geradezu heruntergekommen. Ich werde nicht wirklich warm mit dieser Stadt, was vielleicht aber einfach am Wetter und meinen kalten Füßen liegt.

Auch außerhalb der Stadt wirken die vielen Bauernhöfe heruntergekommen, ungepflegt. Ganz anders als später in Norwegen oder z.B. in der Bretagne.

Um 20.30 Uhr bin ich wieder in meiner Unterkunft, bereite mir einen Tomatensalat und zwei Käsebrote zu und lese noch ein paar Seiten, denn morgen früh geht es zeitig los zur Fähre nach Hirtshals.

Unterkunft: Skagen Annex Appartment, 550 DKK = 74 €


Andrea

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Re: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen
« Antwort #16 am: 19. August 2016, 09:10:46 »
Na, da hast du aber "Glück" mit dem Wetter....  Sehr schade, zumal der Rückweg ja ein anderer sein wird und du nicht alles nachholen kannst.
Liebe Grüße, Andrea



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stefunny

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Re: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen
« Antwort #17 am: 19. August 2016, 10:03:54 »
Oh das fing ja bei Dir schon feucht an. Unterkünfte sollten wir auch oft in Bar zahlen.

Gibt es in Dänemark auch ein Stavanger?

Birgit

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Re: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen
« Antwort #18 am: 19. August 2016, 10:49:45 »
Hmmmm, dir scheint es so ergangen zu sein wie mir in Irland im Juni - allerdings fürchte ich, du hattest noch mehr schlechtes Wetter als ich. Bei mir kam ja immer wieder mal ein schöner Tag, wenn ich kurz vor dem Ausrasten war und kurz davor stand abzubrechen und zu schauen, ob ich von Irland aus nicht irgendwohin fliegen kann, wo das Wetter besser ist.

serendipity

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Re: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen
« Antwort #19 am: 19. August 2016, 11:32:28 »
Oh das fing ja bei Dir schon feucht an. Unterkünfte sollten wir auch oft in Bar zahlen.

Gibt es in Dänemark auch ein Stavanger?

Oh, Danke fürs Aufpassen! Es muss natürlich Skagen lauten. Und ja, der Regen hat mich von Beginn an begleitet, nur musste ich mich daran erst gewöhnen, dann war es nicht mehr ganz so schlimm bzw. habe ich jede trockene Minuten genossen  ;)

Hmmmm, dir scheint es so ergangen zu sein wie mir in Irland im Juni - allerdings fürchte ich, du hattest noch mehr schlechtes Wetter als ich. Bei mir kam ja immer wieder mal ein schöner Tag, wenn ich kurz vor dem Ausrasten war und kurz davor stand abzubrechen und zu schauen, ob ich von Irland aus nicht irgendwohin fliegen kann, wo das Wetter besser ist.

Also richtig schöne Tage hatte ich gar nicht  ;), aber immerhin war es dann doch oft trocken. Bei Abreise in Oslo stand ich allerdings zwei Stunden bei 30°C in der Autoschlange vor der Fähre.

Silv

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Re: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen
« Antwort #20 am: 19. August 2016, 13:13:56 »
Ich dachte, mein Bildschirm wäre zu dunkel eingestellt..... Man ist das düster! So ein Wetter braucht man im Urlaub wirklich nicht....  :(
Liebe Grüße
Silvia

serendipity

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Re: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen
« Antwort #21 am: 19. August 2016, 14:46:09 »
EXKURS: Wie war es denn nun mit dem alleine reisen?

Nun war ich ja nicht das erste Mal alleine unterwegs, aber das erste Mal für drei Wochen alleine mit dem Auto auf einer Rundreise.

Natürlich kamen mir kurz vor Abreise einige Zweifel:

    - Würde ich mich einsam fühlen?
    - Würde mir ein Reisepartner vor allem am Abend fehlen?
    - Wie mit unvorhergesehen Schwierigkeiten  umgehen können?
    - Würde ich mich alleine vor allem abends irgendwo unwohl fühlen?

