Dienstag, 19. Juni 2018Heute war wieder ein Fahrtag angesagt. Nicht nur wegen der Abwechslung, sondern auch, weil mir wie geahnt alles wehtat. Vor allem die Beine und ich war mir zunächst nicht sicher, ob es die Gelenke waren oder mehr die Bänder und Muskulatur drumherum. Sowohl Knie und Knöchel waren angezählt. Da ist es umso wichtiger, heute einen Gang hinunter zu schalten. Der starke Wind und die damit einhergehenden kleinen Gleichgewichtsbewegungen hatten mich doch ziemlich beansprucht.
Heiko war mal wieder nicht in Stimmung, er hatte kaum geschlafen. Noch immer ist er nicht „runter gekommen“ und liegt nachts lange wach. Er wolle heute ein paar Filme schauen und sich auch noch mal hinlegen. Ich war natürlich total enttäuscht, aber was soll ich da machen?
Gut, dass Hiker dabei ist und zum Glück erklärte er sich dazu bereit, zu fahren. Er war lange keinen Schaltwagen gefahren, aber Erfahrung mit dem Linksfahren hatte er bereits aus früheren Reisen und deswegen keine Angst unser Auto zu nehmen.
So machten wir uns also auf dem Weg. Die Landschaft ist lieblich, sagt man das so? Grüne Hügel, schmale Straßen und kleine Ortschaften sind zu sehen. Immer wieder waren Schafe nah an oder sogar auf der Straße. Gerade die Lämmer waren unberechenbar, die alten dagegen manchmal stur, wenn es hieß, dem großen lauten und stinkenden Metallkasten, den die Menschen Auto nennen, Platz zu machen.
Das Wetter ist prima, wir haben Zeit und genießen die Fahrt. Ich habe Spaß daran die Straßenschilder zu lesen, die die Ortschaften auch auf Gälisch ankündigten.
Je näher wir also dem Neist Point kamen, desto schmaler wurde die Straße und umso mehr Fußgänger waren an der Straße unterwegs. Und schon bald war eine sehr lange Schlange an Fahrzeugen am Straßenrand geparkt. Jetzt kann es nicht mehr weit sein und als Hiker eine Lücke erspähte, wollte er auch schon das Auto dort abstellen. Wer weiß, ob weiter vorne noch Platz ist? Da man das aber nicht weiß, schlug ich vor, doch einmal nachzuschauen. Ich wollte doch tatsächlich mal faul sein und nicht so viel laufen, wenn es denn möglich ist. Und als wir am Ende der Straße ankamen, wurde doch tatsächlich gerade eine Lücke frei! Das hat uns mal locker einen Kilometer Fußmarsch erspart, one-way natürlich.
Was ich überhaupt nicht recherchiert hatte, war der Weg zum Leuchtturm So war ich total überrascht, als ich plötzlich tief hinab blickte. Und selbst da war der Leuchtturm nicht wirklich zu sehen. Ojeh, wenn ich hier die Treppen hinunter gehe, muss ich sie nachher auch wieder rauf…
Was soll´s, also Abmarsch nach unten. Schön langsam und konzentriert. Ohne räzmliches Sehen sind fremde Treppen immer mehr ein Tasten als gehen. Unten konnte ich das Lighthouse schon sehen.
Aber um dorthin zu gelangen müsste ich noch einmal hoch hinaus. Und das Ganze natürlich auch wieder zurück. Nein, lieber nicht. Aber Hiker ging.
Ich freute mich am Blcik und der Luft. Das Wetter war besser als befürchtet und Skye zeigte auch heute nicht, woher die Insel ihren Namen hat: Insel des Nebels (An t-Eilean Sgitheanach). Die Sicht war hervorragend!
Nach einer Weile machte ich mich auf den Weg nach oben. Meine Blase drückte wie verrückt und ich hoffte, dass oben Toiletten wären. Das kleine Café (oder war es ein Kiosk?) war geschlossen, Toiletten waren nicht zu finden. Das war jetzt blöd. Ich machte mich auf die Suche, ob denn hier irgendwo eine geschützte Möglichkeit wäre, aber es waren einfach zu viele Leute unterwegs. Die einzige Möglichkeit, die ich fand, hatten auch andere bereits gefunden und es stand schon eine Pfütze dort – nein, danke.
Jetzt war es an mir, mal genervt zu sein, denn Hiker ließ sich natürlich Zeit. Ich dachte, ich müsste gleich platzen. Da kam er endlich die Treppe hinauf. Nur hatte ich wohl nicht vehement genug gesagt, wo der Schuh – äh, dass die Blase drückt. So machte er hier noch ein Foto, schaute dort noch mal… Da bekam der Begriff „das Wasser bis zum Hals stehen“ bei mir eine ganz neue Bedeutung.
