2. Tag – Dienstag, 20.05. - 1. Teil
Peter möchte nochmal nach Le Havre, dort waren wir im Herbst und es hat uns beiden gut gefallen, ich hätte mir dennoch lieber etwas Neues angeschaut, aber dies ist ja keiner meiner Solo-Trips, also starten wir gegen 8 Uhr in Richtung Pont-de-Normandie.
Für die Maut haben wir natürlich wieder unseren Badge / Mautbox von Fulli dabei und schon gestern froh festgestellt, dass er nach der 6-monatigen Pause noch funktioniert. Auf dem Streckenabschnitt zwischen der Pont-de-Normandie und der Ausfahrt nach Dives-sur-Mer (und auch noch weiter bis hinter Caen) ist eine der neuen flux libre (free flow) Strecken eingerichtet. Dort gibt es keine Mautstation mehr, an der man bezahlen kann bzw. mit Badge kurz stoppen muss, damit sich die Schranke öffnet. Man fährt nur unter in der Höhe angebrachten Scannern durch, hat man einen Badge piepst dieser und die Maut wird automatisch abgerechnet. Hat man keinen Badge muss man die Maut innerhalb von 72 h nach Durchfahrt über die Homepage der Betreibergesellschaft entrichten.
Heute kommen wir aus einer anderen Richtung nach Le Havre als letztes Jahr und müssen ab der Autobahnabfahrt durch die Vorstadtbezirke, um das Zentrum zu erreichen. Im zähflüssigen Berufsverkehr zieht es sich ein bisschen bis wir unser vorab ausgesuchtes Parkhaus an den „Docks“, ehemalige Hafenanlagen, die zu einem Einkaufs- und Freizeitzentrum umgebaut wurden, gegen 9 Uhr erreichen.
Von hier gehen wir in Richtung Innenstadt, zunächst vorbei an einem Yachthafen,
dann entlang einer breiten Straße in deren Mitte die Straßenbahn fährt. Es gibt einige hübsche Gebäude, unter anderem das Gericht.
Wir kommen am „Narrow House“ vorbei. Das ist ein Kunstwerk des österreichischen Künstlers Erwin Wurm von 2022, der sein Elternhaus in dieser gequetschten Form darstellt, um auf die Engstirnigkeit der österreichischen Gesellschaft der Nachkriegszeit hinzuweisen. Sehr schade, das Haus kann eigentlich auch von innen besichtigt werden, es ist vollständig eingerichtet samt Bildern an den Wänden, aber leider ist es gerade geschlossen und auch nicht ersichtlich ob und wann es heute öffnet.
Bald erreichen wir den uns bekannten Teil der Stadt mit den von Auguste Perret gestalteten Gebäuden wie dem Rathaus (auch in diesem Urlaub habe ich wieder Pech, die Aussichtsplattform, auf die ich so gerne gegangen wäre, ist nur im Juli und August geöffnet)
und natürlich dem Vulkan von Oscar Niemeyer. Dieser kommt bei Sonnenschein und dem blauen Himmel als Kontrast viel besser zur Geltung als beim trüben Wetter letzten Herbst.
In der Buchhandlung „La Galerne“, die wir auch schon vom letzten Jahr kennen, machen wir eine Kaffee- und Toilettenpause und stöbern ein bisschen. Ich entdecke einen Tisch mit Büchern, die alle in Le Havre oder Umgebung spielen. Ich suche mir einen Roman aus, der einen einigermaßen einfachen Schreibstil zu haben scheint, so dass ich ihn auf Französisch verstehen kann. Leider denke ich erst später daran, den Tisch abzufotografieren, dann hätte ich online nach deutschen oder englischen Übersetzungen der Bücher suchen können.
Nun geht es zur Kirche St. Joseph, den Innenraum möchte ich heute bei Sonnenschein nochmal anschauen – und das lohnt sich, nun kommt das verwendete bunte Fensterglas, das man im Herbst kaum sah, richtig gut zur Geltung, die Sonne malt bunte Flecken auf Boden und Sitze der Kirche (konnte man leider fotografisch nicht gut festhalten).
Von hier gehen wir zum Hafen
und in einem großen Bogen, vorbei an einem Kreuzfahrtschiff und der bunten Containerskulptur zurück in die Innenstadt, denn leider fliegt die Zeit gerade so, ich wäre noch so gerne länger am Strand zur „Stuhl“ Skulptur und darüber hinaus gegangen, es ist aber bereits Mittagszeit und für den Nachmittag habe ich ein weiteres Ziel geplant.
Zum Mittagessen gehen wir ins gleiche Lokal wie im Herbst, das „Le Grand Quai“, heute können wir im Freien sitzen. Jetzt um kurz nach 12 Uhr bekommen wir ohne Reservierung einen Platz, dann füllt es sich rasch und um viertel vor eins sind alle Plätze im Freien belegt, erstaunlich (das werden wir in allen Restaurants in denen wir im Urlaub mittags gegessen haben, feststellen. Die Franzosen gehen wohl noch wesentlich häufiger in Restaurants als die Deutschen).
Wir nehmen beide das zweigängige Menu, ich mit Vorspeise und Hauptspeise, Peter mit Hauptspeise und Nachtisch, dazu eine Karaffe mit Wasser (EUR 43,00). Die Hauptspeisen (eine Poke Bowl für mich, ein Burger mit Pommes für Peter) sind gut, wirklich herausragend aber Vor- und Nachspeise. Wellhornschnecken (bulot auf Französisch) habe ich noch nie gegessen, sie haben ein recht festes Fleisch, lassen sich gut aus der Schale lösen und schmecken intensiv nach Meer. Der Cheesecake, den es zum Nachtisch gibt und den wir uns teilen, ist herrlich, da kann der (gehypte?) Cheesecake von Sevilla nicht mithalten, genau an der Grenze zwischen fest und flüssig und mit einem dünnen, aber knusprigen Boden aus Kekskrümeln.
Nach dem Essen gehen wir
zurück zum Parkhaus (EUR 4,40), aus dem wir um 14 Uhr ausfahren und dann ein letztes Mal in diesem Urlaub die Pont de Normandie überqueren. An der Ausfahrt Deauville/Trouville verlassen wir die Autobahn, fahren noch ein ganzes Stück die Landstraße nach Trouville, durch den Ort und dann durch das von Trouville nur durch einen Fluss getrennte Deauville. Am Ortsrand gibt es noch viele freie Parkplätze entlang der Straße, aber auch auf Parkplätzen (kostenlos).