Ein paar Albträume von  nicht endenwollenden Gängen auf einer Fähre und dinogleichen Riesenfeuersalamandern auf Straßen folgten. Ich nehme es vorweg, ich habe keine  Salamander getroffen - nur herzige Schafe und gelangweilte Kühe.

Und nein, ich habe mich nicht eine Minute einsam gefühlt, ich habe die Abende mit Lesen und bei Möglichkeit in der Natur genossen. Schwierigkeiten gab es einfach keine und einzig ein paar Betrunkene im Hafen von Molde am Abend ließen ein kleines Unwohlsein aufkommen.

Ich musste aber auch lernen, dass ich wirklich alleine bin. Ich rechtfertigte in den ersten Tagen jede Entscheidung vor mir selbst - bis mir wirklich klar war, dass es "meine" Zeit ist, die ich gestalten kann, wie es mir beliebt.

Ab da war alles gut. Ich konnte anhalten so oft und so lange ich wollte, dabei kam es schon vor, dass ich für 80 km fünf Stunden brauchte, weil ich immer wieder anhielt. Das wirklich bescheidene Wetter wäre für Peter ein Reiseabbruchsgrund gewesen. Mir hat das natürlich auch nicht gefallen, etwas höhere Temperaturen und ein paar Sonnenstunden mehr hätten es für mich auch sein können - aber ich fand es nicht sooo schlimm und konnte mir die Wolken oft schön reden, denn auf Bildern wirken sie gar nicht so schlecht ;-)

Auch meine Verpflegung hätte bestimmt niemanden vom Hocker gehauen - aber Norwegen ist nun auch kein Ziel für eine kulinarische Reise.

Ich habe täglich einmal mit Peter telefoniert, meistens abends, wenn ich in der nächsten Unterkunft angekommen war. Hauptsächlich für ihn zur Beruhigung, aber auch ich konnte die wichtigsten Erlebnisse loswerden.

Ich fand unterwegs immer nette Menschen für einen kleinen Plausch, die meisten waren interessiert daran, wie es mir alleine auf dieser Reise geht. Ansonsten rede ich während der Schulzeit so viel, dass ich um die Ruhe wirklich dankbar war.

Mir ist es also wirklich gut ergangen und die drei Wochen gingen rasend schnell vorbei.

Dies wird bestimmt nicht der letzte Solo-Trip gewesen sein. Ostern plane ich eine Woche New York - immerhin war ich fünf Jahre nicht mehr in meiner Lieblingsstadt. Aber erst einmal geht es in den Herbstferien gemeinsam mit meinem Lieblingsmensch für eine Woche nach Rhodos. Dort wollen wir noch ein wenig Sonne tanken vor den langen Herbst- und Wintermonaten. Natürlich haben wir wieder einen Mietwagen und ein Reiseführer liegt auch schon hier. Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit dort :-)

stefunny

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Re: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen
« Antwort #22 am: 19. August 2016, 18:36:37 »
und hast du Leute kennengelernt? Da hatten wir ja mal drüber geredet hier im Forum, das es ja alleine einfacher ist, aber ich dneke das immer noch nicht. Aber erzähl mal.


nordlicht

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Re: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen
« Antwort #23 am: 19. August 2016, 23:02:58 »
Och Menno, da haben Dir meine Tips ja so richtig "Glück" gebracht. Tut mir Leid!

und hast du Leute kennengelernt? Da hatten wir ja mal drüber geredet hier im Forum, das es ja alleine einfacher ist, aber ich dneke das immer noch nicht. Aber erzähl mal.
Oh das klingt nach einer interessanten Diskussion, die ich irgendwie verpaßt habe. Ich würde aus meiner Erfahrung nämlich auch sagen, dass man als Einzelreisender wesentlich besser Leute kennenlernt.