Dann ging es aber endlich los. Wir wollten doch mal sehen, ob wir einen Blick auf Dunvegan Castle werfen könnten. Und dort hoffentlich eine Toilette finden…
Wir verfuhren uns leicht, aber letztlich fanden wir den riesigen Parkplatz. Das Schloss konnte man nicht sehen, sehr geschickt gemacht. Eintritt wollten wir aber nicht dafür zahlen, Zum Glück gab es hier am Parkplatz schon Toiletten und so führte uns der erste Weg natürlich dorthin. Anschließend trafen wir uns im Souvenirshop und stöberten eine Weile herum. Aber wir fanden kein schönes Mitbringsel. Hiker war auf der Suche nach Tassen für seine Mutter und seine Tante, aber hier gab es nichts nach seinen Vorstellungen. Ich finde ja die Highlandrinder toll, aber die, die hier „für zu Hause“ in allen möglichen Ausführungen angeboten wurden, gefielen mir gar nicht. Also gingen wir ohne Souvenir wieder.
Nächstes Ziel war der Coral Beach. Natürlich war es wieder eine sehr enge und hügelige Singletrack Road. Und an deren Ende der Parkplatz. Ojeh, hier ist alles voll! Wie schade! Aber dann haben wir noch eine Möglichkeit gefunden. Nicht im Weg und auch nicht in der Botanik. Yeah!
Los geht es und schnell stellten wir fest, dass hier hauptsächlich Gassigeher unterwegs sind. Hunde müssen immer angeleint sein und alle hielten sich daran. Aber da ja nirgendwo steht, wie lang die Leinen sein dürfen, waren die sehr großzügig bemessen. Super für die Hunde, die mir immer leidtun, wenn sie an der kurzen Leine gehen müssen, aber diese mehrere Meter langen Dinger schützen wohl kaum die Schafe und ihre Lämmer vor spielfreudigen oder zumindest neugierigen Wuffis. Ich gehe mal davon aus, dass Herrchen und Frauchen schnell genug reagieren, wenn es mal eng wird.
Die Schafe sind auch hier am Wegesrand, sehr lustig. Ich finde das klasse, dass die so frei herumlaufen können. Der Preis dafür ist, dass sie mit einer Farbe besprüht werden, damit man nachher weiß, wessen Schafe sich hier herumtreiben. Ich glaube jedenfalls, dass das die grellen Markierungen bedeuten sollen.
Der Weg ist zunächst gut ausgebaut und dann wird er aber auch mal "natürlicher“, also ein Trampelpfad. Und es geht schon wieder bergauf und –ab. Irgendwie hatte ich mit so etwas wie einem Strandspaziergang gerechnet, aber das Höhenprofil hätte mich natürlich ahnen lassen können, dass es hier nicht komplett flach ist.
Auch hier ist wieder altes Gemäuer zu sehen, allerdings bin ich nicht informiert, was das hier ist bzw. war. Aber genau solche Gemäuer und Ruinen machen für mich das typische Landschaftsbild Schottlands aus. Für Grundstücksbegrenzungen werden tatsächlich die Steine von zerfallenen Gebäuden verwendet, Baustoff-Recycling auf schottisch.
Dann aber endlich Wasser. Ist das schon der Coral Beach? So hatte ich mir den aber nicht vorgestellt, auch wenn ich die streifenförmige Farbgebung des „Strandes“ faszinierend finde.
Nee, Komoot zeigt noch Wegstrecke an, noch ein Hügel
Aber dann sind wir da, klein aber fein, der Coral Beach. Wobei fein übertrieben ist, was den Sand betrifft- Der ist nämlich sehr grob und ebenfalls sehr interessant.
Der Strand hat den Namen erhalten, weil man dachte, dass diese verästelteten „Steine“ Korallen seien. Sind es aber nicht, sondern getrocknete Algenstücke.
Hiker gibt seinem Bewegungsdrang nach und steigt auf den nahegelegenen Hügel.
Ich dagegen finde ein mehr als großzügiges Stück Strand, um man so richtig „Strandurlaub“ zu machen. Hier werden nicht morgens um 6 schon die Handtücher zur Platzreservierung ausgebreitet. Das ist der Vorteil des langen Fußweges hierher, immerhin fast 2km eine Strecke. Naja, ohne Jacke wäre es mir auch zu frisch hier und es wäre eher Wolldecke statt Handtuch angezeigt.
Nach einer Weile machten wir uns auf den Rückweg. Ich muss zugeben, ich war ziemlich erledigt.
Wir fuhren zurück und da konnte ich schnell doch noch ein Foto von Dunvegan Castle machen – aus dem fahrenden Auto heraus. Anhalten war leider nicht wirklich möglich.
Abends/nachts war dann wieder Sonnenuntergang-Gucken angesagt