Birgit

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Re: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen
« Antwort #24 am: 20. August 2016, 09:45:33 »
Ich glaube ja, das "Leute Kennenlernen" ist eher eine Typfrage:

Wer eigentlich lieber jemanden an seiner Seite hat, weil er nicht so gern allein ist, wird sich allein unterwegs vielleicht mehr ins Zeug legen mal jemanden anzusprechen.

Wer niemanden kennenlernen will, bleibt für sich, halt allein oder zu zweit oder als Familie.

Und wer "im Team" reist und dennoch offen ist, wird auch dann andere Leute kennenlernen, "obwohl" er nicht allein reist.

Und ich glaube, das hat auch etwas mit der Art des Reisens und der Unterkunft zu tun (öffentliche Verkehrsmittel vs. eigenes Auto, Hostel mit Gemeinschaftsküche vs. abgeschlossene FeWo)

Ich fühle mich nicht schnell einsam, obwohl ich viel allein bin und mit anderen für Minuten, Stunden oder Tage zusammen zu sein, hilft auch nicht gegen Einsamkeit.

Ich denke aber, dass Norwegen wahrscheinlich eher ein Ziel ist, an dem man eher für sich ist: Man fährt im eigenen Auto, ist eher Selbstversorger, es gibt keine Pub-Kultur, zufällige Kontakte ergeben sich eher selten schon aufgrund geringer Bevölkerungsdichte... Und ich denke mal, zufällige gewechselte Sätze beim Tanken, beim Einchecken oder Einkauf zählen wohl eher nicht zu "Leute kennenlernen", zumindest für mich nicht...

Für mich als klassischer Alleinreisende ist es natürlich doppelt interessant zu sehen, wie es dir in dieser Hinsicht so ergangen ist, Gabi :)

stefunny

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Re: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen
« Antwort #25 am: 20. August 2016, 11:23:26 »
Och Menno, da haben Dir meine Tips ja so richtig "Glück" gebracht. Tut mir Leid!

und hast du Leute kennengelernt? Da hatten wir ja mal drüber geredet hier im Forum, das es ja alleine einfacher ist, aber ich dneke das immer noch nicht. Aber erzähl mal.
Oh das klingt nach einer interessanten Diskussion, die ich irgendwie verpaßt habe. Ich würde aus meiner Erfahrung nämlich auch sagen, dass man als Einzelreisender wesentlich besser Leute kennenlernt.

Es ging um Norwegen:
Unsere Erfahrungen. In Norwegen waren alle für sich, da gab es noch nicht mal ein nettes Gespräch am Viewpoint oder Campingplatz. Eher sogar eine feindselige Art und Weise von den vor allem deutsche Reisenden kam uns entgegen. Und wir sind wirklich offen und freundlich. Auch mit den Hütteninhabern oder Campingplatz Host gab es keinen Smalltalk, keine Tipps für die Umgebung oder Ähnliches.

In den USA lernen wir an jedem Ort Leute kennen, wir reden da mit jedem egal welcher Nationalität. Man tauhct sich über die Sights aus gibt Tipps, bekommt Tipps. Wenn man will geht man mit der Telefonnummer oder Facebook Namen oder Visitenkarte aus dem Gespräch raus.
Bei Cabins/Campgrounds wird mal meist ganz schnell vom Nachbarn zum grillen oder auf ein Bier eingeladen. Und das egal, ob man alleine oder zu zweit ist.  So ist das in den USA.

grundsätzlich denke ich auch, ist es aber eher ein Mentalitätssache, wer viel und gerne alleine reist oder auch alleine lebt, der ist ja grundsätzlich schon mal ein anderer Typ, wenn auch teils zwangsläufig, als der der nur in der Gruppe oder mit Partner /Familie reist. Aber es gibt auch leute, die zu zweit sehr offen sind für neue Bekanntschaften, alles schon erlebt oder gehört. 


Aber ich will jetzt auch Gabis Bericht damit nicht vollsülzen eventuell eröffnen wir dazu noch mal einen Thread und geben dort Erfahrungen wieder.

serendipity

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Re: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen
« Antwort #26 am: 21. August 2016, 08:20:26 »
Ich schrieb ja schon, dass ich unterwegs immer Leute für einen "Plausch" fand, heißt man tauschte sich über die Reise, Route usw. kurz aus. Das Wetter war natürlich auch immer ein Gesprächsgrund  ;) Im Lysefjord hatte ich auf der Hinfahrt gute Unterhaltung durch fünf deutsche Jungs, die einen Wanderurlaub in Norwegen machten und am nächsten Tag zu Kjerag-Bolten wollten. Am Nigardsbreen unterhielt ich mich eine ganz Zeit lang mit vier Chinesen usw. Am meisten verwunderlich fanden die meisten Menschen wohl, dass ich alleine unerwegs war. Gerade Norweger wollten wissen, wie es mir in ihrem Land dabei ergeht.

Das Alleinreisen von Frauen, wie es gerade hier im Forum ja gang und gäbe ist: Birgit, Silvia und auch Flicka, ist wohl immer noch zu "exotisch" für den Rest der Welt  ;), aber das merkte ich ja schon vor der Reise, denn immer wieder begegnete mir der Satz "Das finde ich ganz schön mutig". Mutig fand ich im Nachhinein gar nichts, es war eher wirklich easy  :), eine tolle und wiederholenswerte Erfahrung.

Wirklich "kennengelernt" habe ich niemand, aber darauf habe ich es ja auch gar nicht angelegt, dazu würde natürlich immer ein gewisses Engagement vonnöten sein, was ich nicht entwickelt habe, denn alleine zu reisen und damit auch meine Zeit alleine zu verbringen, war ja ganz bewusst gewählt.

Abgesehen davon, dass die Norweger nicht die Amerika üblichen Freundlichkeitsfloskeln drauf haben, fand ich sie aber nicht abweisender oder zugeknöpfter und auch andere Reisende waren wie überall auf der Welt, es gibt solche und solche.

Übrigens finde ich, dass solche Diskussionen einen Reisebericht nicht stören, denn sie erwachsen ja daraus und bereichern doch eher  ;)

serendipity

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Re: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen
« Antwort #27 am: 21. August 2016, 08:27:58 »
Och Menno, da haben Dir meine Tips ja so richtig "Glück" gebracht. Tut mir Leid!

Hihi, so schlimm war es nicht  ;)

Ich wusste ja, dass ich durchaus mit Regen im Norden zu rechnen hatte, aber man hofft natürlich immer, dass es einen selbst nicht trifft.

Das war halt nicht so, es hat mich getroffen und zwar so richtig von seiner besten Schlechtwetterseite - damit habe ich mich aber im Laufe der Reise arrangiert. Ich war nur froh, nicht mit Zelt unterwegs zu sein. Denn feuchtkalte Füße sind für mich schon ein schlechte Laune Grund, sind dann alle Klamotten so, hätte ich die Reise wohl abgebrochen

serendipity

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Re: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen
« Antwort #28 am: 21. August 2016, 08:55:16 »
Dienstag, 26.07.2016 - Durch die Heckklappe nach Norwegen

Um 6 Uhr klingelt mein Wecker, ja, Urlaub kann ganz schön anstrengend sein. Ich werfe als erstes ein Blick aus dem Fenster. Neben dem teilweise blauen Himmel, sehe ich auch den nackten Hintern meines Vermieters, der auch gerade aufsteht ;-) Vielleicht sollte er seine Schlafzimmervorhänge das nächste Mal besser zuziehen.

Naja, jetzt bin ich wach und koche mir erst einmal einen Kaffee, dusche und packe meine sieben Sachen zusammen. Pünktlich um 7 Uhr, klingel ich, überreiche das Geld und den Schlüssel - nicht ohne Grinsen, denn der Hintern kommt mir wieder in den Sinn - und fahre Richtung Hirtshals.

Skagen ist rundum von einem Dünengebiet umgeben und ich freue mich über teilweise blauen Himmel.





Um 7.45 Uhr erreiche ich Hirtshals, dort sind die Fährterminals gut ausgeschildert. Ich habe mich für die Fjordline nach Kristianssand entschieden, denn diese Fähre ist schon um 10.00 Uhr in Norwegen.

Buchungsbestätigung oder Voucher brauche ich nicht, obwohl ich sie natürlich ausgedruckt in meinen Unterlagen habe. Ich werde gleich freundlich mit Vornamen begrüßt und erhalte einen Anhänger für die Windschutzscheibe bzw. den Rückspiegel. Dann heißt es warten. Zeit für ein Bananenfrühstück und ein paar Seiten meines Buches. Ab 9.45 Uhr können die Autos auf die Fjordcat, alles geht zügig und ist gut organisiert.

Als ich aussteigen will, merke ich, dass ich auf der Fahrerseite die Autotür nur ca. 20 cm öffnen kann - öhm, hier komme ich nicht raus. Also die Beifahrerseite, ist ja kein Problem, ich muss erst einmal den ganzen Krempel: Rucksack, Kamera, Unterlagen, Regenjacke usw. wegräumen und auf den Beifahrersitz krabbeln. Aber auch hier lässt sich die Tür nicht weiter öffnen. Und nun? Ich sitze fest. Der Fahrer des Autos hinter mir sagt, ich sollte durch die Heckklappe aussteigen, er würde das Gepäck auch ausräumen. Ach Quatsch, ich klettere einfach darüber hinweg, ist ja nichts drin, was kaputt gehen kann. Gesagt, getan - wenige Zeit später stehe auch ich außerhalb des Autos. Schnappe mir Rucksack mit Tolino und suche mir einen Sitzplatz am Fenster.

Die zweistündige Überfahrt verbringe ich lesend und grübelnd: Wie soll ich wieder ins Auto kommen?

Kurz vor dem Anlegen der Fjordcat werden wir aufgefordert uns zu den Autos zu begeben. "Zu" ist ja okay, aber "in" wird schwierig ;-)

Nun es bleibt wohl nur der wiederholte Weg durch die Heckklappe. Klappe auf, Gabi rein, Klappe zu und nun im Kofferraum mit Gepäck Füße irgendwie nach vorne bringen, um sie unter das Lenkrad zu bekommen. Ganz ehrlich, ich sehe schon die Feuerwehr ausrücken, die mich aus einer misslichen, feststeckenden Lage befreien muss und bekomme Schnappatmung und ein wenig Panik. Aber zum ersten Mal ist mir meine geringe Körpergröße von Nutzen. Mit einer Schramme am Bein und leichtem Knacksen in der Halswirbelsäule schaffe ich es irgendwie auf den Sitz. Nur gut, dass dies keiner gefilmt hat! Vom Knacksen der HWS habe ich allerdings heute noch etwas, aber was tut man nicht alles, um nach Norwegen zu kommen ;-)

Drei Minuten nach 10 Uhr befahre ich zum ersten Mal norwegischen Boden, für Pass und den Inhalt meines Wagens hat sich niemand interessiert.

Ich fahre Richtung Mandal, wo ich heute Nacht ein Hotelzimmer gebucht habe, entscheide mich aber für die kleinen Straßen an der Küste und nicht die E39.

Schon am Rande von Kristiansand muss ich in den ersten Tunnel Richtung Flekeroya - 7 km lang. Nun ich habe da so eine kleine Tunnelphobie, in diesem geht es auch noch kräftig bergab und die Geschwindigkeit ist auf 70km/h begrenzt. Ich kämpfe also erst einmal mit meiner Phobie und der Geschwindigkeitsbegrenzung, was das "Ich-bin-wirklich-in-Norwegen-Adrenalin" noch einmal ordentlich ansteigen lässt. Nette Fotoapparate gibt es auch noch im Tunnel - ich gerate ins Schwitzen. Nur nicht gleich in der halben Stunde blitzen lassen. Irgendwann habe ich auch diese Hürde geschafft.

Ab jetzt will ich genießen und das tue ich auch. Ich fahre durch viele kleine Orte, oft am Meer und vielen Schären entlang. Leider gibt es wenig Möglichkeiten zu halten und so muss ich die Bilder in meinen Kopf bannen, nicht auf die Speicherkarte. Gibt es links von mir kein Meer zu sehen, dann oft rechts einen kleinen oder größeren See. Herrlich!







Hier stelle ich zum ersten Mal meinen Campingstuhl auf, genieße einen kleinen Snack mit Banane und Müsliriegel und lese eine Stunde in absoluter Ruhe.

Anschließend fahre ich weiter nach Mandal. Um 15 Uhr checke ich im Hotel ein, koche mir auf dem Zimmer einen Kaffee und genieße ihn auf dem kleinen, etwas schmutzigen Balkon.

Um 16 Uhr mache ich mich zunächst auf zu einem Supermarkt, ich will mich von der geringeren Auswahl und den erhöhten Preisen selbst überzeugen, außerdem möchte ich heute irgendwo am Meer zu Abend picknicken, denn es regnet nicht :-). So besuche ich meinen ersten KIWI-Markt, erstehe ein Brötchen, Krabbensalat und einen kleinen leckeren Milchreis mit Erdbeeren. Anschließend fahre ich zum Strand Sjosanden. Dort ist nicht viel los, ich fotografiere ein wenig und schaue den Anglern zu.











Als die norwegische Jugend mit ihren aufgemotzen Autos ankommt und die Musik aufdreht, mache ich mich vom Acker, denn so habe ich mir mein Picknick nicht vorgestellt.

Ich fahre einfach immer ein wenig am Meer entlang und finde schließlich ein wunderbar ruhigen Platz neben einer Hütte. Ich setze mich auf, die von der Sonne wunderbar aufgewärmten Felsen, genieße Ruhe, Meer und meinen Krabbensalat, der jedoch zu "mayonnäsig" war   >:(







Auf dem Rückweg zum Hotel halte ich noch einmal am Sjosanden Strand. Das Auto parke ich anschließend auf einem Parkplatz an der Kirche von Mandal, der bis 9 Uhr kostenlos ist.

Das Parken in den Städten Norwegens ist fast überall kostenpflichtig und relativ teuer. In Mandal kosten zwei Stunden 60 NOK, dass sind ca. 6,50 €. Da laufe ich lieber ein Stück durch das kleine Städtchen, denn mein Hotel  liegt mitten in der Altstadt.

Auf dem Balkon gibt es zum Abschluss dieses ereignisreichen Tages und auf mein gelungenes Heckklappen-Abenteuer ein Glas Wein und um 21.30 Uhr liege ich im Bett.





Unterkunft: Kjobmannsgarden Hotel, Mandal, 1049 NOK= ca. 114 € inkl. Frühstück


Andrea

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Re: Fjord & Fjell 2016 - Mein Solo-Road-Trip durch Süd- und Mittelnorwegen
« Antwort #29 am: 21. August 2016, 09:05:51 »
Also das ist ja wohl ein Ding! Durch die Heckklappe aus dem Auto klettern, das wäre bei unserem BMW gar nicht möglich gewesen und bei unserem Dusty würde es bei so einer Tour ebenfalls nicht möglich sein: wir sind XL und haben außerdem alles vollgepackt. Wie stellen die sich das vor?  :o
Liebe Grüße, Andrea



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